„Political Animals“

In meinem letzten Post ging es unter anderem um Soap Operas, und nachdem ich in den letzten Tagen die ersten fünf (von insgesamt sechs) Episoden der TV-Miniserie „Political Animals“ angeschaut habe, kann ich gleich bei dem Thema bleiben. In „Political Animals“ von Greg Berlanti spielt Sigourney „Ripley“ Weaver die US-Außenministerin Elaine Barrish. Vergleiche mit Hillary Clinton liegen nahe, zumal Barrish in der Serie genau wie Clinton in der Realität in den Präsidentschafts-Vorwahlen dem jetzigen Präsidenten unterlegen ist und bereits Pläne schmiedet, sich erneut um die Präsidentschaft zu bewerben. Darüber hinaus war Barrish mit dem früheren US-Präsidenten Donald „Bud“ Hammond (Cirián Hinds) verheiratet, einem notorischen Fremdgänger, der auch während seiner Amtszeit als Präsident zahlreiche Affären hatte.

Ich hatte mir von „Political Animals“ einige ernste und tiefgründige Einblicke in die politische Welt von Washington erwartet und gehofft, da würde jemand, der entsprechende Kontakte zu und Erfahrungen mit diesem Politikbetrieb hat, den Vorhang ein Stück weit lüften, um all die Verflechtungen zwischen Politikern und Journalisten (die nämlich auch eine Rolle in der Serie spielen) beleuchten. Tja, was soll ich sagen: Darum geht es in „Political Animals“ zwar, aber dient all das nur als Hintergrund, vor dem die Familiensaga der Elaine Barrish erzählt wird. Nach der ersten Folge war ich mir über die von der Serie eingeschlagene Richtung noch nicht ganz klar und dachte, all die persönlichen Dramen dienen vielleicht nur dazu, die Charaktere zu Beginn des Erzählbogens zu etablieren, doch mit zunehmendem Verlauf der Serie werden dann die politischen Elemente immer mehr zur Seite gerückt und der Fokus eindeutig auf die zwischenmenschlichen Krisen gelegt, wie sie eigentlich nicht nur in der „First Familiy“, sondern in jeder Familie auftreten können.

Und was für große und kleine Krisen und Probleme das sind! Drogenvergangenheiten und -gegenwarten, ein Selbstmordversuch, Bulimie, eine von zahlreichen Seitensprüngen belastete Ehe, die nach vielen Jahren schließlich doch geschieden wird, die Beziehung einer Journalistin zu ihrem Chefredakteur,… Ich könnte noch mehr aufzählen, aber es wird wohl auch so schon deutlich, dass hier vor lauter Erzählsträngen, die sich auf einer doch recht banalen, zwischenmenschlichen Ebene abspielen, nicht mehr allzuviel Platz ist, um dem großen politischen Rahmen noch viel Bedeutung zu schenken.

Wer weiß, vielleicht geht es in Washingtons mächtigsten Familien ja wirklich so zu? Gerade die Ehe der Clintons dürfte ja nicht allzuweit von der in der Serie gezeigten Beziehung zwischen Barrish und Hammond entfernt sein (mit dem Unterschied, dass die Clintons immer noch miteinander verheiratet sind). Mir hat es auch drei oder vier Episoden lang richtig Spaß gemacht, den Charakteren beim Intrigieren, Herumbrüllen, Fremdgehen und Verzweifeln zuzuschauen, zumal die Schauspieler wirklich die größte Stärke der Serie sind. Sigourney Weaver spielt Barrish erwartungsgemäß selbstbewusst und durchsetzungsfähig, Cirián Hinds (der mich bereits als Julius Cäsar in der HBO-Serie „Rome“ begeistert hat) nimmt man den notorischen Fremdgänger sofort ab und Ellen Burstyn sorgt als Barrishs Mutter immer wieder für Lacher. Nur von Adrian Pasdar war ich nicht ganz überzeugt; für einen US-Präsidenten wirkt er etwas zu jung (außerdem habe ich dank seiner „Heroes“-Vergangenheit bei ihm immer das Gefühl, er würde gleich aus dem Stand heraus losfliegen 😉 ).

Die Darsteller schaffen es also wirklich, einen ins Geschehen hineinzuziehen (was man von den weit von „West Wing“-Niveau entfernten Dialogen nicht immer behaupten kann). Als es dann aber in der fünften Episode, die ich gestern angeschaut habe, zu einer Prügelattacke im Oval Office kam und später Barrishs frisch verlobter Sohn im Flugzeug gemeinsam mit einer Journalistin eine Flasche Rotwein leerte, um dann vollkommen vorhersehbar mit dieser zu schlafen (der Journalistin, nicht der Flasche – das wäre wenigstens überraschend gewesen!), während seine Verlobte zuhause mit Barrishs Mutter Marihuana rauchte (welches die beiden wiederum im geheimen Drogenversteck von Barrishs anderem Sohn entdeckt hatten, der zur selben Zeit nach einer Überdosis im Krankenhaus vor sich hin dämmerte) – da wurde mir das Ganze dann doch etwas zuviel. Würde man die politischen Elemente herauskürzen, die zu diesem Zeitpunkt sowieso nur noch deshalb in der Handlung vorkommen, weil sich die Serie nun mal irgendwie um Washington und eine mächtige Politikerfamilie dreht, dann könnte man die Serie als bügelfreundliches Soap-Programm im Nachmittagsfernsehen senden. Wobei es sich – das muss ich nochmals betonen, weil es die Serie dennoch sehenswert macht – um eine Soap Opera auf schauspielerisch recht hohem Niveau handelt (was „Political Animals“ mit „Downton Abbey“ gemeinsam hat).

Wenn man also akzeptieren kann, dass es sich hier nicht um eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Politikbetrieb in Wahsington handelt, dann ist „Political Animals“ als Unterhaltungsfernsehen vollkommen in Ordnung. Um inhaltlich hochwertiges Qualitätsfernsehen wie „The West Wing“ handelt es sich dabei aber nicht.

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