Seit die Besetzung nächsten „Star Wars“-Films bekannt gegeben worden ist, bin ich nicht nur wieder einmal voll im „Star Wars“-Fieber, sondern auch sehr gespannt darauf, die neuen Darsteller kennen zu lernen. Dass Harrison Ford, Mark Hamill, Carrie Fisher und andere alte Bekannte wieder mitspielen werden, ist ja wunderbar und auch richtig so; aber es sind doch gerade die neuen, überwiegend noch recht unbekannten Schauspieler, auf die man ganz besonders gespannt sein kann. „Star Wars“-Regisseur J.J. Abrams hat ja schon mehrmals bewiesen, was für ein glückliches Händchen er fürs Casting hat und kann auch wunderbar mit Schauspielern umgehen (vor allem in seinen „Star Trek“-Filmen finde ich die Auswahl der Darsteller sowas von perfekt – man vergisst beim Anschauen geradezu, dass Kirk, Pille usw. früher mal von anderen Personen gespielt worden sind).
Ich bin also überzeugt davon, dass Abrams für Episode VII einen hervorragenden Cast zusammengestellt hat, in dem sich die neuen, jungen Helden (und Schurken) erfolgreich an der Seite von Han, Luke und Leia werden behaupten können, bevor sie sie im Laufe der neuen „Star Wars“-Trilogie schließlich ganz ablösen werden. Weil ich die neuen Gesichter aber fast noch gar nicht aus anderen Filmen kenne, habe ich mir vorgenommen, mir einige ihrer bisherigen Werke anzuschauen. Newcomerin Daisy Ridley, die Gerüchten zufolge die Tochter von Han und Leia spielen wird, kann soweit ich weiß noch keinen einzigen Spielfilm vorweisen und hat bislang lediglich Kurzfilme und fürs britische Fernsehen gedreht. In diesem Fall wird mein Vorhaben also schwierig werden. Ein paar andere der neuen Darsteller habe ich aber in den letzten Tagen schon ausgecheckt, zum Beispiel habe ich mir Oscaar Isaac in „Die zwei Gesichter des Januars“ angesehen, der am 29. Mai in den deutschen Kinos startet. Ich glaube das war mein erster Film mit Isaac überhaupt, „Inside Llewyn Davis“ muss ich nämlich auch noch nachholen. Isaacs Schauspiel hat mich jedenfalls – im Gegensatz zum Film an sich – überzeugt und ich versuche schon seit Tagen, mir auszumalen, wie denn seine Rolle in „Star Wars“ aussehen wird.
Auch die Zeitreise-Beziehungskomödie „Alles eine Frage der Zeit“ („About Time“) mit Domhnall Gleeson (dem künftigen Sohn von Luke Skywalker?) habe ich mir angeschaut. Der Film hat eine wirklich fantastisch gute erste Hälfe und fällt dann leider etwas ab, aber Gleesons natürliche und charismatische Darstellung war definitiv die größte Stärke des Films. Auch auf Gleesons Rolle in der weit, weit entfernten Galaxis bin ich schon sehr gespannt, habe nach seiner Performance in „Alles eine Frage der Zeit“ aber keine Zweifel, dass Abrams hier mal wieder einen sehr fähigen Jungdarsteller gecastet hat.
Nun aber endlich zum Hauptthema dieses Posts: „Attack The Block“ von Joe Cornish, in dem mit John Boyega ein weiterer der neuen „Star Wars“-Darsteller mitspielt. Es handelt sich dabei um einen relativ kleinen britischen Science-Fiction-Film, der vor ein paar Jahren in Deutschland auf dem Fantasy Filmfest lief und später auch einen regulären Kinostart spendiert bekam. Ein Riesenerfolg war ihm zwar nicht gegönnt, dafür ist „Attack The Block“ aber innerhalb kürzester Zeit unter Science-Fiction-/Fantasy-Fans zum Kultfilm geworden – zu Recht, wie ich finde.
Die Handlung von „Attack The Block“ ist simpel: Eine schwarze Jugendgang muss ihr Viertel – also ihren „Block“ – gegen Aliens verteidigen. Zunächst treffen sie nur auf eine einzige der merkwürdigen, aber äußerst aggressiven Kreaturen, die aussieht „als hätte ein Affe einen Fisch gefickt“. Später fallen jedoch immer mehr dieser Biester vom Himmel und machen den Bewohnern des Hochhausviertels das Leben schwer. Gemeinsam mit der Krankenschwester Sam (Jodie Whittaker) machen sich also Moses (Boyega) und seine Gang daran, den Aliens den Garaus zu machen.
Das hört sich erst einmal ziemlich albern an und ist es eigentlich auch; der Film bietet ohne Zweifel jede Menge zu lachen, nimmt aber zum Glück seine Ausgangssituation, seine Figuren sowie deren Motivationen von Beginn an vollkommen ernst. Bei Moses und seinen Freunden handelt es sich um absolut authentische und glaubwürdige Charaktere, weil hier eben ohne Rücksicht auf den Massengeschmack konsequent deren Welt gezeigt wird. Das schlägt sich vor allem in der Sprache dieser schwarzen, britischen Jugendlichen nieder, in die ich mich als ans amerikanische Englisch vieler Hollywood-Produktionen gewöhnter Filmzuschauer erst hinein finden musste. Der Soundtrack mit seinen treibenden Hiphop- und Elektrobeats unterstützt noch weiter den Eindruck, das Geschehen hier ganz aus der Welt von Moses und seinen Kumpels zu sehen. Und auch der Ernst der Lage ist hier von Beginn an klar: Der Block wird angegriffen, also muss er verteidigt werden. Schließlich handelt es sich dabei um das Revier und um die Lebenswelt von Moses‘ Gang, deren Existenz damit auf dem Spiel steht.
Von Beginn an rasant inszeniert hangelt sich der Film von einer Actionszene zur nächsten. Es entspinnt sich ein Kampf auf Leben und Tod, in dessen Verlauf es Schwerverletzte und Tote gibt. Die Lage ist und bleibt also äußerst ernst, der Film wird aber durch witzige Dialoge und zahlreiche popkulturelle Anspielungen aufgelockert („Es regnet Gollums!“, „Wir sollten besser die Ghostbusters rufen.“). Dass man die Monster – abgesehen von dem ersten, getöteten Exemplar – dabei nur als schwarze Silhouetten mit blitzend weißen Zähnen zu sehen bekommt, tut dem Spaß und der Spannung keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil wirken sie dadurch wohl nur noch furchteinfößender.
Der Film lässt sich ein wenig als „‚Super 8′ auf Speed“ beschreiben, denn wo sich J.J. Abrams‘ „E.T.“-Hommage noch ausreichend Zeit nahm, die Gefühlswelt ihrer jugendlichen Protagonisten im Kampf gegen ein Alien auszuloten, geht es hier einfach Schlag auf Schlag weiter, von einem Kampf zum nächsten. Für groß angelegte Charakterzeichnung ist dabei nicht viel Platz, aber immerhin verfügt John Boyega in der zentralen Rolle als Moses über eine ausreichende Portion an Charisma, um seiner Figur die entsprechende, ja: Würde zu geben. (Übrigens kann er auch sehr gut fest entschlossen schauen, während er ein Schwert in der Hand hält – das könnte sich bei „Star Wars“ ebenfalls als nützlich erweisen.)
„Attack The Block“ macht also riesigen Spaß, gerade weil er sein Thema und seine Charaktere ernst nimmt. Zudem geht der Film zumindest ein wenig über die reine „wir killen Aliens“-Story hinaus und mischt noch eine kleine Portion Sozialkritik hinein. Als die Krankenschwester Sam, die die Jungs zunächst ausrauben, mit der sie sich später aber im Kampf verbünden müssen, ihnen erklärt, sie habe vor, wieder aus dem Hochhaus wegzuziehen, weil ihre die Gegend nicht gefalle, wird sie ganz entsetzt gefragt: „What do you mean, you don’t like the area? What’s wrong with the area?“ Dass sie als schwarze Ghetto-Kids nicht unbedingt zum bestangesehendsten Teil der britischen Gesellschaft gehören, ist den Jugendlichen durchaus bewusst. In einer zentralen Szene sinniert Moses über die Herkunft der Aliens:
“I reckon the feds sent them, anyway. Government probably bred those ceatures to kill black boys. First they sent drugs to the ends, then they sent guns. Now they sent monsters to get us. They don’t care, man. We ain’t killin’ each other fast enough, so they decided to speed up the process.”
Hier wird ein Bezug zu real existierenden Problemen hergestellt, zu Rassismus und zum Selbstverständnis dieser Jugendlichen, die sich nicht voll in die sie umgebende Gesellschaft inkludiert fühlen. Deswegen ist ihnen auch ihr Block so wichtig und deswegen nehmen sie, ohne die Angelegenheit groß zu hinterfragen, ziemlich schnell die Aufgabe auf sich, ihn zu verteidigen. („What kind of alien, out of all places in the whole wide world, would attack some shitty council estate in South London?“ fragt ein Mädchen an einer Stelle des Films und bekommt von einem anderen Bandenmitglied zur Antwort: „One that’s looking for a fight.”) Da sich der Angriff anscheinend tatsächlich allein auf diesen einen Block zu begrenzen scheint, stellt sich natürlich irgendwann die Frage, warum das so ist. Moses wird schließlich von den anderen beschuldigt, die Invasion über sie gebracht zu haben, weil er das erste vom Himmel gefallene Viech getötet hat (sein Kommentar: „Wish I’d just gone home and played FIFA.“) Aber wodurch die Biester genau angelockt werden, finden Moses und seine Freunde noch heraus – und entwickeln schließlich einen Plan, um die Invasion zurück zu schlagen.
Fazit: „Attack The Block“ ist ein kleiner, äußerst erfrischender Science-Fiction-Film, der durch seinen konsequenten Umgang mit dem Thema überzeugen kann. Den meisten seiner Figuren mangelt es zwar an Tiefe, dafür können die Darsteller alle rundum überzeugen und wirken vollkommen authentisch in ihren Rollen. Kein Wunder, dass sich J.J. Abrams für „Star Wars“ hier den stärksten der Jungschauspieler herausgesucht hat. Auch auf John Boyegas Rolle in Episode VII bin ich schon sehr gespannt. Und um mir die Wartezeit auf „Star Wars“ weiter zu verkürzen, werde ich mir demnächst wohl noch ein paar andere Filme mit den neuen „Star Wars“-Darstellern anschauen.