Stirb Langsam: Ein guter Tag zum Sterben, aber ein verdammt schlechter Film!

Meinen letzten Beitrag hatte ich mit der Feststellung begonnen, dass es für Filmfans immer eine Menge Filme gibt, die sie einfach noch nicht gesehen haben und irgendwann nachholen müssen – seien es die Kinostarts der vergangenen Monate, die man dann nach ihrem DVD-Start anschaut oder den einen oder anderen Klassiker, den man sich schon lange mal vornehmen wollte, aber einfach noch nicht dazu gekommen ist. Da ich nun etwas über den fünften „Stirb Langsam“-Film schreiben will, komme ich nicht darum herum, zuzugeben, dass ich das Original noch nie gesehen habe. Ja, ich kenne „Stirb Langsam“ nicht! Auch den zweiten Teil nicht, nur Nummer 3, 4 und 5 habe ich gesehen. Und obwohl ich also keine Ahnung habe, wie fantastisch das Original ist und keinen Vergleich dazu ziehen kann, finde ich den neuesten Aufguss trotzdem unglaublich schlecht!

Eine genaue Zusammenfassung der Handlung spare ich mir hier mal; nur so viel: John McClane verschlägt es in „Stirb Langsam: Ein guter Tag zum Sterben“ nach Moskau, wo sein Sohn scheinbar in einen Mordfall verwickelt ist, aber eigentlich undercover ermittelt. Ein russischer Terrorist hat angeblich eine wichtige Liste mit den Namen von Verrätern aus der Regierung – oder irgend so was ähnliches, ist aber auch gar nicht wichtig, da diese Liste nur als „MacGuffin“ dient, hinter dem McClane und sein Sohn her sind, den sie aber schließlich vollkommen aus den Augen verlieren. Später geht es dann um Uran, Atomwaffen, Tschernobyl. Ja richtig, John McClane verschlägt es nach Tschernobyl, das man amerkanischen Action-Drehbuchautoren zufolge von Moskau aus anscheinend mit dem Auto in nur zwanzig Minuten erreichen kann (laut GoogleMaps dauert es mindestens 12 Stunden). Jedenfalls bekommt McClane sehr früh im Film erklärt, dass er in Russland fehl am Platz ist, weil die Leute dort die Dinge „auf ihre Art“ erledigen. Seine Antwort: „Ich auch.“

Der Film setzt sich dann aus einer ganzen Reihe routiniert abgespulter Actionsequenzen zusammen, ohne zwischendurch viel zur Ruhe zu kommen. Das wäre prinzipiell nicht schlecht, wenn das Ganze wenigstens originell anzuschauen wäre. Ist es aber nicht. Regisseur John Moore glaubt anscheinend, dass eine Autoverfolgungsjagd um so besser aussieht, je mehr dabei kaputt geht. Dass die immer gleich wirkenden Einstellungen von Trucks, die andere Trucks oder Autos rammen, über sie drüber fahren oder eben gleich mitten hindurch, sehr schnell langweilig werden, ist ihm wohl nicht aufgegangen. James Bonds wilde Panzerfahrt durch Sankt Petersburg in „Goldeneye“ war jedenfalls um ein vielfaches abwechslungsreicher als McClanes Chaos-Trip durch Moskau. Jedenfalls vergehen auf diese Weise etwa die ersten zwanzig Minuten und man hofft, dass sich nun erstens doch noch so etwas wie eine interessante und halbwegs plausible Geschichte entspinnt und zweitens die kommenden Actionszenen um einiges kreativer werden.

Doch alle Hoffnung ist vergebens! Die Handlung ist wie gesagt so absurd und voller riesiger Logiklöcher, dass sie nicht der Rede wert ist und die Actionsequenzen wirken beliebig und stümperhaft aneinandergeschnitten. Da ist auf Seiten der Filmemacher wirklich gar kein Wille erkennbar, auch nur einen Hauch von Originalität einzubringen, um dem Publikum etwas zu bieten, dass es so noch nicht gesehen hat. Anscheinend geht man davon aus, dass es genügt, den Fans der Reihe Bruce Willis hinter dem Steuer eines Trucks oder mit dem Maschinengewehr in der Hand zu zeigen, wie er reihenweise Gegner umnietet oder irgendetwas explodieren lässt. Eigentlich könnte man sich die Filmszenen auch in zufälliger Reihenfolge ansehen, das würde auch nicht viel weniger Sinn ergeben (das belanglose Geschwafel zwischendrin vergisst man eh sofort wieder).

Der vierte Teil beinhaltete wenigstens noch eine Portion Selbstironie und nahm zudem Bezug auf die in den zwölf Jahren seit Teil drei entstandenen neuen Trends des Actionkinos („Enough of this Kung Fu shit!“). Derartige ironische Anspielungen fehlen hier fast vollkommen und sämtliche Versuche, mit One-Linern ein paar Lacher zu erzeugen, schlagen katastrophal fehl. Das berühmte „Yipiyahe, Schweinebacke!“ leiert Willis ziemlich lustlos herunter. Wenn dieser Satz nicht im Film wäre und die Hauptfigur nicht John McClane hieße, würde man den Streifen übrigens nicht als Fortsetzung der „Stirb Langsam“-Reihe erkennen. Ich habe den Verdacht, dass da jemand ein bereits existierendes Drehbuch für einen Actionfilm genommen und mal schnell den Titel in „Die Hard 5“ sowie die Namen der Hauptfiguren geändert hat…

Als Beispiel für die krampfhaften, stets misslungenen Versuche, witzig zu sein, soll folgender Dialog zwischen McClane und seinem Antagonisten Komarov (Sebastian Koch) dienen: „Gebt mir eure Waffen!“ – „Komm und hol sie dir!“ – „Echt, ja?“ – „Ja, echt!“. Da dreht’s einem doch die Fußnägel hoch! (Ich habe leider die deutsche Fassung gesehen, bezweifle aber, dass das im Original deutlich witziger ist.) Noch „lustiger“ wird es schließlich, als die versammelte Truppe mitten im verseuchten Gebiet von Tschernobyl ankommt und die dort vorhandene Strahlung mal eben schnell mit Hilfe eines weißen Sprays „neutralisiert“. Hä!? (Wenn die doofen Terroristen im Film doch nur wüssten, dass sie mit dem Verkauf eines solchen Anti-Atom-Sprühzeugs viel mehr Kohle machen könnten, als mit dem Handel von Atomwaffen!)

Fazit: Der fünft „Stirb Langsam“ ist den Kauf einer Eintrittskarte absolut nicht wert. Einen gewissen Unterhaltungswert mag der Film höchstens dann entwickeln, wenn man ihn auf DVD mit ein paar anderen Filmfans in geselliger Runde und bei entsprechendem Alkoholkonsum anschaut, um sich darüber lustig zu machen. Ich brauche ihn jedenfalls bestimmt kein zweites Mal sehen, werde aber demnächst eine Bildungslücke schließen und mir endlich die ersten beiden Teile der Reihe anschauen.

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