Sich selbst ausdrücken

Vor ein paar Tagen hatte ich mal wieder eine Erkenntnis über mich selbst: Alle meine Ängste und Hemmungen haben damit zu tun, dass es mir schwer fällt, mich selbst auszudrücken. Damit meine nicht (nur), dass ich nicht über mich reden kann. Vielmehr betrifft das einen Großteil aller (nicht nur verbalen) Handlungen, die ich in Gegenwart anderer Menschen ausführe. Alles, was auf mich aufmerksam machen könnte, ist mir in gewisser Weise peinlich und ich neige dazu, es möglichst zu unterlassen oder verbergen zu wollen.

Zwar haben sich diese Ängste im Verlauf der letzten zehn, fünfzehn Jahre verringert. Aber sie nehmen leider immer noch einen großen Platz in meinem Leben ein. Sie führen nicht nur dazu, dass ich mich scheue, neue Dinge auszuprobieren, sondern auch dazu, dass ich mir meiner Handlungen, meines Körpers, ja meines ganzen „Da-Seins“ manchmal so sehr bewusst bin, dass ich kaum noch auf meine Umgebung achten kann. Ich bin dann so sehr damit beschäftigt, darüber nachzudenken, wie ich z.B. momentan gehen oder meinen Körper halten soll, dass ich nicht nur meine Umwelt aus dem Fokus verliere, sondern auch – paradoxerweise – gar nicht mehr wirklich auf mich selbst achte. Damit meine ich, dass ich mich dann nicht so verhalte, wie ich eigentlich will und wie ich mich wohlfühle, sondern nur noch in einer Weise, durch die ich hoffentlich möglichst wenig auffalle. Daraus entsteht aber ein Teufelskreis, weil ich mich genau dadurch noch unwohler fühle.

Meine bisherigen Ausflüge ins Schauspiel und die Welt des Theaters waren ein perfektes Heilmittel für diese Ängste. Denn beim Schauspiel geht es ja genau darum, sich selbst wahrzunehmen und anderen zu präsentieren. Die Hemmungen dabei sind für mich anfangs immer groß, verschwinden aber jedesmal allmählich und der Spaß und Gewinn am Ende sind dafür umso größer. Auch diverse Entspannungsübungen helfen mir, erstens zur Ruhe zu kommen und zweitens meinen Körper bewusster wahrzunehmen und ihn positiver zu sehen. Natürlich hilft auch Sport, wobei ich dabei wieder das Problem der Überwindung habe; schließlich begebe ich mich dabei in neue Situationen und es handelt sich auch noch um eine Tätigkeit, bei der der Körper nun mal im Mittelpunkt steht (und ich jedesmal das Gefühl habe, etwas falsch zu machen und von allen angestarrt zu werden). Immerhin schaffe ich es seit ein paar Jahren, ab und zu schwimmen zu gehen (wobei das immer noch alles andere als leicht für mich ist). Und sollte ich mal wieder richtig Geld verdienen, würde ich unter anderem einen Yogakurs besuchen und mich einer Improtheatergruppe anschließen. Das würde mir helfen, mich weiter mit meinem Körper und meiner Persönlichkeit auseinander zu setzen und zu mehr innerer Ruhe zu finden.

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