„Beziehungsarbeit“ mal anders

Schon lange spiele ich mit dem Gedanken, regelmäßig über meine Ängste, meine Depression und meinen Kampf mit der sozialen Phobie zu bloggen. Aber nicht einmal zu einem einzigen Blogpost habe ich mich bis jetzt überwinden können. Damit die Hürde nicht gleich ganz so hoch ist, habe ich mich nun dazu entschlossen, erst einmal passwortgeschützte Blogposts zu verfassen, die ich zunächst nur meinen engsten Freunden zugänglich mache. Mein Traum ist es zwar, ganz offen mit dem Thema umzugehen und durch Blogposts dazu auch fremden Menschen, die mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben, etwas Mut zu machen und eine kleine Hilfe zu bieten. Aber dazu bin ich noch nicht bereit, also habe ich mich entschlossen, erst einmal einen kleineren Schritt zu machen.

Ein weiterer Grund dafür, warum ich mich lange um das Schreiben herumgedrückt habe: Ich habe immer diesen Komplettheitsanspruch. Um den zu umgehen, habe ich mir vorgenommen, in jedem Blogpost ganz bewusst nur einen kleinen Teilaspekt des Themas zu behandeln. Das kann ganz kurz sein und der Anlass können z.B. auch ganz banale Alltagsbeobachtungen aus meinem Leben sein – so wie hier jetzt.

In den letzten Tagen ist mir nämlich wieder einmal aufgefallen, dass es mir immer noch – und immer wieder! – schwer fällt, mit den Menschen um mich herum in Kontakt zu treten. Damit meine ich jetzt nicht, auf fremde Leute zuzugehen, obwohl mir das natürlich auch sehr oft schwer fällt. Nein, ich beziehe mich hier auf meine Freunde, Familienmitglieder und Bekannten – alles Menschen, mit denen ich ja schon in Kontakte stehe. Das Problem für mich ist nur: ich muss diesen Kontakt trotzdem immer wieder neu herstellen. Als Schüler war das Befreundetsein mit den Mitschülern noch leicht, weil man sie sowieso jeden Tag gesehen hat. Wenn man aber mit Menschen befreundet ist, die man nicht regelmäßig in der Schule, Arbeit oder Uni sieht, wird daraus plötzlich ein Stück weit Arbeit. Das betrifft natürlich nicht nur mich, und doch ist es für mich wohl auf besondere Weise ein Problem. Ich habe nämlich immer wieder Hemmungen, mich selbst bei guten Freunden zu melden, weil ich irgendwie anscheinend jedes Mal wieder das Gefühl habe, ich müsste nun aufs Neue auf sie zugehen als sei es das erste Mal.

Dahinter steckt wohl die Angst, zurückgewiesen zu werden, weil ich einen Fehler mache, in irgendeiner Weise nicht gut genug bin oder ähnliches. Ich kann derartige Erfahrungen und Hemmungen jedenfalls bis in meine Kindheit zurückverfolgen, sie begleiten mich schon mein ganzes Leben. Und wie bei den meisten Dingen, die mit Gefühlen und Ängsten zu tun haben, kann man hier auch nicht klipp und klar sagen, dass sie immer ein Problem für mich sind. Mal habe ich weniger Hemmungen, mal mehr. Mal hängt es von meiner allgemeinen Stimmung ab, mal einfach davon, dass ich zur entsprechenden Person eine Weile keinen Kontakt hatte. Es ist einfach wahnsinnig schwer, so etwas anderen Leuten nachvollziehbar und glaubwürdig zu erklären. Leicht kann dabei der Eindruck entstehen, ich sei einfach „faul“ im Umgang mit anderen Menschen oder die Beziehungen zu ihnen seien mir nicht wichtig. Dabei ist meistens das Gegenteil der Fall. Und ganz egal, wie nervig (und manchmal auch verletzend) mein Verhalten für meine Mitmenschen sein kann – langfristig leide ich darunter selbst immer noch am meisten. (Und ja, ich weiß wie egozentrisch das jetzt klingt! 😉 )