Von Freitag bis Sonntag war ich mit Freunden in Berlin. Mal aus seiner gewohnten Umgebung raus zu kommen, tut immer gut. Es sorgt für einen Perspektivenwechsel und zeigt einem, was es alles an Möglichkeiten in der Welt gibt.
Es hat mir aber auch ab und zu gezeigt, dass es unglaublich viele Dinge gibt, die ich noch nie getan habe – ich habe mich ganz einfach noch nie getraut bzw. Vermeidungsstrategien angewendet, damit ich diese Dinge gar nicht tun musste. Als ich am Samstag mit Franzi im Auto saß und wir auf dem Weg zur Tankstelle waren, kam mir plötzlich in den Sinn, dass ich selbst noch nie getankt habe! Ich habe mich ja auch schon lange nicht mehr getraut, Auto zu fahren und es war ganz einfach noch nie notwendig, dass ich selbst zu einer Tankstelle fahre und ein Auto volltanke.
Nun, jedenfalls war ich gut drauf und habe diesen Gedanken laut geäußert. Daraufhin hat Franzi zu mir so etwas gesagt wie „Dann machst du das jetzt eben zum ersten Mal“. Wir sind zur Tankstelle gefahren, ich bin mit ausgestiegen und habe unter Franzis Anleitung den Wagen vollgetankt.
Warum schreibe ich das jetzt, obwohl es sich doch vollkommen banal anhört und für die meisten Menschen nichts Besonderes und wohl eine ähnlich alltägliche Aktivität wie das Zähneputzen ist? Ganz einfach: Es hat mir nicht nur vor Augen geführt, dass es viele – kleine und große, wichtige und weniger wichtige – Dinge gibt, die ich mich noch nie getraut habe. Sondern auch, dass ich nicht verzweifeln darf ob dieser Menge Situationen und Tätigkeiten, die mir Angst machen. Niemand verlangt nämlich von mir, dass ich mich all diesen Dingen auf einmal stelle oder ganz plötzlich meine größten Ängste besiege. Ganz im Gegenteil: Ich muss kleine, aber kontinuierliche Schritte gehen. Gerade die scheinbar banalen, alltäglichen Situationen sind es eben, an denen ich wachsen kann. Und wenn ich mich daran gewöhne, mich immer wieder solchen kleinen, neuen Dingen zu stellen, dann fallen mir bestimmt bald auch die größeren Entscheidungen und Veränderungen leichter.
Übrigens habe ich gestern auf der Rückfahrt gleich wieder getankt. Dieses Mal habe ich es schon ganz alleine hingekriegt, ohne Anleitung. Faszinierend, wie einfach selbst die Dinge sein können, vor denen man sich sein Leben lang gedrückt hat – sobald man sie einfach nur mal tut.
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