Gestern Abend ist das 34. Filmfest München feierlich eröffnet worden und passend dazu präsentiert sich das Wetter hier zumindest gestern und heute ebenfalls feierlich. Bei über 30 Grad und brennender Sonne flüchtet man sich doch gerne in den einen oder anderen kühlen Kinosaal. Das habe auch ich heute mehrmals getan und zwischendurch auch noch ein Panel beim Filmtonart-Event besucht. Ich muss gleich schon wieder ins Kino, will hier aber schnell meine Eindrücke vom Beginn des ersten Festivaltages schildern.
Mit dem Anblick von Baugerüsten und Holzverschlägen vor den City-Kinos, die als einer der zentralen Festspielorte dienen, ging der Tag wenig glamourös los. Im Kino angekommen hieß es dann wie jedes Jahr, mit anderen Akkreditierten Schlange zu stehen, um Tickets für den Sonntag zu ergattern. Weil es immer knapper und knapper wurde (der Beginn der Pressevorführung von „Die Habenichtse“ nahte), wurden die Anwesenden – mich eingeschlossen – immer nervöser. Ich hatte jedoch Glück und verpasste nur ein paar Minuten vom Anfang des Films. Rückblickend muss ich aber sagen, dass ich ihn auch ganz hätte verpassen können. Bei „Die Habenichtse“ (Regie: Florian Hoffmeister) handelt es sich um die Verfilmung eines Romans von Katharina Hacker, der eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des 11. September 2001 erzählt. Weil Jakobs alte Liebe Isabelle (Julia Jentsch) an diesem Tag in Berlin sein wird, bietet ihm sein Freund Hans an, ihn bei einem geschäftlichen Termin in New York zu vertreten. Als Hans dann bei den Anschlägen aufs World Trade Center ums Leben kommt, fühlt Jakob sich schuldig und auch die wieder aufflammende Beziehung mit Isabelle funktioniert nicht wirklich.
Gleiches kann man auch über den Film sagen. Die Schwarzweißoptik soll wohl den Ernst der Geschichte betonen, ist jedoch längst nicht die einzige fragwürdige Entscheidung, die bei der Entstehung von „Die Habenichtse“ gefällt wurde. Die Dialoge sind zum großen Teil furchtbar unglaubwürdig, das Schauspiel bisweilen lustlos oder zumindest nicht nachvollziehbar und die Handlung schlingert, nachdem die Ausgangssituation etabliert worden ist, einfach irgendwie dahin, ohne dass einen das Ganze besonders berührt. Möglicherweise wollten die Beteiligten hier davon erzählen, dass Menschen gerade in (Liebes-)Beziehungsdingen miteinander zu wenig über ihr emotionales Innenleben sprechen und sich daraus zahlreiche Probleme ergeben. Diesbezüglich ergeben sich auch immer wieder im Film interessante Stellen, was einen aber aufgrund der erwähnten Mängel schon bald nicht mehr interessiert. Durch die seltsame Kühle, die der Look des Films und das Schauspiel der Darsteller ausstrahlen, fühlt man sich als Zuschauer fortwährend auf seltsame Weise vom Geschehen distanziert. Vieles ist hier zu gestelzt und künstlich, um wirklich lebensecht wirken zu können.
Der Auftakt hat mich also enttäuscht, aber immerhin kann es von hier an hoffentlich nur noch besser werden (wurde es auch, aber noch nicht allzu viel – Stand: 24.06., 20:35). Falls sich trotzdem jemand für „Die Habenichtse“ interessiert, der Film wird morgen Abend in Anwesenheit der Darsteller seine Premiere feiern (Arri, 20:00) und danach noch zwei weitere Male gezeigt: am 26.6 um 22:00 (HFF Audimax) und am 2.7. um 14:30 (Arri).
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