Meine Oscar-Tipps 2019

Update vom 25.02.:

So, die Oscarverleihung ist vorbei, ich bin wieder wach und will hier kurz Fazit ziehen. Dieses Jahr habe ich mal wieder in 16 von 24 Oscar-Kategorien richtig getippt. Seit 2013 (seitdem schreibe ich mir meine „Trefferquote“ auf) habe ich damit insgesamt fünf Mal zwei Drittel der Oscarpreisträger korrekt vorhergesagt. Mittlerweile sind diese „16 von 24“ auch immer mein erklärtes Ziel, das ich dieses Mal zumindest nicht unterschritten habe. (Zweimal war ich in den letzten sechs Jahren aber sogar deutlich besser: 2014 hatte ich 21 Richtige, 2018 20).
Auf meine Tipps hatte ich mich ja ein paar Tage vor den Oscars endgültig festgelegt. Ich war zu stur, daran noch einmal etwas zu ändern, obwohl mir mein Bauchgefühl insbesondere in der Kategorie „Visuelle Effekte“ gesagt hat, dass ich mit „Infinity War“ falsch liege. Denn auch dieses Jahr hat mal wieder der Film mit den „unscheinbarsten“ Effekten unter den fünf Nominierten gewonnen, „Aufbruch zum Mond“. Genau das hatte ich vorher vermutet, aber meinen Tipp nicht mehr geändert. Selbst schuld.
Die Oscarshow an sich war gut, bot aber keine größeren Höhepunkte. Die größte Überraschung war Olivia Colmans Auszeichnung als beste Schauspielerin, wobei auch das nicht ganz aus heiterem Himmel kam und vollkommen verdient ist. Glenn Close tut mir trotzdem ein bisschen leid. Einen Moderator habe ich während der Show über weiter Strecken einerseits nicht vermisst, andererseits hätte ein erfahrener Host etwas Spontanität in die doch sehr zackig und streng nach Plan ablaufende Show bringen können. Für nächstes Jahr wünsche ich mir jedenfalls wieder entweder einen traditionellen Eröffnungsmonolog oder eine große Musicalnummer zu Beginn der Show. Und ich werde mich anstrengen, 2020 mindestens 17 Richtige zu tippen! 🙂


In der Nacht von Sonntag auf Montag findet in Hollywood die 91. Oscar-Verleihung statt. Was hat es schon im Vorfeld für ein Drama gegeben in diesem Jahr! Der recht spät gefundene Moderator (Kevin Hart) hat wieder abgesagt, jemand anderes wollte den Job anscheinend nicht machen. Also geht die Show zum ersten Mal seit 30 Jahren ohne durch den Abend führenden Host über die Bühne. Weil aber die Zuschauerzahlen in den letzten Jahren gesunken sind, wurden noch einige andere Änderungen vorgenommen. Da wäre zum Beispiel die strikte Begrenzung der Länge der Show – drei Stunden (inklusive Werbepausen) sollen es in diesem Jahr sein, auf keinen Fall mehr. Ich persönlich hätte ja gar nichts gegen eine auch deutlich längere Oscar-Show, schließlich bleibe ich dafür ja sowieso extra die ganze Nacht wach. Außerdem kommt es weniger auf die Länge an als auf den Inhalt. Lassen wir uns also überraschen, ob die Zeremonie eine willkürliche Aneinanderreihung von mehr oder weniger gelungenen Gags und Reden wird oder ob es doch so etwas wie einen roten Faden und ein paar einfallsreiche, lustige Momente geben wird.

Die Produzenten der Show versuchen jedenfalls, die Show zu straffen und hatten dazu zunächst die Performance von drei der fünf als „bester Song“ nominierten Liedern aus dem Programm geschmissen. Nach dem medienwirksamen Protest von Lady Gaga (die einen der beiden verbliebenen Songs hätte singen dürfen), sind jetzt wieder alle fünf Lieder Teil der Show, allerdings wohl nur als jeweils 90-sekündige Kurzversionen.
Auch die kurzzeitig geplante Verbannung der Verleihung von Oscars in vier bestimmten Kategorien (u.a. Kamera und Schnitt) aus der Live-Übertragung wurde nach lautstarkem Protest vieler prominenter Filmschaffender wieder rückgängig gemacht. Die Oscar-Show wird damit wahrscheinlich doch wieder länger als drei Stunden dauern (natürlich inklusive der zahlreichen Werbepausen). Wie gesagt setze ich meine Erwartungen an die Show eher niedrig an, aber ich lasse mich gerne positiv überraschen und hoffe insgeheim, dass das (ziemlich haltlose) Gerücht stimmt , welches gestern die Runde machte – nämlich dass Whoopi Goldberg die große Geheimwaffe der Show-Produzenten ist und tatsächlich wieder einmal die Show moderieren wird! (Ich glaube es allerdings nicht.)

Hier nun meine Tipps in allen 24 Kategorien:

Bester Film
Wahnsinnig schwierig in diesem Jahr. Ich gehe mal nach dem Ausschlussverfahren vor. Danach würde ich als erstes „Vice“ rauswerfen. Bleiben noch sieben Filme übrig. „BlacKkKlansman“ kann ich mir auch nicht als Gewinner vorstellen, also weg damit. Noch sechs Filme. „Roma“ ist ein interessanter Fall, weil der Film natürlich einerseits als Favorit gilt, andererseits aber auch als „bester fremdsprachiger Film“ nominiert ist. Das könnte dazu fühen, dass viele Mitglieder der Academy dort dafür stimmen, aber beim „besten Film“ „Roma“ weiter unten auf ihre Liste setzen (die Abstimmung erfolgt in dieser Kategorie, indem die acht Filme in eine Reihenfolge gebracht werden müssen). Auch die Tatsache, dass es sich um eine Netflix-Produktion handelt, könnte den Film viele Stimmen kosten. All das wiederum könnte einigen anderen Filmen helfen. Allerdings kann ich mit nicht vorstellen, dass „A Star Is Born“ hier gewinnt, schmeißen wir den also auch mal raus. Bleiben (mit „Roma“) noch fünf Filme.

Sich ein bisschen in das genaue Abstimmungsverfahren einzulesen, ist zwar interessant, sorgt am Ende vor allem für einen rauchenden Kopf. Wenn ich zum Beispiel davon ausgehe, dass „Vice“ von den wenigsten Abstimmungsberechtigten auf Platz eins gewählt wird, muss ich mir ja im nächsten Schritt vorstellen, welchen Film die Mehrheit dieser Minderheit auf den zweiten Platz gewählt hat. Damit geht das große Mutmaßen endgültig los, aber interessant ist es wie gesagt allemal.
Ich wollte hier eigentlich auf „Roma“ setzen. Doch da der Film aus den oben erwähnten Gründen nicht nur Fans, sondern auch Gegner in der Academy hat, entscheide ich mich nun für „Green Book“. Dieser Film könnte meiner Meinung nach am ehesten davon profitieren, dass „Roma“ die Academy spaltet

Bester Hauptdarsteller
Rami Malek hat für seinen Freddie Mercury in „Bohemian Rhapsody“ den Golden Globe, BAFTA und SAG-Award gewonnen. Vor ein paar Monaten hätten es wohl die wenigsten gedacht, aber nun sieht es so aus, als sei er auf dem besten Weg zum Oscar. Christian Bale und Willem Dafoe sind wohl nur Außenseiter. Bradley Cooper dürfte mit „A Star Is Born“ in der Academy mehr Fans haben und gerade „Green Book“ sollte man nicht unterschätzen. Und obwohl es sowohl um „Bohemian Rhapsody“ als auch um „Green Book“ ein paar Kontroversen gab, dürften diese kaum auf die Schauspieler abfärben. Also… Malek oder Mortensen? Ich tippe auf Rami Malek, auch wenn ich seine Leistung gar nicht soooo toll fand und den Oscar lieber bei Viggo „Aragorn“ Mortensen sehen würde.

(Übrigens bin ich überrascht, dass „Der Spitzenkandidat“ vollkommen übergangen worden ist. Hugh Jackman liefert darin eine phänomenale Leistung ab und auch die Kameraarbeit fand ich beeindruckend.)

Beste Hauptdarstellerin
Hier sieht es ausnahmsweise mal ganz einfach aus in diesem Jahr. Glenn Close ist 71 Jahre alt und zum siebten Mal nominiert, hat aber noch nie einen Oscar gewonnen! Da wird es ganz einfach Zeit. Ihre Leistung in „The Wife“ („Die Frau des Nobelpreisträgers„) ist großartig, sie hat bei den Golden Globes eine tolle Dankesrede gehalten – da sollte eigentlich nichts mehr zwischen sie und ihren ersten Oscar kommen, oder? Olivia Colman hat zwar bei den BAFTAs gewonnen, dort aber auch einen Heimvorteil gehabt. Ihre Leistung in „The Favourite“ würde ich hier lieber ausgezeichnet sehen als die von Glenn Close in „The Wife“. Aber ich tippe trotzdem auf Glenn Close. Beim siebten Mal muss es einfach klappen.

Bester Nebendarsteller
Auch hier scheint der Gewinner bereits ausgemacht zu sein. Richard E. Grant freut sich mit 61 Jahren über seine erste Oscarnomominierung so sehr, dass man ihn gerne auch auf der Bühne die Trophäe in Empfang nehmen sehen würde. Als großer „Star Wars“-Fan würde ich mich auch wahnsinnig für Adam Driver freuen. Aber Mahershala Ali hat für seine Rolle in „Green Book“ bereits alle anderen wichtigen Filmpreise abgeräumt und wird wohl auch bei den Oscars nicht mit leeren Händen sitzen bleiben müssen, obwohl er erst vor zwei Jahren für „Moonlight“ gewonnen hat. Fast hätte ich auch diesen Tipp noch einmal geändert und doch auf Grant gesetzt. Schließlich dürften viele Stimmen an ihn gehen, weil Ali eben erst vor kurzem gewonnen hat. Und wer weiß, vielleicht reicht es für Grant wirklich und ich liege falsch. Das würde gleich zu Beginn der Oscar-Show für eine Überraschung sorgen. Aber ich traue mich nicht, diesen doch etwas riskanten Tipp abzugeben. Also bleibe ich bei Mahershala Ali.

Beste Nebendarstellerin
Hier wird es wieder schwieriger. Amy Adams ist für ihre Rolle in „Vice“ zum sechsten Mal nominiert und hat noch nie gewonnen. Regina King gilt mit „If Beale Street Could Talk“ als Favoritin, aber auch Rachel Weisz („The Favourite“) hat viele Fans. Ich tippe mal auf Regina King, unter anderem auch deswegen, weil das vielleicht die einzige realistische Chance für den Film auf eine Oscarauszeichnung sein wird. In die Kategorie „bester Film“ scheint es die Literaturverfilmung ja nur ganz knapp nicht geschafft zu haben.

Beste Regie
Ich denke mal, dass sich die Academy hier auf Alfonso Cuarón einigen wird.

Bester Animationsfilm
Wenn ein Pixar-Film in dieser Kategorie nominiert war, dann hat er bisher auch immer gewonnen, oder? Nun, ich tippe dieses Jahr dennoch nicht auf Pixars „Die Unglaublichen 2“. Denn wenn das, was die Macher von „Spider-Man: Into The Spider-Verse“ abgeliefert haben, nicht oscarwürdig ist, was denn bitteschön dann? Der Film ist einer der besten Superheldenfilme seit Jahren und hat endlich mal einen neuen, kreativen Weg gezeigt, wie man Comics auch wirklich als solche auf die Leinwand bringt.

Bester fremdsprachiger Film: Hier dürfte Roma gewinnen, der deutsche Beitrag „Werk ohne Autor“ hat keine realistische Chance.

Meine Tipps in den übrigen Kategorien:

Bestes adaptiertes Drehbuch:  Charlie Wachtel, David Rabinowitz, Kevin Willmott und Spike Lee für „BlacKkKlansman“
Bestes Originaldrehbuch: „The Favourite“ (Deborah Davis und Tony McNamara)
Beste Ausstattung: „The Favourite“ (Fiona Crombie und Alice Felton)
Beste Kamera (Cinematography): Alfonso Cuarón für „Roma“
Bester Ton (Sound Mixing): „Bohemian Rhapsody“ (Paul Massey, Tim Cavagin und John Casali)
Bester Tonschnitt (Sound Editing): „Bohemian Rhapsody“ (John Warhurst und Nina Hartstone)
Beste Musik: „If Beale Street Could Talk“ (Nicholas Britell)
Bestes Lied: „Shallow“ aus „A Star Is Born“ (geschrieben von Lady Gaga, Mark Ronson, Anthony Rossomando und Andrew Wyatt)
Beste Kostüme: Sandy Powell für „The Favourite“
Beste Dokumentation: Elizabeth Chai Vasarhelyi, Jimmy Chin, Evan Hayes und Shannon Dill für „Free Solo“
Beste Kurzdokumentation: „Black Sheep“
(Ed Perkins and Jonathan Chinn)

Bester Schnitt: Hank Corwin für „Vice“
Beste Maske (Makeup & Hairstyling): „Vice“ (Greg Cannom, Kate Biscoe und Patricia Dehaney)
Bester animierter Kurzfilm: Hier tippe ich auf Pixars „Bao“ (von Domee Shi und Becky Neiman-Cobb), der vor „Die Unglaublichen 2“ im Kino gezeigt wurde.
Bester Kurzfilm: Skin von Guy Nattiv und Jaime Ray Newman. Es könnte aber auch „Marguerite“ gewinnen. Wie immer habe ich in den Kurzfilmkategorien wenig Ahnung, die meisten Filme noch nicht gesehen und mich nur ein wenig in die Expertenmeinungen eingelesen. (Eventuell werde ich aber am Sonntag noch alle fünf nominierten Live Action-Kurzfilme im Kino anschauen.)
Beste visuelle Effekte: Dan DeLeeuw, Kelly Port, Russell Earl und Dan Sudick für „Avengers: Infinity War“

Meine Oscar-Tipps 2017

27.02.17 – Ganz unten findet ihr nun ein kurzes Update!

Heute Nacht geht die alljährliche Filmpreissaison mit der Oscarverleihung zu Ende. Höchstwahrscheinlich werde ich wieder wach bleiben und die Show live anschauen. Ebenso ist es bei mir schon lange eine Tradition, vorher die Gewinner zu tippen (hier die Links zu den entsprechenden Blogposts der letzten Jahre: 2016, 2015, 2014, 2013). In den letzten vier Jahren habe ich stets in 16 von 24 Kategorien richtig getippt, mit einer Ausnahme. 2014 hatte ich nämlich tatsächlich 21 Richtige, was aber wohl ein glücklicher Zufall war.
Mein Ziel ist es, dieses Mal die 16 Richtigen zu verbessern, also auf mindestens 17 Richtige zu kommen. Das dürfte aber nicht leicht werden. Zwar ist „La La Land“ 14 mal nominiert und damit der große Favorit. Dass das Musical den Oscar für den „Besten Film“ gewinnen wird, bezweifelt wohl niemand ernsthaft, aber es stellt sich die Frage, in wie vielen anderen Kategorien der Film gewinnen wird. Wie sieht es etwa bei der Ausstattung, beim Schnitt oder beim Drehbuch aus? Soll man auch hier auf „La La Land“ setzen oder anderen Filmen eine Chance geben?
Hier also meine Oscar-Tipps:

Bester Film
Wie erwähnt führt hier kein Weg an „La La Land“ vorbei (nominiert sind die Produzenten Fred Berger, Jordan Horowitz und Marc Platt). Keiner der acht anderen nominierten Filme hat eine ernsthafte Chance.

Bester Hauptdarsteller
Auch hier ist „La La Land“ vertreten, aber ausnahmsweise nur als Außenseiter. Jedenfalls rechnet fast niemand damit, dass Ryan Gosling eine Trophäe mit nach Hause nehmen darf. Das Rennen wird zwischen Casey Affleck („Manchester By The Sea“) und Denzel Washington („Fences“) entschieden werden. Anfangs schien es eine deutliche Tendez zu Affleck zu geben; zudem hat Washington ja bereits zwei Oscars. In den letzten Wochen und besonders seit seinem Gewinn bei den SAG-Awards, der Preisverleihung der US-Schauspielergilde, hat sich Denzel Washington jedoch zum Favoriten gemausert. Ich setze also mal auf ihn.

Beste Hauptdarstellerin
Hier tippe ich ganz klar auf die Favoritin, „Emma Stone“ („La La Land“). Zwar ist auch Natalie Portmans Leistung in „Jackie“ beeindruckend, aber sie hat im Gegensatz zu Emma Stone bereits einen Oscar. Und während Meryl Streep sich mit ihrer Anti-Trump-Rede bei den Golden Globes zwar kurzzeitig wieder ins Spiel gebracht hat, dürfte der Lohn dafür allein die Nominierung gewesen sein. Und Streep hat immerhin schon drei Oscars!

Bester Nebendarsteller
Ich muss zugeben, dass ich noch keinen der hier nominierten Filme gesehen habe (in letzter Zeit habe ich es leider nicht oft ins Kino geschafft). Aber ich tippe auf Mahershala Ali („Moonlight“).

Beste Nebendarstellerin
Mit Viola Davis („Fences“) gibt es hier eine klare und verdiente Favoritin, die auch bereits alle anderen wichtigen Preise (Golden Globe, BAFTA, Screen Actors Guild Award) für ihre Rolle gewonnen hat.

Beste Regie
Ich bin mir nicht sicher, ob er es für diesen Film verdient hat und würde mich freuen, wenn endlich mal Denis Villeneuve („Arrival“) einen Oscar bekommt, aber es führt wohl auch hier kein Weg an „La La Land“ vorbei. Ich tippe also auf Damien Chazelle.

Bester Animationsfilm
Pixar ist hier ausnahmsweise dieses Jahr nicht nominiert, denn „Finding Dory“ ist unbeachtet geblieben. Dafür sind die Disney Animation Studios mit „Moana“ (im Deutschen „Vaiana“) und „Zootopia“ (im Deutschen „Zoomania“) gleich zweimal zum Zug gekommen. Ich tippe auf letzteren.

Bester fremdsprachiger Film: „The Salesman“ – Wenn es so ausgeht, wie ich befürchte, dann hat Donald Trump den Deutschen hier einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Toni Erdmann“ galt lange als unschlagbarer Favorit und ist einer meiner Lieblingsfilme des letzten Jahres ist (hier meine Kritik). Doch Trumps Einreisestopp hätte dem Iraner Ashgar Farhadi, Regisseur von „The Salesman“, die Einreise in die USA verboten. Momentan dürfte Farhadi zwar wieder einreisen, will der Verleihung aber aus Protest fernbleiben. Es wird erwartet, dass sich zahlreichende Academymitglieder mit ihm solidarisiert und für ihn gestimmt haben.

Meine Tipps in den übrigen Kategorien:

Bestes adaptiertes Drehbuch:  Barry Jenkins und Tarell Alvin McCraney für „Moonlight“
Bestes Originaldrehbuch: „Manchester By The Sea“ von Kenneth Lonergan
Beste Ausstattung (Production Design): „La La Land“ (David Wasco und Sandy Reynolds-Wasco) – Es könnte auch „Fantastic Beasts“ werden, das bei den BAFTAs gewonnen hat. Aber dort hatte der Film quasi einen Heimvorteil und außerdem will ich jetzt mal zu meinen Tipps stehen und nicht in letzter Minute noch alles ändern. 😉
Beste Kamera (Cinematography): Linus Sandgren für „La La Land“
Bester Ton (Sound Mixing): „La La Land“ (Andy Nelson, Ai-Ling Lee und Steve A. Morrow)

Bester Tonschnitt (Sound Editing): Schwierig.La La Land“ ist hier nominiert. „Hacksaw Ridge“ ist ein Kriegsfilm, und die kommen in dieser Kategorie oft zum Zug. „Arrival“ hat den „BAFTA“ für „Best Sound“ gewonnen. Ich schwanke zwischen den beiden letztgenannten. Momentan tippe ich noch auf „Hacksaw Ridge“ (Robert Mackenzie and Andy Wright), aber es würde mich nicht wundern, wenn „Arrival“ sogar in beiden Tonkategorien gewinnen würde. Vielleicht ändere ich meinen Tipp also vor Beginn der Verleihung nochmal…
Beste Musik: Justin Hurwitz für „La La Land“
Bestes Lied: „City of Stars“ aus „La La Land“ (geschrieben von Justin Hurwitz, Benj Pasek und Justin Paul)
Beste Kostüme: Ich setze hier auf „Jackie“ (Madeline Fontaine). Es könnte zwar natürlich auch „La La Land“ werden, aber man möchte ja etwas Abwechslung und eine faire Verteilung der Preise bekommen. 🙂
Beste Dokumentation: Ezra Edelman und Caroline Waterlow für „O.J.: Made in America“
Beste Kurzdokumentation: „Joe’s Violin“
(Kahane Cooperman und Raphaela Neihausen)

Bester Schnitt: „Arrival“ hätte den Preis verdient, „La La Land“ könnte ihn kriegen, weil der Film halt momentan der große Liebling in Hollywood ist. Aber ich tippe auf „Hacksaw Ridge“ (John Gilbert), weil der den BAFTA bekommen hat.
Beste Maske (Makeup & Hairstyling): „Star Trek Beyond“ (Joel Harlow und Richard Alonzo)
Bester animierter Kurzfilm: Hier ist Pixar mit dem fotorealistischen „Piper“ (Regie: Alan Barillaro und Marc Sondheimer) nominiert, der als Vorfilm von „Finding Dory“ im Kino lief. Also setze ich auf den. 🙂
Bester Kurzfilm: Wie auch bei den Kurzdokumentationen kenne ich hier dieses Jahr keinen der Filme. Ich halte mich also mal an die Meinung vieler Experten und tippe auf „Ennemis intérierieurs“ von Sélim Azzazi. Es gibt aber auch Experten, die anderer Meinung sind. Glückssache also…
Beste visuelle Effekte: In diesem Jahr begehe ich hier nicht wieder den Fehler, auf „Star Wars“ zu setzen, obwohl ich es mir natürlich wünschen würde, dass „Rogue One“ gewinnt. Während dort mit Peter Cushing ein toter Schauspieler künstlich wieder zum Leben erweckt wurde, hat man bei „The Jungle Book“ fotorealistische Tiere erschaffen – und dafür wird es wohl einen Oscar geben.

Meiner Prognose zufolge würde „La La Land“ also acht Oscars bekommen und damit in fünf Kategorien Platz für andere Filme machen. Viele Experten trauen dem Film allerdings deutlich mehr zu und sagen elf oder zwölf Auszeichnungen für ihn vorher. Wer recht hat, werden wir heute Nacht (in Deutschland auf Pro Sieben) sehen…
Wie auch schon in den letzten Jahren werde ich diesem Blogpost nach der Oscarverleihung ein Update verpassen und meine Tipps mit den Ergebnissen vergleichen.


Update nach der Oscarverleihung:

Wow, was für ein Nervenkitzel war das denn am Schluss! Das gab es glaube ich noch nie – ein Gewinner (noch dazu für den besten Film) wird genannt, die Nominierten betreten die Bühne, erhalten ihre Oscars und bringen auch schon den Großteil ihrer Dankesreden hinter sich. Und dann stellt sich heraus, dass der falsche Umschlag geöffnet wurde und eigentlich ein anderer Film gewonnen hat!
Ich habe das im ersten Moment gar nicht richtig mitbekommen, weil ich während der Dankesreden der Produzenten von „La La Land“ schon geistig abgeschaltet und mich auf mein Bett gefreut hatte. Mein Ziel, mindestens 17 Gewinner richtig zu tippen, habe ich damit jedenfalls verfehlt. Mit dem „Moonlight“-Sieg sind es wieder „nur“ 16, wie schon in den letzten beiden Jahren. Ich habe also wieder immerhin zwei Drittel der Preisträger korrekt vorhergesagt.
Die Verteilung der Statuen war gerade in der ersten Hälfte der Zeremonie sehr ausgewogen. Tatsächlich gingen von den 24 Preisen die ersten zwölf an unterschiedliche Filme! Vertippt habe ich mich in den drei Kurzfilmkategorien, aber das ist ja auch größtenteils Glückssache. (Oder ich habe mich da dieses Mal zu wenig über die nominierten Filme informiert.) Auch in den beiden Tonkategorien lag ich falsch: „Hacksaw Ridge“ hat für Sound Mixing gewonnen, nicht für Sound Editing. Und wie ich oben schon geahnt habe, hat „Arrival“ tatsächlich doch einen der Sound-Oscars gewonnen. Sehr schön!
Auch beim Makeup/Hairstyling habe ich daneben getippt, ebenso wie bei den Kostümen, wo ich überrascht war, dass weder „Jackie“ noch „La La Land“ gewonnen haben. Stattdessen wurde die Kostümdesignerin Colleen Atwood – u.a. spezialisiert auf Fantasy-Filme und bei so gut wie allen Filmen von Tim Burton mit an Bord – für „Fantastic Beasts“ mit ihrem vierten Oscar geehrt. Beim besten Hauptdarsteller hatte ich lange auf Casey Affleck gesetzt und mich dann doch für Denzel Washington entschieden, weil viele Hollywood-Insider auf ihn gesetzt haben. Aber die Mehrzahl der Academymitglieder hat wohl lieber für Affleck gestimmt, statt Washington einen dritten Oscar zu geben (verdient haben sie beide einen). Tja, und dann ist da noch der beste Film. „Moonlight“ war ein Geheimtipp, aber ernsthaft mit dieser Auszeichnung gerechnet hat wohl kaum jemand. Ich freue mich aber sehr darüber, da der Film die dadurch entstehende Aufmerksamkeit besser gebrauchen kann als „La La Land“. Wie auch schon letztes Jahr gewinnt somit ein relativ unbekannter, aber wichtiger Film die begehrteste Auszeichnung des Abends, während die Mehrzahl der Oscars an einen anderen Film gehen. Eigentlich keine schlechte Lösung.
Noch kurz zur Oscar-Show: Jimmy Kimmel als Moderator hat mir gut gefallen, die Show an sich war okay. Das Herabregnen von Süßigkeiten war nett, aber einfallslos. Noch dazu war klar, dass davon nicht der ganze Saal betroffen war, sondern nur die fernsehwirksam platzierten Stars im vorderen Bereich. Viel schlimmer war aber die Aktion mit den ohne ihr Wissen hereingeführten Touristen, die meiner Meinung nach hier in einer Art vorgeführt worden sind, die absolut nicht in Ordnung ist. Die Show bot wie zu erwarten zahlreiche politische Statements gegen Donald Trump, gegen Ab- und Ausgrenzung und für mehr Zusammenhalt und Toleranz. Doch diese Aktion machte leider die Gräben deutlich, die in unserer Gesellschaft existieren. Oder wirkt es nur auf mich seltsam, wenn ein Tourist im Kapuzenpulli der mit Diamenten behängten Nicole Kidman die Hand küsst? Wenn ich allerdings noch einmal drüber nachdenke, ist das eigentlich eine recht interessante Szene, die auf gesellschaftliche Ungleichheit aufmerksam macht. Was mir eben nicht gefällt, ist die Art und Weise, in der die nichts ahnenden Leute in diese Situation geworfen worden sind. Denn dass Hollywood, die Oscars und die dort versammelten Multimillionäre Teil einer riesigen Kommerzmaschine sind, dürfte mich ja längst nicht mehr überraschen und mit dem Anschauen der Verleihung und der Filme trage ich zum Funktionieren dieser Maschine schließlich selbst bei.

Meine Oscar-Tipps 2016

Update vom 29.02. ganz unten!

Heute Nacht werden in Hollywood zum 88. Mal die Academy Awards verliehen, besser bekannt als Oscars. Bei mir ist es schon seit vielen Jahren zur Tradition geworden, dass ich mir die Nacht um die Ohren schlage, um die Preisverleihung live im Fernsehen anschauen zu können. Ebenso ist es mittlerweile eine Tradition, dass ich hier im Blog vorher meine persönlichen Tipps abgebe. Wer wird die begehrten Trophäen mit nach Hause nehmen dürfen? Gestützt auf eine umfassende Recherche wage ich hier meine Prognose. (Hier könnt ihr euch die Nominierungen anschauen.)

Bester Film
Acht Filme sind hier nominiert und keiner von ihnen ist ein glasklarer Favorit auf den Hauptpreis. Ein paar Tendenzen lassen sich aber natürlich dennoch erkennen. „Bridge of Spies“, „Brooklyn“ und „Room“ dürften ziemlich chancenlos sein. Ridley Scotts „The Martian“ war zwar bei Publikum und Kritikern ein Hit und dürfte auch in der Academy viele Fans haben, zum Oscar für den besten Film wird es aber vermutlich nicht reichen. Ähnlich verhält es sich bei „Mad Max: Fury Road“. Ich würde den Preis zwar am liebsten bei „Mad Max“ sehen, kann mir aber nicht vorstellen, dass die Academy hier einen Actionfilm auszeichnet.
„Spotlight“ wurde eine Weile als Favorit gehandelt, ebenso „The Big Short“. In den letzten Wochen sehen die meisten Experten jedoch „The Revenant“ vorne. Eigentlich wollte ich nicht auf „The Revenant“ tippen, weil „The Big Short“ sowohl bei den SAG-Awards als auch den Producers Guild Awards den Hauptpreis bekommen hat. Ich hatte hier ziemlich lange „The Big Short“ als Gewinner stehen, denn „The Revenant“ könnte ein Film sein, der die Academy aufgrund seiner Brutalität spaltet und so letztendlich nicht genug Stimmen sammeln kann, um auf Platz eins zu landen. Aber ich kam mir irgendwie blöd dabei vor, auf „The Big Short“ zu tippen. Also: „The Revenant“ (Arnon Milchan, Steve Golin, Alejandro G. Iñárritu, Mary Parent und Keith Redmon). (Wahrscheinlich gewinnt „Spotlight“ 😉 )
Gut möglich, dass ich diesen Blogpost vor der Oscar-Verleihung noch mal überarbeite und mich erneut umentscheide. Ich sollte einfach würfeln…

Bester Hauptdarsteller
Hier scheint das Rennen ziemlich klar zu sein: Alle Zeichen deuten darauf hin, dass Leonardo DiCaprio bei seiner sechsten Nominierung endlich ausgezeichnet werden wird. Auch Michael Fassbender hätte meiner Meinung nach endlich einen Oscar verdient (und seine Leistung in „Steve Jobs“ war auch preiswürdig), aber Leo ist hier der Favorit.

Beste Hauptdarstellerin
Auch hier sieht alles nach einem klaren Sieg aus. Genau wie DiCaprio wurde nämlich auch Brie Larson in dieser Preissaison bei den SAG-Awards, den Critics‘ Choice Awards und den BAFTAs ausgezeichnet. Für ihre Leistung in „Room“ hat sie Oscar auch vollkommen verdient. Cate Blanchett hat zudem schon zwei Oscars, Jennifer Lawrence hat auch schon einen und Charlotte Rampling hat sich leider mit ihrer missverständlichen Aussage zur #OscarsSoWhite-Debatte selbst aus dem Rennen geworfen.

Bester Nebendarsteller
Hier wird es wesentlich schwieriger als in den Hauptdarsteller-Kategorien. Mark Rylance wurde bei den BAFTAs ausgezeichnet, Sylvester Stallone bei den Critics‘ Choice Awards. Bei den SAG-Awards wiederum gewann der hier gar nicht nominierte Idris Elba für „Beasts of No Nation“. Wenn es nach mir ginge, würde der Oscar an Mark Ruffalo gehen, weil der in „Spotlight“ fantastisch war und eine Auszeichnung für ihn längst überfällig ist. Aber auch Mark Rylance hat mir in „Bridge of Spies“ sehr gut gefallen. Ich tippe dennoch auf Sylvester Stallone in „Creed“, bin mir aber hier alles andere als sicher.

Beste Nebendarstellerin
Nun wird es wieder einfacher. Alicia Vikander hat für ihre Rolle in „The Danish Girl“ sowohl bei den SAG-Awards also auch bei den Critics‘ Choice Awards gewonnen. Bei den BAFTAs wurde sie wohl nur deshalb nicht ausgezeichnet, weil sie dort nicht als Neben-, sondern als Hauptdarstellering nominiert war (und in diese Kategorie gehört ihre Rolle eigentlich auch). Ich bin zwar ein großer Fan von Rooney Mara („Carol“) und würde den Preis auch gerne bei Rachel McAdams („Spotlight“) sehen, aber ich tippe auf Alicia Vikander.

Beste Regie
Die größte Überraschung der diesjährigen Nominierungen war die Nichtbeachtung von Ridley Scott. Für „The Martian“ hatten ihm viele Kritiker sogar zugetraut, endlich den lange verdienten Oscar für die beste Regie zu bekommen, doch Scott wurde nicht einmal nominiert. Stattdessen findet sich Lenny Abrahamson („Room“) unter den fünf nominierten Regisseuren. Meiner Meinung nach hätte George Miller den Oscar für „Mad Max“ absolut verdient; die US-Filmkritiker sahen das genauso, denn
Miller wurde bei den Critics‘ Choice Awards ausgezeichnet. Bei den BAFTAs und bei der Preisverleihung des US-Regisseursgilde machte jedoch Alejandro G. Iñárritu das Rennen. Also tippe ich mal auf Iñárritu. Gegen ihn spricht höchstens, dass er bereits letztes Jahr gewonnen hat, was einige Mitglieder der Academy dazu bewegen könnte, eben nicht für ihn zu stimmen. Hm, schwierig, aber ich muss mich nun mal entscheiden.

Bester Animationsfilm
Nachdem Pixar mit „Inside Out“ („Alles steht Kopf“) zu alter Form aufgelaufen ist („Arlo & Spot“ wurde zurecht nicht nominiert), wird das Studio seiner beachtlichen Sammlung wohl einen weiteren Oscar hinzufügen können. Mir wäre es zwar lieber, wenn „Der Junge und die Welt“ den Preis erhielte, denn das würde diesen wirklich wunderbaren Animationsfilm mit einem Schlag mehr Bekanntheit verleihen, aber so wird es wohl leider nicht kommen. Also: „Inside Out“ (Pete Docter und Jonas Rivera)

Meine Tipps in den übrigen Kategorien:

Bester fremdsprachiger Film: „Son of Saul“ (László Nemes)
Bestes adaptiertes Drehbuch: Charles Randolph und Adam McKay für „The Big Short“
Bestes Originaldrehbuch: „Spotlight“ (Tom McCarthy und Josh Singer).
Beste Ausstattung (Production Design): „Mad Max: Fury Road“ (Colin Gibson und Lisa Thompson)
Beste Kamera (Cinematography): Emmanuel Lubezki für „The Revenant“ – Es wäre für Lubezki nach „Gravity“ und „Birdman“ die dritte Auszeichnung in Folge!
Bester Ton (Sound Mixing): „Mad Max: Fury Road“ (Chris Jenkins, Gregg Rudloff und Ben Osmo)

Bester Tonschnitt (Sound Editing): „The Revenant“ (Martin Hernández und Lon Bender) – Es ist vielleicht nicht klug, die beiden Tonkategorien auf zwei Filme zu verteilen. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass „The Revenant“ in mindestens einer dieser Kategorien gewinnen wird. Pech für mich wäre es nur, wenn die Verteilung genau anders herum ausfällt und ich damit in keiner der beiden Kategorien richtig liege.
Beste Musik: So sehr ich es John Williams auch wünschen würde, bei seiner 50. (!) Nominierung ausgezeichnet zu werden – und das auch noch für einen „Star Wars“-Film – es wird wohl auf einen anderen Altmeister hinauslaufen: Ennio Morricone für „The Hateful Eight“.
Bestes Lied: Ich würde den Oscar Sam Smith und Jimmy Napes für „Writing’s On The Wall“ geben, der inzwischen mein Lieblings-Bond-Song ist. Aber Lady Gaga rührt für ihren Song zur Dokumentation „The Hunting Ground“ seit Wochen die Werbetrommel und außerdem würde ich mich auch freuen, wenn Diane Warren endlich einen Oscar bekommt. Ich tippe also auf den Song „Til It Happens to You“ aus „The Hunting Ground“ (Lady Gaga und Diane Warren). („The Hunting Ground“ ist übrigens sehr sehenswert und bei Netflix verfügbar.)
Beste Kostüme: „Mad Max: Fury Road“ (Jenny Beavan)
Beste Dokumentation: Asif Kapadia und James Gay-Rees für „Amy“
Beste Kurzdokumentation: „Body Team 12“
(David Darg und Bryn Mooser) – Hier habe ich natürlich keine Ahnung; viele Experten setzen auch auf „Claude Lanzmann: Spectres of the Shoah“.

Bester Schnitt: „Mad Max: Fury Road“ (Margaret Sixel)
Beste Maske (Makeup & Hairstyling): „Mad Max: Fury Road“ (Lesley Vanderwalt, Elka Wardega und Damian Martin)
Bester animierter Kurzfilm: Viele Experten setzen hier auf „Bear Story“. Aber da „Sanjay’s Super Team“ ein Pixar-Film ist, tippe ich auf ihn (Nicole Paradis Grindle und Sanjay Patel). Auf den setzen auch noch mehr Experten. 😉
Bester Kurzfilm: Auch hier gilt: Ich habe keine Ahnung. Nehmen wir also „Ave Maria“ (Eric Dupont und Basil Khalil).
Beste visuelle Effekte: Ich kann nicht anders, ich muss einfach in wenigstens einer Kategorie auf „Star Wars“ tippen. Und da das hier die Kategorie zu sein scheint, in der „Das Erwachen der Macht“ die besten Chancen hat, tippe ich also auf „Star Wars: The Force Awakens“ (Chris Corbould, Roger Guyett, Paul Kavanagh und Neal Scanlan), auch wenn die Chancen für „Mad Max“ vielleicht sogar noch besser sind.


Meiner Prognose zufolge würden also sowohl „The Revenant“ als auch „Mad Max“ jeweils fünf Oscars bekommen.


 

Update am 29.02.2016:

So, nachdem ich mir die Nacht um die Ohren geschlagen und anschließend den ganzen Vormittag geschlafen habe, bin ich nun wieder ausgeruht. Insgesamt habe ich dieses Jahr in 16 von 24 Kategorien richtig getippt und damit die gleiche Trefferquote erzielt wie 2015 (hier könnt ihr die Gewinner nachlesen). Hätte ich mich mal nicht dazu verleiten lassen, auf „The Revenant“ und auf Sylvester Stallone zu setzen! „Star Wars“ hat leider gar keinen Oscar bekommen; aber wenn ich bei den Effekten nicht auf „Star Wars“ getippt hätte, wäre ich trotzdem falsch gelegen (ich hätte dann nämlich auf „Mad Max“ gesetzt, gewonnen hat aber „Ex Machina“).
„Mad Max: Fury Road“ hat mit sechs Oscars die meisten Preise abgeräumt, „The Revenant“ folgt mit drei (DiCaprio/Hauptrolle, Iñárritu/Regie, Lubezki/Kamera). Bester Film ist „Spotlight“, der daneben nur noch den Preis für das beste Originaldrehbuch gewinnen konnte. Neben „Star Wars“ gingen auch „Der Marsianer“, „Carol“ und „Brooklyn“ leer aus.


Die Oscar-Show war ganz nett und Chris Rocks Moderation sicher besser als die öde Show, die Neil Patrick Harris im letzten Jahr abgeliefert hat. Dass die #OscarsSoWhite-Debatte eine Rolle spielen würde, war zu erwarten gewesen. Dass sie aber fast die ganze Show durchzogen hat, dürfte manche Zuschauer etwas genervt haben. Trotzdem finde ich es richtig. Und es war ja nicht die einzige politische Botschaft, die eine große Rolle spielte. In den Reden mehrerer Presenter und Gewinner fanden sich Seitenhiebe gegen Donald Trump, ein paar Mal wurde  offen davor gewarnt, ihn zu wählen (allerdings ohne dass sein Name auch nur einmal genannt wurde). Leonardo DiCaprio richtete den eindringlichen Appel an die Zuschauer, sich durch ihr Handeln aktiv für Umwelt- und Klimaschutz einzusetzen.
Doch in ihrer emotionalen Wirkung verblassten all diese Appelle und Warnungen geradezu gegenüber dem Auftritt von Lady Gaga, die „Til It Happens to You“ sang und dabei anfangs sichtbar gegen die Tränen kämpfte. Schnell verwandelte sie diese Schwäche aber in eine unglaubliche Stärke und als dann zum Ende des Liedes hin eine Gruppe von weiteren Opfern sexuellen Missbrauchs auf die Bühne kam, auf deren Unterarme positive Ausdrücke wie „survivor“ oder „not your fault“ geschrieben standen, trieb das auch einigen der anwesenden Filmstars die Tränen in die Augen. Von der emotionalen Wucht und politischen Bedeutung her erinnerte das an die Performance des Songs aus „Selma“ im letzten Jahr, allerdings mit dem Unterschied, dass „Til It Happens to You“ anschließend nicht als bester Song ausgezeichnet wurde. Dieser Preis ging an den Bond-Song „Writing’s on the Wall“, aber auch ohne Auszeichnung hat Lady Gaga in dieser Show einen starken und bleibenden Eindruck hinterlassen.

 

Meine Oscar-Tipps 2015

In der Nacht von Samsag auf Sonntag ist es wieder so weit: Die Academy Awards, besser bekannt als Oscars, werden in Los Angeles verliehen. Wie in den letzten Jahren gebe ich also auch dieses Mal wieder meine Tipps ab. (Anmerkung: An diesem Blogpost habe ich inzwischen tagelang herum gebastelt und mich in mehreren Kategorien immer wieder anders entschieden. Damit ich damit nicht noch mehr Zeit vergeude, zwinge ich mich jetzt zur Veröffentlichung und lege mich dafür ein für alle Mal fest.) Dieses Mal bin ich in vielen Kategorien ziemlich ratlos. Beim besten Film und beim besten Hauptdarsteller gibt es jeweils keinen eindeutigen Favoriten und auch der überraschende Kassenerfolg von „American Sniper“ macht die Sache nicht leichter (ich habe mich mal dazu verführen lassen, in einigen Kategorien auf den Film zu setzen, obwohl ich es ursprünglich nicht vor hatte). Es wird also einerseits eine spannende Preisverleihung, andererseits sind bei den Nominierungen leider eine ganze Reihe von Filmen nicht bzw. nicht in ausreichendem Maße berücksichtigt worden. Warum hat „Gone Girl“ keine Nominierung für das Drehbuch, Regisseur David Fincher oder als bester Film erhalten? Wieso ist Interstellar zwar fünf Mal in technischen Kategorien nominiert, aber die Leistung von Christopher Nolan erneut ignoriert worden? Warum ist „Selma“ nur als bester Film und für das beste Lied nominiert, aber Hauptdarsteller David Oyelowo ging leer aus? Und was ist eigentlich mit „Under The Skin“? Die Oscars sind nun einmal nicht gerecht und meckern kann man jedes Jahr. Nun aber zu meinen Sieger-Tipps (Hier gibt es die Nominierungen zum Nachlesen).

Bester Film
So spannend wie in diesem Jahr war es schon lange nicht mehr. „The Grand Budapest Hotel“ schwimmt seit seiner Premiere auf der Berlinale vor einem Jahr auf einer Erfolgswelle und wurde mit dem Golden Globe als beste Komödie ausgezeichnet. „Birdman“ steht ebenfalls hoch im Kurs und wurde den Hauptpreisen der US-Produzenten-, Regisseurs- und Schauspielgilden bedacht, was durchaus für eine Oscarauszeichnung spricht. Und „Boyhood“ – der auch bereits vor einem Jahr seine Uraufführung erlebte – hat den BAFTA und den Drama-Golden Globe gewonnen. Dann ist da allerdings noch „American Sniper“, der in den letzten Wochen zum Überraschungserfolg in den USA geworden ist und sich dort inzwischen u.a. mit dem Titel „erfolgreichster Kriegsfilm“ schmücken darf. Vom Einspielergebnis her liegt er jedenfalls weit vor all den anderen Kandidaten. Das muss zwar an sich nichts heißen, zeigt aber die enorme Popularität des Films, der noch dazu das Glück hat, dass sein US-Kinostart erst Ende Dezember erfolgte, so dass der Höhepunkt seines Erfolges genau in die Zeit fiel, in der die Academy nun über die Vergabe der Oscars abgestimmt hat (wobei der Höhepunkt auch erst noch kommen könnte, falls der Film wirklich diesen oder zumindest ein paar andere Oscars gewinnt). Ich gehe aber mal auf Nummer sicher und tippe auf „Boyhood“ (produziert von Richard Linklater & Cathleen Sutherland). Da die Abstimmung nach einem Rangfolgesystem erfolgt, dürfte der Film selbst auf den Stimmzetteln, die „American Sniper“ oder „Birdman“ auf Platz eins setzen, auf einem der anderen vorderen Plätze vertreten sein und so wahrscheinlich insgesamt die meisten Punkte für sich verbuchen. (Fast hätte ich mich im letzten Moment hier doch noch für Birdman entschieden. Letztlich kann ich das aber einfach nicht tun, weil ich will, dass Boyhood gewinnt.)

Bester Hauptdarsteller
Hier handelt es sich wie erwähnt um eine der spannendsten Kategorien in diesem Jahr. Eddie Redmaynes Leistung in „The Theory of Everything“ ist hoch gelobt und bereits mehrfach ausgezeichnet worden (BAFTA, Screen Actors Guild Award, Golden Globe). Leider habe ich den Film noch nicht gesehen. Auch Michael Keaton fand in „Birdman“ viel Beachtung und wurde ebenfalls mit einem Golden Globe (wo die Schauspielpreise ja auf verschiedene Filmgenres aufgeteilt sind) und einem Critics Choice Award belohnt. Beide Preise werden allerdings von Kritikern und Pressevertretern vergeben, sagen also nicht unbedingt etwas darüber aus, wie die Academy abstimmen wird. Auch Bendedict Cumberatch ist natürlich nicht zu unterschätzen, schon allein deshalb, weil sein Name in letzter Zeit in aller Munde ist und er dank seiner Rollen in „Sherlock“, „Star Trek Into Darkness“ und „The Hobbit“ zu einem der angesagtesten Filmstars der letzten Zeit geworden ist. Seine Leistung in „The Imitation Game“ fand ich persönlich allerdings nicht besonders beeindruckend, weil seine Rolle dort ganz einfach zu dicht an den aus „Sherlock“ und „Star Trek“ bekannten Charakteren lag. Die Nominierung von Bradley Cooper für „American Sniper“ kam ziemlich überraschend, doch der enorme Erfolg des Films in den USA könnte auch ihm zahlreiche Stimmen verschaffen. Kaum Chance ausrechnen darf sich wohl lediglich Steve Carell für „Foxcatcher“.
Ich tippe darauf, dass Eddie Redmayne das Rennen macht, schließe aber eine Auszeichnung Keatons nicht aus und könnte mir auch einen überraschenden Sieg von Cooper (der ja immerhin zum dritten Mal in Folge nominiert ist) zumindest vorstellen.

Beste Hauptdarstellerin
Hier sieht die Sache wesentlich einfacher aus – alle Anzeichen deuten auf eine Auszeichnung von Julianne Moore hin. Sie hat für ihre Rolle in „Still Alice“ bereits den Golden Globe, BAFTA, Screen Actors Guild Awards und Critic’s Choice Award gewonnen. Zudem ist sie zum fünften Mal nominiert und eine Auszeichnung längst fällig. Die überraschend nominierte Marion Cotillard sowie Felicity Jones, Rosamund Pike und Reese Witherspoon werden wohl das Nachsehen haben. Ich tippe also auf Julianne Moore.

Bester Nebendarsteller
Auch hier scheint die Sache klar zu sein: J.K. Simmons hat für seine Rolle in „Whiplash“ ebenfalls alle wichtigen Preise der Saison abgeräumt – also tippe ich darauf, dass er auch bei den Oscars gewinnen wird. Pech für Robert Duvall, Ethan Hawke, Edward Norton und Mark Ruffalo.

Beste Nebendarstellerin
Noch ein leichter Tipp: Hier wird wohl Patricia Arquette für ihre Leistung in „Boyhood“ ausgezeichnet. Auch sie hat – wie Julianne Moore und J.K Simmons – die vier anderen wichtigen Preise des Jahres gewonnen. Laura Dern, Keira Knightley und Emma Stone werden ebenso leer ausgehen wie Mery Streep, deren Nominierung ich in diesem Jahr übrigens höchst sonderbar finde. Sie ist in „Into The Woods“ zwar toll, wie in all ihren Rollen. Doch als Oscar-verdächtig würde ich ihre Leistung nicht bezeichnen und es hätte sich doch bestimmt noch eine andere Schauspielerin finden lassen, die nicht bereits 18 Mal nominiert war.

Beste Regie
Hier wird es schon schwieriger. Die beiden Favoriten lauten Richard Linklater und Alejandro González Iñárritu. Linklater wurde mit dem Critic’s Choice Award, dem BAFTA und dem Golden Globe ausgezeichnet, Iñárritu mit dem Preis der US-Regisseursgilde (DGA-Award). Für Linklater spricht zudem, dass er mit seiner über 12-jährigen Arbeit etwas noch nie zuvor Vollbrachtes geleistet hat. Ich tippe mal darauf, dass Richard Linklater („Before Midnight“) das Rennen macht. Eine Auszeichnung Linklaters, der zu meinen Lieblingsregisseuren gehört, würde mich wahnsinnig freuen.

Bester Animationsfilm: „The Lego Movie“ war wohl nichts für die überwiegend aus älteren Herrschaften bestehende Academy. Hey, sogar ich selbst fand den Film wahnsinnig bunt, laut und schnell. Dass er trotzdem nicht einmal nominiert wurde, war eine Überraschung. Also wird es wohl „How To Train Your Dragon 2“ (Drachenzähmen leicht gemacht 2″, von Dean Deblois & Bonnie Arnold)

Meine Tipps in den übrigen Kategorien:

Bester fremdsprachiger Film: Ida“ von Pawel Pawlikowski (Polen)
Bestes adaptiertes Drehbuch: Hmm, schwierig. Auch hier habe ich mich mehrmals anders entschieden; so richtig ausschließen kann man in dieser Kategorie keinen Film. In meiner ersten Version dieses Blogpopsts hatte ich auf „Whiplash“ getippt, nun entscheide ich mich für „The Imitation Game“ (geschrieben von Graham Moore). „American Sniper“ könnte aber auch hier von seiner Popularität profiftieren; auch Paul Thomas Anderson hätte endlich mal einen Oscar verdient (kaum zu glauben dass der Regisseur von „Magnolia“ und „There Will Be Blood“ noch nie ausgezeichnet wurde).
Bestes Originaldrehbuch: „The Grand Budapest Hotel“ (Wes Anderson & Hugo Guinness) – Es könnte aber auch „Birdman“ werden. „Boyhood“ ist natürlich auch nicht chancenlos und „Nightcrawler“ hätte die Auszeichnung schon allein deshalb verdient, weil der Film in allen anderen Kategorien ignoriert worden ist.
Beste Ausstattung (Production Design): „The Grand Budapest Hotel“ (Adam Stockhausen & Anna Pinnock)
Beste Kamera (Cinematography): „Birdman“ – Für Emmanuel Lubezki wäre es nach dem letztjährigen  Oscargewinn für „Gravity“ die zweite Auszeichnung in Folge.
Bester Ton (Sound Mixing): „American Sniper“ (John Reitz, Gregg Rudloff & Walt Martin)
Bester Tonschnitt (Sound Editing): „American Sniper“ (Alan Robert Murray & Bub Asman) – Ich tippe in den beiden Tonkategorien mal auf den wie gesagt in den USA sehr populären „American Sniper“, obwohl ich ursprünglich anders tippen wollte. Hoffentlich bereue ich es nicht.
Beste Musik: „The Grand Budapest Hotel“ (Alexandre Desplat)
Bestes Lied: „Glory“ aus „Selma“ (geschrieben von John Stephens & Lonnie Lynn)
Beste Kostüme: „The Grand Budapest Hotel“ (Milena Canonero)
Beste Dokumentation: Ich würde mir zwar sehr wünschen, dass Wim Wenders, der nach „Buena Vista Social Club“ und „Pina“ nun mit „The Salt of the Earth“ zum dritten Mal in dieser Kategorie nominiert ist, ausgezeichnet wird. Doch ich denke, dass „Citizenfour“ von Laura Poitras, Mathilde Bonnefoy und Dirk Wilutzky das Rennen machen wird.
Beste Kurzdokumentation: „Crisis Hotline: Veterans Press 1“ (Ellen Goosenberg Kent & Dana Perry)
Bester Schnitt: Ich tippe mal auf „American Sniper“ (Joel Cox & Gary D. Roach), auch wenn „Whiplash“ den BAFTA gewonnen hat. Natürlich bin ich mir überhaupt nicht sicher, aber „American Sniper“ steht nun einmal gerade sehr hoch im Kurs.
Beste Maske (Makeup & Hairstyling): „The Grand Budapest Hotel“ (Frances Hannon & Mark Coulier)
Bester animierter Kurzfilm: „Feast“ (Patrick Osborne & Kristina Reed) – Der Film dürfte einem großen Publikum bekannt sein, weil er als Vorfilm von „Big Hero 6“ („Baymax“) im Kino lief. Allerdings könnte es auch der vielfach ausgezeichnete „The Bigger Picture“ werden.
Bester Kurzfilm: „Boogaloo and Graham“ (Michael Lennox & Ronan Blaney)
Beste visuelle Effekte: An dieser Kategorie könnte ich mir in diesem Jahr die Zähne ausbeißen. Vielleicht sollte ich würfeln? Ach was, nachdem ich in den letzten Tagen zuerst auf „Interstellar“ und dann auf „Guardians of the Galaxy“ setzen wollte, kehre ich nun zu meinem ursprünglichen Tipp zurück: „Dawn of the Planet of the Apes“ (Joe Letteri, Dan Lemmon, Daniel Barrett & Erik Winquist).

Update am 24.02.2015:

Das war vielleicht eine langweilige und öde Oscarverleihung! Das jedenfalls war der vorherrschende Eindruck, den ich am Montagmorgen hatte. Für so etwas hätte man sich echt nicht die Nacht um die Ohren schlagen müssen, da hätte es auch gereicht, sich die (wenigen) Höhepunkte im Lauf des Tages auf YouTube anzusehen. Dass Neil Patrick Harris ein begabter und professioneller Host ist, hat er ja eigentlich bei seinen Moderationen der Emmys und Tonys bewiesen. Bei den Oscars dagegen wirkte er stocksteif, im Lauf der Veranstaltung immer nervöser und unsicherer und hatte zudem kaum zündende Gags auf Lager. Das ist sicherlich nicht allein seine Schuld und man sollte ihm durchaus eine zweite Chance geben, allerdings nicht ohne an der über dreistündigen Zeremonie ein paar Änderungen vorzunehmen.
Seine Gesangs- und Tanzeinlage zu Beginn war zwar nett gemacht, hatte aber zu wenig Bezug zum aktuellen Jahrgang der nominierten Filme und fuhr stattdessen auf der sicheren „Wir feiern das Kino“-Schiene. Da hätte ich mir deutlich mehr Seitenhiebe auf die Nominierten und parodierende Elemente gewünscht. Dass man die weiteren Musikeinlagen gänzlich streichen sollte, finde ich nicht und ganz besonders die Idee, jedes Jahr (oder zumindest immer dann, wenn es sich anbietet), das Jubiläum eines Film-Klassikers mit einer besonderen Darbietung zu feiern, finde ich sehr gut. Dafür kamen mir andere Teile der diesjährigen Show ziemlich lieblos vor, vor allem die Einspieler zu den nominierten Filmen wirkten oft, als sollten hier nur die Namen möglichst schnell herunter geleiert werden, ohne viel Zeit zu verlieren. Warum werden bei der Aufzählung der als „best picture“ nominierten Filme nicht einmal mehr die Namen der nominierten Produzenten verlesen? Warum sind im „In Memoriam“-Segment keine Filmausschnitte mehr zu sehen? Warum gibt es bei der Vorstellung der für ihr Drehbuch nominierten Filme keine Dialogausschnitte mehr zu hören? Schneller und kürzer wurde die Show durch diese Änderungen jedenfalls nicht. Statt auf solche letztlich sowieso nicht wirksamen Kürzungen zu setzen, hätte man die Show lieber abwechslungsreicher gestalten sollen, z.B. durch eine weitere, kurze Gesangseinlage von Harris.
Mit den Entscheidungen der Academy bin ich auch nur teilweise zufrieden. Wie ich schon geschrieben habe, hätte ich mir einen Sieg von „Boyhood“ – zumindest in der Regie-Kategorie – sehr gewünscht. Ich werde nie wieder gegen einen Film wetten, in dem es um das Schauspielgeschäft geht; Hollywood schaut sich einfach zu gerne selber zu. Wobei man natürlich zugestehen muss, dass „Birdman“ ein in Idee, Ausführung und Schauspiel brillanter Film ist, den ich ja selbst auch fantastisch fand. All das trifft aber auch auf „Boyhood“ zu, den ich für den wichtigeren Film halte. Aber Richard Linklater wird wohl doch noch einige Zeit auf seinen ersten Oscar warten müssen. Über die Auszeichnung von „Big Hero 6“ („Baymax“) als besten Animationsfilm freue ich mich dagegen sehr, da er einfach um Längen besser ist als „How To Train Your Dragon 2“
Mit meinen Tipps war ich zwar insgesamt nicht schlecht, aber da ich mich dazu habe verleiten lassen, in einigen Kategorien auf „American Sniper“ zu setzen, hat mich das ein paar Punkte gekostet, da der Film nur den Oscar für den besten Tonschnitt bekommen hat. Auch bei meinen Tipps für den besten Film, die Regie und den Animationsfilm lag ich falsch, habe aber insgesamt immer noch in 16 von 24 Kategorien richtig getippt und damit das gleiche Ergebnis wie vor zwei Jahren (die 21 Richtigen vom letzten Jahr waren wohl ein glücklicher Zufall).
Alles in allem bot die diesjährige Oscarverleihung also eine langweilige Show und Ergebnisse mit denen ich nicht ganz zufrieden bin. Trotzdem freue ich mich aufs nächste Mal, weil mir ganz einfach das Recherchieren im Vorfeld viel Spaß macht und nicht zuletzt auch deswegen, weil sich dann vielleicht „Star Wars: The Force Awakens“ Hoffnungen auf den einen oder anderen Oscar machen kann.

Meine Oscar-Tipps

Heute Nacht ist es wieder so weit: in Los Angeles werden die Preise der Academy of Motion Picture Arts and Sciences – besser bekannt als Oscars – verliehen. Wie bereits im letzten Jahr wage ich mich hier wieder an eine Vorhersage der Preisträger (hier kann man die Nominierungen nachlesen). Leider habe ich dieses Jahr relativ wenige der nominierten Filme gesehen, was mich aber natürlich nicht davon abgehalten hat, trotzdem fleißig zu recherchieren, wie sich die Nominierten denn in den vorausgegangenen Preisverleihungen, wie zum Beisiel den Golden Globes, so geschlagen haben. Auf der Grundlage dieser Fakten wage ich es also, folgende Prognosen zu treffen:

Bester Film
Neun Filme sind dieses Jahr für den „besten Film“ nominiert, doch das Feld lässt sich leicht auf drei Kandidaten einschränken, wenn man sich anschaut, welche Filme bei den anderen Preisverleihungen dieser Saison hier gewonnen haben. Bei den Golden Globes, wo jedes Jahr eine „beste Komödie“ und ein „bestes Drama“ ausgezeichnet werden, haben „American Hustle“ und „12 Years a Slave“ gewonnen. Bei den BAFTAs – den „britischen Oscars“ – wurde „12 Years a Slave“ ausgezeichnet (während „Gravity“ zum besten britischen Film gewählt wurde). Und bei den Preisen der amerikanischen Filmproduzentengilde kam es zu einem überraschenden Gleichstand zwischen „Gravity“ und „12 Years a Slave“. Hmmm…
Damit dürfte jedenfalls feststehen, dass die sechs weiteren Nominierten („Dallas Buyers Club“, „Her“, „Nebraska“, „Philomena“, „Captain Phillips“ und „The Wolf of Wall Street“) in der Königskategorie keine Chance haben. Aber welcher Film wird nun das Rennen machen? „American Hustle“ ist klassisches Schauspielerkino mit großartigen Leistungen aller Darsteller. „Gravity“ ist ein Film, der die Grenzen des im Kino Mach- und Zeigbaren ein Stück verschoben hat und allein deswegen preiswürdig wäre; allerdings könnte er der Academy auch zu nah am Mainstream liegen (er hat das höchste Einspielergebnis aller Nominierten). Und obwohl es sich bei „Gravity“ streng genommen nicht um einen Science-Fiction-Film handelt, könnte die Tatsache, dass es eben trotzdem ein Weltraumfilm mit Action-Elementen ist, einige Mitglieder der Academy vielleicht abschrecken. „12 Years a Slave“ wiederum ist ein sehr ernster Film über ein ernstes Thema (und zudem über einen Teil der amerikanischen Geschichte), brilliant gespielt, aber eben auch ziemlich schwere Kost.
Ich tippe mal darauf, dass „Gravity“ in den technischen Kategorien abräumen wird, aber nicht zum besten Film gekürt wird. Auch „American Hustle“ sehe ich nicht vorne, also lautet mein Tipp „12 Years a Slave“. Das wäre meiner Meinung nach auch vollkommen verdient, da es sich dabei um einen der besten Filme handelt, die ich in den letzten Jahren (!) gesehen habe. Und obwohl ich auch ein sehr großer Fan von „Gravity“ bin, bin ich zufrieden, wenn er für Kamera, Effekte usw. ausgezeichnet wird.

Bester Hauptdarsteller
Leonardo DiCaprio ist in diesem Jahr zum vierten Mal als Schauspieler nominiert, insofern wird es langsam mal Zeit für eine Auszeichnung, zumal inzwischen auch wirklich jeder kapiert haben dürfte, dass der frühere Teenie-Schwarm schon seit langem ein großer Schauspieler ist. Übrigens ist er dieses Jahr als einer der Produzenten von „The Wolf of Wall Street“ auch für den besten Film nominiert. Er wird aber wohl in beiden Kategorien leer ausgehen, denn mit Matthew McConaughey ist die Konkurrenz einfach zu stark. Nachdem McConaughey viele Jahre vor allem für Liebeskomödien bekannt war, hat er es in den letzten zwei Jahren geschafft, seiner Karriere eine völlig neue Richtung zu geben und eindrucksvolle Leistungen in tollen Filmen abgeliefert („Magic Mike“, „Killer Joe“, „Mud“). Für „Dallas Buyers Club“ hat er sich fast bis auf die Knochen herunter gehungert, was ihm bei den Oscars Bonuspunkte einbringen dürfte. Ich fand zwar die Leistung von Chiwetel Ejiofor in „12 Years a Slave“ viel beeindruckender (für die er auch einen BAFTA gewonnen hat), aber es wird wohl auf McConaughey hinaus laufen. Den Golden Globe und einen Screen Actors Guild Award hat er für seine Rolle schon bekommen, ab morgen wird er sich wahrscheinlich dann den Oscar auch noch in den Schrank stellen können.

Beste Hauptdarstellerin
Auch Amy Adams hat in diesem Jahr für „American Hustle“ bereits ihre fünfte Oscarnominierung erhalten und so gut, wie sie eigentlich fast immer ist, hätte sie einen Oscar für irgendetwas auf jeden Fall längst verdient. Aber auch hier scheint die Konkurrenz noch stärker zu sein: Cate Blanchett spielt in Woody Allens „Blue Jasmine“ einfach hervorragend und hat auch alle anderen wichtigen Preise bekommen. Ein zweiter Oscar für sie scheint die logische Folge zu sein. „Gravity“ wird sich wie gesagt wohl mit Auszeichnungen in technischen Kategorien begnügen müssen, weswegen Sandra Bullock leer ausgehen wird. Meryl Streep ist zum 18. Mal als Schauspielerin nominiert (Rekord!), hat aber bereits drei Oscars. Genau wie Streep ist auch Judi Dench in eigentlich allen Rollen phantastisch – gegen Cate Blanchett haben sie in diesem Jahr aber alle keine Chance.

Bester Nebendarsteller
Der 28jährige Barkhad Abdi ist als Pirat in „Captain Phillips“ in seiner allerersten Kinorolle zu sehen – und wurde dafür gleich für den Oscar nominiert. Obwohl er bereits einen BAFTA gewonnen hat, wird er heute Nacht wohl leer ausgehen, denn auch in dieser Kategorie gibt es einen ziemlich eindeutigen Favoriten: Jared Leto, 90er-Jahre-Teenieidol, Frontmann der Rockband Thirty Seconds to Mars und schon lange auch ernstzunehmender Schauspieler („Fight Club“, „Requiem For a Dream“). Für seine Darstellung der HIV-positiven transsexuellen Rayon in „Dallas Buyers Club“ wurde er bereits mit einem Golden Globe und einem Screen Actors Guild Award ausgezeichnet. Mit auch schon 42 Jahren ist Leto übrigens der älteste der fünf in dieser Kategorie Nominierten. Mein Favorit ist allerdings ein anderer: Ich würde gerne Michael Fassbender für seine Rolle als sadistischer Sklavenbesitzer in „12 Years a Slave“ geehrt sehen, zumal eine Auszeichnung für Fassbender für irgendetwas auch allmählich fällig ist.

Beste Nebendarstellerin
Hier ist das Rennen etwas offener. Die 84jährige June Squibb ist für ihre Rolle in Alexander Paynes „Nebraska“ nominiert, Sally Hawkins für ihre Rolle als Cate Blanchetts ungleiche Schwester in „Blue Jasmine“ und Julia Roberts hat sich mit „August Osage County“ nach einiger Zeit Leinwandabstinezn eindrucksvoll zurück gemeldet und wurde ebenfalls mit einer Nominierung bedacht. Die beiden Favoriten aber sind „Jennifer Lawrence“ („The Hunger Games“) für ihre Rolle in „American Hustle“ und Lupita Nyong’o für ihre erste Spielfilmrolle in „12 Years a Slave“. Lawrence hat den Golden Globe und den BAFTA gewonnen, Nyong’o dagegen den Screen Actors Guild Award. Gegen Lawrence spricht vor allem die Tatsache, dass sie erst letztes Jahr für „Silver Linings Playbook“ ausgezeichnet worden und zudem erst 23 Jahre alt ist – für weitere Oscars bleibt da noch genug Zeit. Ihre Performance in „American Hustle“ war zweifellos sehr, sehr gut, wenn man über die Tatsache hinwegsehen konnte, dass sie für ihre Rolle dort mindestens zehn Jahre zu jung ist. Ich kann mir zwar durchaus vorstellen, dass die Academy sie in diesem Jahr erneut auszeichnet, tippe aber mal auf Lupita Nyong’o. Sie wäre auch meine eigene Wahl.

Beste Regie
Hier gibt es einen klaren Favoriten: Alfonso Cuarón hat mit Gravity Bilder auf die Leinwand gezaubert, wie wir sie zuvor noch nicht gesehen haben. Jahrelang musste der mexikanische Regisseur (der mit „Der Gefangene von Askaban“ den einzigen wirklich guten „Harry Potter“-Film gedreht hat) warten, bis die Technik überhaupt so weit war, um die Bilder, die ihm vorschwebten, auch genau so auf die Leinwand bringen zu können. Den Regie-Oscar bekäme er völlig verdient. Zwar wäre auch für David O. Russell („Silver Linings Playbook“, „The Fighter“) langsam mal einer fällig, aber Cuarón hat alle anderen wichtigen Preise abgeräumt – warum sollte es bei den Oscars anders sein? Dass Martin Scorcese für seinen außer Kontrolle geratenen „The Wolf of Wall Street“ nominiert worden ist, darüber kann man sicherlich streiten. Echte Siegchancen dürfte er jedenfalls ebenso wenig haben wie Russell, Steve McQueen („12 Years a Slave“) oder Alexander Payne („Nebraska“). Wenn ich richtig liege, dann gehen die Preise für die beste Regie und den besten Film an unterschiedliche Filme, was nur sehr selten der Fall ist (aber im letzten Jahr ja auch vorkam, wo „Argo“, der als bester Film gewann, nicht einaml für die Regie nominiert war).

Bester Animationsfilm
Es ist wohl Ironie des Schicksals, dass diese Kategorie 2001 gerade dann erst eingeführt wurde, als es mit der Zeit der großen Disney-Trickfilme vorbei war. Allerdings waren seitem fast alle Pixar-Filme in dieser Kategorie nominiert – und Pixar gehört ja auch längst zu Disney. Die einzige Ausnahme war bislang „Cars 2“ – bis in diesem Jahr das aktuelle Pixar-Werk („Die Monster Uni“ / „Monsters University“) ebenfalls ohne Nominierung blieb. Dafür sind nun aber die Disney Animation Studios selbst wieder zum Zug gekommen: Mit „Frozen“ („Die Eiskönigin“) ist ihre Version des Hans Christian Andersen-Märchens nominiert worden und auch klarar Favorit. Die anderen Nominierten – darunter Hayao Miyazaki für „The Wind Rises“ – werden wohl das Nachsehen haben.

Meine Tipps in den übrigen Kategorien:

Bester Fremdsprachiger Film: „La Grande Bellezza“ („Die große Schönheit“) von Paolo Sorrentino (Italien)
Bestes adaptiertes Drehbuch: „12 Years a Slave“ von John Ridley – Ich bin wahrscheinlich nicht der einzige, der hier lieber Richard Linklater, Julie Delpy und Ethan Hawke für „Before Midnight“ ausgezeichnet sehen würde. Die drei „Before…“-Filme sind so wunderbar geschrieben, dass eine Auszeichnung eigentlich mal fällig wäre.
Bestes Originaldrehbuch: „Her“ von Spike Jonze – Es könnte auch „American Hustle“ werden, aber da „Her“ bei den Golden Globes, den Critics Choice Awards und den Writers Guild Awards gewonnen hat, sehe ich den Film auch hier vorne. Außerdem ist die Drehbuchkategorie traditionell die Kategorie, in der Filme ausgezeichnet werden, die eigentlich auch Preise in den ganz großen Kategorien verdient hätten, aber dann doch irgendwie zu speziell dafür sind. Das trifft auf Spike Jonzes Liebesgeschichte zwischen einem Mann (Joaquin Phoenix) und der Computerstimme seines Handys (Scarlett Johansson) definitiv zu.
Beste Ausstattung (Production Design): „12 Years a Slave“ (Adam Stockhausen & Alice Baker) – es könnte aber auch „The Great Gatsby“ werden…
Beste Kamera (Cinematography): Ganz klar Emmanuel Lubezki für „Gravity“
Bester Ton (Sound Mixing): „Gravity“ (Skip Lievsay, Niv Adiri, Christopher Benstead und Chris Munro)
Bester Tonschnitt (Sound Editing): „Gravity“ (Glenn Freemantle)
Beste Musik: „Gravity“ (Steven Price) – natürlich würde ich es als großer John Williams-Fan gerne sehen, wenn der Altmeister für „The Book Thief“ noch einmal ausgezeinet würde, aber seine Chancen stehen leider nicht gut. (Und ich kenne den Film und seine Musik auch noch gar nicht.)
Bestes Lied: „Let It Go“ aus „Frozen“, komponiert und geschrieben von Kristen Anderson-Lopez und Robert Lopez. Da bei den Golden Globes allerdings „Ordinary Love“ aus „Mandela: Long Walk to Freedom“ ausgezeichnet wurde und die Academy ja immer wieder gerade so scheinbar offensichtliche Sieger wie „Let It Go“ nicht ausgezeichnet hat, könnte auch hier „Ordinary Love“ die Nase vorn haben.
Beste Kostüme: „The Great Gatsby“ (Catherine Martin). Oder doch „12 Years a Slave“…?
Beste Dokumentation: „The Square“ von Jehane Noujaim und Karim Amer
Beste Kurzdokumentation: „The Lady in Number 6: Music Saved My Life“ von Malcolm Clarke und Nicholas Reed – Bei den Doku-Kategorien schieße ich übrigens ziemlich ins Blaue hinein. Ich habe leider keinen der nominierten Filme gesehen und die „Experten“ auf die ich mich in solchen Fällen verlasse sind sich auch nicht einig.
Bester Schnitt: Ich tippe auch in dieser technischen Kategorie mal auf „Gravity“ (Alfonso Cuarón und Mark Sanger). Fast immer gewann bisher übrigens der „beste Film“ auch den Preis für den besten Schnitt. Aber kann ja dieses Jahr mal anders sein.
Beste Maske (Makeup & Hairstyling): „Dallas Buyers Club“ (Adruitha Lee und Robin Mathews)
Bester animierter Kurzfilm: „Mr. Hublot“ von Laurent Witz und Alexandre Espigares
Bester Kurzfilm: „The Voorman Problem“ von Mark Gill und Baldwin Li (und mit Martin Freeman und Tom Hollander)
Beste visuelle Effekte: „Gravity“ (Tim Webber, Chris Lawrence, David Shirk und Neil Corbould)

Oscar-Tipps

Heute Nacht ist es wieder so weit – die Oscarverleihung geht in Los Angeles über die Bühne. Wie fast immer in den vergangenen Jahren werde ich wach bleiben und mitfiebern. Dieses Jahr wird es ganz besonders spannend, denn schon lange nicht mehr waren die Gewinner in vielen Kategorien so schwer vorher zu sagen. Als echter Filmfan kommt man aber natürlich nicht darum herum, trotzdem ein paar Prognosen abzugeben und so habe ich mir ein paar Gedanken gemacht und die Ergebnisse der anderen großen Filmpreisverleihungen studiert. Hier gibt es die Nominierungen im Detail und hier nun meine Oscar-Tipps:

Bester Film
Hmmm, können wir diese Kategorie noch mal zurückstellen…? 😉  Hier eine Wahl zu treffen, ist verdammt schwer!
Vor zehn Jahren hätte ich wohl auf „Les Misérables“ getippt, weil ein Musical mit viel Tragik und Elend und großen Namen klassischer Oscar-Stoff ist. Nachdem mich der Film aber nicht ganz überzeugen konnte und er ja auch nicht als Favorit gehandelt wird, wird es wohl für die Auszeichnung als bester  Film nicht reichen. Bleiben also noch acht andere Filme. „Beasts of the Southern Wild“ ist mit der Nominierung schon genug geehrt, „Django Unchained“ hat auch keine realistische Chance. „Zero Dark Thirty“ wird hier auf jeden Fall übergangen werden, die Diskussion um die Darstellung der (Rolle der) Folter dürfte die Chancen des Films ziemlich geschmälert haben. Leider habe ich „Silver Linings Playbook“ immer noch nicht gesehen, Chancen auf eine Auszeichnung hat er aber jedenfalls wohl nur in anderen Kategorien.
Bleiben also noch „Life of Pi“, „Amour“, „Argo“ und „Lincoln“. „Life of Pi“ ist elf Mal nominiert und hat in den Technik-Kategorien sehr gute Chancen, aber letztendlich wird das Rennen um den besten Film ja sowieso zwischen „Argo“ und „Lincoln“ entschieden. Mit zwölf Nominierungen wäre „Lincoln“ eigentlich der Top-Favorit, zumal die Academy Historiendramen ja liebt (wohl ganz besonders, wenn es um die US-Geschichte geht). Allerdings hat „Argo“ alle anderen wichtigen Preise abgeräumt; weiterhin für den Film spricht die Tatsache, dass es darin nicht nur ebenfalls um ein Stück amerikansiche (Helden-)Geschichte geht, sondern zumindest am Rande auch um das Filmbusiness. Hollywood feiert sich ja immer wieder gerne selbst.
Obwohl ich großer Spielberg-Fan bin, tippe ich also auf „Argo“. Noch lieber als „Lincoln“ würde ich allerdings „Amour“ hier ausgezeichnet sehen, aber auch das bleibt wohl Wunschdenken.

Bester Hauptdarsteller
Hier gibt es nicht viel zu sagen außer: Daniel Day-Lewis. Da er schon zwei Oscars hat, würde ich die Statue zwar lieber Joaquin Phoenix für seine beeindruckende Leistung in „The Master“ überreichen, aber da dieser Film nicht nur wohlwollend aufgenommen worden ist und Day-Lewis alle anderen großen Preise gewonnen hat, wird wohl in diesem Jahr zum ersten Mal ein Schauspieler einen Oscar für eine Rolle in einem Spielberg-Film bekommen. Seine Auszeichnunge wäre auch wirklich hochverdient, denn seine Darstellung von Abraham Lincoln ist in jeder Hinsicht spektakulär.

Beste Hauptdarstellerin
Als Favoritinnen werden hier Jennifer Lawrence und Jessica Chastain gehandelt. Dummerweise handelt es ich bei „Silver Linings Playbook“ und „Zero Dark Thirty“ um die beiden Filme, die ich immer noch nicht gesehen habe (wie jedes Jahr habe ich es erneut nicht geschafft, alle wichtigen nominierten Filme vor der Verleihung zu sehen). Nicht ganz nachvollziehen kann ich übrigens die Nominierung der kleinen Quvenzhané Wallis aus „Beasts of the Southern Wild“. Ich habe hier wirklich keine Ahnung für wen ich mich entscheiden soll, denn aufgrund ihres Alters und der großen Beliebtheit von „Amour“ halte ich sogar eine Auszeichnung von Emmanuelle Riva nicht für ausgeschlossen, würde sie sogar sehr begrüßen. Aber ich tippe jetzt einfach mal auf Jessica Chastain.

Bester Nebendarsteller
Natürlich würde auch ich mich über eine erneute Auszeichnung von Christoph Waltz freuen, aber da er vor drei Jahren erst gewonnen hat, glaube ich nicht so recht daran, dass er erneut einen Oscar kriegt. Ich tippe eher auf Tommy Lee Jones, der in Lincoln das Paradabeispiel für eine perfekt gespielte Nebenrolle gegeben hat – die Geschichte und die anderen Charaktere unterstützend, ohne dabei übertrieben viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und dennoch mit einigen erinnerungswürdigen, emotionalen Momenten. Übrigens bin ich wie viele andere auch der Meinung, dass  Waltz‘ Rolle in „Django Unchained“ gar keine Nebenrolle ist; er wurde wohl tatsächlich in diese Kategorie gedrängt, um seine Chancen zu erhöhen.

Beste Nebendarstellerin
Neben dem besten Hauptdarsteller ist dies die einzige Kategorie, wo in diesem Jahr alles klar zu sein scheint: Hier gewinnt Anne Hathaway, genauso wie sie schon bei den Golden Globes, den Baftas und den Screen Actors Guild Awards gewonnen hat. Meiner Meinung nach waren die vier Minuten, in denen sie „I Dreamed a Dream“ singt, die mit großem Abstand beste Szene in „Les Misérables“. Ihre Rolle ist wirklich nicht sehr groß, aber erneut ein sehr gutes Beispiel für eine hervorragend genutzte Nebenrolle, die auch den Teil des Films überstrahlt, in dem Hathaways Figur nicht vorkommt.

Beste Regie
Meistens kann man sich bei den Oscars ja auf eines verlassen: Der „beste Film“ gewinnt auch gleichzeitig den Preis für die beste Regie. Nun ist aber „Argo“-Regisseur Ben Affleck nicht einmal nominiert. Wäre er im Rennen, müsste man auf jeden Fall auf ihn setzen, da er so ziemlich jeden anderen Preis der Saison gewonnen hat. Setzt man stattdessen auf Steven Spielberg, hieße das, „Lincoln“ auch im Rennen um den besten Film vorne zu sehen. Aber jede Regel wird ja hin und wieder gebrochen, warum sollen die Oscars für besten Film und für Regie also in diesem Jahr nicht an unterschiedliche Filme gehen?
Tja, besonders weit helfen einem diese Überlegungen leider nicht. Denn höchstens Newcomer Benh Zeitlin („Beasts of the Southern Wild“) kann man wohl getrost außen vor lassen. Die Chancen von „Silver Linings Playbook“- Regisseur David O. Russell kann ich nur sehr schlecht einschätzen, da ich wie gesagt seinen Film nicht gesehen habe und auch sonst mit seinem Werk kaum vertraut bin. Deshalb war ich überrascht, in einigen Berichten zu lesen, er habe endlich einmal einen Oscar verdient (seine Filme werde ich also demnächst nachholen müssen). Um es leichter zu machen, schließe ich ihn nun trotzdem aus. Bleiben noch drei: Spielberg und Ang Lee haben schon Oscars, werden aber als Favoriten gehandelt. Ich würde Haneke den Oscar geben, für seine lange und an intensiven Meisterwerken reiche Filmographie hat er einen verdient (und für „Amour“ alleine auch!). Allerdings kann ich mir leider nicht vorstellen, dass sich die Mehrheit der Academy für Haneke entscheiden wird. Also Spielberg oder Lee…Einer unbestimmten Eingebung folgend tippe ich mal auf Ang Lee, sicher bin ich mir aber überhaupt nicht. Wenn ich recht habe, wird der Abend für Steven Spielbergs „Lincoln“ trotz der Auszeichnung von Daniel Day-Lewis eine ziemliche Enttäuschung, ähnlich wie damals, als „Die Farbe Lila“ elf Nominierungen erhielt und in gar keiner Kategorie gewann. Vielleicht unterliegen Spielbergs Sklaverei-Dramen einem Oscar-Fluch, vielleicht kommt aber auch alles ganz anders.

Bester Animationsfilm
Zwar war „Brave“ meiner Meinung nach nicht so schlecht, wie viele geschrieben haben, aber dennoch ein ganzes Stück schlechter als die vorhergehenden Pixar-Meisterwerke („Wall-E“, „Up“, „Ratatouille“, „Toy Story 3“). Das finde ich nicht weiter schlimm, schließlich kann auch Pixar nicht nur Meisterwerke produzieren und der Film war immer noch sehr unterhaltsam, aber eben auch ziemlich konventionelle Familienunterhaltung. Auch „Wreck-it Ralph“ fand ich zwar gut, aber wirklich ausgereizt hat der Film sein kreatives Potential nicht. „Frankenweenie“ dagegen ist für mich einer der besten Filme des letzten Jahres und eines der ganz großen Tim Burton-Meisterwerke. Ich befürchte allerdings, dass die Academy sich nicht für Burtons schwarz weiße Gruselromantik wird erwärmen können und tippe deswegen mal ganz unkreativ und langweilig auf Pixar: „Brave / Merida“

Meine restlichen Tipps

Cinematography: „Life of Pi“ (Claudio Miranda)
Costume Design: „Anna Karenina“ (Jacqueline Durran)
Film Editing: „Argo“ (William Goldenberg)
Foreign Language Film: ganz klar „Amour / Liebe“ (Österreich!)
Makeup / Hairstyling: „Les Misérables“ (Lisa Westcott, Julie Dartnell)
Original Score: sehr gerne würde ich John Williams mal wieder gewinnen sehen, aber er hat ja glaube ich schon drei Oscars und hält den Rekord für die meisten Nominierungen überhaupt (ich glaube es sind inzwischen 48!) – Ich tippe aber auf „Life of Pi“ (Mychael Danna)
Original Song: „Skyfall“ aus „Skyfall“ 🙂  (Adele Adkins, Paul Epworth)
Production Design: „Les Misérables“ (Eve Stewart (Production Design); Anna Lynch-Robinson (Set Decoration))
Sound Editing: „Argo“ (Erik Aadahl, Ethan Van der Ryn)
Sound Mixing: „Les Misérables“ (Andy Nelson, Mark Paterson, Simon Hayes)
Visual Effects: „Life od Pi“ (Bill Westenhofer, Guillaume Rocheron, Erik-Jan De Boer, Donald R. Elliott) – verdient, weil hier zum Teil Effekte eingesetzt werden, die gar nicht als solche zu erkennen sind und dennoch Spektakuläres leisten. Trotzdem würde ich als Fan von Prometheus gerne die Effekte in Ridley Scotts Film ausgezeichnet sehen, schließlich wurde dort unter anderem die beste Sexszene des letzten Kinojahres animiert! 😉
Adapted Screenplay: „Silver Linings Playbook“ (David O. Russell) – sollte der Film keinen anderen Preis bekommen, dann kriegt er diesen hier ganz klassisch als Trostpreis. Über eine Auszeichnung von Tony Kushner für „Lincoln“ würde ich mich aber sehr freuen!
Original Screenplay: „Django Unchained“ (Quentin Tarantino)
Animated Short Film: „Adam and Dog“ (Minkyu Lee)
Live Action Short Film: „Death of a Shadow / Dood van een Schaduw“ (Tom Van Avermaet, Ellen De Waele)
Documentary Feature: „Searching for Suger Man“ (Malik Bendjelloul, Simon Chinn)
Documentary Short: „Open Heart“ (Kief Davidson, Cori Shepherd Stern)

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NACHTRAG (28.02.):

Wenn ich richtig gezählt habe, dann habe ich in diesem Jahr 16 von 24 Kategorien richtig getippt. Nicht schlecht, aber ich hatte schon wesentlich bessere Ergebnisse (vor ein paar Jahren hatte ich mal nur zwei Falsche). Aber natürlich ist immer auch einiges an Glück dabei, gerade in den Kurzfilm- und Doku-Kategorien, wo ich selten einen der Filme gesehen habe.