Star Trek: Enterprise – Season 1

Wie an einigen meiner früheren Blogposts unschwer zu erkennen ist, hängt mein Herz an „Star Wars“ und „Babylon 5“. Doch ich mag auch das „Star Trek“-Universum sehr gerne, wenn ich mich auch nicht als großen Fan bezeichnen würde. Aber ich kenne den Großteil der Episoden aller TV-Serien (die Original-Serie hole ich zurzeit nach) sowie alle Kinofilme. In den Neunzigern habe ich als Teenager jeden Freitagabend auf Sat 1 „Star Trek: Voyager“ geguckt und auch die jüngste Serie „Enterprise“ (2001-2005) habe ich von der ersten bis zur letzten Folge gespannt mitverfolgt.
Vielleicht lag es daran, dass es nun schon seit zehn Jahren keine neuen „Star Trek“-Abenteur mehr im Fernsehen gab, dass ich in den letzten Monaten verstärkt Lust auf „Star Trek“ bekommen habe. Jedenfalls habe ich mir die erste Staffel von „Enterprise“ zugelegt, denn das ist ja die neueste, modernste, interessanteste der „Star Trek“-Serien – so jedenfalls muss ich sie in Erinnerung gehabt haben, als ich mich dazu entschied meinen großen „Star Trek“-Rewatch aller Serien gerade mit „Enterprise“ zu beginnen. Tja, was soll ich sagen, die Erinnerung spielt einem manchmal böse Streiche. Ich habe in den letzten zwei oder drei Monaten zwar die gesamte erste Staffel noch einmal angesehen, doch es war über weite Strecken eine ziemliche Qual.

„Star Trek: Enterprise“ hieß beim Serienstart 2001 einfach nur „Enterprise“, weil die Macher wohl der Meinung waren, das Wort Enterprise sei selbsterklärend und der „Star Trek“-Zusatz würde höchstens abschreckend wirken. Diese Titeländerung (die ab der dritten Staffel wieder rückgängig gemacht wurde) und der umstrittene Titelsong (den ich sehr gerne mag!) sind allerdings auch schon die zwei mutigsten Entscheidungen bei der Konzeption dieser Serie, die über 100 Jahre vor den Abenteuern der Originalserie um Captain Kirk spielt. Wenn man sich das Bonusmaterial auf den „Enterprise“-Blu-rays anschaut, dann bekommt man einen recht guten Eindruck davon, dass diese Serie so wie sie letztlich zu sehen war, eigentlich von niemandem gewollt war. Nachdem in den Neunzigern „The Next Generation“, „Deep Space Nine“ und „Voyager“ teilweise gleichzeitig und größtenteils auch äußerst erfolgreich im Fernsehen liefen, wollte Paramount, das hinter dem „Star Trek“-Universum stehende Studio, nach dem Ende von „Voyager“ 2001 unbedingt eine weitere Serie. Brannon Braga, einer der kreativen Köpfe und Produzenten hinter „The Next Generation“ und „Voyager“, schlug eine Prequel-Serie vor, die die ersten Schritte der Menschheit bei der Erforschung des Alls zeigen sollte. Die Serie sollte die Lücke schließen zwischen dem im Film „First Contact“ gezeigten ersten Kontakt der Menschen mit den Vulkaniern im Jahr 2063 und der im 23. Jahrhundert spielenden Original-Serie, in der bereits die Vereinte Föderation der Planeten existiert und die Menscheit die Tiefen des Weltraums erforscht. Bragas Konzept beinhaltete unter anderem, die erste Staffel der Serie noch ganz auf der Erde spielen zu lassen und den Bau des ersten Raumschiffs Enterprise sowie die Konflikte und Kontroversen, aber auch die Aufbruchstimmung im Vorfeld der geplanten Mission zu zeigen. Das Studio jedoch hatte eine andere Serie im Sinn und wollte nicht in der Zeit zurück gehen, sondern noch weiter in die Zukunft. Weil Braga unabhängig von seinen Plänen für „Star Trek“ die Idee zu einer Zeitreise-Geschichte hatte, wurden diese schließlich in das Prequel-Konzept eingebaut, um so zu einem Kompromiss zu kommen. Es entstand also eine Prequel-Serie, die aber von Anfang an auf einem Raumschiff spielte und in einem Nebenhandlungsstrang einen „temporalen kalten Krieg“ behandelte, in dem mehrere aus der fernen Zukunft agierende Akteure den Lauf der Geschichte zu ändern versuchen.
Wie das bei Kompromissen häufig der Fall ist, wurde letztlich keine dieser beiden Ideen wirklich konsequent umgesetzt. Der temporale kalte Krieg spielt nur in wenigen Episoden der ersten Staffel eine Rolle und wird – wenn ich mich richtig erinnere – im späteren Verlauf der Serie einfach fallen gelassen, ohne dass seine Hintergründe ausreichend erklärt werden. Auch die Idee einer Serie, die zu einer Zeit spielt als die Erforschung des tiefen Weltraums und die aus den anderen „Star Trek“-Serien bekannte Technik zum Teil noch nicht alltäglich sind, wurde reichlich verwässert. So wurde zum Beispiel die ursprüngliche Idee, eine Zeit zu zeigen, in der die Transporter-Technologie noch nicht erfunden ist, auf Drängen des Studios fallen gelassen (bei Paramount hatte man Angst, eine „Star Trek“-Serie, in der nicht „gebeamt“ wird, sei eben kein richtiges „Star Trek“). Also kommt das Beamen doch vor, wird jedoch wie einige andere Technologien – wie z.B. die Phaser –  als noch nicht ausgereifte Neuerung präsentiert, vor der die Figuren noch Respekt haben. Das Problem dabei (und die Macher waren sich dessen bewusst, wie aus den Interviews auf den Blu-rays hervorgeht): Sobald jeweils der erste Einsatz einer dieser Technologien erfolgte – was schon ab dem Pilotfilm geschah – stellte deren Verwendung keine Neuerung mehr dar und der Gag, dass eben das Beamen den Charakteren nicht ganz geheuer ist, geht somit verloren. Kurzzeitg wurde auch in Erwägung gezogen, ein vollkommen anderes Raumschiff zu designen, bevor man dann doch wieder auf die aus den anderen Serien bekannte Untertasse mit den zwei Warpgondeln zurückgriff.
Obwohl ich „Enterprise“ damals sehr genossen habe, finde ich es aus heutiger Sicht geradezu erschreckend, wie wenig Mut die Macher hier bewiesen haben und wie sehr sie es sich auf bereits ausgetretenen Pfaden bequem gemacht haben, statt dem „Star Trek“-Motto treu zu bleiben: to boldly go where no man has gone before. Braga gibt in einem der Interviews auf den Blu-rays zu, dass er und die anderen Autoren schnell in die Falle getappt sind, einfach Geschichten zu erzählen, die man auch im Rahmen jeder anderen „Star Trek“-Serie hätte erzählen können. Er macht dafür zum einen den Zeitdruck verantwortlich (es mussten 26 Folgen pro Staffel geschrieben werden), zum anderen die Tatsache, dass die meisten der von ihm für die Serie ausgesuchten Drehbuchautoren Neulinge im „Star Trek“-Universum waren. Das hätte wohl für frischen Wind sorgen sollen, führte schließlich aber vor allem dazu, dass Braga deren unausgereifte Drehbücher fast alle stark überarbeiten musste. Immerhin gibt Braga die mangelhafte Qualität vieler Drehbücher zu und nimmt die Verantwortung dafür auf sich. Er gibt auch ganz offen zu, dass er zahlreiche Episoden der ersten Staffel für alles andere als gelungen hält („fucking terrible“, „I hated it“ oder „a fucking bore“ sind einige der Beschreibungen, die er für einzelne Folgen benutzt).
Viel zu oft hat man dann auch sehr früh in der Serie auf bereits bekannte Elemente zurück gegriffen, sich also narrativ rückwärts orientiert, statt vorwärts zu gehen und Neues zu wagen. Das beginnt schon bei der alles andere als kreativen Idee, dass es nun schon wieder eine Serie über ein Raumschiff geben muss. Ganz besonders dreist aber waren die Erfinder der Serie mit ihrer „Idee“, die legendäre Dynamik des Trios aus Kirk, Spock und McCoy in „Enterprise“ wieder aufleben zu lassen, indem sie versuchten, die Figuren schlicht zu kopieren. Captain Archer (Scott Bakula) als Kirk, die Vulkanierin T’Pol (Jolene Blalock) als Spock und der Ingenieur Charles „Trip“ Tucker (Connor Trinneer) als McCoy. Letzterer hat sogar einen Spitznamen, genau wie sein „Vorbild“ und spricht genau wie dieser gerne in Metaphern. Dass die Beziehung zwischen den Dreien nie die Tiefe und den Witz des Vorbildes erreicht, liegt zum einen an der miserablen Qualität vieler Drehbücher, denen keine komplexe Charakterisierung der Figuren gelingt. Zum anderen finde ich aber rückblickend auch Blalocks Schauspielentscheidungen höchst seltsam. Sie scheint sich so sehr anzustrengen, die rationale und emotionslose Seite der Vulkanier darzustellen, dass sie meistens vollkommen vergisst, dass zum Vulkanierdasein von Leonard Nimoys Spock ja durchaus eine humorvolle, verschmitzte Seite gehörte. Manchmal hat man bei ihm geradezu den Eindruck, er spiele mit den Erwartungen, die seine menschlichen Kollegen an ihn haben, um sie dann gezielt zu unterlaufen. Bei T’Pol dagegen kommen derartige menschliche Regungen extrem selten vor. (Das könnte man nun „in universe“ damit erklären, dass Spock schließlich nur Halbvulkanier ist. Trotzdem will der Zuschauer das Innenleben der Figuren nachvollziehen können und das geht nicht, wenn sich ein Schauspieler fast vollkommen auf die Darstellung einer einzigen Charaktereigenschaft konzentriert.) Das Resultat ist, dass T’Pol oft nicht vulkanisch-rational wirkt, sondern ganz einfach nur kühl und schlecht gelaunt. Es gibt wie gesagt einige wenige Ausnahmen, beispielsweise ihr Interesse für eine Gruppe höchst untypischer Vulkanier, auf die die Enterprise in der gelungenen Episode „Fusion“ (1.17) trifft. Diese wollen T’Pol dazu ermutigen, ihre Emotionen zuzulassen und zu zeigen, doch nach der für sie erschreckenden Erfahrung einer vulanischen Gedankenverschmelzung entscheidet sich T’Pol gegen diesen Weg.

Bei all der Kritik, die ich hier an der Serie übe, frage ich mich allmählich selbst, warum ich die gesamte erste Staffel noch einmal angeschaut habe. Trotzdem bin ich mit dem Kritisieren noch nicht fertig. Noch gar nicht erwähnt habe ich die berüchtigte „Dekontaminierungskammer“ (oder wie immer man das Ding auch nennt), einer der wenigen wirklich neuen Einfälle, die die Macher hier hatten, aber auch einer der schlimmsten. Im Pilotfilm sitzen Trip und T’Pol nach einer Außenmission gemeinsam in Unterwäsche in dieser Kammer und müssen sich (zum Teil gegenseitig) mit Desinfektionsgel einschmieren. Nicht nur macht dieser Vorgang wenig Sinn (warum müssen z.B. die noch von Kleidung bedeckten Hautpartien anscheinend nicht eingeschmiert werden?), er stellt auch eines von mehreren Beispielen für die unnötig sexualisierte Darstellung von Frauen in der Serie dar, die ganz und gar nicht so fortschrittlich wirkt, wie das „Star Trek“-Universum sich ja gerne gibt.
Ein weiteres besonders großes Ärgernis findet sich in Episode 1.09 („Civilization“). Dabei handelt es sich um eine jener „Star Trek“-Folgen, in der die Crew des Schiffs „undercover“ auf einem Planten forscht, der von einer weniger fortschrittlichen Zivilisation bewohnt wird. Ich persönlich finde ja bereits diese Ausgangssituation zum Gähnen; gefühlte hundertmal hat man so etwas in „Star Trek“ bereits gesehen. Dass die Außerirdischen auf diesem Planeten fast genau wie Menschen aussehen, stört mich nicht einmal. Schließlich werden sie von Menschen gespielt und selbst bei „Star Trek“ reichen Zeit und Geld wohl nicht aus, um für jede Folge aufwändige, den ganzen Kopf bedeckende Masken zu kreieren. Aber dass sich diese Zivilisation dann auch in ihren Gebräuchen und ihrem Umgang untereinander gar nicht von uns Menschen unterscheidet, empfinde ich als extrem unglaubwürdig. Warum tragen auch hier die Frauen lange Haare und Kleider? Warum finden sich Archer und seine Crew sofort auf dem Planeten zurecht und fallen (dank ihrer Verkleidung) nicht auf? Sie müssen sich zwar physisch verkleiden, doch da sie mit den Sitten und Umgangsformen auf diesem Planeten noch überhaupt nicht vertraut sind, müssten sie doch trotz des Simultanübersetzers – noch so eine Technik, auf die man in der Serie anfangs anscheinend verzichten wollte, auf die man sich dann aber doch recht schnell verließ – sofort als Fremde auffallen. Als Archer seine Idee vorträgt, getarnt auf dem Planeten zu ermitteln, weist T’Pol ihn darauf hin, er würde sofort erkannt werden. Seine Antwort: „Not if we look like them.“ Schade, dass die Serie hier den Zuschauer für dumm verkauft. Natürlich lässt sich ein fremdes Volk, das bis auf sein Aussehen den Menschen gleicht, in einer 45-minütigen Episode einfacher darstellen als eine auch sozial völlig andere Zivilisation. Dafür bräuchte es schon mehrere Episoden, aber das wäre auch eine Chance gewesen: einmal nicht in jeder Folge einen neuen Planeten, ein neues fremdes Volk oder Ähnliches einbauen, sondern für mehrere Episoden auf ein und demselben Planeten verharren und dafür der Geschichte sowie den Haupt- und Nebenfiguren Zeit geben, sich zu entwickeln. Statt dessen liefert die erste Staffel hauptsächlich in sich abgeschlossene Episoden und wirkt damit zumindest in ihrer Erzählweise bereits heute veraltet. Erst in der dritten Staffel, mit der die Serie einen deutlichen Qualitätssprung macht, wagen die Autoren endlich etwas Neues und gehen auch den Weg hin zu einer durchgehend episodenübergreifenden Erzählweise.

Bevor ich zu den wenigen Dingen komme, die mir an der ersten Staffel gefallen haben, bleibe ich noch einen Moment bei den (besonders) schlechten Episoden. In „Unexpected“ (1.05) kommt es zu einer männlichen Schwangerschaft: Nach einer kurzen, eigentlich ganz unschuldigen Beziehung zu einer außerirdischen Frau wird Trip plötzlich zum Träger eines Embryos. Eine Ausgangssituation, die Stoff für eine interessante Geschichte bietet, sollte man meinen. Leider ignoriert die Folge diese Möglichkeiten jedoch und der Embryo wird schließlich einfach auf einen anderen Wirt übertragen – ohne die damit verbundenen ethischen Fragen auch nur ansatzweise zu thematisieren. Besonders langweilige Episoden sind auch „Fortunate Son“ (1.10), wo nicht zum letzten Mal der Versuch, dem Steuermann Travis Mayweather (Anthony Montgomery) charakterliche Tiefe zu verleihen, fehlschlägt und „Rogue Planet“ (1.18), eine jeder Episoden, die wirkt wie aus der Schublade für „jederzeit einsatzbereite Trek-Folgen“ gezogen worden zu sein. Wirklich alles darin hätte auch in jeder anderen „Star Trek“-Serie mit irgendwelchen anderen Figuren passieren können; dementsprechend gleichgültig ist einem das Geschehen auch. Noch dazu findet sich hier eines jener ärgerlichen Beispiele für die allzu positive Zukunft, in der die Menschen im „Star Trek“-Universum leben. Ich habe wirklich nichts gegen Optimismus, Idealismus und Aufbruchsstimmung. Aber dass die Menschheit ihre größten Probleme innerhalb weniger Jahrhunderte komplett bewältigt, erscheint mir einfach unrealistisch. Im Pilotfilm wird klar gestellt „War, disease, hunger, [we] pretty much wiped them out in less than two generations.“. In „Rogue Planet“ trifft die Crew der Enterprise auf einem fremden Planeten auf eine Gruppe von Jägern – und was ist das erste, das Archer zu ihnen sagt, als er erfährt, dass sie das Jagen als Sport verstehen? „Hunting went out of style on Earth more than a hundred years ago.“ Aus dem Mund eines Captains, der Kontakt zu fremdem Zivilisationen herstellen soll, klingt das nicht nur wie eine höchst unerfahrene und undiplomatische Aussage, sondern zeugt auch von einer menschlichen Arroganz, die sich die Menschen zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht leisten können.

Nun aber mal zu ein paar positiven Aspekten. Wirklich gefallen hat mir die Beziehung zwischen den Menschen und den Vulkaniern, die schon im Pilotfilm sehr schön etabliert wurde. Während die Menschen endlich auch ohne Aufsicht und fremde Hilfe die Weiten des Alls erforschen wollen, halten die Vulkanier uns dafür immer noch nicht für reif genug. Daraus ergeben sich immer wieder Reibungen zwischen dem vulkanischen Botschafter auf der Erde, Soval (Gary Graham) und T’Pol auf der einen Seite, sowie Captain Archer und Admiral Forrest (Vaughn Armstrong) auf der anderen. Davon hätte ich gerne mehr gesehen und wahrscheinlich handelt es sich bei diesem Element der Geschichte um eines der Überbleibsel der ursprünglichen Idee Brannon Bragas für die Serie. Recht faszinierend finde ich an sich auch die Idee des temporalen kalten Krieges, der von einer mysteriösen Figur aus der fernen Zukunft gesteuert wird. Leider wussten die Autoren aber anscheinend nicht genau, was sie mit dieser Idee anfangen sollten. Sie wird jedenfalls nur in wenigen Folgen aufgegriffen und weiter gesponnen. Ganz besonders gut gefällt mir der Look der Serie – die Effekte, die Sets und das allgemeine Design. Beim Design der Innenräume des Schiffs hat man sich von U-Booten inspirieren lassen und lässt alles etwas enger und metallischer wirken als in den früheren Serien. Darüber, dass vieles keinen Sinn macht, kann ich hinwegsehen. Zum Beispiel wirken die „Klapp-Kommunikatoren“ heute vollkommen veraltet, aber weil sie eben in der Originalserie etabliert worden sind, kann man in „Enterprise“ keine moderner wirkende Technik zeigen.
Es ist ja generell ein Problem von Prequels, dass man nichts zeigen darf, was den bekannten, späteren Ereignissen und Elementen widerspricht. So dürfen etwa auch die Taten und Entdeckungen Archers und seiner Crew nicht größer oder bedeutender sein als die von Kirk, Spock und Co, weil diese sonst nachträglich entwertet würden. Auch diesem Problem ließe sich aus dem Weg gehen, indem man ganz einfach völlig andere Geschichten erzählt, so wie es dann in der dritten Staffel geschieht.
Zu den Episoden, die mir gut gefallen haben, gehört „The Andorian Incident“ (1.07), wo wir auf die aus der Originalserie bekannten Andorianer treffen. Deren Anführer wird von „Star Trek“-Veteran Jeffrey Combs gespielt, dem es vielleicht als einzigem Schauspieler in dieser Staffel gelingt, seine Figur mit der richtigen Mischung aus Ernst und Ironie anzulegen. Auch „Shadows of P’Jem“ (1.15), das diesen Handlungsstrang fortführt, weiß gut zu unterhalten. „Shuttlepod One“ (1.16) fand ich damals beim ersten Anschauen wahnsinnig faszinierend. Dieses Mal hat mich die Folge, in der Trip und Lieutenant Reed (Dominic Keating) in einem einsam im Weltraum treibenden Shuttle dem Tod ins Auge sehen, zwar nicht mehr so sehr fasziniert, aber schauspielerisch fand ich sie dennoch beeindruckend. „Fusion“ habe ich schon erwähnt, in „Detained“ (1.21) geraten Archer und Mayweather in ein kafkaesk anmutendes Gefangenenlager der Tendaraner; gleichzeitig erweitert die Episode den Handlungsstrang um die in den temporalen kalten Krieg verwickelten Suliban sinnvoll. Auch „Fallen Hero“ (1.23) weiß zu gefallen. Die Enterprise nimmt darin eine vulkanische Botschafterin vorübergehend als Gast auf, die sich als ganz und gar nicht typische Vertreterin ihrer Spezies entpuppt. Das Finale „Shockwave (Part 1)“ wartet schließlich mit einem nicht ganz taufrischen Cliffhanger auf, aber immerhin ist man gespannt, wie die Geschichte weiter geht.

Die erste Staffel von „Enterprise“ hat also durchaus ihre Lichtblicke. Das soll jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass die Autoren hier oft schlicht und einfach faul waren oder nicht wussten, was sie taten. Wer verzweifelt nach neuen „Star Trek“-Abenteuern sucht, der wird auch damit gut bedient, aber den eigenen Horizont erweitert man mit diesen Variationen altbekannter Geschichten nicht (wer nach Gründen sucht, sich „Enterprise“ mal wieder anzusehen, findet sie hier). Zuschauer, die bislang noch kaum mit dem „Star Trek“-Universum in Berührung gekommen sind, werden vielleicht weniger Schwierigkeiten mit dieser ersten Staffel haben und tatsächlich stellt sie mit ihrem modernen Look und den immer noch gut aussehnden Effekten einen guten Einstiegspunkt ins „Star Trek“-Universum dar. Aber ob man dabei auch vielschichtige Figuren kennen lernt, die einem mit der Zeit ans Herz wachsen, wage ich zu bezweifeln.
Ich kann jedenfalls inzwischen auch nicht mehr nachvollziehen, warum ich ausgerechnet die erste Staffel von „Enterprise“ noch einmal angeschaut habe. Wahrscheintlich, weil ich stets auf Korrektheit und Komplettheit bedacht bin; dementsprechend werde ich in ein paar Monaten wohl auch die zweite Staffel wieder einmal anschauen, bevor ich dann zu den richtig guten Seasons 3 & 4 komme. Momentan schaue ich mich wie oben erwähnt erstmals durch die zweite Staffel der Originalserie, die trotz der lächerlich wirkenden Sets und Kostüme unglaublich unterhaltsam ist. Mehr dazu irgendwann hier im Blog.

Ein Gedanke zu “Star Trek: Enterprise – Season 1

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