Buffy the Vampire Slayer – Season 6

Meine Beziehung zu „Buffy“ hatte so schön angefangen: Während der ersten Staffeln war ich von der Serie restlos begeistert (und habe das auch in Blogposts hier, hier und hier zum Ausdruck gebracht). Aber die vierte Staffel zeigte dann einige merkliche Schwächen und die fünfte war für mich die eindeutig schlechteste der Serie. Schon damals hatte ich keine Lust mehr, einen so ausführlichen Blogpost zu verfassen wie noch zu den ersten Staffeln.
Auch mit dem Bloggen über Staffel sechs habe ich mir lange Zeit gelassen. Ich habe die Staffel bereits vor mehreren Monaten angeschaut; nun liegen vor mir einige Zettel mit Notizen, die meine Erinnerung anregen sollen…

Beginnen wir mal mit der Feststellung, dass ich das sechste Jahr von „Buffy“ wieder besser fand als das fünfte. Doch von den starken ersten drei Staffeln ist die Serie leider immer noch weit entfernt (und ich fürchte sie wird es auch in der siebten und letzten Staffel bleiben, die ich noch vor mir habe). Zwar gab es auch dieses Mal einige wirklich starke Episoden, doch die sich durch die Staffel ziehende Handlung um Jonathan und seine beiden Freunde, die sich zu kriminellen Herrschern über Sunnydale aufschwingen wollen (oder so etwas in der Art), wirkte einfach nur lächerlich und verzweifelt.
Was aber rückblickend in diesen 22 Episoden am meisten überzeugen konnte, waren die Charaktere und ihre Beziehungen. Und das war ja immer schon eine der größten Stärken von „Buffy“. Nach Buffys Tod am Ende der fünften Staffel sind ihre Freunde am Boden zerstört, desorientiert und hoffnungslos. Verzweifelt versuchen sie mithilfe eines „Buffybots“ und etwas Magie von Willow (Alyson Hannigan) das Böse im Zaum und Buffys Ableben geheim zu halten (und stellen seltsamerweise trotzdem einen Grabstein mit Buffys Namen auf ihr Grab), doch ihre Aussichten dabei sind alles andere als rosig. Da fasst Willow einen aberwitzig erscheinenden Plan: sie will einen Zauber durchführen, der Buffy zurück ins Leben holen soll.

Die Doppelfolge „Bargaining“ zum Staffelauftakt hat alles, was man sich von einer guten „Buffy“-Episode wünscht: witzige Dialoge, Action und eine konsequente Weiterentwicklung der Figuren. Auch die daran anschließende Episode „After Life“ weiß zu begeistern, u.a. mit wirklich beeindruckendem Schauspiel von Sarah Michelle Gellar, James Marsters und Michelle Trachtenberg. Nachdem Buffy erfolgreich wieder zum Leben erweckt wurde, stellt die Serie die Frage, ob Buffy denn immer noch dieselbe Person ist wie früher. Diese Frage wird Buffy und ihre Freunde die ganze Staffel über beschäftigen – ein Beispiel dafür, dass die Figuren dieses Mal vor allem mit inneren Dämonen zu kämpfen haben. Denn Buffy ist eindeutig nicht mehr dieselbe wie früher, ihre Todeserfahrung hat sie verändert. Dies kann freilich niemand so richtig nachfühlen und so steht sie mit ihren Gefühlen ziemlich alleine da.

Aber ganz alleine ist sie dann doch nicht, denn sie hat ja Spike. Der hatte im Verlauf der fünften Staffel eine ungesunde Obsession für Buffy enwickelt. Diese erwidert seine Liebe nun zwar (vorerst?) nicht, vertraut Spike aber als einzigem einige ihrer intimsten Gedanken an und, nun ja, wird auch sonst recht intim mit ihm. Die Beziehung zwischen Buffy und Spike nimmt einen Großteil der Staffel ein. Man kann sich darüber lustig machen, dass die beiden hier gefühlt in jeder Episode wilden Sex haben und dabei schon mal ein ganzes Gebäude zu Bruch gehen lassen. Aber nichts zeigt Buffys Verwirrung über sich selbst und ihre Rolle im Freundeskreis und in der Welt so eindrucksvoll, wie die (meist äußerst miese) Art, in der sie Spike hier behandelt. Wieder und wieder schläft sie mit ihm, nur um ihm jedes Mal danach ins Gesicht zu sagen, wie sehr sie ihn doch verabscheut. Irgendwann muss einem der Arme einfach leid tun. Am Ende jedoch, in Folge 19 („Seeing Red“), gesteht Buffy, dass sie doch Gefühle für Spike hat. Aber Liebe ist es nicht:

Buffy: „I have feelings for you. I do. But it’s not love. I could never trust you enough for it to be love.“
Spike: „Trust is for old marrieds, Buffy. Great love is wild, and passionate and dangerous. It burns and consumes.“
Buffy: „Until there’s nothing left. Love like that doesn’t last“

Spike kann und will mit Buffys Worten nicht umgehen, ihre Zurückweisung nicht akzeptieren. In einer schockierenden Szene versucht er, sie zu vergewaltigen. Zusammen mit einem weiteren Schock am Ende der Episode macht diese Szene „Seeing Red“ zu einer der besten Folgen der Staffel.

Dass Buffy sich in dieser Staffel mit allerlei anderen Problemen herumschlagen muss (und nicht nur mit Dämonen), zeigen beispielhaft auch ihre Geldsorgen („Out of My Mind“). „It’s not like it’s the end of the world. Which is too bad, you know, cause that I’m really good at.“, stellt Buffy fest. Es folgt eine Szene auf der Bank, in der Sarah Michelle Gellar einmal das dumme Blondchen geben darf, das der Name Buffy nahelegt (ein Bild, das die Serie sonst immer so gekonnt unterläuft). Vampire pfählen fällt Buffy nicht schwer, aber was ganz alltägliche Probleme betrifft fühlt sie sich oft genauso hilflos wie alle anderen.

Natürlich kann man nicht über die sechste Staffel schreiben, ohne auch ein paar Worte über die Musicalepisode zu verlieren. Was soll ich sagen? „Once More With Feeling“ ist einfach großartig! Mit Musik kann man Emotionen vielleicht so direkt und unmittelbar zum Ausdruck bringen wie auf keine andere Weise und Joss Whedon nutzt dies gleich doppelt: zum einen, weil die Episode ihre Geschichte und damit das Innenleben der handelnden (und singenden und tanzenden) Figuren über Lieder ausdrückt. Und zum anderen (Whedon wäre nicht Whedeon, wenn nicht auch seine Musicalepisode etwas meta wäre), weil es eben auch in der Episode selbst genau darum geht – Buffy, Xander, Giles usw. können auf einmal gar nicht anders, als ihre innersten Gefühle über Gesang und Tanz nach außen zu posaunen, ob sie wollen oder nicht. Das führt zu einigen wirklich fantastischen Szenen und obendrein ist das Ganze nicht als Stand Alone-Folge konzipiert, sondern entwickelt auch noch die Handlung und Beziehungen weiter. Hut ab, Herr Whedon!

Auch die daran anschließende Folge „Tabula Rasa“ weiß noch zu begeistern. Darin versucht Willow, bestimmte unliebsame Erinnerungen aus Taras bzw. Buffys Gedächtnis zu löschen. Doch der Zauber geht schief und so leidet plötzlich die ganze Scooby Gang an  Gedächtnisverlust. Sie erinnern sich an nichts, nicht einmal an ihre Namen, und versuchen in einer herrlich komischen Szene zu rekonstruieren, in welchen Beziehungen sie wohl zueinander stehen. Ob man Buffy-Neulinge wohl mit dieser Folge an die Serie heranfüheren könnte? Am Ende ist die Gang jedenfalls gespaltener denn je und Tara (Amber Benson) verlässt Willow.

Eine weitere gute Folge war „Wrecked“ (6.10), in der Willow erstmals eingesteht, dass sie ein ernstes Problem hat. Sie ist quasi süchtig nach Magie und Hexerei, welche man hier als Metapher für reale Drogen sehen kann. Fortan geht Willow auf kalten Entzug und verspricht, sich von der Hexerei fern zu halten. Alles in allem war die erste Hälfte der Staffel also gar nicht so schlecht, jedenfalls wenn man davon absieht, dass weit und breit kein ernst zu nehmender großer Bösewicht in Aussicht war und Jonathon & Co. einfach nur nervten. Die zweite Staffelhälfte legt mit „Doublemeat Palace“ leider einen grauenhaften Start hin. Die Folge spielt fast ausschließlich in einem Fastfoodrestaurant, in dem Buffy nun arbeitet und wo natürlich Dämonen am Werk sind. Das Ganze ist aber so langweilig und peinlich geraten, dass die Folge sicher in vielen Listen der schlechtesten „Buffy“-Episoden ihren Platz finden dürfte.

Für den Rest der Staffel tritt die Serie ein wenig auf der Stelle. Buffy erniedrigt Spike regelmäßig, Xander trauert Anya hinterher, die er kurz vor der Trauung hat sitzen lassen. Und Willow kann die Finger natürlich doch nicht ganz von der Magie lassen, was dazu führt, dass wir wenigstens für die letzten drei Episoden eine richtig spannende Handlung mit einem ernstzunehmendem Gegner für Buffy bekommen: Willow. Dazu gleich mehr, vorher aber noch ein paar Worte zu Episode 17 („Normal Again“), die zumindest bei mir gekonnt Verwirrung darüber gestiftet hat, was hier denn nun real ist und was nicht. Die Episode will uns – und Buffy – nämlich glauben machen, dass die letzten sechs Jahre, die wir gemeinsam mit Buffy in Sunnydale erlebt haben, gar nicht so stattgefunden haben. Stattdessen soll Buffy sich alles – inklusive ihrer Freunde wie Willow, Xander und Giles – nur eingebildet haben und seit sechs Jahren in einer psychiatrischen Klinik leben. Natürlich ist es am Ende die Klinik, die sich als Wahnvorstellung entpuppt, aber man merkt Buffy an, dass sie eigentlich gar nicht so viel dagegen hätte, wenn sie den Ereignissen und Problemen in Sunnydale entfliehen könnte. Wünschen wir uns das nicht alle manchmal? Dass unser ganzes Leben, all unsere Sorgen und Probleme nur eine Illusion, eine Wahnvorstellung sind? Je weiter man diese Gedanken treibt, um so mehr nähert man sich der Schwelle an, an der man vor der Frage steht, ob man nun endgültig verrückt werden werden oder aber sich der Realität stellen will. Und Buffy entscheidet sich für letzteres. Hervorragend – die Entscheidung ebenso wie die Episode.

Nun also zurück zu den letzten Folgen, in denen Alyson Hannigan als Willow mal so richtig schön böse sein darf. Nach einer Durststrecke mittelmäßiger Episoden (die nur durch „Normal Again“ unterbrochen wurde), nimmt die Staffel also erst am Ende von „Seeing Red“ so richtig Fahrt auf, um dann einen sich über drei Folgen hinziehenden Showdown zu bieten, der zwar nicht für alles Vorhergehende entschädigt, aber doch für so Manches. Ich habe mir zu diesen Folgen kaum Notizen gemacht, was aber nur für ihre Qualität spricht. Ich saß ganz einfach so gebannt vor dem Bildschirm, dass ich gar nicht zum Schreiben gekommen bin! Giles (Anthony Stewart Head), der sich seiner Mentorenrolle entsprechend zu Beginn der Staffel nach England zurückgezogen hatte (gut, eigentlich hätte er nach den Regeln der klassischen Heldenreise ja sterben müssen), kehrt schließlich zurück, um Buffy im Kampf gegen Willow zu unterstützen. Am Ende ist es aber Xander (Nicholas Brendon), der Willow besiegt bzw. sie wieder zur Vernunft bringt. Action und große Kämpfe haben wir zu diesem Zeitpunkt schon so einige gesehen und so ist es umso angenehmer, dass der entscheidende Sieg dann nicht mit Gewalt errungen wird, sondern mit der Kraft von Liebe und Freundschaft. Mit ehrlichen, einfühlsamen Worten schafft es Xander, Willow von ihrem Irrweg abzubringen und zurück auf die Seite des Guten zu holen.

Insgesamt war diese Staffel also vielleicht doch nicht so schlecht, wie ich noch zu Beginn dieses Textes gedacht hatte. Sie hatte durchaus großartige Momente, einige herausragende Episoden und ein furioses Finale (inklusive eines Cliffhangers: Spike hat seine Seele zurück bekommen!). Die Figuren sind alle nicht mehr dieselben wie noch zu Beginn der Staffel (und ganz bestimmt nicht mehr wie zu Beginn der Serie). Die Entwicklungen, die sie durchgemacht haben, kann man vielleicht erst im Rückblick erkennen und zu schätzen wissen. Dennoch hätte ich mir eine interessantere Handlung und einen richtig guten, charismatischen Bösewicht für die Staffel gewünscht, nachdem wir beides auch schon in der fünften Staffel nicht bekommen haben. Ich bin schon sehr gespannt, ob die siebte  Staffel der Geschichte und den Charakteren noch auf sinnvolle Weise etwas hinzufügen wird. Dass ich mit dem Anschauen der letzten Staffel immer noch nicht angefangen habe, liegt auch daran, dass ich nicht will, dass die Serie ein Ende findet…

Eine Anmerkung noch: Natürlich habe ich parallel zur vierten Staffel von „Buffy“ auch „Angel“ weiter angeschaut (in diesem Fall die dritte Staffel). Das war zumeist aber mehr die Pflichtübung eines Komplettheitsfanatikers. Einige der Figuren mag ich inzwischen zwar recht gerne, aber insgesamt kann ich der Serie längst nicht so viel abgewinnen wie „Buffy“ und gucke sie halt nur, weil sie auch ins Buffyverse gehört.

Das war 2016 – Mein persönlicher Film- und Serien-Jahresrückblick

Zum letzten (und bisher einzigen) Mal habe ich hier im Blog 2013 einen Jahresrückblick geschrieben. 2016 habe ich es endlich mal wieder (auf den letzten Drücker) geschafft!
Wie auch schon 2013 werde ich hier zusammenfassen, welche besonders guten und schlechten Filme und TV-Serien ich dieses Jahr gesehen habe – ganz egal, ob es sich dabei um neue oder schon ältere Veröffentlichungen handelt.

Die besten neuen Filme

Beginnen wir mal mit den neuen, also in diesem Jahr veröffentlichten Filmen. Da fällt es mir leicht, meine „Top 3“ zusammen zu stellen (aber nicht leicht, sie in eine Reihenfolge zu bringen). „Room“ („Raum“) kam bereits im Frühjahr ins Kino und ich habe den Film seitdem nicht noch einmal gesehen, aber weil ich zwischenzeitlich das Hörbuch zu Emma Donoghues Romanvorlage gehört habe, sind mir die Geschichte und die Figuren immer noch sehr präsent. Lenny Abrahamsons Film um einen Jungen, der gemeinsam mit seiner Mutter jahrelang von einem Entführer gefangen gehalten wird und vollkommen von der Außenwelt abgeschottet aufwächst, ist ein kleines Wunderwerk. Denn trotz dieser düster und depressiv klingenden Ausgangssituation ist der Film das genaue Gegenteil von düster: „Room“ ist ein hoffnungsvoller Film, was nicht zuletzt an den hervorragenden Leistungen der beiden Hauptdarsteller Brie Larson (die dafür einen Oscar gewann) und des siebenjährigen Jacob Tremblay liegt. Ich werde mir den Film auf jeden Fall noch einmal anschauen. Aufgrund einer sehr persönlichen Beziehung, die ich zu der Geschichte habe, könnte er sogar zu einem meiner Lieblingsfilme werden!

Ein weiterer äußerst emotionaler Filmhöhepunkt war dieses Jahr ganz klar „Closet Monster“ von Stephen Dunn. Das Spielfilmdebüt des jungen kanadischen jungen kanadischen Regisseurs strotzt nur so vor kreativen Einfällen und ist in seiner Ausführung so gelungen, dass man gar nicht glauben mag, dass da jemand seinen ersten Kinofilm inszeniert hat! Und natürlich gibt es in keinem anderen Film einen Hamster, der von Isabella Rossellini gesprochen wird! 😉 (Hier könnt ihr meine Filmkritik auf filmszene.de lesen.)

Dass es wie bereits 2015 ein deutscher Film ganz weit nach oben in meiner Top-Ten-Liste schaffen würde, hätte ich nicht erwartet (schon allein, weil ich nicht besonders viele deutsche Filme anschaue). An „Toni Erdmann“ führte in diesem Jahr aber nicht nur kein Weg vorbei, sondern der Film wird seinem Ruf auch wirklich gerecht! Auf so eine Geschichte, in der ein von seiner Tochter entfremdeter Vater dieser über den Umweg einer erfundenen Persönlichkeit wieder näher zu kommen versucht, muss man erst einmal kommen. Aber selbst dann hätte noch eine Menge schiefgehen können, zum Beispiel wenn Regisseurin Maren Ade den Stoff als platte Komödie inszeniert und zur Vorlage für lauter dämliche Witze genommen hätte. Hat sie aber natürlich nicht. Das Endergebnis ist einfach nur großartig – ein Film wie kein anderer. Ein Bekannter von mir hat „Toni Erdmann“ allerdings mit „Borat“ verglichen und ich muss zugeben, dass er damit nicht ganz unrecht hat. Trotzdem handelt es sich um zwei sehr verschiedene Filme, vor allem wohl deshalb, weil Ade die Figuren und Situationen in ihrem Film nie um der bloßen Provokation willen oder für einen billigen Lacher eskalieren lässt. (Meine ausführliche Filmkritik könnt ihr hier lesen.)

Weitere Filmhighlights waren dieses Jahr für micht „Everybody Wants Some!!“ von Richard Linklater (nach dem Kinobesuch bin ich singend und tanzend durch die Straßen gelaufen) und „The Girl With All The Gifts“, ein schauspielerisch wie atmosphärisch extrem gut gemachter Zombiefilm, den ich auf dem Fantasy Filmfest gesehen habe (regulärer Kinostart wird im Februar sein). Auch „Arrival“ von Denis Villeneuve gehört ganz klar zu den besten neuen Filmen von 2016. Nicht nur Science-Fiction-Fans sollten hier definitv einen Blick riskieren.

Das waren die sechs besten, neuen Filme, die ich 2016 gesehen habe. Es gab aber natürlich noch eine Reihe weiterer guter bis sehr guter, die erwähnenswert sind. Da wäre zum Beispiel die Dokumentation „The Hunting Ground“ über sexuellen Missbrauch an US-Universitäten (verfügbar auf Netflix). Auch Jeff Nichols‘ Mystery-Drama „Midnight Special“ hat mir gut gefallen und ich muss ihn definitiv noch einmal anschauen.
Marvel hat dieses Jahr mit dem dritten „Captain America“-Film „Civil War“ einen Volltreffer hingelegt – ich habe mich blendend unterhalten gefühlt, aber einen Großteil des Films schon lange wieder vergessen.

Der neue Tim Burton-Film „Miss Peregrine’s Home For Peculiar Children“ („Die Insel der besonderen Kinder“) hat mir gut gefallen, auch wenn er wohl nicht zu den großen Meisterwerken des Regisseurs zählt. Als Beatles-Fan fand ich auch Ron Howard’s Dokumentation „Eight Days A Week“ sehr schön, aber man muss den Beatles natürlich schon grundsätzlich etwas abgewinnen können, um hier auf seine Kosten zu kommen (aber wer kann das bitteschön nicht?).

Zumindest von der Form her interessant fand ich „Der Nachtmahr“, allerdings liefen all die inszenierungstechnischen Tricksereien dabei irgendwie ins Leere, sodass der Film mehr versprach als er letztendlich einlösen konnte. Gegen Jahresende schließlich hat mich der neue Disney-Animationsfilm „Moana“ (in Deutschland „Vaiana“) gut amüsiert. Und auch das diesjähriger „Star Wars“-Abenteuer „Rogue One“ fand ich als großer Fan der Sternensaga trotz einiger Schwachstellen doch ziemlich gelungen.

Auch auf dem Filmfest München habe ich dieses Jahr wieder viele tolle (und auch ein paar nicht so tolle) Filme gesehen, über die ich größtenteils gebloggt habe. Ein paar davon habe ich hier schon genannt, hinzuzufügen wären aber zum Beispiel noch „Ein deutsches Leben“, „Oleg Y Las Raras Artes“ und „Die letzte Sau“.

Was ich sonst noch für tolle Filme angeschaut habe

Neben diesen Neustarts gab es jedoch auch ziemlich viele ältere Filme, die ich 2016 nachgeholt habe. M. Night Shyamalan hat 2015 mit „The Visit“ endlich mal wieder einen spannenden und gelungenen Film abgeliefert. Aber auch die Österreicher können Horror! Das haben vor zwei Jahren Severin Fiala und Veronika Franz mit der Genre-Perle „Ich seh ich seh“ bewiesen, die ich ebenfalls dieses Jahr gesehen habe und wirklich sehr empfehlen kann!

Noch besser fand ich „Nightcrawler“, in dem Jake Gyllenhaal vor zwei Jahren als ehrgeiziger TV-Journalist zu sehen war. Ein fantastisches Stück Kino, ein bitterböser Blick auf die harte Medien- und Journalismusbranche und ein grandioser Soundtrack! Auch „Love Steaks“ hat mich begeistert. Die deutsche Low Budget-Produktion hat vor einigen Jahren auf mehreren Festivals für Aufsehen gesorgt; nun habe ich sie auch endlich gesehen und war begeistert von der Unmittelbarkeit und Natürlichkeit dieser etwas anderen (oder vielleicht einfach nur kino-untypischen und realistischen?) Liebesgeschichte. Auch Wim Wenders Dokumentation „The Salt of the Earth“ über den Fotografen Sebastião Salgado fand ich sehr beeindruckend. Und wenn ich schon bei deutschen Filmen bin: Auch die Komödie „Wir sind die Neuen“ hat mich positiv überrascht, weil hier das Aufeinandertreffen der Generationen wirklich mit Witz behandelt wird und die Schauspieler sichtlich Spaß an ihren Rollen haben.

Als großer David Bowie-Fan war 2016 natürlich kein gutes Jahr für mich; „The Man Who Fell to Earth“ („Der Mann, der vom Himmel fiel“) habe ich erst nach Bowies Tod zum ersten Mal gesehen – und muss den Film auf jeden Fall irgendwann noch einmal anschauen. Weitere Kultfilme, die ich dieses Jahr tatsächlich zum ersten Mal gesehen habe, waren „The Exorcist“ („Der Exorzist“), „Thelma & Louise“, „Interview with the Vampire“ („Interview mit einem Vampir“) und „Zoolander“ (Teil zwei habe ich einige Tage später angeschaut). Nachdem ich die „Godfather“-Trilogie zum Geburtstag bekommen hatte, habe ich außerdem mehrere Abende damit verbracht, mir mal wieder Francis Ford Coppolas Saga einer italo-amerikanischen Familie zu Gemüte zu führen. Würden Mario Puzos Romane heute verfilmt werden, dann würde man daraus wahrscheinlich eine TV-Serie machen, also habe ich mir die Filme häppchenweise in feierabendfreundlichen Blöcken von 60 bis 90 Minuten über mehrere Abende verteilt angeschaut. Auch die „Alien“-Filme habe ich mir dieses Jahr mal wieder alle angeschaut, und zwar gleich mehrfach: Teil 1 bis 3 habe ich sowohl in der Kinofassung als auch in den auf den Blu-rays enthaltenen längeren Schnittfassungen angeschaut. Bei „Alien: Resurrection“ habe ich es allerdings bei der Kinofassung belassen, da ich mir diesen Murks nicht noch einmal antun wollte.

Die schlechtesten Filme des Jahres

Wie jedes Jahr gab es auch 2016 ein paar Filme, über die ich mich richtig geärgert habe. Ganz oben auf der Liste steht „Independence Day: Resurgence“. Ganz ehrlich, ich hätte die zehn Euro, die ich hier für den Kinobesuch ausgegeben habe, lieber verbrennen und dann dabei zuschauen sollen. Das wäre unterhaltsamer gewesen als diese völlig uninspirierte, vor Klischees nur so strotzende Fortsetzung von Roland Emmerichs Science Fiction-Klassiker. Dicht dahinter folgt „Batman v Superman: Dawn of Justice“. Es ist mir unbegreiflich, warum Zack Snyder immer noch riesige Budgets anvertraut werden, wo doch jedes Mal so ein Murks dabei herauskommt. (Halt, ich verstehe es doch: seine Filme spielen das Geld – und sogar noch mehr! – nämlich tatsächlich wieder ein. Unbegreiflich!) Auch die zweite Comicverfilmung aus dem DC-Universum, „Suicide Squad“, fand ich grottenschlecht. Ich kenne mich mit Comics zwar kaum aus, aber bei Marvel schaffen sie es immerhin, unterhaltsame Filme rauszuhauen!

Wobei es zumindest einen Marvel-Film gab, den ich dieses Jahr auch ziemlich schlecht fand: „X-Men: Apocalpyse“. Der gehört zwar nicht zum „Marvel Cinematic Universe“ von Disney, aber gerade weil die beiden vorherigen „X-Men“-Filme so großartig waren, hatte ich mir einen würdigen Abschluss dieser Trilogie gewünscht. Weitere Filmgurken aus 2016 waren „Die 5. Welle“ und „London Has Fallen“. Bei letzterem war mir das eigentlich schon vorher klar, schließlich war auch schon Teil 1 nur leidlich unterhaltsam. Ich schaue mir solche Filme wohl nur an, um sie dann am Jahresende auf meine Flop-Liste setzen zu können… 😉 Auch bei Duncan Jones Videospielverfilming „Warcraft: The Beginning“ habe ich nach etwa einer Viertelstunde geistig abgeschaltet und darauf gehofft, dass es bald vorbei ist. Schade, denn ich bin ein großer Fan seiner ersten beiden Filme „Moon“ und „Source Code“. Dass die neue „Ben Hur“-Verfilmung einfach nur überflüssig sein würde, war mir natürlich auch schon vorher klar. Angeschaut (und darüber geschrieben) habe ich den Film trotzdem.

…und noch mehr schlechte Filme

Als hätte 2016 nicht schon genug schlechte Filme hervorgebracht, habe ich mir zusätzlich auch noch einige ältere Filmgurken reingezogen. Das ging Anfang des Jahres los mit Cameron Crowes „Aloha“. Ich bin ja wirklich ein großer Fan von Crowe und zähle mit „Almost Famous“ und „Vanilla Sky“ zwei seiner Werke zu meinen Lieblingsfilmen, aber was er mit „Aloha“ abgeliefert hat, ist einfach so was von langweilig, uninspiriert und voller Klischees, dass man sich fragt, ob da wirklich noch derselbe Autor und Regisseur am Werk war. Schade! Josh Tranks „Fantastic Four“-Verfilmung von 2015 war auch nicht besser, konnte mich aber immerhin mit unfreiwilliger Komik unterhalten. Auch in diesem Fall kann man aber nur sagen: schade, dass nichts Besseres dabei herausgekommen ist. „Chronicle“ wird wohl Tranks bester Superheldenfilm bleiben…

Auch richtig schlecht fand ich Disneys Realversion von bzw. Parallelgeschichte zu „Dornröschen“, „Maleficent“. Schrecklich gelangweilt habe ich mich bei Angelina Jolies „By the Sea“ und „Kingsman“ fand ich extrem dämlich. Dass mich auch die „Hunger Games“ mit „Mockingjay: Teil 2“ nicht mehr begeistern konnten, hat mich nach dem extrem handlungsarmen dritten Film nicht mehr überrascht. Der bei weitem schlechteste Film, den ich dieses Jahr gesehen habe, war jedoch der Weinachts-Grusel „Krampus“. So etwas kommt also dabei heraus, wenn sich die Amerikaner an für sie wohl total exotisch anmutenden mitteleuropäischen Schreckgestalten abarbeiten! Cultural appropriation mal anders…

Mein Serienjahr

Ich habe 2016 zwar knapp 200 neue, alte und teils auch altbekannte Filme angeschaut, aber es hätten noch wesentlich mehr sein können, wenn es nicht so viele gute TV-Serien gäbe. Dass „Hannibal“ ein vorzeitiges Ende gefunden hat, ist für mich eine mittelschwere Katastrophe. Bryan Fullers Neuverfilmung der Romane von Thomas Harris gehört für mich zu den besten Fernsehserien überhaupt und ich hoffe sehr, dass er es doch noch irgendwie schaffen wird, eine Fortsetzung in Form einer Miniserie für irgendeine Streamingplattform zu produzieren.

Das beste Fernsehen scheint inzwischen ja sowieso auf Netflix & Co. stattzufinden. „Jessica Jones“ war für mich der bislang beste Beitrag zum filmischen Marveluniversum und auch die beiden „Daredevil“-Staffeln fand ich toll. Sehr gut unterhalten hat mich dieses Jahr auf Netflix auch die zweite Staffel von „Grace and Frankie“. Darin geht es zwar um Figuren, die mehr als doppelt so alt sind wie ich, aber wenn sie von so grandiosen Schauspielern wie Jane Fonda oder Martin Sheen gespielt werden, dann macht das auch dann riesigen Spaß, wenn man sich nicht mit allen Problemen der Figuren identifizieren kann.

Mit „Downton Abbey“ fand dieses Jahr eine meiner Lieblingsserien ihr Ende. Auch hier sind es vor allem die erstklassigen Darsteller, die das meist doch recht banale Soap-Geschehen sehenswert machen. Bei „Stranger Things“ wiederum stimmte das Gesamtpaket aus Schauspielern, Mystery-Handlung und gekonnt reproduzierter Achtziger-Jahre-Atmosphäre. Ich bin schon gespannt auf Staffel zwei! Eine weitere Staffel von „Heroes Reborn“ wird es dagegen nicht geben, was aber kein großer Verlust ist. Tim Krings Superhelden-Ensemblesoap „Heroes“ war in ihrer ersten Staffel 2006 noch revolutionär und verdammt gut, danach ging es aber leider immer weiter bergab. Der Neuaufguss „Heroes Reborn“ hätte toll werden können, aber leider hat man dabei die Schwächen der späteren „Heroes“-Staffeln nicht ausgemerzt, sondern sie nur noch verstärkt.

Richtig, richtig gut dagegen ist „Bates Motel“. Man hätte es von einem „Psycho“-Prequel nicht unbedingt erwartet, aber der auf fünf Staffeln angelegten Serie ist es tatsächlich gelungen, die Hintergründe von Norman Bates und seiner Mutter interessant und plausibel zu beleuchten. Die Staffeln drei und vier habe ich dieses Jahr hier im Blog besprochen. Weniger begeistert war ich von Woody Allens erster „Fernsehserie“ „Crisis in Six Scenes“. Ich habe „Fernsehserie“ hier bewusst in Anführungszeichen geschrieben, denn eigentlich handelt es sich dabei nur um einen in sechs Teile aufgespaltenen Film. Die jeweils 22 Minuten langen, auf Amazon Video verfügbaren Folgen bieten typischen, größtenteils recht altbackenen Woody Allen-Humor. Darunter sind zwar hin und wieder wirklich gelungene, lustige Momente, doch zu Allens besseren Werken gehört dieser „Serienfilm“ bestimmt nicht. (Außerdem verdient sich „Crisis in Six Scenes“ den Preis für den unkreativsten Titel des Jahres. Hat da jemand aus Versehen den Arbeitstitel der Serie stehen lassen!?)

Im Herbst habe ich mir die letzten Folgen von „Mad Men“ angeschaut und wurde nicht enttäuscht. Die Serie hat ihr durchgehend hohes Niveau halten können und ein nicht spektakuläres, aber angemessenes und passendes Ende gefunden. Neu angefangen habe ich dagegen mit „Scream“. Die Serie basiert auf der gleichnamigen Slasherfilmreihe und es gelingt ihr recht erfolgreich, die aus den Filmen bekannte Metaeben (z.B. in Form von Diskussionen über die Regeln des Slasher-Genres) ins Fernsehen zu übertragen. Natürlich handelt es sich dabei um Unterhaltung mit nicht allzu viel Tiefgang, aber für zwischendurch eignet sich die Serie allemal. Staffel zwei habe ich auch schon angeschaut.

Eines meiner Serienlangzeitprojekte ist Joss Whedons „Buffy the Vampire Slayer“. Vor ein paar Jahren habe ich mit der ersten Staffel angefangen und lasse mir zwischen den Staffeln immer ziemlich viel Zeit. Mittlerweile habe ich sechs Staffeln geschafft (und drei Staffeln von „Angel“, das ich parallel anschaue), aber erst bis zur fünften Staffel gebloggt. Ich werde demnächst mit dem Anschauen der letzten Staffel anfangen und hoffentlich auch noch einen Blogpost über Staffel sechs schreiben, aber so begeistert wie zu Beginn bin ich von der Serie nicht mehr.

Nach wie vor begeistert bin ich aber natürlich von meiner Lieblingsserie „Babylon 5“. Seit ich vor ein paar Jahren einen einführenden Überblick über J. Michael Straczynskis revolutionäre Science Fiction-Saga geschrieben habe, blogge ich in unregelmäßigen Abständen über jede einzelne Folge. Immerhin bis zur vorletzten Episode der ersten Staffel habe ich es 2016 geschafft; weitere Blogposts werden definitiv folgen, ich hatte nur in den letzten Monaten zu wenig Zeit dazu. Ebenfalls noch nicht gebloggt habe ich über Straczynskis neue Serie „Sense8“, die er zusammen mit den Wachowski-Schwestern realisiert hat. Die 2015 gestartete Netflix-Serie wurde vor einer Woche endlich mit einem Christmas Special fortgesetzt und soll im Mai eine zweite Staffel spendiert bekommen. Ich bin schon sehr gespannt, da ich „Sense8“ für eine der wichtigsten gegenwärtigen Serien halte!

Weiterhin habe ich dieses Jahr die zweite Staffel von „True Detective“ angeschaut (nicht so mein Fall) und mir endlich die Miniserie „Top of the Lake“ angesehen (schon viel eher mein Fall – und wenn mir jemand gesagt hätte, diese düstere und deprimierende Serie sei die dritte Staffel von „True Detective“, hätte ich das sofort geglaubt). Neben der zweiten Staffel von „The Newsroom“ (ich liebe Aaron Sorkins Dialoge!) habe ich mir auch die erste Staffel von „The Extant“ angeschaut (interessant, leider gibt es ja nur eine weitere Staffel).

Mit der Science Fiction-Anthologieserie „Black Mirror“ habe ich zumindest schon angefangen und bin davon sehr angetan. Auch „Devious Maids“ von „Desperate Housewives“-Schöpfer Marc Cherry habe ich begonnen zu gucken und war zumindest ein paar Tage lang süchtig danach, das hat sich also schnell wieder gelegt. Ich weiß also nicht, ob ich das weiter anschauen werde. Ach ja, bevor ich’s vergesse: ich habe dieses Jahr auch wieder ein bisschen „Star Trek“ geguckt, genauer gesagt die zweite Staffel von „Enterprise“. Ich freue mich schon auf die neue „Star Trek“-Serie, die im Mai starten wird!

Schließlich gab es dieses Jahr natürlich auch ein paar Serien, die ich anzuschauen begonnen habe, die aber nicht so ganz meinen Geschmack getroffen haben. Darunter waren „Terminator: The Sarah Connor Chronicles“, „Penny Dreadful“ und „Ascension“. Auch von „The Expanse“ habe ich bislang nur zwei Folgen gesehen, die mich vor allem verwirrt haben. Bei „Luke Cage“ bin ich noch nicht über Episode 1 hinaus gekommen, die ich eigentlich nicht so toll fand. Da mir aber die anderen Marvel-Serien bei Netflix so gut gefallen haben, werde ich vielleicht doch irgendwann weitersehen. „Masters of Sex“ wollte ich schon lange sehen und habe 2016 endlich damit begonnen. Eigentlich ist die Serie ziemlich gut, aber der Funke wollte dann doch nicht überspringen. Manchmal wäre es vielleicht doch besser, nicht aus jedem Thema gleich eine Serie zu machen. Ein „Masters of Sex“-Film wäre jedenfalls sehr viel schneller zu konsumieren gewesen.

Was alle an „Mr. Robot“ so toll finden, habe ich noch nicht verstanden und hier auch nach drei oder vier Folgen erstmal Schluss gemacht. Die Serie ist zwar gut gemacht, bietet aber meiner Meinung nach nicht viel Neues. Es geht mal wieder um einen unsicheren männlichen Protagonisten, der seine Gefühle schlecht ausdrücken kann und sich im Umgang mit anderen Menschen schwertut. Das kennen wir inzwischen schon zu Genüge aus anderen Serien (Sherlock, „Dexter“).

Falls Ihr diesen Text tatsächlich bis hierhin gelesen haben solltet, wünsche ich euch an dieser Stelle ein gutes, gesundes und erfolgreiches Jahr 2017! Möge es uns viele tolle neue Filme und Serien bringen. 🙂

Buffy the Vampire Slayer – Season 5 (& Angel – Season 2)

Dieser Blogpost enthält Spoiler zur 5. Staffel von „Buffy“ und zur 2. Staffel von „Angel“!

Nachdem ich bereits die Staffeln 1, 2, 3 und 4 von „Buffy the Vampire Slayer“ hier im Blog besprochen habe, ist nun die fünfte Staffel an der Reihe. Parallel zu dieser Staffel habe ich die zweite Staffel von „Angel“ angeschaut (dabei habe ich mich an die hier vorgeschlagene Reihenfolge gehalten, damit alle Crossover-Elemente zwischen den beiden Serien Sinn ergeben). Ich muss schon einmal vorwegnehmen, dass mich die fünfte Staffel von „Buffy“ stark enttäuscht hat. Auch bei „Angel“ habe ich mich überwiegend gelangweilt. Statt nun im Folgenden die beiden Serien Episode für Episode durchzugehen, greife ich mir jeweils einige Elemente heraus, die mir erwähnenswert scheinen.

Beginnen wir mal mit Dawn. Buffys kleine Schwester (Michelle Trachtenberg) ist in Staffel fünf der wichtigste Neuzugang im Cast von „Buffy“. Da ich davon bereits wusste, war ich zwar nicht überrascht als Dawn plötzlich auftauchte, allerdings war ich sehr gespannt, wie ihr Erscheinen erklärt werden würde.  Ich hatte erwartet, dass Dawn im typischen Soap-Modus als bislang unbekannte Halbschwester von Buffy oder dergleichen eingeführt wird, dass man sich also irgendeine banale Erklärung aus den Fingern saugt, um Dawns verspätetes Auftauchen in Buffys Leben und der Serie zu erklären. Eine solche Erklärung gibt es schließlich auch und sie ist eigentlich recht kreativ: Dawn ist der „Schlüssel“, den die böse Glory (zu ihr komme ich gleich) braucht, um…naja um ihren bösen Plan umzusetzen. Es wird also auch den Figuren in der Serie erklärt, dass und warum Dawn früher nicht da war. Das ist einerseits recht kreativ, führt aber nicht recht weit, da Glory und die übergreifende Staffelhandlung alles andere als einfallsreich sind. Ich hätte es wirklich gerne gesehen, wenn Dawns Erscheinen in der Serienwelt überhaupt nicht kommentiert oder erklärt worden wäre – das wäre doch mal ein mutiges erzählerisches Statement gewesen! Also Dawn einfach in die Serie hineinschreiben, ohne sich irgendeine Begründung für ihre Einführung abzuringen, ganz einfach weil sich dadurch eben neue Möglichkeiten und Dynamiken ergeben. Aber das hätte wohl zu viele Zuschauer verwirrt.

In den ersten Folgen war ich noch ein großer Fan von Dawn, doch meine Begeisterung hat sich schnell wieder gelegt, als die Staffelhandlung danach einfach nicht in die Gänge kam und weitere interessante Entwicklungen ausblieben. Glory (Clare Kramer), die als „big bad“ der Staffel herhalten muss, ist ein derartiger Griff ins Klo, dass ich den Eindruck habe, Joss Whedon habe keine Zeit gehabt, sich selbst um die Handlung dieser Staffel zu kümmern (abgesehen von den drei Folgen, die er selbst geschrieben und inszeniert hat). Glory ist eine Göttin, also zumindest theoretisch allmächtig, aber weil sie eine Menschengestalt angenommen hat, hat sie auf den Großteil ihrer Allmacht zurzeit sozusagen keinen Zugriff. Sie soll also bedrohlicher sein, als alle Gegner, mit denen Buffy es bisher aufnehmen musste – ist es aber dann doch nicht. Auch was sie mit ihrem großen Plan erreichen will, wird nie so ganz deutlich. Noch viel schlimmer ist, dass die Figur von einer wirklich unsympathischen und unbegabten Schauspielerin gespielt wird. Wäre ich nicht so ein Komplettheitsfanatiker, dann hätte ich die Szenen mit ihr wohl übersprungen.

Bevor ich mich weiter über Glory aufrege, springe ich also lieber gleich zur nächsten Figur: Spike (James Marsters). Besonders kreativ war seine in dieser Staffel aufflammende Obsession für Buffy zwar auch nicht, aber doch besser geschrieben und gespielt. Wie er am Ende der vierten Folge („Out of my Mind“) aus einem Traum hochschreckt, in dem er und Buffy sich leidenschaftlich küssen, das war einfach herrlich. In den kommenden Folgen verhält er sich dann wie ein verliebter Teenager, der seine Gefühle nur durch Beleidigungen ausdrücken kann. Ständig sucht er Buffys Nähe und immer wieder handelt er sich nichts als Ablehnung und Zurückweisung ein. Wenn Buffy ihm Worte wie „You’re beneath me“ (5.07) oder „You disgust me“ (5.12) an den Kopf wirft, kann er einem aber auch wirklich leid tun. Ihren Höhepunkt findet diese Dynamik in Episode 5.14 („Crush“), in der Spike Buffy seine Liebe beweisen will, indem er seine alte Flamme Drusilla tötet. Hier geht es nicht um den dämlichen Glory-Handlungsstrang, sondern um die Beziehungen von Charakteren, die wir nun schon seit mehreren Staffeln kennen und die uns etwas bedeuten. „Crush“ dürfte wohl eine der besten Folgen der ganzen Serie sein und hat unter anderem diesen herrlichen Dialog zu bieten:

Spike: „You can’t deny it. There’s something between us.“
Buffy: „Loathing. Disgust.“
Spike: „Heat. Desire.“

Aber Buffy (Sarah Michelle Gellar) muss sich in dieser Staffel nicht nur mit Spike herumschlagen, sie hat leider auch weit ernstere Probleme. Neben Glory ist da zunächst die Beziehung zu ihrem Mentor Giles (Anthony Stewart Head). Der fühlt sich zu Beginn der Staffel ziemlich überflüssig und will zurück nach England gehen, weil Buffy ihn seiner Meinung nicht mehr braucht. Doch sie schafft es, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Im Lauf der Staffel wird er wieder offiziell als ihr „Watcher“ eingesetzt und eröffnet ein Geschäft für aller magisches Zeug. Er hat also wieder eine Aufgabe und als später in der Staffel Buffys Mutter stirbt, wird er in seiner Rolle als Vaterfigur für Buffy noch wichtiger. Diesbezüglich war ich übrigens bereits gespoilert und nur darüber überrascht, dass sich das Ableben von Joyce so lange hingezogen hat (in der vierten Folge muss sie ins Krankenhaus, dann geht es ihr irgendwann wieder besser und am Ende von Episode 15 stirbt sie). Und so schlecht ich die Staffel insgesamt auch finde, muss ich doch zugeben, dass Episode 5.16 („The Body“, Drehbuch & Regie: Joss Whedon) nicht nur eine der besten Episoden der ganzen Serie ist, sondern eine Sternstunde des Fernsehens und ein absolutes Meisterwerk! Die Episode handelt von den Reaktionen der Hauptfiguren auf Joyces Tod und kommt – einmal mehr – ohne Glory und auch sonst fast ohne Dämonen und Übernatürliches aus. Nicht einmal Musik wird in der Folge verwendet, wenn ich mich richtig erinnere, und teilweise wird sogar ganz auf Ton verzichtet. Damit werden so einige Klischees umschifft und die Trauer der Figuren, die alle auf unterschiedliche Weise mit der schrecklichen Nachricht umgehen, für den Zuschauer noch unmittelbarer erlebbar gemacht.

Leider nimmt die Staffel erst nach Joyces Tod Fahrt auf, was den Kampf gegen Glory (der schließlich noch durch eine Gruppe von Rittern verkompliziert wird) aber auch nicht interessanter macht. Was war sonst noch los? Ach ja, Riley (Marc Blucas) wurde wieder aus der Serie herausgeschrieben, was kein allzu großer Verlust ist. Willow (Alyson Hannigan) übt sich anscheinend weiter fleißig in der Hexerei, bis ihre Freundin Tara (Amber Benson) am Ende der Staffel feststellen muss „It frightens me how powerful you’ve become“. Besonders viel hat man von dieser Veränderung Willows allerdings nicht mitbekommen. Und Xander (Nicholas Brendon)? Der outet sich in Episode 5.03 als „Babylon 5“-Fan, was vollkommen zu ihm passt. Später macht er seiner Freundin Anya (Emma Caulfield) einen Heiratsantrag. Buffy überlebt das Ende der Staffel übrigens nicht, aber da es noch zwei weitere Staffeln gibt, gehe ich mal davon aus, dass sie sehr bald wieder zum Leben erweckt wird.

Da es in der Überschrift steht, muss ich noch ein paar Worte zu „Angel“ verlieren. Das „Buffy“-Spin-off hat mich in seiner ersten Staffel nicht überzeugt und die zweite fand ich für eine ganze Weile sogar noch langweiliger. Der Handlungsstrang um Angels (David Boreanaz) wieder zum Leben erweckte frühere große Liebe Darla (Julie Benz) hat mich einfach gar nicht interessiert. Das ging mir alles viel zu lange hin und her und obendrein hatte es stets mit den schmierigen Anwälten von Wolfram & Hart zu tun, die ich ebenfalls nicht leiden kann (ganz besonders Christian Kane als Lindsey – noch so ein unsympathischer, unbegabter Schauspieler).

Erst als Darla und Lindsey (hoffentlich für immer!) endlich aus der Serie verschwinden, nimmt die Staffel fahrt auf. Zunächst kommt Spikes Ex-Freundin Harmony (Mercedes McNab) nach Los Angeles und wird von Cordelia (Charisma Carpenter) mit offenen Armen empfangen, weil sich nicht bis zu ihr herumgesprochen ist, dass Harmony inzwischen ein Vampir ist. Das führt zu ein paar sehr lustigen Szenen. Zwei Folgen später wird Cordelia in eine Paralleldimension versetzt, aus der sie Angel, Wesley, Gunn und der in dieser Staffel neu dazu gekommene Lorne (Andy Hallet) retten müssen. Auf diese Weise entspinnt sich eine sich über die letzten drei Folgen hinziehende Fantasygeschichte, die endlich einmal frischen Wind in die Serie bringt und richtig Spaß macht. Davon hätte ich in Zukunft gerne mehr und auch Lorne bleibt uns hoffentlich in der nächsten Staffel erhalten. Da ich die zweite Staffel aber abgesehen von diesen wenigen Episoden am Ende überwiegend ziemlich öde fand, bin ich leider noch kein Fan von „Angel“ geworden. Mal sehen, ob sich das mit der dritten Staffel ändern wird.

Buffy the Vampire Slayer – Season 4 (& Angel – Season 1)

Nachdem ich im letzten Jahr begonnen habe, eine große popkulturelle Bildungslücke zu schließen und mir die erste, zweite und dritte Staffel von Joss Whedons „Buffy the Vampire Slayer“ angeschaut habe, bin ich in den letzten Wochen nach Sunnydale zurückgekehrt und habe mir die vierte Staffel angesehen. Dafür habe ich etwas länger gebraucht als für die früheren Staffeln, denn wenn man die volle Buffyverse-Erfahrung haben will, muss man nun ja zwei Serien gleichzeitig gucken: Nachdem Buffy (Sarah Michelle Gellar) und Angel (David Boreanaz) am Ende der dritten Staffel eingesehen haben, dass sie sich zwar immer lieben, aber auch immer unglücklich machen werden, hat Angel Sunnydale verlassen und lebt nun in Los Angeles. Dorthin hat es nach der High School auch Cordelia (Charisma Carpenter) verschlagen, die von der großen Schauspielkarriere träumt, aber tatsächlich in Angels Detektivbüro arbeitet. Aber damit bin ich ja schon bei der Spinoff-Serie „Angel“, obwohl ich zunächst eigentlich über „Buffy“ schreiben wollte. Da ich das volle Buffyverse-Erlebnis haben wollte, konnte ich „Angel“ natürlich nicht unter den Tisch fallen lassen und habe mich an die hier vorgeschlagene Reihenfolge gehalten, um vor allem bei den jeweiligen Crossover-Episoden der beiden Serien keine bösen Überraschungen zu erleben (z.B. dass in einer Serie wichtige Ereignisse erwähnt werden, die einen Spoiler für die andere Serie darstellen, weil man die entsprechende Folge noch nicht gesehen hat).

Ich beginne also mit „Buffy“. Die größte Herausforderung unserer Titelheldin scheint in der ersten Episode der Staffel nicht ein Dämon zu sein (das „Slayen“ ist ja mittlerweile Routine für sie), sondern das Erstellen ihres Stundenplans fürs College. Ich kann zwar auch nach 22 Folgen immer noch nicht sagen, was genau Buffy eigentlich studiert, aber mit dem Übergang von der High School zur Uni verändert sich für sie so einiges. Anders als in ihrem letzten Schuljahr muss sie ihre Identität als Slayer am College wieder geheim halten und erlebt gleich am ersten Tag auf dem Campus, wie chaotisch das Unileben sein kann. Doch sie und ihre beste Freundin Willow (Alyson Hannigan) machen auch neue Bekanntschaften. Da wäre zum einen Riley (Marc Blucas), der im Lauf der Staffel mit Buffy zusammen kommt (auch wenn ihre erste Begegnung nicht besonders glücklich verläuft und er Buffy zunächst nur als „Willow’s friend“ im Gedächtnis behält). Dann wäre da Kathy (Dagney Kerr), die mit Buffy ein Zimmer im Wohnheim teilt. Es stellt sich allerdings sehr schnell heraus, dass die beiden überhaupt nicht zueinander passen: Als Kathy mit den Worten „I just know that this whole year is gonna be super fun!“ ein Céline Dion-Poster neben ihr Bett hängt, charakterisiert das nicht nur ohne viele Worte ihre Figur, sondern sorgt auch noch für einen der besten Gags der ganzen Serie. In der zweiten Folge treibt Kathy Buffy mit ihren Marotten fast in den Wahnsinn. Nachdem sie sich schließlich als Dämon entpuppt hat und nach etwas Arbeit von Giles und Buffy wieder aus dieser Welt verschwunden ist, zieht Willow zu Buffy ins Zimmer – warum eigentlich nicht gleich? Und dann ist da noch Professor Walsh (Lindsay Crouse) oder „the evil bitch monster of death“, wie die Psychologie-Professorin eigener Aussage zufolge unter ihren Studenten bekannt ist. Mehr zu ihr später.

Als Willow und Buffy gemeinsam das College-Gelände erkunden, ist Willow von der riesigen Universitätsbibliothek begeistert, merkt aber auch an, wie schade es ist, dass Giles (Anthony Stewart Head) nicht dort arbeitet. Tatsächlich ist Buffys ehemaliger Watcher kein so wichtiger Teil ihres Lebens mehr wie früher. Er ist zwar im Lauf der Staffel immer wieder tief in die Aktionen der Scoobies zur Bekämpfung des Bösen mit eingebunden, aber Buffy ist eben inzwischen erwachsen und hat es nicht mehr nötig, ständig von einer Vaterfigur geführt zu werden. Fühlt sie sich in der ersten Episode noch von Giles allein gelassen, so ist es im späteren Verlauf der Staffel vor allem Giles, der sich allein und nicht mehr gebraucht fühlt. Er durchlebt in der vierten Staffel eine midlife crisis. Er fängt an zu joggen, abonniert plötzlich Auto-Magazine, schaut in Buffys Stammclub, dem Bronze, vorbei und hat ein Geheimnis, das Buffy, Willow und Xander schließlich lüften: Er tritt als Sänger in einer Bar auf – und ist dabei ziemlich gut, wie Buffy feststellen muss. Giles bleibt zwar auch die ganze vierte Staffel über Teil der Serie und kommt in allen 22 Folgen vor, doch ich hatte das Gefühl, dass er eigentlich nicht mehr viel in der Serie zu suchen hat. Soweit ich weiß, wird er irgendwann in den noch verbleibenden drei Staffeln vom Haupt- zum Nebencharakter herabgestuft, persönlich bin ich allerdings der Meinung, dass man ihn  hätte sterben lassen sollen. Giles nimmt in der Serie die klassische Mentor-Position ein und müsste als solcher – nach den u.a. von Joseph Campbell dargelegten Regeln der mythologischen Heldenreise – früher oder später sterben. Vielleicht habe ich ja unrecht und er stirbt tatsächlich noch. (Glaube ich aber nicht, denn ich bin leider schon ein wenig gespoilert und weiß, dass eine andere für Buffy sehr wichtige Person in der fünften Staffel sterben wird.)

Bevor Buffy im Lauf der Staffel mit Riley zusammen kommt, verliebt sie sich erst einmal in Parker (Adam Kaufman), einen anderen Kommilitonen. Die beiden schlafen zusammen und Buffy fühlt sich für ein paar Tage wie im siebten Himmel, bis sie feststellen muss, dass Parker sie nur als spaßiges Abenteuer gesehen hat und sich nun nicht mehr für sie interessiert. „Does this always happen? Sleep with a guy and he goes all evil?“, fragt Buffy Willow, auf ihre Erfahrungen mit Angel anspielend. Etwas andere Beziehungsprobleme hat dagegen Xander (Nicholas Brendon). In der dritten Folge taucht Anya (Emma Caulfield), die menschlich gewordene Rachedämonin aus der dritten Staffel wieder auf und erklärt Xander, sie könne nicht mehr auffhören, an ihn zu denken und müsse nun unbedingt mit ihm schlafen, um ihn hinter sich lassen zu können. Xander lässt sich nicht lange bitten und hinterher kündigt Anya an „So, Im over you now.“ Dem ist natürlich doch nicht so; Xander und Anya werden ein Paar, auch wenn man als Zuschauer lange nicht so genau weiß, warum die beiden eigentlich zusammen sind. Liebe kann jedenfalls nicht der Grund sein. Anya ist aus irgendeinem Grund verrückt nach Xander, während der nicht wirklich verliebt scheint, sondern Anyas Verrücktheit nach ihm lediglich ausnutzt. Genau das – dass Xander sie nur ausnutzt – wirft Anya ihm in der Mitte der Staffel vor (mein Gedanke dazu: selbst schuld, so wie sie sich an ihn geschmissen hat). Dass es zwischen den beiden nichts zu geben scheint als Sex, wird jedenfalls immer mehr zum Problem, bis sie sich schließlich wieder trennen. Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich mit Anya und ihrer Rolle in der Serie anfreunden konnte. Am Anfang der Staffel fand ich die Art, in der sie als Ex-Dämonin, die das Menschsein erst wieder lernen muss, ständig unüberlegte Kommentare von sich gab, noch irritierend. Im Lauf der Staffel habe ich ihren Meta-Humor jedoch schätzen gelernt und mich bisweilen an Seven of Nine aus „Star Trek: Voyager“ erinnert gefühlt, die ja auch vom Mensch zum Nichtmensch und dann wieder zum Mensch wurde und ebenso mit menschlichen Umgangsformen fremdelte wie Anya.

Aber ob mit oder ohne Anya, Xander hat in dieser Staffel auch noch andere Probleme. Als einziger der Scoobies hat er es nämlich nicht aufs College geschafft. Schule und Lernen waren noch nie seine Stärken. Und so schlägt er sich die ganze Staffel über mit verschiedenen Jobs herum (u.a. verkauft er Fitnessriegel und Eis), aber der richtige scheint noch nicht dabei gewesen zu sein. Er wohnt zuhause bei seinen Eltern (die man nie zu Gesicht bekommt) im Keller. Als Anya in der vierten Folge zu ihm sagt, er habe doch mit Buffy, Willow und Oz, die nun alle aufs College gehen, nicht mehr viel gemeinsam, will er das zwar nicht hören, doch Anya hat einen wunden Punkt getroffen. Denn Xander versucht im Lauf der Staffel immer wieder zu beweisen, dass er eben doch noch dazu gehört, auch wenn er vom Leben auf dem Campus und von Psychologievorlesungen keine Ahnung hat. Am Ende der Staffel (Folge 4.21) fühlt er sich antriebslos und hinsichtlich seines Status in der Gruppe unsicher. Zum Glück spielt er anschließend aber doch eine wichtige Rolle beim Kampf gegen das Böse.

Auch die Beziehung des – nach der Trennung von Buffy und Angel – verbliebenen Traumpaares der Serie steht unter keinem guten Stern. Willow und Oz (Seth Green) schienen beide bemerkenswert gut damit zurecht zu kommen, dass Oz ein Werwolf ist. Jeden Monat wir Oz einfach bei Vollmond nachts eingesperrt und bewacht, damit er nach seiner Verwandlung niemanden verletzen kann. Nun zeigt sich jedoch, dass die Sache nicht so einfach ist. Oz lernt Veruca (Paige Moss) kennen, eine Kommilitonin und Sängerin, die ebenfalls eine Werwölfin ist. Sie kann nicht verstehen, dass Oz sich bei Vollmond wegsperren lässt und seine animalische Seite nicht akzeptieren will. „You’re the wolf all the time, and this human face is just your disguise.“, versucht sie ihn in der sechsten Episode („Wild at Heart“) zu überzeugen. Oz fühlt sich eindeutig zu Veruca hingezogen und ist von ihr und ihrer Lebenseinstellung fasziniert, liebt aber weiterhin Willow und will sie nicht verletzen. Als Willow aber entdeckt, dass Oz und Veruca (in Werwolfform) die Nacht zusammen in Oz‘ Käfig verbracht haben, ist sie am Boden zerstört. Schließlich kommt es zum Kampf der beiden Werwölfe. Dabei tötet Oz Veruca und beschließt daraufhin, aus Sunnydale fort zu gehen. „Veruca was right. The wold is inside me all the time. And I don’t know where that line is anymore, between me and it.“, erklärt er Willow und verlässt die Stadt, um sich auf die Suche nach sich selbst zu machen.

In Episode 4.19 („New Moon Rising“) kehrt er, um viele Erfahrungen reicher zurück. Mit seiner animalischen Seite hat er inzwischen seinen Frieden gemacht und sie sogar so weit unter Kontrolle, dass er sich bei Vollmond nicht mehr verwandelt, was er Willow in einer schauspielstarken Szene stolz demonstriert. Natürlich will er wieder mit ihr zusammen sein – doch es gibt ein Problem. Willow hat sich im Lauf der Staffel nämlich langsam, aber sicher neu verliebt – in ihre Kommilitonin Tara (Amber Benson). Die beiden lernen sich in Episode 4.10 („Hush“) kennen, als sie an einer Sitzung der „Wicca group“ des Colleges teilnehmen. Außer Willow und Tara scheinen die übrigen Teilnehmer die Hexerei jedoch nicht besonders ernst zu nehmen und so verlieren beide schnell wieder das Interesse an der Gruppe, entdecken dafür aber ihr Interesse aneinander. Die Annäherung zwischen den beiden geschieht den Rest der Staffel über ganz allmählich. Willow verschweigt Buffy und den anderen jedoch lange ihre Freundschaft (anfangs ist es ja nichts weiter) zu Tara, weil sie sich selbst nicht sicher ist, was für eine Beziehung sie beide verbindet. In Episode 4.13 („The I in Team“) verbringt Willow erstmals die Nacht bei Tara. Willow und Tara waren eines der ersten offen lesbischen Paare im Fernsehen, um so angenehmer ist es, dass die Serie daraus überhaupt keine große Sache macht. Die beiden sind irgendwann eben einfach zusammen. Kompliziert wird die Sache erst, als Oz zurück kehrt und sich Willow mit ihren Gefühlen auseinander setzen muss. Sie will ihn nicht verletzen und hegt noch tiefe Gefühle für ihn, liebt inzwischen aber ganz klar Tara, für die sie sich dann auch entscheidet. Oz verlässt Sunnydale erneut, Willow und Tara sind nun ganz offen ein Paar.

Die Charaktere haben sich also in dieser Staffel alle ein ganzes Stück weiter entwickelt. Sie sind – in den meisten Fällen – erwachsen geworden und haben sich neuen Herausforderungen stellen müssen. Einige sind jedoch auch frustriert und deprimiert darüber, dass das Leben nicht so spielt, wie sie es sich vorstellen. Giles muss sich damit abfinden, dass er nicht mehr so sehr gebraucht wird wie früher. Xander ist noch auf der Suche nach einer sinnvollen Beschäftigung, mit der er Geld verdienen kann und die ihm Spaß macht. Und Spike, der die dritte Staffel über größtenteils mit Abwesenheit glänzte, bekommt es mit einem ganz besonderen Problem zu tun: Ihm wird ein Chip ins Gehirn eingesetzt (dazu gleich mehr), der es ihm unmöglich macht, Menschen zu verletzen. Es hat sich für ihn also erst einmal ausgesaugt! Nachdem er eine Weile verzweifelt durch Sunnydale gelaufen ist, sucht er in seiner Not Giles‘ Wohnung auf, wo er von Buffy und Co. erst mal an einen Stuhl gefesselt wird, weil sie ihm nicht glauben, dass er keine Gefahr mehr darstellt (4.08, „Pangs“). Für eine kurze Zeit hat Giles anschließend Spike als Mitbewohner, bevor dieser dann an Xander weiter gereicht wird und bei ihm einzieht (4.10). Kurz darauf ist er von so verzweifelt, dass er Selbsmord begehen und sich selber pfählen will, findet aber heraus, dass er zwar weiterhin keine Menschen, dafür aber andere Dämonen und Vampire verletzen kann. Das gibt ihm nicht nur die Gelegenheit, all die angestauten Aggressionen heraus zu lassen, sondern lässt ihn plötzlich auch ganz wild darauf werden, an der Seite der Scoobies das Böse zu bekämpfen (4.11, „Doomed“). Und so wird Spike wohl allmählich zum Ersatz für Angel (ein Vampir, der keine Menschen verletzt und auf der Seite der Guten kämpft). Spike überlegt es sich zwar in der zweiten Staffelhälfte wieder anders, schlägt sich wieder auf die Seite des Bösen und versucht die Scooby Gang unter anderem mit psychologischer Kriegsführung auseinander zu bringen und so verletztlich zu machen (4.20, „The Yoko Factor“). Doch ich gehe davon aus, dass er und Buffy sich schon noch zusammen raufen werden…

Noch einmal zurück zu dem Chip in Spikes Kopf: Dieser wurde ihm von einer Organisation implantiert, die sich die „Initiative“ nennt. Dabei handelt es sich, wie sich in der ersten Hälfte der Staffel allmählich heraus stellt, um eine geheime Regierungsoperation, die mit militärischen und wissenschaftlichen Mitteln das Böse erforschen und bekämpfen soll. Leider handelt es sich dabei auch um den größten Schwachpunkt der vierten Staffel, die insgesamt nicht so gut ist wie die beiden vorhergehenden. Dass ein 16-jähriges Mädchen unter der Aufsicht eines Schulbibliothekars ganz allein Dämonen bekämpft, macht zwar wenn man genau darüber nachdenkt, nicht besonders viel Sinn. Doch da es sich dabei um eine Variation der klassischen mythologischen Heldenreise handelt, die mit dem für „Buffy“ tpyischen Humor und Wortwitz angereichert ist, kann man sich trotzdem mit Buffy identifizieren und von ihren Abenteuern unterhalten lassen. Der Handlungsstrang um die Initiative wirkt dagegen einfach nur absurd und unglaubwürdig. Eine „Verwissenschaftlichung“ des Übernatürlichen passt nicht ins „Buffy“-Universum. Zudem ist es schon etwas seltsam, dass die Initiative angeblich schon seit Jahren existiert hat, sich ihre und die Wege von Buffy und Giles aber noch nie zuvor gekreuzt haben. Dass die Ziele der Initiative am Ende der Staffel von der Regierung für gescheitert erklärt werden und ihr unterirdisches Hauptquartiert mit Beton ausgegossen wird (4.21, „Primeval“), kann ich jedenfalls nur begrüßen. Hoffentlich wartet die fünfte Staffel mit einer interessanteren Rahmenhandlung und vielschichtigeren Gegenspielern für Buffy auf. Dass sowohl Riley als auch Professor Walsh Mitglieder der Initiative sind, habe ich noch gar nicht erwähnt. Am Ende der Staffel ist das aber sowieso nicht mehr relevant; mit der Initiative hat es sich erledigt, die Professorin ist tot und Riley und Buffy führen nach einem turbulenten Jahr endlich eine harmonische Beziehung.

Beim Staffelende bin ich nun bei einer der besten „Buffy“-Folgen angelangt, vielleicht der besten bisher überhaupt: „Restless“ (4.22). Ich hatte mich schon gewundert, dass bereits in der vorletzten Folge der Staffel die Initiative endgültig besiegt und alle wichtigen Handlungsstränge zu einem (vorläufigen) Abschluss gebracht worden waren. Was sollte also in der letzten Episode noch kommen? Würde ein ganz neuer Handlungsstrang bereits die fünfte Staffel einleiten und den Zuschauer mit einem mörderischen Cliffhanger entlassen? Nein, denn Joss Whedon hat sich für diese Episode etwas ganz Besonderes ausgedacht. „Restless“ spielt größtenteils in den Träumen von Willlow, Xander, Giles  und Buffy und bricht mit vielen der über die letzten vier Jahre etablierten Erzählkonventionen der Serie. Inhaltlich und formal erzeugt die Episode beim Zuschauer das Gefühl, sich tatsächlich in einem Traum wieder zu finden. Am Anfang verursacht das erst einmal nur ratloses Kopfkratzen, weil das, was hier geschieht überhaupt keinen Sinn zu machen scheint. Doch wenn sich im Lauf der Handlung herausstellt, dass es zwischen den vier Träumen eine Gemeinsamkeit gibt (und damit meine ich nicht den stets auftretenden „Käsemann“), dann beginnt die Folge allmählich Sinn zu machen. Dass Whedon die Staffel statt mit einem Paukenschlag mit dieser Coda abschließt, zeigt wie selbstbewusst er als Showrunner der Serie inzwischen geworden war und das Ergebnis ist eine der bislang besten Episoden von „Buffy“, vielleicht sogar die beste überhaupt (und die bislang einizige, die ich mir direkt nach dem Ende sofort ein zweites Mal angeschaut habe).

Die zweite wirklich herausragende Episode der Staffel ist „Hush“ (4.10) – wie „Restless“ ebenfalls von Whedon selbst geschrieben und inszeniert. Auch hier steht eine auf den ersten Blick vollkommen absurde Idee im Mittelpunkt: Wie wäre es mit einer „Buffy“-Folge, die zum Großteil ohne Dialoge auskommt? Das klingt verrückt und kaum durchführbar, doch was Whedon daraus macht ist eine Sternstunde des Fernsehens – und beschert der Serie wie nebenbei auch noch die bislang unheimlichsten Bösewichter. Dabei handelt es sich um schwebende, mit einem dämonischen Dauergrinsen versehende Gestalten namens „The Gentlemen“, die allen Bewohnern von Sunnydale die Stimme rauben. (Einer von ihnen wird von Doug Jones gespielt, der vor allem durch seine mehrfache Zusammenarbeit mit Guillermo del Toro bekannt ist; u.a. spielt er in „Pans Labyrinth“ sowohl den Faun als auch den „pale man“, der seine Augen in den Handflächen trägt.) „Hush“ beinhaltet einige herrlich komische Szenen, die sich aus der wortlosen Kommunikation der Figuren ergeben, ist aber auch eine der ganz wenigen „Buffy“-Folgen, die einen wirklich ängstigen. Die Gentlemen sind gerade in ihrer Reduziertheit (sie bewegen sich fort, ohne sich zu bewegen; sie sprechen nicht) erschreckender und furchteinflößender als alles andere, was man bis dahin in „Buffy“ gesehen hat.

Weitere sehr gute Episoden der vierten Staffel sind das bereits erwähnte „Wild at Heart“ und „Who Are You“ (4.16), in dem die aus dem Koma erwachte Faith (Eliza Dushku) einen Körpertausch mit Buffy vollzogen hat. Sarah Michelle Gellar und Eliza Dushku dabei zuzusehen, wie sie jeweils die andere spielen, macht großen Spaß. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten und so hat die vierte Staffel von „Buffy“ nicht nur ein paar der bislang besten Episoden zu bieten, sondern auch mit „Beer Bad“ (4.05) eine einfach nur peinliche Folge, nach der ich mich gefragt habe, wie Joss Whedon ein solch bodenlos schlechtes Drehbuch zur Produktion freigeben konnte. Es gab noch ein paar weitere bestenfalls durchschnittliche Folgen; gerade die Episoden, in denen die Handlung um die Initiative im Mittelpunkt stand, waren oft die weniger kreativen und mitreißenden. Wie schon erwähnt fand ich die Staffel insgesamt weniger gut als die vorhergehenden Seasons, aber eine schlechte „Buffy“-Staffel ist natürlich trotzdem noch verdammt gutes Fernsehen.

Jetzt habe ich schon so viel geschrieben und noch kaum ein Wort über „Angel“ verloren. Wie eingangs erwähnt habe ich mich vor dem Anschauen der beiden Staffeln darüber schlau gemacht, in welcher Reihenfolge man die Episoden anschauen muss, um vor allem bei den Crossover-Folgen das bestmögliche Buffyverse-Erlebnis zu haben. Insgesamnt hat mich „Angel“ bis jetzt noch nicht überzeugt und ich habe mir die Serie eigentlich nur dewegen angeschaut, weil sie eben zum Buffyverse gehört. Soweit ich weiß, wird sie sich qualitativ noch enorm steigern, in dieser ersten Staffel fand ich viele Episoden jedoch zum Gähnen. Die Crossover-Folgen zwischen „Buffy“ und „Angel“ wurden bewusst eingebaut, um möglichst viele „Buffy“-Zuschauer auch für „Angel“ gewinnen zu können. Und so darf Buffy im Lauf dieser Staffel ein paar mal bei Angel und Cordelia in Los Angeles vorbeischauen und Angel ein paar Mal nach Sunnydale zurückkehren. Am Ende von Episode 1.19 sagt Angel zu Buffy „Go home“ und signalisiert damit wohl, dass es nun mit Buffys Besuchen bei ihm vorbei ist. Das ist auch gut so, denn schließlich beginnt „Angel“ zwar als Spinoff von „Buffy“, muss letztendlich aber eigene Wege gehen, um eine wirklich gute und interessante Serie zu werden. Die Weichen dafür sind am Ende der Staffel jedenfalls gestellt, so dass ich tatsächlich gespannt bin, wie die Geschichte weiter geht.

Ein Höhepunkt waren die Episoden 1.18 und 1.19 („Five by Five“, „Sanctuary“), die den in der vierten Staffel von Buffy wieder aufgenommenen Handlungsstrang um Faith beenden. Faith war nicht gerade meine Lieblingsfigur in „Buffy“, umso überraschter war ich dann aber, als sich gerade die „Angel“-Episode „Sanctuary“ als die beste Faith-Folge im Buffyverse entpuppte und die Figur überzeugend weiter entwickelte. Glaubwürdig und detaillliert wird hier (und in den drei voraus gegangenen Folgen aus „Buffy“ und „Angel“, in denen dieser Handlungsstrang thematisiert wird) geschildert, dass Faith ihre in der dritten Staffel von „Buffy“ begangenen Taten inzwischen bereut. Bis sie an den Punkt kommt, an dem sie sich Angel öffnen kann, ist es ein schmerzhafter Weg. Er führt zu einer wunderbar geschriebenen und gespielten Szene zwischen David Boreanaz und Eliza Dushku, in der es darum geht, wie Faith sich jemals für all ihre Taten wird entschuldigen können. Diese beiden Crossover-Episoden waren für mich die beiden besten der Staffel. Ich hoffe, dass „Angel“ in der zweiten Staffel auf eigenen Beinen stehen und eine spannende, durchgehende Handlung entwickeln wird. Die Hauptcharaktere, ihre Gegenspieler und das allgemeinse Szenario sind in der ersten Staffel etabliert worden; jetzt geht es darum, daraus etwas zu machen. Wenn die Serie in Zukunft einen deutlichen Qualitätssprung nach oben macht, dann widme ich ihr vielleicht einen eigenen Blogpost. 🙂

Buffy the Vampire Slayer – Season 3

Nachdem ich zu Beginn des Jahres die erste und die zweite Staffel von Joss Whedon’s „Buffy the Vampire Slayer“ angeschaut habe, habe ich mir im Sommer die dritte Season vorgenommen. Es ist schon wieder eine Weile her, dass ich sie gesehen habe, aber ich versuche mal, aus meinen zahlreichen Notizen schlau zu werden… 😉

Wie gewohnt beginnt die Staffel kurz vor dem Beginn des neuen Schuljahres, genauer gesagt am Abend vor dem ersten Schultag. Buffy (Sarah Michelle Gellar) ist einige Monateg nach den traumatischen Ereignissen des Finales der zweiten Staffel immer noch nicht wieder nach Sunnydale zurück gekehrt und ihre Freunde müssen sich nun ohne ihre Hilfe all die Vampire, die die Stadt heimsuchen, vom Leib halten. Giles (Anthony Stewart Head) versucht derweil verzweifelt, Buffy zu finden. Deren Mutter (Kristine Sutherland) gibt ihm die Schuld am Verschwinden ihrer Tochter. „I feel like you’ve taken her away from me!“, beschuldigt sie Giles wütend.
Buffy lebt inzwischen unter ihrem zweiten Vornamen „Anne“ (so auch der Titel der ersten Folge) in Los Angeles, wo sie sich ihr Geld als Kellnerin verdient. Als sie in die Fänge eines Kults gerät, dessen Ziel es ist, die Identität all seiner Mitglieder auszulöschen, um sie zu widerspruchslosen Sklaven zu machen, findet sie genau darüber wieder zu ihrer Identität zurück. Auf die Frage „Who are you?“ antwortet sie nicht mit dem pflichtgemäßen „I’m no one“, sondern mit „I’m Buffy the Vampire Slayer!“. Am Ende der Folge wird sie zuhause von ihrer Mutter mit offenen Armen empfangen.
Obwohl ich die dritte Staffel nicht direkt im Anschluss an die zweite angeschaut habe, kamen mir die Figuren sofort wieder vertraut vor. Dadurch kam auch die Erinnerung an die bisherige Handlung schnell wieder zurück. Auf Joss Whedons gute Drehbücher, vor allem auf seine hervorragende Charakterzeichnung und seine Stärke für Dialoge ist hier nach wie vor Verlass (die erste Episode stammt wie vier weitere Folgen der Staffel aus seiner eigenen Feder).

Nach ihrer Rückkehr nach Sunnydale muss Buffy wieder in ihre alten Beziehungen zur „Scooby Gang“ und ihrem Mentor Giles zurückfinden. Ihre Freunde machen ihr klar, dass es alles andere als in Ordnung war, einfach abzuhauen, ohne auch nur versucht zu haben, mit einem von ihnen über ihre Probleme zu reden. Auch mit ihrer Mutter spricht sich Buffy aus; interessanterweise schlägt diese ihrer Tochter nun vor, ihre Geheimidentiät als Slayer zumindest einigen Personen zu enthüllen, um so die Chancen zu erhöhen, wieder auf der Sunnydale High School oder einer anderen Schule aufgenommen zu werden:

Couldn’t you just tell a few people, like principal Snyder and maybe the police? I mean, I would think they would be happy to have a – a super hero…is that the right term? I mean, it’s not offensive, is it?

Insgesamt ist Joyces Verhältnis zur Berufung ihrer Tochter aber ein ambivalentes. „I know you didn’t choose this, I know it chose you.“, erklärt sie Buffy in der nächsten Folge. „I have tried to march in the Slayer parade, but… I don’t want you to die.“ Während hier also die Sorge um Buffy überwiegt, bringt sie Episode 3.11 sogar einmal den Wunsch zum Ausdruck, Buffy beim „Slayen“ zu begleiten: „I thought it’s something we could share.“ (Als sie und Buffy dann aber von einem Vampir angegriffen werden, entfährt ihr ein entsetztes „Oh my God! It’s Mr. Sanderson from the bank“ 😀 )

In der dritten Folge muss der Schuldirektor, Prinicpal Snyder (Armin Shimerman) Buffy schließlich wieder auf die Schule gehen lassen, auf der es übrigens eine Episode später mal wieder einen toten Schüler zu verzeichnen gibt. Unfassbar, dass es tatsächlich noch Eltern gibt, die ihre Kinder auf diese Schule gehen lassen, bei dieser hohen Mortalitätsrate! 😉 Sehr schön ist in diesem Zusammenhang auch folgendes Zitat eines Mitglieds des Football-Teams der High School aus der ersten Folge: „If we can focus, keep discipline, and not have quite as many mysterious deaths, Sunnydale is gonna rule!“ (Ein gutes Beispiel dafür, wie sich die Serie immer wieder augenzwinkernd selbst thematisiert.)
Nachdem Buffy am Ende der zweiten Staffel gezwungen war, Angel umzubringen, um den Weltuntergang zu verhindern, versucht sie sich nun mit ihrem Mitschüler Scott über diesen Verlust hinweg zu trösten. Die Beziehung ist allerdings nicht von langer Dauer, natürlich vor allem deswegen, weil Angel (David Boreanaz) plötzlich wieder zurück in unsere Welt geschickt wird. Die vierte Folge („Beauty and the Beasts“) handelt von außer Kontrolle geratenen männlichen Trieben – unter anderem von Angel und dem Werwolf Oz (Seth Green) – und stellt einen ersten, kleinen Höhepunkt der Staffel dar.

Wo ich gerade bei Trieben und Liebesverwicklungen bin, kann ich gleich einen meiner Lieblingshandlungsstränge der Staffel erwähnen: Xander und Willow! Beide sind ja inzwischen vergeben – Xander (Nicholas Brendon) an Cordelia, Willow (Alyson Hannigan) an Oz. Doch schon die ganze Serie über träumt Willow nur von Xander, während der überhaupt nicht mitkriegt, was sie für ihn empfindet, weil er lange Zeit nur Augen für Buffy hatte. In der fünften Folge kommt es in Willows Zimmer zu einem ersten Kuss zwischen den beiden. Zwar sind sie sich einig, dass dieser Kuss nicht hätte passieren dürfen, doch eine Episode später füßeln sie schon wieder von den anderen unbemerkt unterm Tisch miteinander. Noch eine Folge später schließlich knutschen sie heimlich miteinander, weswegen Willow ein wahnsinnig schlechtes Gewissen hat. Als Buffy Willow fragt, ob diese sie hasst, weil sie Angels Rückkehr verschwiegen hatte, antwortet Willow:

„Zero. You were scared, you kept a secret, you know? It’s okay. I mean, secrets aren’t bad, you know, they’re normal. They are better than normal, they’re good. Secrets are good. There must be a reason why we keep them, right?“

Da spricht das schlechte Gewissen aus Willow, und gleichzeitig der Wunsch, sich das Geheimnis von der Seele zu reden. Doch kurz bevor sie das tun kann, kommt ein Dämon dazwischen. Wieder eine Folge später sollen Xander und Cordelia gemeinsam mit Willow und Oz zum Bowling gehen, ein double date. Willow ist von der Idee gar nicht begeistert und hat Angst, dass Cordelia und Oz bestimmt merken, dass sie etwas mit Xander hat. Da sie inzwischen an ihren Zauberkünsten gefeilt und eine ganz passable Hexe geworden ist, versucht sie, einen Anti-Liebeszauber auszusprechen. Dass das wirklich nötig sein soll, will Xander nicht glauben: „Do you really need to resort to the black arts to keep our hormones in check?“ Das mit dem Zauber funktioniert leider nicht und am Ende der Episode werden die beiden sowieso von Oz und Cordelia ertappt, wie sie sich küssen. Als dann auch noch Cordelia schwer verletzt wird und im Krankenhaus liegt, sind die Gewissensbisse bei Xander und Willow entsprechend groß. In der nächsten Folge versucht Xander, sein Verhalten gegenüber Buffy zu rechtfertigen: „Okay, we kissed. It was a mistake. But I know that was positively the last time we were ever gonna kiss. And they burst in, rescuing us, without even knocking? I mean, this is all their fault.“ Darauf erwidert Buffy das, was sich zu diesem Zeitpunkt auch die Zuschauer denken dürften: „Your logic does not resemble earth logic.“ („Mine is much more advanced“, entgegnet Xander zwar noch, doch er weiß ganz genau, dass er sich nur in schwammige Rechtfertigungsversuche zu flüchten versucht.)

In der fünften Episode („Homecoming“) tritt zum ersten Mal der Bürgermeister von Sunnydale, Richard Wilkins (Harry Groener) auf, der in dieser Staffel den großen Gegenspieler von Buffy und ihrer Gang darstellt. Ansonsten handelt es sich hierbei jedoch um eine sehr lustige Folge, in der Buffy und Cordelia verbissen um den Titel der Homecoming Queen kämpfen (den am Ende keine von ihnen gewinnt) und sich vor einer Gruppe von „Slayer-Jägern“ in Sicherheit bringen müssen, die nur zum Spaß Jagd auf Vampire Slayers machen. Natürlich ist Cordelia aber kein Slayer, da hat ganz einfach eine Verwechslung statt gefunden (obwohl sie sich nicht schlecht schlägt, sie redet nämlich tatsächlich einen Vampir in die Flucht!). Neben Buffy sollte nämlich Jagd auf Faith (Eliza Dushku), gemacht werden, den bedeutendsten Neuzugang im Cast der dritten Staffel. Faith, die genau wie Buffy ein Slayer ist, wird in der dritten Folge („Faith, Hope & Trick“) nach Sunnydale geschickt, wohl als Konsequenz vom Tode Kendras, einer weiteren Vampirjägerin, in der zweiten Staffel. Während Xander sofort total von Faith hingerissen ist und auch die übrigen Mitglieder der Scooby Gang von ihrer unorthodoxen Herangehensweise an die Vampirjagd begeistert sind, gefällt es Buffy ganz und gar nicht, dass sie nun plötzlich nicht mehr im Mittelpunkt steht. Im Kontrast zur lebenslustigen Faith wirkt Buffy auf einmal sehr verschlossen und in sich gekehrt. Genau deswegen steigt sie auch ins Rennen um den Titel der Homecoming Queen ein, um den anderen zu beweisen, dass sie genauso eine Wilde sein kann wie Faith.
Mit der Zeit wird allerdings immer mehr deutlich, dass Faiths Einstellung zum Slayen und zum Leben allgemein doch nicht so cool sind, wie es zunächst den Anschein hatte. Sie genießt das Slayen ein wenig zu sehr, macht sich zu wenige Gedanken um die Konsequenzen ihrer Handlungen und feiert zu viel. „I’m on my side, that’s enough.“, erklärt sie Buffy in der siebten Folge. In Episode 3.14 versucht Buffy dann noch einmal, ein bisschen mehr wie Faith zu werden, die ihr Leben in einem einfachen Motto zusammen fasst: „Want. Take. Have.“ Als Faith am Ende der Episode aber bei der Vampirjagd aus Versehen einen unschuldigen Menschen umbringt, weil sie ganz einfach zu wenig mitdenkt, ist klar, dass Buffy diesen Weg nicht weiter mit gehen kann. „You don’t get it: You killed a man!“, redet sie eindringlich auf Faith ein, die einfach nicht einsehen will, was daran so schlimm gewesen sein soll. „No, you don’t get it: I don’t care.“, ist Faiths Antwort.
Faith stellt Fall eine bereichernde Ergänzung des Casts dar und wird im Verlauf der Staffel durch ihr Verhalten und ihre Einstellungen zu einer Art Anti-Buffy – bis sie schließlich an dem Punkt angelangt ist, an dem sie tatsächlich zu Buffys Gegenspielerin wird und sich auf die Seite des Bösen schlägt.

In der sechsten Folge („Band Candy“) erfahren wir den Grund dafür, warum all die dämonischen und übernatürlichen Vorkommnisse in Sunnydale bisher scheinbar kaum bemerkt worden sind bzw. warum kaum etwas gegen sie unternommen worden ist: Der Bürgermeister weiß zwar davon, steckt aber selbst mit drin. So lässt er es auch nur allzu gerne geschehen, dass Giles‘ Gegenspieler Ethan (Robin Sachs) alle Erwachsenen der Stadt mithilfe magischer Schokoriegel geistig wieder in Teenager verwandeln will. Das hört sich nach einer ziemlich blöden Storyidee an, die Episode macht aber trotzdem großen Spaß, weil hier – ähnlich wie in der Halloween-Folge der zweiten Staffel – mehrere Darsteller andere Versionen ihrer bekannten Charaktere spielen dürfen, allen voran Anthony Stewart Head, der Giles hier als rebellischen Teenager im James Dean-Look spielt (und dabei einen One Night Stand mit Buffys Mutter hat, der ihnen beiden später furchtbar peinlich ist).
In Episode 3.07 („Revelations“) schaut eine Dame namens Gwendolyn Post vorbei, die angeblich als neuer Watcher für Faith dienen soll, was sich aber als Lüge herausstellt. Besonders lustig und dramatisch wird es dann in der achten Folge, die Spikes (James Marsters) einzigen Auftritt in dieser Staffel darstellt. Die Episode dreht sich vor allem um die Gefühle und das komplizierte Liebesleben der Figuren. Ein Höhepunkt ist die Szene, in der Spike neben der von ihm gefangen gehaltenen Willow sitzt und ihr sein Liebesleid klagt: „She [Drusilla] just left. She didn’t even care enough to cut off my head or set me on fire. Is that too much to ask? You know? Some little sign that she cared.“
Doch in ein paar Szenen wird es in der Folge auch sehr ernst, vor allem, als Spike Buffy und Angel die bittere Wahrheit ins Gesicht sagt, der die beiden sich bislang noch nicht stellen wollten:

„You’re not friends. You’ll never be friends. You’ll be in love til it kills you both. You’ll fight and you’ll shag and you’ll hate each other til it makes you quiver, but you’ll never be friends.“

Überhaupt, die Beziehung zwischen Buffy und Angel… Von Anfang an schien sie ja unter keinem guten Stern zu stehen. Ein über 200 Jahre alter Vampir und eine Vampirjägerin im Teenageralter – wie soll das jemals gut gehen können? In der vierten Folge der Staffel, als Angel zwar körperlich wieder zurück gekehrt ist, aber noch nicht wieder im Besitz seiner Seele und seiner Erinnerungen ist, klagt Buffy dem Schultherapeuten ihr Leid:

Buffy: „I loved him, and the he-„
Therapeut: „Changed?“
Buffy: „Yeah.“
Therapeut: „He got mean?“
Buffy: „Yes.“
Therapeut: „And you didn’t stop loving him.“

An diesem Wortwechsel kann man schön ablesen, dass die Beziehung zwischen Buffy und Angel trotz aller fantastischen Elemente im Grunde doch eine ganz normale ist und auf grundlegenden menschlichen Emotionen beruht. Nach Angels Rückkehr peppelt Buffy ihn wieder auf und die beiden beginnen im Geheimen ihre Beziehung erneut, auch wenn Buffy sich anfangs energisch einredet, gar keine Liebesbeziehung mehr mit ihm eingehen zu wollen. Als Buffys Freunde davon erfahren, starten sie in Episode sieben einen Interventionsversuch, da sie Angel nicht trauen. Xander ist entsetzt, dass Buffy wieder mit dem seiner Meinung nach gefährlichen Vampir zusammen zu sein scheint. Giles hingegen ist einfach nur tief enttäuscht von Buffy, da sie ihm nicht genug vertraut hat, um ihm von Angels Rückkehr zu erzählen. Faith wiederum reagiert auf die Nachricht ohne zu zögern mit den Worten „I say slay!“
Am Ende der achten Folge, nachdem Spike ihr und Angel ins Gewissen geredet hat, sieht auch Buffy ein, dass die Liebe zwischen ihr und Angel keine Zukunft hat. „What I want from you, I can never have.“, erklärt sie Angel. Aber es dauert dann doch noch bis zum Ende der Staffel, bis sich diese Erkenntnis bei beiden endgültig festsetzt.
In der zehnten, von Joss Whedon selbst geschriebenen und inszenierten Folge („Amends“), steht Angel schließlich ganz im Mittelpunkt. Hier muss er sich mit seinen inneren Dämonen und seinen in der Vergangenheit begangenen, schlechten Taten auseinandersetzen. Das führt so weit, dass er sich schließlich umbringen will, um nicht wieder zum Mörder zu werden. Doch Buffy kann ihn davon gerade noch abbringen, was die beiden wieder zusammen bringt. Nur durch Buffys Liebe kann Angel von seiner eigenen dunklen Seite abgehalten werden. Danach ist zu Angel und seiner Beziehung zu Buffy eigentlich alles gesagt. Denn obwohl die beiden zumindest für den Moment wieder glücklich sind, steht wie gesagt schon lange fest, dass es keine Zukunft für sie geben kann. Angels Rolle in der Serie ist auch nicht mehr besonders groß und es gibt über ihn und Buffy nichts mehr zu erzählen, was einer der Gründe dafür sein dürfte, dass er nach der dritten Staffel aus der Serie heraus geschrieben wurde und sein eigenes Spin-off bekam.

Im restlichen Verlauf der Staffel geht es mit Angel und Buffy noch mehrmals auf und ab. Mal beschließt Buffy, dass sie etwas Zeit getrennt von Angel braucht (3.17), dann versöhnen sie sich wieder (3.18) und dann hält vor den beiden der Bürgermeister eine ganz ähnliche Ansprache wie Spike, in der er ernsthafte Zweifel daran sät, dass die beiden eine Zukunft haben (3.19). Er hat ja auch recht: Der Fluch, wonach jeder Moment wahren Glücks Angel seine Seele raubt, ihn also wieder zum seelenlosen, bösen Dämon macht, bleibt weiterhin bestehen. Im Klartext heißt das im Kontext der Serie: Buffy und Angel dürfen nicht miteinander schlafen. Buffy sagt zwar zu Angel, der Bürgermeister habe keine Ahnung, der sei doch böse! Und: „We’ll be okay.“ Sie plant sogar ihre gemeinsame Zukunft mit Angel (3.20), was auch ihrer Mutter gar nicht gefällt. „You deserve to be with someone who can take you into the light“, sagt diese zu ihrer Tochter. Genauso sieht das inzwischen auch Angel, der schließlich mit Buffy Schluss macht, gerade weil er sie so sehr liebt – nur, um dann entgegen seiner Ankündigung, dem Abschlussball der High School fern zu bleiben, doch dort auftaucht und ein letztes Mal mit Buffy tanzt.

Meine Lieblingsfolge der Staffel war vielleicht die neunte („The Wish“). Darin kommt Cordelia, die inzwischen den Kontakt zu ihrem Ex-Freund Xander meidet und von ihrer ehemaligen Clique nicht mehr akzeptiert wird, zu der Überzeugung, dass all ihre Probleme mit Buffys Ankunft in Sunnydale angefangen haben. Als sie von Anya (Emma Caulfield), einer neuen Schülerin, ein Glücksamulett geschenkt bekommt, spricht sie ihren Wunsch laut aus – und er geht in Erfüllung. Was Cordelia nicht weiß: Anya ist eigentlich eine Dämonin namens Anyanka, die eigene Ziele verfolgt. Durch ihren Wunsch wird Cordelia in eine alternative Realität versetzt (oder ändert sich die Realität um sie herum?), in der Buffy nie nach Sunnydale gekommen ist und dementsprechend die Vampire die Stadt mehr oder weniger übernommen haben. Willow und Xander sind in dieser Version der Realität Vampire, das Bronze ist so eine Art Fangtasia („True Blood“), von dem aus der aus Season 1 bekannte Meister über die Stadt herrscht und Giles kämpft gemeinsam mit Oz und einigen wenigen anderen Mitstreitern einen vergeblichen Kampf gegen die Dämonen. Ach ja, und Angel, der auch hier ein Vampir mit einer nicht sehr vampirhaften Weltanschauung ist, wird von den anderen Vampiren gefangen gehalten und zum Spaß gefoltert (auch in dieser Version der Realität ist er nach Sunnydale gekommen, um dort auf Buffy aufzupassen, die aber nie kam). Irgendwann taucht Buffy dann doch in Sunnydale auf, aber auch sie ist hier natürlich eine andere: sie ist arrogant, von allem genervt und nimmt Giles nicht ernst. „The world is what it is.“, erklärt sie ihm. „We fight, we die. Wishing doesn’t change that.“ Doch Giles bleibt auch hier ein unverbesserlicher Optimist und Idealist. Als er herausgefunden hat, dass eine andere Version der Welt existiert, glaubt er fest daran, dass diese Welt besser ist, ja besser sein muss. Am Ende der Episode gibt es schließlich ein großes Sterben (Xander, Angel, Willow und Buffy müssen dran glauben), aber Giles gelingt es, Anyankas herauf zu beschwören und die richtige Welt wieder her zu stellen. Oder irgendwie so ähnlich – so genau kann ich das nun im Nachhinein, mehrere Monate, nachdem ich die Folge gesehen habe, nicht mehr nachvollziehen. 😉

Aber noch einmal kurz zurück zu Cordelia, die das ganze Schlamassel dieser Folge ja ausgelöst hat: Sie will Xander, der sie ja mit Willow betrogen hat, hinter sich lassen. „I’m not even thinking about him. I am past him, I am living my life.“, erklärt sie in „The Wish“ und lässt es Xander auch gleich wissen, indem sie ihm zu zeigen versucht, wieviel Spaß sie ohne ihn haben kann. Zehn Folgen später (3.19/3.20), als sie wieder die ganz die alte, von allen gehasste, arrogante Cordelia zu sein scheint, erfahren wir, dass sie in einem Klamottenladen arbeiten muss, um über die Runden zu kommen, weil ihre Familie plötzlich pleite ist – eine Demütigung, die sie um jeden Preis geheim halten will. Xander kommt hinter ihr Geheimnis, behält es jedoch für sich, womit er sicher wieder einige Punkte bei ihr sammelt.

In „Helpless“ (3.12) verliert Buffy ihre besonderen Slayer-Kräfte; gleichzeitig wird hier auch zum ersten Mal erwähnt, dass sie überhaupt über spezielle Kräfte verfügt(e) und muss sich der Frage stellen, was sie ohne diese Kräfte denn noch ist. „I can’t be just a person…I can’t be helpless like that.“
Später in der Folge erfährt Buffy schließlich den Grund für den plötzlichen Verlust ihrer Kräfte: Giles ist dafür verantwortlich! Dieser Kräfteverlust ist ein Test, den jeder Slayer an seinem/ihrem 18. Geburtstag bestehen muss. Aber als Buffy dies herausfindet und erfährt, dass Giles ihr mit den Injektionen, die er ihr gegeben hat, ihre Kräfte unterdrückt hat, entfremdet sie sich etwas von ihm und es kommt zumindest ein Stück weit zum Vertrauensverlust. Da hilft es auch nichts, dass sie den Test besteht. Völlig überraschend aber kommt es, dass Giles den Test nicht besteht, weil er nach der Ansicht des Rates eine zu enge emotionale Beziehung zu Buffy hat, die ihn daran hindert, unvoreingenommene Entscheidungen zu treffen. „You have a father’s love for the child, and that is useless to the cause.“, teilt man ihm mit. Er wird gefeuert, ist fortan nicht mehr Buffys Watcher, zumindest nicht mehr offiziell.

Aber Giles ist nicht der Einzige, der es schwer hat. Wie sagt es doch in der nächsten Folge („The Zeppo“) Cordelia so schön auf ihre unverblümte Weise Xander ins Gesicht: „It must be really hard when all your friends have like super powers. Slayer, werewolf, witches, vampires, and you’re like this little nothing.“ Damit trifft sie einen wunden Punkt bei Xander, der sich schon lange fragt, warum er im Gegensatz zu einigen anderen – wie beispielsweise Oz – einfach nicht „cool“ ist. Er kommt zu dem Schluss, „You need a thing. One thing nobody else has“. Er legt sich ein schickes Auto zu (natürlich nur geliehen) und angelt sich so auch gleich ein Mädchen, dessen einziges Interesse allerdings Autos zu sein scheint, was Xander schon nach kurzer Zeit wahnsinnig nervt.
Hinter all dem steckt Xanders Minderwertigkeitskomplex und sein Gefühl, von Buffy, Giles und den anderen nicht richtig ernst genommen zu werden. Er möchte an den Aktionen der Gruppe beteiligt werden, selbst einen wichtigen Beitrag zur Dämonenjagd liefern und nicht nur als überflüssiges Mitglied der Gruppe übergangen werden. Zumindest in einer Hinsicht kommt er in dieser Folge deutlich weiter – wie nebenbei wird er inmitten der turbulenten Ereignisse nämlich ausgerechnet von Faith entjungfert. Als Willow davon zwei Folgen später erfährt, ist sie am Boden zerstört.

In Episode 3.14 („Bad Girls“) kommt schließlich ein neuer Watcher für Buffy in Sunnydale an: Wesley Wyndam-Pryce (Alexis Denisof) hat nicht nur viele Ypsilons im Namen, sondern scheint auch noch steifer, korrekter und britischer zu sein als Giles, allerdings auch kühler und arroganter. „Is he evil?“, fragt Buffy Giles in Wesleys Anwesenheit. Giles‘ Antwort: „Not in the strictest sense.“ Trotzdem macht sich Wesley zunächst alles andere als beliebt; auch er hört nicht auf, Giles‘ und dessen Methoden zu kritisieren. Auch der Bürgermeister und seine Vampirhandlanger kommen in dieser Folge endlich einmal wieder vor. Besonders viel wurde aus diesem Element der Handlung bis dahin noch nicht gemacht, aber im Rest der Staffel werden die Aktivitäten des Bürgermeisters wesentlich bedeutender.
In „Bad Girls“ tötet Faith wie erwähnt versehentlich einen unschuldigen Passanten, was natürlich Folgen hat (3.15, „Consequences“). Aber statt ihren Fehler einzusehen, bleibt sie bei ihrer mir-ist-alles-egal-und-ich-kann-machen-was-ich-will-Perspektive. Buffy, die Faiths Tat zunächst geheim hält, hat dagagen große Gewissensbisse. „Consequences“ ist die bislang beste Folge der Staffel. Hier zahlt es sich aus, dass man die Figuren inzwischen sehr gut kennt. Alle Figuren und Erzählstränge kommen in dieser Episode zusammen, die kaum von Dämonen oder anderen übernatürlichen Vorgängen handelt, sondern von Schuld und Verdrängung. Doch Buffys Versuche, Faith dazu zu bringen, einzusehen, was sie getan hat, zeigen keine Wirkung. Faith hat sich inzwischen so weit von Buffy und den anderen entfernt, dass ihre Rückkehr in die Gruppe nicht möglich ist. Faith schlägt sich auf die Seite des Bürgermeisters, auch wenn sie das zunächst vor Buffy, Giles usw. geheim hält und quasi eine Weile als Doppelagentin agiert. In 3.17 („Enemies“) versuchen Faith und er Bürgermeister, Angel seine Seele wieder zu nehmen um den bösen Angelus herauf zu beschwören. Der Plan scheint wunderbar zu funktionieren, bis sich schließlich herausstellt, dass Angel nur den Bösen gespielt hat, um hinter die Pläne des Bürgermeisters zu kommen. Auf diese Weise erfahren er und die anderen, dass genau am graduation day von Buffy, Willow und Xander die Dämonwerdung des Bürgermeisters stattfinden soll.
Am Ende der Staffel kommt es dann zur unausweichlichen Konfrontation zwischen Buffy und Faith. Da Buffy Faith ja wohl nicht umbringen kann, ohne dabei genau so böse zu werden wie sie, bleibt der Ausgang spannend. Als Faith aber Angel mit einem Giftpfeil trifft und der anschließend im Sterben liegt, hält Buffy nichts mehr davon ab, auf Faith los zu gehen. Denn nur das Blut eines Slayers kann Angel noch retten. Mein erster Gedanke war, Buffy würde sich nun für Angel opfern, doch Faith war ja schließlich auch einmal Slayer. Der Rat und Wesley sind zwar dagegn, dass Buffy nun Jagd auf Faith macht, doch Buffy entscheidet selbstbewusst „I’m not working for them anymore“. „This is mutiny“, ruft Wesley empört und Buffy entgegnet: „I like to think of it as graduation.“ In dieser die Staffel abschließenden Doppelfolge („Graduation Day“) geht es also nicht nur darum, dass die Hauptcharaktere die Schule abschließen, sie werden auch ein Stück weit erwachsen. Es kommt zum Kampf auf Leben und Tod zwischen Buffy und Faith, doch der Ausgang ist ungewiss. Faith fällt auf einen davon fahrenden Lastwagen. Ist sie tot? Man weiß es nicht. Buffy bleibt danach jedenfalls nichts anderes mehr übrig, als Angel aufzufordern „Drink me.“ Angel ziert sich zunächst, doch nachdem Buffy ihn anschließend absichtlich provoziert und wütend macht, gewinnt seine animalische, dämonische Seite die Oberhand und er fällt über Buffy her, tötet sie zum Glück aber nicht. Nach dem finalen Kampf gegen den zum Dämon gewordenen Bürgermeister in der letzten Folge geht Angel schließlich, ohne Abschied zu nehmen. Das war sie dann wohl, die Geschichte von Buffy und Angel. Oder kommt da noch was? Ich bin schon auf die kommenden Crossover zwischen „Angel“ und „Buffy“ gespannt.

Habe ich vorhin bereits „The Wish“ als meine Lieblingsfolge der Staffel bezeichnet? Das muss ich wohl wieder zurücknehmen und den Titel nun an Episode 3.16 („Doppelgangland“) verleihen, eine der von Joss Whedon persönlich geschriebenen und inszenierten Folgen. Durch Umstände, die ich hier nicht weiter erläutern brauche, taucht dort plötzlich die aus „The Wish“ bekannte alternative (Vampir-)Version von Willow in Sunnydale auf und stiftet Verwirrung und Unruhe. Das ist zum einen sehr unterhaltsam anzuschauen, weil Alyson Hannigan sichtlich Spaß daran hat, mal eine ganz andere Seite ihrer Figur zu spielen. Zum anderen kommt es zu einer herrlichen Szene, in der Buffy, Giles und Xander um Willow trauern, weil sie glauben, diese sei zum Vampir geworden. Als dann die „echte“ Willow auftaucht, ist die Erleichterung groß. Und Giles‘ Erklärung für diese Vorgänge ist großartig: „Well…something…something very strange is happening.“
Willow, die zu Beginn der Folge noch den Wunsch geäußert hat, ein bisschen mutiger, spontaner und wilder zu sein, ist beim Anblick ihres anderen Ichs entsetzt – die „Vampir-Willow“ ist ihr dann doch ein bisschen zu wild. Später kommt es dann noch zu einer zum Brüllen komischen Szene, in der Cordelia sich mit der eingesperrten Willow aussprechen will – nicht ahnend, dass es sich dabei gar nicht um Willow handelt. „Doppelgangland“ bringt die Handlung der Serie zwar nicht viel voran, ist aber fantastisch geschrieben und gespielt und gehört zusammen mit der vorher gehenden, tonal völlig anders gelagerten Folge „Consequences“ zu den Höhepunkten dieser dritten Staffel.

In 3.18 („Earshot“) kann Buffy vorübergehend Gedanken lesen, wodurch sie den Selbstmord eines Mitschülers verhindern kann. In der Folge hat es lange Zeit den Anschein, dieser Schüler plane einen Amoklauf an der Schule. Da sich kurz vor der geplanten Ausstrahlung der Episode der Amoklauf an der Columbine High School ereignete, wurde die Episode zunächst zurück gehalten und erst kurz vor dem Start der vierten Staffel ausgestrahlt.
In 3.19 („Choices“) werdem dem Titel entsprechend gleich mehrere Entscheidungen getroffen. Zunächst entschließt sich Buffy, aufs College zu gehen, wofür Giles und Wesley kein Verständnis aufbringen können. Buffy ist schließlich ein Slayer und hat entsprechende Verpflichtungen. Weiterhin beschließen Buffy und ihre Freunde, die Sache mit dem Bürgermeister endlich anzugehen, um hinter seine Pläne zu kommen. Am Ende sind Buffy, Giles usw. zwar noch nicht viel weiter, was den Bürgermeister betrifft, dafür steht Buffys Entschluss nun aber fest: Sie will aufs College gehen – und zwar in Sunnydale, um gleichzeitig ihre Pflichten als Slayer wahrzunehmen (ich sollte wahrscheinlich „Jägerin“ statt „Slayer“ schreiben, aber da ich die Serie auf englisch anschaue, fühlt sich das so seltsam an). Willow, die so gute Noten hat, dass sie sich eine Universität aussuchen könnte, möchte an Buffys Seite bleiben und ihr dabei helfen, das Böse zu bekämpfen. Auch sie entscheidet sich also für das College in Sunnydale.
Auf dem Abschlussball der Sunnydale High School (3.20, „The Prom“) wird schließlich klar, dass die übernatürlichen Vorgänge in Sunnydale und Buffys Rolle bei deren Bekämpfung von ihren Mitschülern keineswegs unbemerkt geblieben sind. Buffy wird nämlich als „Class Protector“ ausgezeichnet und in der Laudatio fällt dabei der schöne Satz „We’re proud to say that the class of ’99 has the lowest mortality rate of any graduating class in Sunnydale history.“ Wie ich schon gesagt habe, wie können Eltern ihre Kinder nur auf so eine Schule schicken…

Nachdem sich Buffy in „Graduation Day“ (3.21/22) also quasi als Slayer selbständig gemacht hat (ihre offizielle Slayer-Funktion hat sie ja beim Rat gekündigt), geht Wesley wieder zurück nach England. Einen Watcher braucht Buffy nun ja nicht mehr, sie ist jetzt erwachsen. Wesley kommt dann aber doch noch einmal ganz unerwartet in bester Han-Solo-Manier zurück, um Buffy im Kampf gegen den Bürgermeister zu unterstützen. Die letzte Folge hatte mit diesem Kampf und einem riesigen CGI-Monster zwar einiges zu bieten, bei mir hat sie jedoch keine besonders große emotionale Wirkung entfalten können. Dass die Figuren an diesen Punkt kommen, war eh schon klar. Buffy ist erwachsen, Angel ist fort und auch für Buffys Freunde beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt. Wie sagt Oz ganz am Schluss doch: „We survived. […] Not the battle. High school.“ Im Alltag zitierfähiger sind allerdings Buffys Worte, als sie nach dem Kampf noch nicht wieder ganz bei sich ist und kaum etwas anderes stammeln kann als „Fire: bad. Tree: pretty.“

Und wie war die Staffel nun so? Sehr gut. Ich war zwar nicht vollauf begeistert, aber gerade die von Joss Whedon geschriebenen Schlüsselfolgen waren beste Unterhaltung und die Einführung von Faith eine sinnvolle Bereicherung. Die übergreifende Handlung wurde sinnvoll weitergesponnen – und dass es überhaupt eine gibt, ist ja für eine Serie aus den 1990ern nicht selbstverständlich. Demnächst werde ich mit der vierten Staffel anfangen – und muss ja dann gleichzeitig auch noch „Angel“ gucken, da sich die beiden Serien immer wieder überschneiden. Ich werde mich dabei an diese Reihenfolge halten und freue mich schon auf diese erweiterte Seherfahrung, auch wenn es noch eine ganze Menge Serienfolgen sind, die ich da vor mir habe (noch vier Staffeln „Buffy“ und fünf Staffeln „Angel“).

Was mir übrigens – wie auch schon in den ersten beiden Staffeln – sehr gut gefallen hat, ist die regelmäßige Selbstthematisierung der Serie. Die Staffel beginnt schon total meta, als sich in der ersten Szene der ersten Folge Xander, Willow und Oz darüber unterhalten, welche Sprüche man beim Slayen klopfen muss. Auch die Regeln der Serie werden immer wieder mal erklärt (z.B. in 3.02), so etwas kannte ich bisher nur aus den „Scream“-Filmen und dem von Joss Whedon geschriebenen „The Cabin in the Woods“. Die Vorgänge in der Serie werden von den Figuren immer wieder selbst kommentiert, so zum Beispiel als in Episode 3.06 ein von Buffy in die Flucht geschlagener Vampir unbedingt das letzte Wort haben muss, was Buffy mit den Worten „They never just leave. Always gotta say somthing.“ kommentiert. In eine ähnliche Richtung geht der Kommentar des Bürgermeisters bei einem nächtlichen Treffen (3.19): „I feel like we should all be wearing trenchcoats.“
Ein Meister der Disziplin „Ich rede über die Situation, in der ich mich befinde“ ist nach wie vor Xander. Als ihm in Episode 3.14 keine schlagfertige Antwort auf Cordelias Beleidigung einfällt, sagt er stattdessen: „I’m not gonna waste the perfect comeback on you now, but don’t think I don’t have it. Oh yes, its time will come.“ Das ist überhaupt eine tolle Technik, die ich mir merken muss: Wenn einem nicht gleich eine schlagfertige Antwort einfällt, einfach genau das zum Thema machen. 😀

Buffy the Vampire Slayer – Season 2

Dieser Text enthält Spoiler für die gesamte zweite Staffel – aber nicht darüber hinaus.

Langsam, aber sicher arbeite ich mich weiter durch Joss Whedons „Buffy the Vampire Slayer“. Wobei das Anschauen der Serie eigentlich alles andere als Arbeit ist, denn sie gefällt mir sehr gut (ich brauche nur so lange, weil auch noch so viele Filme angeschaut, einige Bücher gelesen werden und ein paar „Babylon 5“-Folgen gesehen werden wollen). „Buffy“ gucken fühlt sich also nicht wie Arbeit an (dann hätte ich auch schon längst damit aufgehört), ist aber auch alles andere als hirnlose Unterhaltung, die Dialoge sind voller Witz und all die Anspielungen auf das gesamte Spektrum an Popkultur versüßen einem das Vergnügen zusätzlich. So beginnt auch die zweite Staffel mit einer Szene, in der Xander (Nicholas Brendon) und Willow (Alyson Hannigan) zusammen „Filmzitate raten“ spielen. Gerade als die beiden sich fast küssen, platzt ein Vampir in die Szene – an dieser Stelle habe ich mich mal wieder gefragt, wann die beiden sich endlich kriegen.

Die erste Folge, „When She Was Bad“, setzt noch den Handlungsstrang um den „Master“ aus der ersten Staffel fort. Buffy (Sarah Michelle Gellar) war während der Sommerferien nicht in Sunnydale, kehrt aber gerade rechtzeitig wieder zurück, um Xander und Willow vor besagtem Vampir zu retten. Das „Slayen“ geht ihr noch genau so gut von der Hand wie vor den Ferien, doch ihren Freunden und Angel (David Boreanaz) gegenüber verhält sie sich etwas merkwürdig. Auch die Beziehung zu ihrer Mutter ist gestört. Es dauert eine Weile, bis Buffy wieder gelernt hat, dass sie auf die Hilfe ihrer Freunde und ihres Watchers Giles (Anthony Stewart Head) angewiesen ist und ihre Bestimmung als Vampire Slayer nicht alleine erfüllen kann. Bevor es so weit ist, will sie in der ersten Folge noch alleine sein und nicht auf ihre Freunde aufpassen müssen. Die Einsicht, dass sie sie braucht, kommt ihr erst nach einer Weile.

Als ihre Mutter (Kristine Sutherland) sie in der dritten Folge auf ihre schlechten schulischen Leistungen anspricht, sagt Buffy, sie stehe unter großem Druck. „Wait ‚til you have a job.“, antwortet ihre Mutter. „I have a job.“, sagt Buffy in das leere Zimmer hinein, als ihre Mutter wieder fort ist. Mit großer Macht kommt große Verantwortung, hieß es schon anderswo; und obwohl Buffy nicht über Superkräfte verfügt, lastet auf ihr als Slayer dennoch äußerst viel Verantwortung. Gleichzeitig steckt in diesem Dialog mit ihrer Mutter aber auch vieles, mit dem sich die Zuschauer – die ja alle mal Teenager waren oder es selbst noch sind – identifizieren können. Auch wer nicht neben der Schule noch die ganze Stadt frei von Dämonen halten musste, kennt solche Gespräche mit den Eltern. Das Leben als Teenager ist nicht leicht, auch nicht für Nicht-Slayer.

Nachdem Buffy erfolgreich die Wiederauferstehung des Meisters verhindert hat, kommt mit Spike (James Marsters) ein neuer Bösewicht in die Stadt, der den örtlichen Vampiren schnell klar macht, dass er nun das Sagen hat. Spike ist allerdings kein Fremder in Sunnydale, sondern hat früher bereits einmal dort gelebt, wie wir bei seinem ersten Auftritt in der dritten Folge („School Hard“) erfahrend. Dass Buffy immer noch am Leben ist und sich Sunnydales Vampire nicht schon längst ihrer entledigt haben, kann er gar nicht fassen. Eine seiner ersten Aktionen besteht demenstprechend darin, einen Angriff auf die parent-teacher-night der Sunnydale High School zu starten – nur um schmerzlich zu erfahren, dass Buffy ein ziemlich zäher Slayer ist. Interessant an der Szene, in der Spike und seine Gang die Schule überfallen, ist übrigens auch, dass alle dort versammelten Schüler, Eltern und Lehrer den Angriff und seine Abwehr durch Buffy und ihre Freunde (einschließlich Angel) mit erleben. Aber wie wurde es doch in der ersten Staffel erklärt: Die Leute erklären sich alle übernatürlichen Erlebnisse – wie den Anblick von Vampiren – im Nachhinein auf irgendeine rationale Weise. Buffys Mutter hat also auch nach diesem schrecklichen Erlebnis immer noch keinen blassen Schimmer von der Existenz von Vampiren oder davon, dass ihre Tochter den größten Teil ihrer Freizeit damit verbringt, diese zu jagen. Schon während der ersten Staffel habe ich mich immer wieder gefragt, wann Joyce endlich vom Doppelleben ihrer Tochter erfährt und im Verlauf der zweiten Staffel erschien es mir immer unglaubwürdiger, dass sie von Buffys nächtlichen Aktivitäten tatsächlich nichts mitbekommt. Immerhin wird am Ende von „School Hard“ klar, dass der Schuldirektor Snyder (Armin Shimerman) keineswegs so ahnungslos ist, wie man bis dahin dachte. Er weiß durchaus von den übernatürlichen Vorgängen in Sunnydale. Ist er vielleicht gerade deshalb immer so streng mit Buffy? Hat er Angst um sie und will sie eigentlich beschützen? Das Staffelfinale wirft in Bezug auf Snyders Rolle noch mehr Fragen auf, mal sehen ob dies in der dritten Staffel weiter verfolgt wird.

Mit der sechsten Episode bekommt „Buffy“ dann die unvermeidliche, in diesem Fall ja auch wirklich passende Halloween-Folge spendiert. Der Plot: Einige Einwohner Sunnydales verwandeln sich in genau die Figuren, als die sie sich verkleidet haben. Das Ergebnis erinnert ein wenig an die Spiegeluniversum-Episoden aus „Star Trek“, in denen die Schauspieler auch jeweils andere Versionen ihrer Figuren spielen durften. Willow, Xander und Buffy dürfen auf diese Weise in bester Karnevalstradition genau die Charakterzüge ausleben, die sie sich im Alltag selten zu zeigen trauen; allerdings haben sie sich dabei nicht unter Kontrolle. Als dem Spuk endlich ein Ende gemacht ist, verwandeln sich alle Betroffenen zwar wieder in ihr altes Selbst zurück. Doch bei mindestens einer Person haben die Erlebnisse bleibende Spuren hinterlassen: Willow ist am Ende von „Halloween“ als Charakter deutlich gewachsen. Sie ist selbstbewusster geworden und dem Rat gefolgt, den ihr Buffy zu Beginn der Episode gegeben hat: „You’re never gonna get noticed if you keep hiding. (…) Don’t underestimate yourself. You got it in you.“ Willow ist bislang eine meiner Lieblingsfiguren und ich mag ihren in dieser Staffel in Fahrt kommenden character arc sehr gerne. Generell kommt die Entwicklung der Figuren im Verlauf dieser Staffel, die ja auch deutlich länger als die erste ist, um ein gutes Stück voran. Buffys Hauptproblem in der ersten Staffelhälfte ist ihre Identitätssuche und die schwierige Auseinandersetzung damit, dass sie eben kein normaler Teenager ist, sondern gewisse darüber hinaus gehende Verpflichtungen hat. Für Dating und Liebesbeziehungen ist da kein Platz, so denkt Buffy jedenfalls selbst eine Weile.

Und wo ich gerade von Liebe spreche: Auch in dieser Hinsicht kommt in der zweiten Staffel ja so einiges ins Rollen. Xander und Willow? Fehlanzeige! Stattdessen finden Xander und Cordelia zusammen. Die Tatsache, dass man sich das in der ersten Staffel nie hätte vorstellen können, zeigt bereits, dass auch diese beiden nicht mehr dieselben sind wie zu Beginn der Serie. Vor allem Cordelia (Charisma Carpenter) hat eine deutliche Wandlung durchgemacht. Seit sie von Buffys Slayer-Identität weiß und mehr aus Versehen als aus eigenem Antrieb Mitglied der Scooby Gang um Buffy geworden ist, ist sie in deren Aktivtäten mit eingebunden und muss tatsächlich ab zu und Verantwortung übernehmen. Das bedeutet für sie, nicht nur an sich selbst zu denken, sondern sich einzugestehen, dass es Menschen gibt, die ihr wichtig sind, auch wenn sie sie – jedenfalls zu Beginn der zweiten Staffel – vielleicht immer noch nicht offen als ihre Freunde bezeichnen würde. Am Ende der Staffel, als Cordelia bereits seit einigen Monaten mit Xander zusammen ist, gibt es eine schöne Szene, in der sie irrtümlich glaubt, Xander habe sich gerade in ein hässliches Fischwesen verwandelt. „I still care about you, no matter what you look like.“, sagt sie da zu  dem vermeintlichen Xander und spätestens an dieser Stelle ist im Vergleich zur Cordelia der ersten Staffel klar, dass auch sie eine deutlich nachvollziehbare Entwicklung durchgemacht hat.

Bevor sie anfängt mit Xander zu knutschen und sich schließlich eingesteht, dass sie in ihn verliebt ist, hat Cordelia zu Beginn der Staffel jedoch noch ein Auge auf Angel geworfen. „When it comes to dating, I’m the Slayer.“, erklärt sie Buffy in „Halloween“ selbstbewusst. Xander dagegen hängt zu diesem Zeitpunkt immer noch der Traumvorstellung nach, mit Buffy zusammen zu kommen und hat noch nicht eingesehen, dass dies wohl nie passieren wird. Letztlich müssen sich also sowohl Cordelia als auch Xander von ihren Träumen verabschieden und in der Realität ankommen. Beziehungsweise erst einmal in der Abstellkammer der Schule, wo sie sich regelmäßig zum Knutschen verabschieden, weil Cordelia ihre Beziehung geheim halten will, was zu einigen herrlich komischen Szenen führt.

Auch Willow muss sich von ihrem Traum verabschieden und erkennen, dass sie Xander erst einmal nicht kriegen wird. Aber sie kriegt jemand besseren: Daniel Osbourne, genannt Oz (Seth Green). Der schüchterne Gitarrist und Computerfreak taucht in der vierten Folge der Staffel zum ersten Mal auf und bleibt ziemlich lange im Hintergrund; er ist immer wieder mal in einer Folge dabei, aber nie in einer prominenten, wirklich wichtigen Rolle – jedenfalls bis zur 15. Episode („Phases“), die sich ganz um die Liebesbeziehungen und -sehnsüchte der Figuren dreht. Willow ist besorgt, weil Oz sich nicht mehr traut als mit ihr Händchen zu halten; Xander merkt, dass er eifersüchtig auf Oz ist, obwohl er doch von Willow nichts wollte und inzwischen mit Cordelia zusammen ist; Buffys Beziehung zu Angel ist zerbrochen (dazu gleich mehr) und sie ist nun wieder alleine und auch entschlossen, es zu bleiben. In „Phases“ leiden die Bewohner Sunnydales unter den Angriffen eines Werwolfs („Das ist ein Klassiker!“, entfährt es dem enthusiastischen Giles). Die Episode führt den Zuschauer die meiste Zeit über auf eine falsche Fährte, indem sie zahlreiche Hinsweise dafür gibt, dass es sich bei dem Werwolf um Larry handelt, einen der Starathleten der Schule. Larrys Geheimnis ist allerdings „nur“ seine Homosexualität; bei dem Werwolf hingegen handelt es sich um Oz! Da sich daran nun mal nichts ändern lässt und Willow, wie sie selbst sagt, auch stets für ein paar Tage im Monat unausstehlich ist, bleiben die beiden ein Paar.

In der nächsten Folge (2.16, „Bewitched, Bothered and Bewildered“) geht es ein weiteres Mal fast nur um die komplizieren Verwicklungen, die sich aus den Liebesbeziehungen der Charaktere ergeben. Xander, der Buffy auf einem ihrer nächtlichen Ausflüge begleitet, gesteht ihr auf dem Friedhof seine Schwierigkeiten mit Cordelia, dem Dating und der Liebe allgemein. Mitten in das Gespräch platzt plötzlich ein Vampir hinein, mit dem Buffy kurzen Prozess macht – ein schönes Beispiel dafür, wie „Buffy“ immer wieder die Sorgen und Ängste ganz normaler Teenager mit dem Fantastischen und Übernatürlichen verbindet. Die Beziehung zwischen Cordelia und Xander ist inzwischen über den Rumpelkammer-Status hinaus gekommen und nicht mehr geheim, was Cordelia zum ersten Mal in ihrem Leben die Erfahrung machen lässt, wie es sich als Außenseiterin so lebt. Während sie bisher in ihrer Clique stets im Mittelpunkt stand und ihre Meinung Gewicht hatte, wollen ihre Freundinnen nun plötzlich nichts mehr mit ihr zu tun haben. Da für Cordelia die eigene Popularität über alles geht, gibt es für sie nur eine mögliche Schlussfolgerung: Sie muss mit Xander Schluss machen. (In meinen Notizen zur Folge finden sich an dieser Stelle die Worte „Die falsche Schlampe!!“) Xander fühlt sich davon natürlich tief getroffen und will Cordelia nun seinerseits verletzen, indem er sie zunächst mit einem Liebeszauber belegt, nur um sie dann ebenfalls fallen zu lassen. Sein Plan geht allerdings vollkommen nach hinten los, weil der Zauber nicht nur Cordelia, sondern alle Frauen in Sunnydale trifft, die am Ende der Episode wie eine Horde von Zombies hinter Xander her sind. Das Drehbuch ist großartig, die Darsteller haben sichtlich Spaß an der Sache und „Bewitched, Bothered and Bewildered“ ist bislang eine der lustigsten Episoden. Es handelt sich dabei zwar größtenteil um eine in sich abgeschlossene Episode, deren Handlung kaum etwas zum großen story arc beiträgt, aber genau wie bei „Babylon 5“ wird die übergreifende Handlung auch in solchen Folgen nicht ignoriert, sondern es existieren darin zumindest einige Elemente, die auf den story arc hinweisen (und nicht zuletzt lernt Cordelia in dieser Folge, dass es wichtiger ist, zu den Personen zu stehen, die man liebt als um jeden Preis beliebt sein zu wollen).

Wenn ich schon die ganze Zeit von Liebsbeziehungen in „Buffy“ schreibe, kann ich eine Beziehung natürlich nicht ignorieren: die zwischen Buffy und Angel. Ich muss allerdings zugeben, dass mich diese Beziehung gar nicht so sehr interessiert, weil ich Willow und Xander interessanter finde als Buffy. Damit will ich nicht sagen, dass es sich um interessantere oder besser geschreibene Figuren handelt; die Probleme von Willow und Xander kann ich ganz einfach besser nachvollziehen, weil sie sich mehr mit meinen eigenen Erfahrungen decken. Man muss ja zugeben, dass die Liebe zwischen Buffy und Angel von Anfang an unter keinem guten Stern stand: eine siebzehnjährige Vampirjägerin und ein um die 250 Jahre alter Vampir… Bereits in der siebten Folge der Staffel, „Lie to Me“, wird das Vertrauen zwischen Buffy und Angel erheblich gestört. Doch es ist natürlich Episode 2.14 („Innocence“), in der sich alles komplett ändert. Angel, der sich bislang ja dadurch ausgezeichnet hat, dass er im Gegensatz zu „normalen“ Vampiren seine menschliche Seele behalten hat, wird seine Seele wieder genommen. Von da an ist er ein Vampir wie alle anderen und kann sich an seine Liebe zu Buffy und die gemeinsam verbrachte Zeit nicht mehr erinnern. Gemeinsam mit Spike und dessen herrlich verspulter Gespielin Drusilla (Juliet Landau) schmiedet er für den Rest der Staffel Pläne für Buffys Tod. Und man hat wirklich den Eindruck, als würden die drei mehr Pläne schmieden als tatsächlich handeln. Aber Buffy darf natürlich nicht sterben, deswegen dürfen ihre Widersacher nicht allzu energisch zur Sache gehen, schon klar. (Übrigens: Was ist das denn für eine Botschaft, die „Innocence“ den weiblichen Teenagern unter den Zuschauern vermittelt: Schlaft nicht mit eurem Freund, sonst verwandelt er sich in einen seelenlosen Dämon?)

Spike, der zu diesem Zeitpunkt an einen Rollstuhl gefesselt und nicht im Besitz seiner vollen Kräfte zu sein scheint, regt sich in Episode 17 zu Recht darüber auf, dass Angel Buffy nicht einfach umbringt, sondern nur mit ihr spielt. Giles wiederum gibt Buffy in der gleichen Folge („Passion“) den Rat, sich nicht zur Sklavin ihrer Leidenschaften machen zu lassen und sich nicht auf Angels Spielchen einzulassen. Kurz darauf, als Angel Giles‘ Freundin Jenny (Robia LaMorte) umgebracht hat, kann Giles verständlicherweise selbst nicht mehr klar denken und macht sich von Rachegelüsten getrieben auf, um Angel zu vernichten. „Passion“ ist nicht nur einer der Höhepunkte der Staffel, sondern auch (endlich) eine Folge, in der eine wichtige Figur stirbt und in der die Entwicklung aller Charaktere einen entscheidenden Schritt macht. Während Buffy zu Beginn der Staffel zumindest immer wieder versucht hat, neben ihrem Slayer-Dasein ein halbwegs normales Teenagerleben zu führen, ist sie nun überzeugt, dass das nicht möglich ist und dass ihre Liebe zu Angel einer ihrer größten Schwachpunkte war. „I’m not seeing anyone. Ever. Again.“, antwortet sie in Episode 19 einem Mitschüler, der mit ihr auf einen Tanz gehen möchte.

Im Staffelfinale wird dann alles noch schlimmer: Buffy hat nicht nur der Liebe abgeschworen, sondern wird auch noch von ihrer Mutter aus dem Haus geworfen und verlässt Sunnydale. Wie schon erwähnt habe ich mich im Verlauf der Staffel immer wieder gewundert, warum Buffy ihre Slayer-Identität unbedingt vor ihrer Mutter geheim halten muss. In „Passion“ erinnert Giles sie zum Beispiel wieder einmal daran, dass sie ihrer Mutter auf keinen Fall sagen darf, dass sie nachts Vampire jagt. Warum das so ist, habe ich nie ganz verstanden und je länger die Serie ging, umso unglaubwürdiger wurde es auch. Kriegt Joyce tatsächlich nichts von den nächtlichen Aktivitäten ihrer Tochter mit? Findet sie es nicht verdächtig, dass Buffy so viel Zeit mit dem Schulbibliothekar verbringt? Zum Glück hat Joss Whedon in dieser Hinsicht im Staffelfinale („Becoming“) die Reißleine gezogen; endlich spricht Buffy ihrer Mutter gegenüber aus, was wir und ihre Freunde schon lange gewusst haben. Joyce reagiert darauf, als habe ihr ihre Tochter soeben eröffnet, dass sie lesbisch sei: „Honey, are you sure you’re a Vampire Slayer? I mean, have you tried not being a Slayer?“ Buffy hat sich die Staffel über immer wieder von Giles hat ermahnen lassen müssen, auch ja genug zu trainieren und ihre Pflichten als Slayer nicht zu vernachlässigen und in Episode 2.09 („What’s My Line, Part 1“) frustriert festgestellt hat, dass es für sie gar keinen Sinn macht, an einem Berufseignungstest teilzunehmen, weil das Schicksal ihr nun mal die Rolle als Vampire Slayer zugeteilt habe. Am Ende der Staffel hat sie die Aufgaben, Einschränkungen und Verpflichtungen, die das Slayer-Dasein mit sich bringt, endlich akzeptiert. Ihre Mutter hingegen kann die für sie noch neue Rolle ihrer Tochter überhaupt nicht akzeptieren, sie versteht sie noch nicht einmal. Immer wieder hat sie ihre Tochter im Verlauf der Staffel für ihre vermeintliche Verantwortungslosigkeit getadelt. In Episode 12 („Bad Eggs“) fragt sie Buffy beispielsweise, ob sie nichts anderen im Kopf habe als Jungs und Klamotten. „Saving the world from vampires.“, antwortet Buffy, was ihre Mutter natürlich nicht ernst und nur als ein weiteres Indiz für die Verantwortungslosigkeit ihrer Tochter nimmt. Dabei lastet auf Buffy eine größere Verantwortung als auf den meisten anderen Menschen. Staffel drei wird also hoffentlich unter anderem erzählen, wie auch Buffys Mutter das erkennt und ihre Tochter wieder in die Arme schließt. Wieder einmal verbindet die Serie hier Fantasy-Elemente mit ganz normalen, realistischen Teenager-Problemen. Denn der Prozess der Ablösung von der Mutter und der Wunsch ein selbstbestimmtes Leben zu führen sind ja Dinge, die alle 17-jährigen Mädchen beschäftigen.

Aber in der finalen Doppelfolge geht es längst nicht nur um Buffys Beziehung zu ihrer Mutter, sondern natürlich noch um viel mehr. Hier steht alles auf dem Spiel: Buffy wird nicht nur von Joyce aus dem Haus, sondern auch von Prinicpal Snyder von der Schule geschmissen. Alle Figuren befinden sich in großer Gefahr, ganz besonders Willow und Giles, um deren Leben wir bangen. Ach ja, und dann geht natürlich auch noch beinahe die Welt unter, was Buffy im letzten Moment verhindern kann. Weiterhin erhalten wir einige interessante Einblicke in Angels Vergangenheit und verstehen dadurch besser, wie er mit Buffy verbunden ist. Und dann dieses tragische Ende… Buffy und Angel liefern sich einen Schwertkampf auf Leben und Tod. Willow gelingt es unterdessen endlich, Angel seine Seele zurückzugeben, so dass er plötzlich mitten im Kampf gegen Buffy wieder ganz der Alte ist, ohne jegliche Erinnerung an die letzten Monate. Mir kam es ziemlich unglaubwürdig vor, dass die sonst so vorsichtige Buffy ihm so schnell wieder vertraut und ihm in die Arme sinkt. Aber gerade als ich akzeptiert hatte, dass sie ihm wieder vertraut, rammte sie ihm plötzlich das Schwert in den Bauch! Ja was denn nun? Anscheinend hatte ich da etwas falsch verstanden. Ich dachte, sie hätte Angel getötet, weil sie nicht noch einmal enttäuscht werden wollte, weil sie ihm eben doch nicht wieder ganz vertraute, weil es zu schön schien, um wahr zu sein, dass der „nette“ Angel auf einmal wieder da war. Lieber alleine bleiben, als ein weiteres Mal verletzt werden… Auf Facebook hat mich allerdings jemand darauf hingewiesen, dass Buffy ihn nur getötet hat, weil das zu diesem Zeitpunkt die einzige Möglichkeit war, den Weltuntergang noch zu verhindern. Dabei hätte Angel dafür doch bloß das Schwert wieder in diesen Stein-Dämon stoßen müssen – dachte ich jedenfalls. Wie auch immer, das Ende war ein hoch dramatisches und bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte für die dritte Staffel. Nicht zuletzt muss natürlich Angel zurück geholt werden, der ja nicht wirklich gestorben ist, sondern nur in eine andere Dimension gesaugt wurde oder so etwas.

Die zweite Staffel von „Buffy“ hat mir sehr gut gefallen und die Serie hat deutlich Fahrt aufgenommen. Zwar gibt es noch viele Episoden, die nach dem „monster of the week“-Schema verfahren, aber wie schon erwähnt wird die continuity auch in diesen Folgen nicht ignoriert und es gibt dennoch einen großen Handlungsbogen, der besonders in Folgen wie „Passion“, „Innocence“ oder dem Staffelfinale behandelt wird. Die erste Staffel hat die Charaktere vorgestellt, die zweite Staffel hat sie alle konsequent weiter entwickelt. Die dritte Staffel muss daher eigentlich noch besser werden; ich erwarte, dass es darin weniger in sich abgeschlossene Folgen gibt und die sich durch die Episoden ziehende Handlung noch besser sichtbar wird. Was mir sonst noch gut gefallen hat: Der Dialogwitz und die vielen popkulturellen Anspielungen. Die Tatsache, dass Willow immer wieder von den anderen dazu beauftragt wird, im Internet nach irgendetwas zu suchen – dass das Netz damals nur eine Angelegenheit für Spezialisten war, zeigt dann doch, wie alt die Serie schon ist, die sich ansonsten sehr gut gehalten hat. Herrlich fand ich die Szene im Finale, in der Spike zusammen mit Buffys Mutter im Wohnzimmer sitzt. Ein weitererHöhepunkt war die Szene, in der in „Passion“ tatsächlich zwei Schüler in die Schulbibliothek kommen, um Bücher auszuleihen. Man fragt sich ja die ganze Zeit über, warum Giles so viel Zeit für Buffy, Xander und Willow hat und warum sie in der Bibliothek stets vollkommen ungestört über Dämonen, Vampire und den Untergang der Welt sprechen können. Xander will die beiden Jungs sofort wieder heraus schmeißen, aber Giles merkt an (als würde es ihm selbst gerade erst wieder einfallen): „This IS a school library…“ 

Buffy the Vampire Slayer – Season 1

Der folgende Beitrag enthält Spoiler für die erste Staffel!

Es ist mitten in der Nacht, die Sunnydale High School liegt dunkel und verlassen da. Zwei Teenager, ein Junge und ein Mädchen, zerbrechen eine Fensterscheibe und verschaffen sich Zugang zum Gebäude. „Are you sure this is a goog idea?“ fragt das Mädchen, während es sich ängstlich umschaut. „It’s a great idea. Now come on!“, erwidert der Junge.
In einem der leeren, düsteren Gänge beginnen die beiden sich zu küssen, doch das Mädchen hält inne und dreht sich erschrocken um. „I heard a noise.“, sagt sie ängstlich, doch der Junge versucht sie zu beruhigen: „It’s nothing.“ Um ihr zu beweisen, dass sie vollkommen allein in der Schule sind, ruft er ein „Hello!“ in den leeren Gang hinein. „There’s nobody here.“, erklärt er, als sich daraufhin nichts gerührt hat.
„Are you sure?“, fragt das Mädchen, immer noch ängstlich und verunsichert. „Yes, I’m sure.“, beschwichtigt er sie nochmals, woraufhin sie sich etwas zu entspannen scheint. „Okay.“, sagt sie – und mit einem Schlag verwandelt sich ihr Gesicht in die grotesk verzerrte Fratze eines Vampirs. Voller Genuss und alles andere als verängstigt schlägt sie ihre Zähne in den Hals des Jungen.

Bereits mit dieser, den opening credits der ersten Folge vorausgehenden Szene unterläuft „Buffy the Vampire Slayer“ die Erwartungen der Zuschauer und setzt sich erfolgreich über sie hinweg. Einer Szene, wie man sie in ähnlicher Weise schon Dutzende Male in Film und Fernsehen gesehen hat, wird hier ein Twist verpasst, den man nicht kommen sieht, eben weil man denkt, schon zu wissen wie es weitergeht. Doch diese Einstiegsszene, in der das Klischee vom ängstlichen, wehrlosen Mädchen und seinem furchtlosen, starken männlichen Begleiter gekonnt unterwandert wird, ist nur der Auftakt zu einer Fernsehserie, die ihre Zuschauer immer wieder überrascht, sich gängigen Klischees widersetzt und neue Wege geht. In „Buffy the Vampire Slayer“ (1997-2003) ist die vom Schicksal auserwählte Heldenfigur mal kein Junge bzw. junger Mann, sondern eine ganz normale High School-Schülerin mit alltäglichen Sorgen und Schwächen, aber auch vielen, ihr selbst anfangs größtenteils noch unbekannten Stärken. Die männlichen Figuren dürfen hier tiefe Gefühle und große Unsicherheiten zeigen, während unter den weiteren weiblichen Charakteren gleich zwei Computerexpertinnen sind (bei einer davon handelt es sich übrigens um eine „Technoschamanin“, was mich natürlich sofort an die Technomagier aus „Babylon 5“ erinnerte). Und das ist sicher nur der Anfang.

Schon sehr lange stand „Buffy“ auf meiner Liste der Fernsehserien, die ich irgendwann noch anschauen will. Doch erst nachdem ich letztes Jahr den von „Buffy“-Schöpfer Joss Whedon zusammen mit seinem Freund Drew Goddard geschriebenen Horrorfilm „The Cabin in the Woods“ gesehen habe, hat es in meinem Kopf klick gemacht und mir war plötzlich klar, was für ein Genie Whedon ist. „The Cabin in the Woods“ ist ein zugleich sehr intelligenter und unterhalsamer Horrorfilm, der die Tatsache berücksichtigt, dass seine Zuschauer schon zahlreiche Horrorfilme gesehen haben und mit deren Konventionen vertraut sind und der dies wiederum zum Thema, ja sogar zum Inhalt seiner Handlung macht. Zu verraten, wie er dies tut, käme einem großen Spoiler gleich; ich hatte beim Anschauen jedenfalls gleich mehrere Wow-Erlebnisse – eines davon bezog sich wie erwähnt auf die Erkenntnis, dass dieser Joss Whedon ein verdammtes Genie sein muss. Von da an war mir klar: Ich muss endlich ein Versprechen einlösen, das ich meiner besten Freundin vor etwa zwölf Jahren gegeben habe und ihre Lieblingsserie „Buffy the Vampire Slayer“ anschauen.

Die erste, nur zwölf Episoden lange Staffel der Serie habe ich inzwischen geschafft. In der ersten Folge ist die sechzehnjährige Buffy Summers (Sarah Michelle Gellar) gerade mit ihrer Mutter in das schöne kalifornische Städchen Sunnydale gezogen. Am ersten Schultag auf der neuen High School wird sie vom Schuldirektor in sein Büro gebeten. Wir erfahren, dass Buffy auf ihrer alten Schule so einigen Mist gebaut hat, was letztendlich der Grund für ihren Umzug und den Schulwechsel war. Sogar die Turnhalle der Schule hat sie niedergebrannt, wie der Direktor zu seinem Entsetzen lesen muss. Buffy versucht sich zu rechtfertigen, sieht aber ein, dass ihre Begründung („It was full of vampires!“) die Sache auch nicht besser macht. Neben dem strengen Schuldirektor, der auf den so gar nicht zu ihm passen wollenden Namen Mr. Flutie hört, lernt Buffy auch neue Freunde (und Feinde) kennen. Die arrogante und oberflächliche Cordelia (Charisma Carpenter) möchte Buffy sofort in ihre Clique aufnehmen, erklärt aber ganz selbstverständlich „We do have to test your coolness factor“. Dass Buffy nichts mit ihr und ihren Freunden zu tun haben will, sondern sich lieber mit Losern abgibt, kann Cordelia nicht fassen. Diese „Loser“ sind Xander und Willow. Der stets etwas unsichere, angestrengt um Coolness bemühte Xander (Nicholas Brendon) ist vom ersten Treffen an von Buffy hingerissen und wird sie die ganze Staffel über anbeten. Willow (Alyson Hannigan) ist wiederum das komplette Gegenteil von Cordelia; während Cordelia viel zu sehr von sich selbst überzeugt ist, ist es Willow überhaupt nicht. Sie ist schon lange in Xander verliebt, aber viel zu schüchtern, um ihm das zu sagen. Die Kleidung wird ihr noch von ihrer Mutter rausgesucht und am wohlsten fühlt sich Willow vor dem Bildschirm eines Computers, denn damit kennt sie sich aus.

In der Bücherei der Schule trifft Buffy erstmals auf ihren neuen Mentor, den Bibliothekar Rupert Giles (Anthony Stewart Head). Genau wie sie ist er neu in der Stadt (vorher arbeitete er an irgendeinem britischen Museum oder vielleicht auch an DEM „British Museum“, wie es in der Serie heißt). Giles‘ Leidenschaften sind Geschichte und Bücher – ganz besonders wenn es Bücher über Dämonen, Vampire, Hexen oder ähnliches sind. Während Buffy ein „Slayer“ ist, also diejenige, die mit vollem Körpereinsatz gegen all die Bösen Dinge vorgeht, über die Giles aus seinen Büchern so gut bescheid weiß, ist Giles ein „Watcher“ und wacht als solcher über Buffy, bereitet sie auf kommende Herausforderungen vor und hat auch sonst immer ein offenes Ohr und einen guten Rat für sie. Ich habe mich im Verlauf der zwölf Folgen allerdings öfter gefragt, warum die Schulbibliothek stets so leer ist, dass Giles, Buffy, Xander und Willow dort in fast jeder Folge ungestört reden können. Kommt denn dort nie mal jemand ein Buch ausleihen? Und hat Giles dort wirklich einen Job? Er scheint jedenfalls ständig Zeit für Buffy zu haben und dafür, sich nächtelang Wissen über Dämonen anzulesen.

Buffy ist zwar erst 16 Jahre alt, will ihr Slayer-Dasein aber nach den desaströsen Ereignissen auf ihrer alten Schule schon wieder an den Nagel hängen. Sie will ein normales Leben führen, ein normaler Teenager sein und sich um andere Dinge sorgen müssen als um Vampire und sonstige Dämonen. „I didn’t think there’d be vampires [in Sunnydale] and I don’t care!“, erklärt sie Giles trotzig. „I’m retired.“, fügt sie hinzu, um das auch ganz klarzustellen. Doch die Auserwählte entkommt ihrem Schicksal natürlich nicht und muss sich diese ganze erste Staffel über mit allen möglichen Kreaturen der Untewelt auseinander setzen – neben Vampiren auch mit Hexen und sogar einem Dämon, der per Buch-Scanner in den Computer eingelesen wurde. (Google scannt zwar in Kooperation mit mehreren großen Bibliotheken Bücher ein, aber da das Firmenmotto „Do no evil“ lautet, muss man sich in dieser Richtung ja hoffentlich keine Sorgen machen. 😉 )
„Life is short. Seize the moment, cause tomorrow you might be dead.“, fasst Buffy am Ende der ersten Folge ihre Lebenseinstellung zusammen. Doch da ist ihr bereits klar, dass sie sich ihrem Slayer-Schicksal wohl doch nicht entziehen kann.

In der zweiten Folge gibt es eine Szene, in der der Schuldirektor Buffy daran hindern möchte, das Schulgelände zu verlassen. Hier fielen mir die Parallelen zu „Alias“ auf – in beiden Serien geht es um eine junge Frau, die ein Doppelleben führt. Buffy ist einerseits Vampirjägerin, andereseits aber auch ein ganz normaler Teenager; Sidney Bristow in „Alias“ ist Geheimagentin, die auf der ganzen Welt gefährliche Aufträge ausführt und so die Welt vor dem Bösen beschützt, genau wie Buffy. Zugleich ist sie aber auch Studentin und führt ein scheinbar ganz normales Leben (auch wenn man davon relativ wenig mitbekommt und sich überhaupt fragt, wie sie es schafft diese beiden Leben unter einen Hut zu bringen).
„If you don’t go out, it’ll be the end of the world. Everything is life and death if you’re a sixteen year old girl.“, stellt Buffys Mutter fest, als es wieder mal darum geht, ob ihre Tochter noch abends fortgehen darf. Das Schöne ist ja, dass dieser Satz hier in doppelter Weise wahr ist. Da Buffy nicht einfach nur Party machen will, sondern tatsächlich noch nachts Dämonen jagen muss, geht es wirklich um Leben und Tod (was sie ihrer Mutter aber nicht sagen kann – warum eigentlich nicht?). Gleichzeitig spiegelt dieser Satz die Probleme einer jeden Mutter-Tochter-Beziehung wieder. Buffy will sich vor allem selbst finden und eine eigenständige Person sein, in Unabhängigkeit von ihrer Mutter, die es gerne sähe, wenn Buffy an den gleichen Dingen Spaß haben würde, wie sie selbst als Teenager. Trotz ihres Status als auserwählter Slayer dient Buffy also problemlos als Identifikationsfigur, da sie auch ganz weltliche, alltägliche Sorgen hat.
Überhaupt finden sich in „Buffy“ so viele Wahrheiten über das Leben als Teenager und die Schulzeit. Allein aus der Szene, in der ein zutiefst verunsicherter und nervöser Xander Buffy in der letzten Folge der Staffel fragt, ob sie sein Date auf dem Abschlussball sein möchte, hätte ich so viel lernen können, wenn ich die Serie bereits als Teenager gesehen hätte…

Die erste Staffel verfährt meistens noch nach dem „monster of the week“-Muster mit in sich abgeschlossenen Episoden. Dass es sich dabei aber nicht immer um Vampire handelt, bringt Abwechslung in die Serie. Es gibt zwar auch einen durchgehenden Handlungsbogen, der aber nicht in allen Folgen thematisiert wird und bereits am Ende dieser kurzen Staffel seine Auflösung erfährt (was ganz einfach den praktischen Grund hat, dass es damals nicht klar war, ob es eine zweite Staffel geben würde). Die Struktur der oft in sich abgeschlossenen Episoden mag manchmal etwas altmodisch erscheinen, es gibt jedoch immer wieder Ereignisse, mit denen die Autoren von „Buffy“ den Mut zum konsequenten Erzählen schon in dieser ersten Staffel unter Beweis stellen, wie z.B. das frühe und überarraschende Ableben von Mr. Flutie in der sechsten Folge. Auch inhaltlich merkt man der Serie ihr Alter zwar gelegentlich an – zum Beispiel als Willow erklärt, sie habe ihren neuen Freund „online“ kennen gelernt und Buffy sie verwirrt anschaut – aber das fällt überhaupt nicht negativ ins Gewicht, weil die Figuren und ihre Konflikte zeitlos sind.

Mr. Fluties Nachfolger Principal Snyder, der drei Folgen später auftritt, wird von Armin Shimerman gespielt, der damals anscheinend die Zeit hatte, neben seiner Rolle als Quark in „Star Trek: Deep Space Nine“ auch noch ab und zu in Sunnydale vorbei zu schauen. Gleich in seiner ersten Szene macht Snyder klar, dass von nun an andere Regeln an der Schule gelten: „My predecessor, Mr. Flutie, may have gone in for all that touchy-feely relating nonsense. But he was eaten. You’re in my world now. And Sunnydale has touched and felt for the last time.”
Kurz darauf lässt er die schlimmsten Ängste von Buffy, Xander und Willow wahr werden als er sie dazu zwingt, an der Talentshow der Schule teilzunehmen. Den dreien steht der Schock richtig ins Gesicht geschrieben. Sich vor dem Rest der Schule auf der Bühne blamieren? Dann doch lieber gegen Dämonen kämpfen… Als einige Folgen später (mal wieder) ein Schüler tot aufgefunden wird, zeigt der neue Direktor, dass er die harte Realität wohl doch lieber verdrängen würde, er sagt nämlich einen weiteren herrlichen Satz: „Dead? Of course not! There’s no dead students here.“
Zum Ende der Staffel hin kommt es schließlich sogar zu einer ersten Annäherung zwischen Buffy und Cordelia. Man erhascht einen Blick hinter Cordelias Fassade auf ihre Einsamkeit und Verletzlichkeit und es wird klar, dass sie keineswegs nur die eindemsionale, dumme und hassenswerte Figur ist, als die sie bis dahin dargestellt wurde. Die folgenden Staffeln (und „Angel“) werden bestimmt noch einiges an Charakterentwicklung für Cordelia – und auch alle anderen Hauptfiguren – bereithalten.

Eingangs habe ich bereits geschrieben, dass „Buffy“ sich immer wieder erfolgreich den gängigen Klischees und Erwartungen entzieht. Zusätzlich thematisiert sich die Serie immer wieder sogar selbst. Giles, der üblicherweise in jeder Folge einen ausführlicheren Expositionsmonolog herunterleiern muss, bemerkt zum Beispiel, wie nett es doch ist, wenn ihm diese Aufgabe einmal von einer sprechenden Puppe abgenommen wird. Oder Buffy erklärt Giles „My spider sense is tingling“ und als der die Anspielung nicht versteht, erklärt sie ihm, sie (und mit ihr die Serie) habe gerade eine „pop culture reference“ gemacht. In der gleichen Folge beweisen die Macher der Serie ihren Sinn für Ironie: In der Auseinandersetzung zwischen der technikaffinen Technoschamanin Jenny Calendar und dem etwas fortschrittsfeindlichen Giles, für den Bücher über alles gehen, fällt nämlich der Satz „The idiot box is TV!“
„Buffy the Vampire Slayer“ ist also alles andere als die dümmliche Serie, die der Titel im ersten Moment vermuten lässt (was ich aber auch nicht erwartet habe). Die Charaktere sind tiefgründig, die Dialoge voller Witz und die Serie lässt mit ihrer Ironie und den zahlreichen Anspielungen immer wieder eine Metaebene aufblitzen, die das Zuschauen für den in der Popkultur bewanderten Zuschauer zu einer wahren Freude macht. Kein Wunder, dass sich in den cultural studies schon längst eine eigene Unterdisziplin – die „Buffy Studies“ bzw. „Whedon Studies“ – etabliert hat. Zweimal jährlich erscheint sogar ein wissenschaftliches Magazin der Whedon Studies Association („Slayage“) und alle zwei Jahre findet eine „Slayage Conference“ statt, die sich neben „Buffy“ auch noch mit allen anderen Serien, Filmen, Comics usw. des „Whedonverse“ beschäftigt (darunter „Firefly“, „Dollhouse“ und „The Avengers“). Wenn ich an „Buffy“ also auch weiterhin großen Gefallen finden werde – und davon gehe ich aus – dann kann ich mich anschließend in zahlreiche Artikel, Zeitschriften und Bücher zum Thema vertiefen (und auch selbst einen Beitrag verfassen).

Am Ende der Staffel geht es – wie soll es zum Höhepunkt auch anders sein – um alles oder nichts, Leben und Tod. „Giles, I’m 16 years old. I don’t wanna die.“, sagt Buffy zu ihrem Mentor, nachdem ihr gerade ihr eigener Tod prophezeit wurde. Wieder einmal ist sie kurz davor, einfach alles hinzuschmeißen, um ein ganz normales Teenagerleben führen zu können. Sie will das Leben, das sie noch vor sich hat, genießen. Sie will andere Sorgen haben als Vampire, Dämonen oder den Untergang der Welt. Zum Beispiel, dass sie immer noch kein Date für den Abschlussball hat. Aber sie ist nun mal ein Slayer und irgendjemand muss den Job ja machen…

Kein kulturwissenschaftliches Buch, aber dennoch sehr zu empfehlen: „Bite me! The Unofficial Guide to Buffy the Vampire Slayer“ von Nikki Stafford. Darin wird u.a. jede einzelne Episode von „Buffy“ besprochen (allerdings nicht völlig spoilerfrei). Nikki hat außerdem ähnliche Bücher über „Lost“ und „Alias“ geschrieben und auch häufig über „Buffy“ und anderes von Joss Whedon gebloggt.
Und wenn ich schon bei Empfehlungen bin: Giles-Darsteller Anthony Stewart Head hat 2002 zusammen mit George Sarah das hervorragende Album „Music For Elevators“ veröffentlicht, auf dem auch einige weitere Buffy-Castmitglieder zu hören sind.

Das war 2013 – Mein persönlicher Film- und Serienrückblick

Weihnachten steht vor der Tür, das Jahr ist so gut wie vorbei, da wird es Zeit für einen Jahresrückblick. Das dachte ich mir jedenfalls vor ein paar Tagen, schließlich habe ich schon lange nichts mehr gepostet und zwar einige neue Blogposts in Arbeit, die aber aus verschiedenen Gründen (welche sich alle unter dem Überbegriff Prokrastination zusammenfassen lassen) alle noch nicht fertig sind. Also beuge auch ich mich dem momentanen Trend und schreibe meinen persönlichen Film- und Serienjahresrückblick 2013.

Die besten Filme des Jahres

Zum ersten Mal habe ich 2013 eine Liste über alle Filme geführt, die ich mir in diesem Jahr angeschaut habe, ganz egal ob im Kino oder zuhause, ganz egal ob brandneuer Blockbuster oder jahrzehnte alter Klassiker. Die Anzahl verrate ich nicht, aber es waren definitiv zu wenige. Noch weniger als in den letzten Jahren habe ich es 2013 geschafft, alle neuen Filme, die ich mir anzuschauen vorgenommen habe, auch zu sehen. Das lag vor allem daran, dass ich in den letzten Wochen kaum Zeit hatte, wie wild in die Videothek und ins Kino zu rennen, um auch wirklich alle wichtigen Filme des Jahres nachzuholen. Am produktivsten war ich in dieser Hinsicht wie in jedem Jahr während des „Filmfest München“ – 23 Filme habe ich dort innerhalb von acht Tagen gesehen (und hier darüber geschrieben). Darunter war mit „Blau ist eine warme Farbe“ („La vie d’Adèle“, seit Donnerstag deutschlandweit im Kino) einer der besten Filme des Jahres. Abdellatif Kechiches Beziehungsdrama mit Adèle Exarchopoulos und Léa Seydoux erzählt so direkt, ungekünstelt und ehrlich von den Höhen und Tiefen einer Liebesbeziehung und wartet mit zwei so guten und faszinierenden Hauptdarstellerinnen auf, dass ich auch nach knapp drei Stunden noch nicht genug davon kriegen konnte. Eine weitere Filmfestentdeckung war die Dokumentation „Jodorowsky’s Dune“, die vom letztendlich gescheiterten Versuch des chilenischen Kultregisseurs Alejandro Jodorowsky erzählt, Frank Herberts SciFi-Saga „Dune“ zu verfilmen. Für Fans des Buches, aber auch für Filminteressierte lohnt sich ein Blick auf diesen Film auf jeden Fall, denn die Version von „Dune“, die Jodorowsky vorschwebte, war eine in jeder Hinsicht große und in mancher Hinsicht vielleicht auch größenwahnsinnige. Hoffentlich findet dieser Film zumindest auf DVD auch seinen Weg nach Deutschland.

Wenn man unter einem perfekten Kinoerlebnis die Erfahrung versteht, für die Dauer eines Filmes die Realität um sich herum vollkommen zu vergessen und in eine andere Welt transportiert zu werden, dann ist Alfonso Cuaróns „Gravity“ für mich das perfekte Filmerlebnis schlechthin. Selten zuvor hat ein Filmemacher die handwerklichen Werkzeuge des Films – in diesem Fall unter anderem den 3D-Effekt – so geschickt und stimmig in den Dienst einer dazu passenden Geschichte gestellt. Die phänomenale Kamera- und Schnittarbeit des Films vermittelt dem auf dem Erdboden verhafteten Zuschauer auf die bestmögliche Weise den Eindruck, mit Sandra Bullock und George Clooney im Weltraum zu schweben. Das Erlebnis, das dieser Film bietet ist wirklich schwer in Worte zu fassen. Als ich aus dem Kino kam, hatte ich noch minutenlang einen federnden, leichten Gang, weil ich tatsächlich zu einem gewissen Grad das Gefühl hatte, aus der Schwerelosigkeit zurück auf die Erde zu kommen. Praktisch den ganzen Film über ging mein Mund vor Staunen gar nicht mehr zu – „Gravity“ ist für mich ganz klar der beste Film des Jahres. Dieses Filmerlebnis hätte nur dann noch besser sein können, wenn Cuarón den Film in HFR, also mit mindestens 48 Bildern pro Sekunde gedreht hätte (so wie Peter Jackson seine beiden „Hobbit“-Filme). Dann wäre bei Kameraschwenks nämlich kein Verwischungs-Effekt aufgetreten und wirklich überhaupt nichts hätte mich noch daran erinnert, dass ich da „nur einen Film“ sehe.

Von ganz anderer Art und vollkommen dem Erdboden verhafet, ja wie mitten aus dem Leben gegriffen, sind die „Before…“-Filme von Richard Linklater, über die ich im April gebloggt habe. „Before Midnight“ war einer meiner meisterwarteten Filme des Jahres und hat mich nicht enttäuscht. Auf gewohnt hohem Niveau führen Linklater, Julie Delpy und Ethan Hawke fort, was sie 1995 begonnen haben. Konsequent wird die Geschichte von Jesse und Céline, die sich einst im Zug kennen gelernt haben, hier weitererzählt. Delpy und Hawke dabei zuzusehen, wie sie in scheinbarer Verschmelzung mit ihren Figuren die grandiosen Dialoge zum Leben erwecken, gehörte zu den Höhepunkten meines Filmjahres. Und dann wieder dieses Ende…!

Ganz klar ein weiterer Höhepunkt für mich war „Star Trek Into Darkness“. In meinem Fall ist J.J. Abrams Plan voll aufgegangen: Je weniger die Zuschauer vor dem Kinobesuch über einen Film wissen, umso mehr kann man sie überraschen. Da ich vollkommen ungespoilert in das neue Trek-Abenteuer ging, konnte mich die zentrale Enthüllung des Films auch tatsächlich überraschen und schockieren! Auch den Rest des Films habe ich ausnahmslos genossen; „Star Trek Into Darkness“ ist für mich ein fast perfektes SciFi-Abenteuer (jetzt werden wieder einige maulen, dass es in „Star Trek“ ja eigentlich um mehr gehen soll, als nur um Abenteuer, aber dazu habe ich ja bereits in meinem Post zum Film etwas geschrieben).

Wo ich gerade bei großen Abenteurn bin: Auch Peter Jacksons zweiter „Hobbit“-Film gehört für mich zu den besten des Jahres, auch wenn ich mir nach der zweiten Sichtung des Films nicht mehr ganz sicher bin, ob ich ihn wirklich in meine Top Ten einordnen würde. Mit der Szene, in der Bilbo und die Zwerge verfolgt von Orks und Elben in Fässern den Fluss hinuntertreiben, liefert er auf jeden Fall eine der kreativsten und unterhaltsamsten Actionszenen seit Jahren ab und wartet zudem mit einem Showdown auf, der mir ein breites Grinsen der Bewunderung und des Staunens ins Gesicht zauberte. Ich gebe ja zu, dass ich eine Schwäche für Jacksons Actionsszenen habe, die oft überlang und „over the top“ sind, aber mit den genannten zwei Sequenzen hat er sich tatsächlich noch einmal selbst übertroffen (was für all diejenigen, die den Film nicht mochten, natürlich als Argument gegen ihn angeführt werden kann). „The Desolation of Smaug“ hat definitiv seine Schwächen, aber zumindest beim ersten Mal hatte ich so viel Spaß im Kino, wie schon lange nicht mehr und habe sogar spontan applaudiert.

Ebenfalls zum Lachen und Staunen gebracht hat mich zu Beginn des Jahres Tim Burtons „Frankenweenie“. Endlich mal wieder ein Tim Burton-Film, bei dem der Regisseur ohne Rücksicht auf den Massengeschmack seine Vision auf die Leinwand bringen konnte! Hier konnte Burton seine Kreativität voll ausleben und hat nach dem von ihm erdachten „Nightmare Before Christmas“ und „Corpse Bride“ erneut einen Stop Motion-Animationsfilm voller herrlich verrückter, aber emotional authentischer Figuren geschaffen. Zusätzlich ist „Frankenweenie“ eine Hommage an alte Horrorstreifen und zitiert zahlreiche Klassiker des Genres, was das Vergnügen für Filmfans noch größer macht. Auch Steven Spielbergs „Lincoln“ kam in Deutschland zu Beginn des Jahres in die Kinos und zählt wahrscheinlich zu den besten Filmen des Regiegroßmeisters. Ich schreibe „wahrscheinlich“, weil ich den Film nur einmal gesehen habe und ihn mir noch einmal anschauen muss, um mir ein klareres Bild zu verschaffen. Das herrvoragende Drehbuch, das detaillierte und überzeugende Set- und Kostümdesign und in erster Linie Daniel Day Lewis‘ wirklich phänomenales Schauspiel machen diesen Film aber auf jeden Fall zu einem der besten des Kinojahres.

Quentin Tarantino nahm sich mit seinem „Django Unchained“ ebenfalls dem Thema Sklaverei in den USA an und gewann für das Drehbuch verdientermaßen einen Oscar. Ob man auch Christoph Waltz nach seiner Auszeichnung für „Inglorious Basterds“ erneut einen Goldjungen überreichen musste, darüber kann man streiten. Fest steht, dass es extrem unterhaltsam war, Waltz und auch dem hervorragend fiesen Leonardo DiCaprio hier zuzusehen. Der Film hatte hier und da ein paar Längen und komischerweise ist mir Jamie Foxx‘ Django viel weniger in Erinnerung geblieben als die Figuren von Waltz, DiCaprio, Samuel L. Jackson oder Don Johnson, aber insgesamt handelt es sich trotzdem um einen der besten Filme des Jahres.

Großartiges Schauspielkino der ganz anderen Art bot der dänische Film „Die Jagd“ von Thomas Vinterberg, der hier erstmals mit Mads Mikkelsen („Casino Royale“) zusammen arbeitete. Mikkelsen spielt einen Kinderpfleger, der eines Tages zu Unrecht verdächtigt wird, sich sexuell an einem kleinen Mädchen vergangen zu haben. Die ruhige Inszenierung, das intelligente Drehbuch und das sehr gute Schauspiel Mikkelsens und der Nebendarsteller (inklusive des kleinen Mädchens) machen diesen Film zu einem sehr sehenswerten Stück Kino, das zum Nachdenken anregt. Ähnliches gilt für „Flight“, Robert Zemeckis‘ lang erwartete Rückkehr zum Realfilm. Nach „Cast Away“ (2000) und „What Lies Beneath“ („Schatten der Wahrheit“, 2001) hatte es sich der Regisseur zur Aufgabe gemacht, die Motion Capture-Technologie zu erforschen. Seine Filme „Der Polarexpress“, „Die Legende von Beowulf“ und seine Version von Dickens‘ „Weihnachtsgeschichte“ waren allerdings weder besonders gut, noch konnten sie eine klare Antwort auf die Frage geben, warum man nun unbedingt Tom Hanks in einem Film fünf verschiedene Rollen spielen lassen muss, bloß weil es technisch möglich ist. (Sinnvoll eingesetzt und weiterentwickelt wurde Motion Capture schließlich von anderen, allen voran Peter Jackson mit Gollum im „Herrn der Ringe“, James Cameron bei „Avatar“ und auch Spielberg und Jackson bei „Tim & Struppi“). In Flight hat sich Zemeckis jedenfalls wieder auf seine alten Stärken zurück besonnen und ein Stück Kino abgeliefert, das zwar technisch und handwerklich brilliant ist, dies jedoch nicht zum Mittelpunkt und Selbstzweck macht. Auch Denzel Washingtons zu recht oscarnominiertes Schauspiel setzt eher auf Zurückhaltung statt Übertreibung und ist gerade deshalb so effektiv.

Was gab es sonst noch so für tolle, erwähnenswerte Filme? Da wäre Paul Thomas Andersons „The Master“, der sicherlich keine leicht zugängliche Kost darstellt, aber schon allein wegen der Schauspielleistungen seiner Hauptdarsteller sehenswert ist. Das gleiche kann man von „Prisoners“ behaupten, einem Film, dessen Düsternis meine Stimmung ganz schon in den Keller gezogen hat, in dem Hugh Jackman und Jake Gyllenhaal aber voll überzeugen konnten. Äußerst begeistert war ich auch nach dem Anschauen von „Die fantastische Welt von Oz“, allerdings habe ich den starken Verdacht, dass sich das ändern würde, sollte ich den Film irgendwann ein zweites Mal sehen. Woody Allens „Blue Jasmine“ ist definitiv einer der stärkeren Filme des Regisseurs, wenn auch wie die meisten seiner Werke von zahlreichen Klischees durchzogen. Doch schon allein Cate Blanchetts Darstellung der titelgebenden Jasmine war den Kauf der Eintrittskarte wert und ich tippe mal darauf, dass sie für diese Rolle ihren zweiten Oscar erhalten wird. Tolles Schauspielkino gab es auch in „Saiten des Lebens“ („A Late Quartet“) zu sehen, in dem Christopher Walken, Philipp Seymour Hoffman, Catherine Keener und Mark Ivanir die Mitglieder eines Streichquartetts spielen, die sich unter anderem damit auseinandersetzen müssen, dass einer von ihnen an Parkinson erkrankt ist. Ach ja, und dann war doch noch „World War Z“, der von allen bisher genannten Filmen zwar der am wenigsten beeindruckende ist, den ich hier aber dennoch aufführen möchte, weil er ganz einfach so viel besser war als man erwartet hatte. Vielleicht steckte ja eine besondere Marketingstrategie des Studios dahinter – erst monatelang Informationshäppchen darüber in die Welt setzen, wie chaotisch die Dreharbeiten verlaufen und wie uneinig sich die Beteiligten über die Richtung sind, die der Film einschlagen soll, um dann am Ende mit einem zwar bei weitem nicht perfekten, aber eben doch ordentlichem und unterhaltsamen Zombie-Actionfilm zu überraschen.

Die bewegendste Schauspiellelistung des Jahres kam dieses Mal von Anne Hathaway in „Les Misérables“. Während ich den Film als ganzen nur mittelmäßig fand, hat mich ihre Darbietung von „I Dreamed A Dream“ selbst dann noch zu Tränen gerührt, wenn ich das Lied nur gehört habe. Ihre gesanglich nicht perfekte, aber gerade deswegen emotional so berührende Darbietung dieser Szene hat ihr vollkommen zu Recht den Oscar für die beste weibliche Nebenrolle eingebracht. Und das schreibe ich nicht nur, weil ich Anne Hathaway neben Rebecca Hall für die schönste Schauspielerin der Welt halte und einen Anne Hathaway-Adventskalender an der Wand hängen habe! 😉

Weitere persönliche Filmhöhepunkte

Schließlich möchte ich noch ein paar Filme nennen, die zwar zum Teil schon älter sind, die ich aber 2013 zum ersten Mal gesehen habe und die ebenfalls zu meinen filmischen Höhepunkten zählten: Da wäre zunächst Hitchcocks „Psycho“, das ich tatsächlich erst dieses Jahr nachgeholt habe (als Vorbereitung auf „Hitchcock“, der von der Entstehung von „Psycho“ erzählt, aber leider eher durchwachsen ausgefallen ist). Auch „Der Zauberer von Oz“ habe ich erst 2013 zum ersten Mal gesehen (und zwar einige Tage nach dem Kinobesuch von „Die fantastische Welt von Oz“) und mich nicht nur sofort in den Film verliebt, sondern beim Anschauen auch endlich die zahlreichen Anspielungen auf den Film, die in vielen anderen Filmen und Liedern vorkommen, verstanden. Nach dem extrem enttäuschenden fünften „Stirb Langsam“-Film (siehe unten) habe ich auch endlich die mir noch fehlenden ersten beiden Teile der Reihe angeschaut und war überrascht davon, dass Teil 1 ja noch gar nicht so ein Actionfeuerwerk ablieferte, wie es vor allem die letzten beiden Filme taten. Die Stärken des Films liegen anderswo und gerade deswegen ist er so verdammt gut (Teil 2 dagegen konnte ich schon sehr viel weniger abgewinnen). Besser spät als nie habe ich 2013 auch endlich erkannt, was für ein erzählerisches Genie Joss Whedon ist. Mit seinem Werk war ich bisher kaum vertraut, nachdem ich aber den von Whedon geschriebenen und wirklich genialen „The Cabin In The Woods“ gesehen habe, verneige ich mich vor seiner Fähigkeit, uns mit der Dekonstruktion eines ganzen Genres zu unterhalten.

Auf dem Fantasy Filmfest habe ich in diesem Jahr drei Filme gesehen, von denen „The Philosophers“ der beste war. James D’Arcy spielt darin als Lehrer mit seiner Philosophieklasse ein Gedankenexperiment duch, das grausam endet. Nebenbei erfahren wir auch noch, auf welche weiterführende Schule Ginny Weasly aus den „Harry Potter“-Filmen nach ihrem Hogwarts-Besuch gegangen ist, deren Darstellerin Bonnie Wright spielt hier nämlich eine Schülerin. Ein Film, über den ich vorher so gut wie nichts wusste und der mich dann sehr beeindruckt hat, war Anton Corbijns Musikbiographie „Control“ (2007) über die Band Joy Divison und das tragisch kurze Leben ihres Leadsängers Ian Curtis. Sehr sehenswert! Auch einige Filme der Vorjahre habe ich 2013 noch nachgeholt: Darunter enttäuschende wie „Das Bourne Vermächtnis“, aber auch sehr gute wie „Ruby Sparks“, „Cloud Atlas“, „Chronicle“  oder Andreas Dresens „Halt auf freier Strecke“ (2011). Letzterer hat mich emotional so sehr mit genommen, wie es nur ganz, ganz wenige Filme schaffen. Auf schonungslos offene Weise und ohne irgendetwas zu verbergen oder zu beschönigen erzählt Dresen darin die Geschichte einer deutschen Mittelstandsfamilie, deren Familienvater an einem Gehirntumor leidet. Von der Diagnose bis zum Tod begleitet Dresen diese Familie, und wenn das hier so klingt als handele es sich um einen Dokumentarfilm, dann deswegen, weil dieser Film fast so wirkt. So nah ist man dabei den Figuren, dass es wirklich fast schon körperlich weh tut. Ganz intimes, aber gleichzeitig ganz großes Kino und von seiner Intensität und emotionalen Wucht her einer der besten Filme, die ich je gesehen habe.

Die schlechtesten und enttäuschendsten Filme des Jahres

Ich habe es oben schon angedeutet: „Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben“ ist für mich die Filmgurke des Jahres. Ein über weite Strecken einfach nur peinlicher und höchstens unfreiwillig komischer Film. Warum, habe ich ja in meinem Post zum Film schon geschrieben. Auch „Hänsel und Gretel: Hexenjäger“ konnte ich fast nichts Positives abgewinnen. Kaum zündende Gags, eine wirklich schwache Inszenierung und teils lustlos wirkende Darsteller – mehr will ich dazu nicht mehr sagen. Warum ich mir „The Last Stand“ mit Arnold Schwarzenegger angeschaut habe, weiß ich selbst nicht so genau. Ich weiß nur, dass ich drei Abende dafür gebraucht habe, weil ich mir den Film einfach nicht an einem Stück antun konnte. Leider auch ziemlich daneben fand ich Sofia Coppolas „The Bling Ring“, der eigentlich nur aus einer Aneinanderreihung der immer gleichen Szenen und Bilder bestand. Dass diese dann zum Teil recht ästhetisch anzuschauen waren, hat dem Ganzen auch wenig geholfen. Die Hände über dem Kopf zusammenschlagen möche ich wegen „Man of Steel“. Dieses Superman-Reboot hat einen (optisch) wahnsinnig schönen Anfang, versucht aber leider, sich im weiteren Verlauf nur dadurch zu steigern, dass immer größere Häuser kaputt gemacht werden. Kann bitteschön mal irgendjemand Zack Snyder dazu zwingen, eine mit minimalem Budget ausgestattete Verfilmung eines Theaterstücks zu drehen, damit der Mann lernt, dass es auch im Kino auf interessante, emotional authentische Figuren und deren Beziehungen und Konflikte ankommt und nicht nur darauf, alles möglichst bunt und laut zu machen?

Dann waren da noch die beiden Filme über Terroristen, die das weiße Haus angreifen, von denen ich bis jetzt nur einen gesehen habe („Olympus Has Fallen“). Der war so belanglos und uninteressant, dass ich ihn größtenteils schon wieder vergessen habe. Baz Luhrmanns „Der große Gatsby“ dagegen war zwar nicht wirklich schlecht, kam aber auch nicht über die Mittelmäßigkeit hinaus. Und von den großen Comicverfilmungen des Jahres habe ich zwar noch gar nicht alle gesehen, „Iron Man 3“ fand ich aber wesentlich weniger gut als die meisten anderen ihn fanden und „The Wolverine“ hatte zwar interessante Ansätze, scheiterte aber leider daran, diese auch zu einer interessanten und schlüssigen Geschichte zusammen zu packen.


Mein Serienjahr 2013

Alle Filme, die ich in diesem Jahr gesehen habe, habe ich wie erwähnt in einer Liste festgehalten. Bei den Serien habe ich das noch nicht gemacht, deswegen fällt es mir schwer, mich überhaupt noch an alle Serie zu erinnern, die ich in diesem Jahr gesehen habe. In den letzten zwei oder drei Monaten habe ich wenig Serien (und auch Filme) angeschaut, im Frühjahr und Sommer dagegen mehr. Eine Serie, mit der ich in diesem Jahr neu begonnen habe, war J.J. Abrams‘ „Alias“ (ich habe auch mehrmals darüber gebloggt, zuletzt hier). Die größten Pluspunkte der Serie sind ganz klar Jennifer Garners charismatische und energiegeladene Darstellung von Sidney Bristow und das hohe Erzähltempo, das den Zuschauer gar nicht zur Ruhe kommen lässt (und so auch den ein oder anderen Logikfehler verschleiert). Wirklich süchtig gemacht, so wie „Lost“, hat mich „Alias“ allerdins nicht, so dass ich nach der zweiten Staffel erst einmal abgebrochen habe. Ich möchte zwar irgendwann weiter schauen, aber es gibt halt noch viele andere tolle Serien. „True Blood“ gehört dazu nur bedingt. Während die erste Staffel aufgrund ihrer erfrischend ungekünstelten Darstellung des Fantastischen (das ist ein Euphemismus für „die Serie ist ziemlich erwachsen und brutal“ 😉 ) und der sozialkritischen Elemente überzeugen konnte, wanderten in den folgenden Staffeln leider die Soap-Elemente immer mehr in den Vordergrund, bis es irgendwann egal war, was in der Serie passierte, solange irgendetwas passierte. Die fünfte Staffel, die ich mir dieses Jahr angesehen habe, war zwar wieder besser als die vierte, aber ich bin und bleibe skeptisch. Die sechste und finale siebte Season werde ich mir wohl trotzdem noch ansehen.

Auch bei „Dexter“ handelt es sich um eine Serie, die wahnsinnig toll angefangen hat und irgendwann zwar nicht schlecht, aber doch recht belanglos wurde. Für mich kam dieser Punkt zwar später als für viele andere Zuschauer, nachdem ich dieses Jahr die vorletzte siebte Staffel gesehen habe, muss ich aber definitiv sagen, dass es besser gewesen wäre, die Serie schon nach fünf oder sechs Staffeln zu beenden und einige Entwicklungen, die erst in den späteren Staffeln stattfinden, etwas vorzuziehen. Immer noch faszinierend finde ich „Downton Abbey“. Die meisten der vielen hochgelobten Serien der letzten Jahre haben sich ja einige entscheidende Merkmale des Genres der Soap Opera zu eigen gemacht, „Downton Abbey“ dagegen erhebt diese von der Kritik eigentlich verachtete Form zum Hauptprinzip und feiert trotzdem bei Publikum, Preisverleihungen und Kritikern große Erfolge. Das liegt zum einen daran, dass hier anders als in vielen Daily Soaps erstklassige Schauspieler am Werk sind und natürlich auch daran, dass von „Downton Abbey“ nur sieben oder acht Folgen im Jahr produziert werden. Nachdem ich dieses Jahr die dritte Staffel und das daran anschließende Christmas Special gesehen habe, finde ich es schade, dass so viele Charaktere aus der Serie herausgeschrieben werden mussten, weil deren Darsteller aussteigen wollten. Die große Anzahl an tragischen Toden von Hauptfiguren tut der Serie nicht gut, aber schon allein wegen der großen Maggie Smith, die in jeder Folge einen großartigen Onliner bekommt, lohnt es sich, die Serie weiter anzuschauen. Auch der TV-Mehrteiler „Political Animals“ über eine an die Clintons angelehnte US-Politikerfamilie entpuppte sich in seiner schnellen Folge von Ereignisse wie Drogenmissbrauch, Seitensprüngen und Selbstmordversuchen leider als ziemlich Soap-lastig; genau wie bei „Downton Abbey“ fand ich das aber nicht schlimm, weil auch hier die Schauspieler (Cirián Hinds, Sigourney Weaver) großartig sind und das Ganze eben nur sechs Folgen lang dauerte. Aaron Sorkins „The Newsroom“ hat ähnliche Schwächen, wenn sie auch nicht so stark ausgeprägt sind. Erwartungsgemäß punktet die Serie mit ihren bisweilen messerscharfen Dialogen, die die Darsteller immer wieder zu Höchstleistungen antreiben.

Zu Beginn des Jahres habe ich mir eine zeitlang die Science Fiction-Kultserie “V – Die außerirdischen Besucher kommen” angeschaut, aber nach etwa zwei Dritteln abgebrochen. Vom Remake der Serie, das vor vor drei Jahren unter dem Titel „V – Die Besucher Premiere feierte und es nur (oder immerhin, je nach Sichtweise) auf zwei Staffeln brachte, habe ich mir die erste Staffel besorgt und komplett angesehen. Unbedings weiter schauen muss ich hier aber auch nicht. Viel besser gefallen hat mir als großem „Star Wars“-Fan natürlich die vierte Staffel von „Star Wars: The Clone Wars“. Gerade dass die Serie über ein so breites Spektrum an Charakteren verfügt und die unterschiedlichsten Geschichten erzählen kann, macht den Reiz dieser Serie aus, die zwar insgesamt auf ein jüngeres Publikum zugschnitten ist, aber auch sehr erwachsene Elemente beinhaltet. Momentan schaue ich mir die fünfte Staffel an und werde vielleicht auch dazu etwas schreiben.

Eine Serie, die ich von der ersten bis zur letzten Folge gesehen habe, war „Fringe“. Das Konzept der Science Fiction-/Mystery-Serie stammt mal wieder aus der Feder von J.J. Abrams. Mit der fünften Staffel bekamen die Macher der Serie die Gelegenheit, den sich durch alle Folgen ziehenden Handlungsbogen abzuschließen und ihrer Serie ein würdiges Ende zu verpassen. „Fringe“ zählt zwar nicht zu meinen All Time-Favoriten, weist aber definitiv einige erinnerungswürdige Momente und mit dem im Verlauf der Serie eingeführten Paralleluniversum auch ein interessantes Erzählkonzept auf. Nicht zuletzt John Nobles Darstellung des leicht verrückten, aber liebenswerten Professors Walter Bishop wird mir immer in schöner Erinnerung bleiben.

Bestimmt zwei Monate habe ich gebraucht, um mich durch die dritte Staffel von „Boardwalk Empire“ zu quälen. Die Serie ist eigentlich alles andere als schlecht, aber mit ihrem großen Figurenensemble und der nicht immer geradlinigen Erzählweise auch alles andere als übersichtlich und leicht konsumierbar. Steve Buscemi und auch einige andere Darsteller sind natürlich fantastisch, trotzdem ist die Serie nicht so mein Fall, so dass ich mir die vierte Staffel wohl nicht mehr anschauen werde. Definitiv weiter schauen werde ich aber bei „Hannibal“. Ich habe ja in meinem Post im Oktober schon geschrieben, wie begeistert ich von dieser Neuinterpretation der Themen und Figuren aus Thomas Harris‘ Roman „Roter Drache“ bin und ich hoffe, dass die Serie auch weiterhin großen Erfolg haben wird, damit Showrunner Bryan Fuller seinen Plan umsetzten und in den folgenden Staffeln auch noch die anderen Hannibal Lecter-Romane von Thomas Harris ins Fernsehen bringen kann.

Da war doch noch was…? Ach ja, „Breaking Bad“ natürlich! Auch wenn ich nicht über alle der im vergangenen Sommer gesendeten letzten acht Folgen gebloggt habe, waren diese letzten Folgen natürlich das Serienhighlight des Jahres! Und was für ein Finale das war, das ja eigentlich schon mit der Konfrontation zwischen Walter White und seinem Schwager Hank losging und sich dann über acht Wochen erstreckte. Nie zuvor hat eine Fernsehserie meinen Puls so in die Höhe getrieben! Die Macher von „Breaking Bad“ haben über fünf Staffeln in allen Bereichen – Schauspiel, Regie, Kamera, usw. – herausragende Leistungen abgeliefert, die herausragendste Leistung dürfte es aber gewesen sein, diese Qualität die ganze Serie lang durchzuhalten und einen großen Handlungsbogen mit glaubhaften und nachvollziehbaren Charakterentwicklungen abzuliefern, der wirklich keinen Durchhänger hatte und schließlich zu einem zufrieden stellenden Ende kam. Ganz bestimmt werde ich mir „Breaking Bad“ irgendwann noch einmal komplett ansehen.

Mein nächstes großes Serienprojekt wird wahrscheinlich „Buffy – The Vampire Slayer“. Wie erwähnt hat mich „The Cabin In The Woods“ endgültig zum Joss Whedon-Fan gemacht, so dass ich mich nun seinem opus magnum nicht länger verschließen kann. Eigentlich hatte ich geplant, schon 2013 mit „Buffy“ anzufangen und habe deswegen auch die aktuellen Staffeln einiger Serien erst einmal aufgeschoben (z.B. „Mad Men“, „Dexter“, „Game of Thrones“, „Downton Abbey“). Auch meine Lieblingsserie „Babylon 5“ werde ich wieder einmal von der ersten bis zur letzten Folge anschauen und hier darüber bloggen. Trotzdem hoffe ich natürlich, zwischendurch auch noch ein paar andere Serien einschieben zu können. Neben den genannten Serien, die ich weiter anschauen will, möchte ich endlich auch in „House of Cards“ reinschauen, mir die zweite Staffel von „The Newsroom“ gönnen und die erste Staffel von „Bates Motel komplett ansehen (die erste Folge hat mir definitiv Lust auf mehr gemacht).

Weiter geht’s 2014!

Eigentlich hatte ich noch geplant, hier auch noch die musikalischen Höhepunkte meines Jahres aufzulisten, aber der Post ist auch so schon lang genug. [Bowie!!!!!!!!! McCartney!!! Die neuen Alben von Elton John, Sting und Justin Timberlake!! Und Britney war auch wieder da, wenn auch nicht sooo gut. Dafür kam das sehr gute zweite Album von Foy Vance, den ich vor einer Woche auf einem fantastischen Konzert erleben durfte. So, das muss reichen. 😉 ]
Mit welchen TV-Serien ich ins neue Jahr starten will, habe ich ja gerade schon geschrieben. Auf welche Filme ich mich besonders freue, fällt mir spontan gar nicht ein. Das liegt wahrscheinlich daran, dass es noch so viele Filme aus diesem Jahr gibt, die ich noch sehen will. Am meisten freue ich mich zurzeit auf jeden Fall auf die drei neuen Folgen von „Sherlock“, die ich schon vorbestellt habe und wirklich kaum noch erwarten kann, schließlich gehören die ersten beiden Staffeln zum Besten, was das Fernsehen je hervorgebracht hat.

Ich wünsche jedenfalls nicht nur mir, sondern auch euch ein tolles neues Jahr, gespickt mit zahlreichen Kino- und Fernsehhöhepunkten! 🙂