Better Call Saul – Season 2

Nachdem mich die hohe Qualität der ersten Staffel von „Better Call Saul“ doch sehr überrascht hatte, war es klar, dass ich mir auch Season 2 anschauen musste. Das habe ich auch getan, allerdings ist das schon wieder über zwei Monate her. Mal schauen, woran ich mich für diesen Blogpost also noch erinnere. 😉

Da „Better Call Saul“ ein Prequel zu „Breaking Bad“ darstellt, ist bereits klar, wie die Serie für Jimmy McGill (Bob Odenkirk) enden muss: er muss zu Saul Goodman werden, jenem aus „Breaking Bad“ bekannten schmierigen Anwalt in geschmacklosen Anzügen, der nichts dagegen hat, in moralischen Grauzonen zu agieren und seinen Traum, es in einer großen (oder mit einer eigenen) Kanzlei ganz nach oben zu bringen, aufgegeben hat. Nun, diesen Traum hat Jimmy in der zweiten Staffel der Serie noch. Zwar hat er den Anwaltsberuf zu Beginn erst einmal an den Nagel gehängt, nimmt aber am Ende der ersten Folge doch noch den ihm angebotenen Job bei Davies & Main an. Auch ist er noch „moralisch flexibel“, wie er Mike (Jonathan Banks) versichert, als der Jimmy um Hilfe bittet. Es geht dabei darum, einem ITler, dessen Nebentätigkeit als Drogendealer aufgeflogen ist, rechtlichen Beistand zu leisten. Wie es Jimmy schafft, den armen Typen mit einer haarsträubenden, vollkommen absurden Geschichte herauszureden, das ist wirklich zum Brüllen komisch. Eigentlich sind alle Szenen, in denen Jimmy jemand anderen übers Ohr haut – manchmal ganz einfach weil er es kann, meistens aber, weil es seinen Zwecken dient – einfach herrlich (Stichwort: Pina Coloda-Song!). Seine Geschichten sind jedes Mal so absurd, dass man sie einfach glauben muss. Bob Odenkirk spielt Jimmy in diesen Momenten genau so, dass man merkt: da tut einer etwas, bei dem er gut ist und das ihm großen Spaß macht.

Jimmys Freundin (und Kollegin) Kim Wexler (Rhea Seehorn) ist von seinen beruflichen Schwindeleien alles andere als begeistert und Jimmy verspricht ihr zumindest, dass sie nie wieder etwas davon mitbekommen wird. Im Lauf der Staffel kann Jimmy sie aber dazu überzeugen, ihre Stelle bei HHM zu kündigen, um gemeinsam mit ihm ein Büro zu eröffnen. Es sieht also eine Weile tatsächlich so aus, als würde es für Jimmy aufwärts gehen. Kim gelingt es sogar, HHM einen großen und prestigeträchtigen Klienten abzuwerben. Doch als Jimmys Bruder Chuck (Michael McKean) davon erfährt, mobilisiert er alle ihm noch verbliebenen Kräfte, um den Klienten zurückzuholen – erfolgreich. Dies wiederum veranlasst Jimmy zu seinem wohl größten und folgenreichsten Betrug in dieser Staffel: in Chucks Haus verschafft er sich Zugang zu den entsprechenden Akten und manipuliert diese in zeitraubender Detailarbeit im Copyshop, sodass es später bei einer gerichtlichen Anhörung so aussieht, als habe HHM schlampig gearbeitet. Der Klient wechselt erneut zu Kim Wexler.

Chuck ist sich danach sofort sicher, dass sein Bruder seine Hände im Spiel gehabt haben muss. Kim, die das nicht glauben kann, nimmt Jimmy in Schutz und wirft Chuck vor, Jimmy sei nur deshalb zu einem Schwindler geworden, weil Chuck nie an ihn geglaubt habe. Trotz aller kleinen und großen Schwindeleien ist Jimmy aber ein äußerst loyaler Mensch. Er liebt seinen kranken Bruder und kümmert sich rührend um ihn. Leider hat er mit ihm halt auch beruflich zu tun und ist ihm auf diesem Gebiet deutlich unterlegen. Um sich nach oben zu arbeiten, ist ihm fast jedes Mittel recht. Es ist auch sehr interessant, dass Mike klarere moralische Prinzipien zu haben scheint als Jimmy, obwohl Jimmy Anwalt ist und Mike Krimineller ist.

Schauspielerisch ist die Staffel erste Klasse. Bob Odenkirk wechselt scheinbar mühelos von der Komik hin zu ernsten Szenen und macht Jimmy so zu einer dreidimensionalen, glaubhaften Figur. Auch allen anderen Darstellern gelingt dies mit ihren Charakteren, allen voran Jonathan Banks als Mike und Michael McKean als Chuck. Glücklicherweise dürfen sie mit hervorragenden Drehbüchern arbeiten, die die Serie genau im richtigen Tempo vorantreiben. Jimmy ist seiner „Saul-Werdung“ in diesen zehn Folgen ein Stück näher gekommen, aber ganz da ist er noch nicht. Er hat sich noch nicht aufgegeben, hat noch Hoffnung auf Erfolg und das große Geld. Einen herben Rückschlag erhält er allerdings ganz am Ende der Staffel. Dort holt Chuck zum Gegenschlag aus, nachdem er Opfer von Jimmys Betrug geworden ist. Die Folgen davon werden das Leben für Jimmy in der nächsten Staffel ein ganzes Stück schwerer machen und er wird seiner Saul Goodman-Persönlichkeit, wie wir sie aus „Breaking Bad“ kennen, ein ganzes Stück näher kommen. Die grellbunten Anzüge hat er sich in dieser Staffel ja schon mal (in einer herrlich komischen Szene) besorgt.