Das Bourne-Vermächtnis

Vor ein paar Tagen habe ich einen weiteren Film nachgeholt, den ich 2012 eigentlich im Kino sehen wollte, dann aber doch verpasst habe: „The Bourne Legacy“, den Bourne-Film ohne Bourne…
Ich mag die ersten drei Filme mit Matt Damon sehr gerne (Teil 2+3 habe ich 2007 im Rahmen eines Triple Features zum ersten Mal gesehen). Sie verbinden „handgemachte“ Action, die nicht auf große Effekte setzt mit einer spannenden, sich plausibel durch drei Filme ziehenden Geschichte. Noch dazu wurde die Reihe über drei Filme hinweg von Film zu Film besser, was man ja von den allerwenigsten Fortsetzungen behaupten kann. Nicht nur wurde die Geschichte in den beiden Fortsetzungen konsequent und sinnvoll erweitert und zu Ende erzählt, Paul Greengrass, der ab Teil 2 die Regie übernahm, verlieh der Reihe mit seiner Vorliebe für schnelle Schnitte und die berüchtigten, wackeligen Handkamerabilder auch noch ihren ganz eigenen Stil, der oft kopiert worden ist.

Nachdem Matt Damon nach dem dritten Film („Das Bourne-Ultimatum“) seinen Ausstieg aus der Reihe verkündete, schien diese damit beendet zu sein. Als schließlich mit „Das Bourn-Vermächtnis“ dann doch ein vierter Teil angekündigt wurde, der aber ohne Matt Damons zentrale und namensgebende Figur auskommen sollte, fragten sich viele (mich eingeschlossen), wie das denn bitteschön funktionieren sollte. Da das „Vermächtnis“-Drehbuch aber erneut aus der Feder von Tony Gilroy stammte, der bereits an den ersten drei Teilen als Autor mitgewirkt hatte, durfte man zumindest hoffen, dass die Macher hier wissen, was sie tun und vielleicht wirklich eine Möglichkeit gefunden haben, die Geschichte plausibel fortzusetzen. Trotzdem klang der Gedanke, einen „Bourne“-Film ohne Bourne drehen zu wollen, erst einmal paradox. Tony Gilroy übernahm dann neben der Aufgabe des Co-Autors auch gleich noch die Regie. Handkamerabilder und Stakkatoschnitte gehören damit der Vergangenheit an, aber da die hier erzählte Geschichte so langweilig ist und – ebenfalls ganz im Widerspruch zu den bisherigen Filmen – weitestgehend ohne Action auskommt, ist das auch schon egal.

Nachdem im dritten Film all die geheimen CIA-Programme – „Treadstone“, „Blackbriar“, usw. – aufgeflogen sind und die Verantwortlichen nun zur Rechenschaft gezogen werden, versucht dieses Mal nun ein von Edward Norton gespielter CIA-Agent namens Eric Byer, das Schlimmste zu verhindern, indem er alle noch lebenden Mitglieder dieser Programme töten lässt. Zu Beginn des Films verbringen wir einen Großteil damit, dem neuen Hauptprotagonisten Aaron Cross (Jeremy Renner) dabei zuzusehen, wie er irgendwo am anderen Ende der Welt zu Trainingszwecken durchs verschneite Gebirge klettert und sich gegen die Flugdrohenn zur Wehr setzt, die Byers Leute geschickt haben, um ihn zu liquidieren. Nachdem es Cross gelungen ist, seinen eigenen Tod vorzutäuschen, sucht er die Ärzting Marta Shearing auf, die an der Entwicklung all der Viren und Medikamente beteiligt war, mit denen Cross und die restlichen Teilnehmer des Projekts „Outcome“ zu superstarken und superintelligenten Kampfmaschinenen herangezüchtet wurden.

Die Notizen, die ich mir während des Films gemacht habe, sehen in etwa so aus: „Noch keine Action nach 30 Minuten! … Nach 50 Minuten immer noch keine richtige Actionsequenz. … nach einer knappen Stunde: endlich die erste Actionszene!!“ Tatsächlich kommt „Das Bourne-Vermächtnis“ mit nur zwei Sequenzen aus, die man als vollwertige Action-Szenen bezeichnen kann – einem Kampf in Marta Shearings Haus und einer langen Verfolgungsjagd am Ende des Films. Bis zur ersten dieser beiden Szenen vergeht dabei eine knappe Stunde, während der man sich schon fragen kann, ob man hier wirklich im richtigen Film sitzt. Während es in den letzten „Bourn“-Filmen kaum Gelegenheit, zur Ruhe zu kommen und der Spannungsbogen konstant hoch gehalten wurde, so lässt sich dieser Film quälend lange Zeit, bis er überhaupt mal zum ersten wirklich wichtigen Plotpoint kommt. Auf äußerst langwierige und komplizierte Weise ist man nach etwa 50 Minuten nämlich bei genau derselben Ausgangssituation angekommen, wie sie auch schon für die anderen Filme typisch war: Ein einsamer Agent ist auf der Flucht vor seinen einstigen Auftraggebern und muss sich im Kampf einer gegen alle zur Wehr setzen.

Cross‘ äußerst langgezogener Aufenthalt im verschneiten Gebirge hat meine Geduld jedenfalls sehr strapaziert. Was hat sich Gilroy wohl dabei gedacht, als er den Auftakt des Films über eine ganze Stunde gestreckt hat? Wirklich sinnvoll war diese Entscheidung nicht und ich muss es noch einmal sagen, weil ich es selbst kaum fassen kann, aber erst nach dieser „Episode“, als Aaron Cross im Haus der Ärztin Marta Shearing (Rachel Weisz) angekommen ist, gibt es eine erste Actionsequenz zu sehen (sein vorheriges Davonlaufen vor einem Wolf und Austricksten der Drohne kann man nicht wirklich als solche zählen). Die zweite Hälfte des Films besteht dann darin, dass Cross und Shearing in Manila in eine Medikamentenfabrik einbrechen, um Cross die rettende Pille oder Spritze zu besorgen, die ihn davor bewahren soll, weiterhin auf kleine blaue oder grüne Pillen angewiesen zu sein. Irgendwie so jedenfalls, so wirklich hat mich das nämlich nicht mehr interessiert. Mal ehrlich: das hier soll die tolle, den Bourne-Mythos erweiternde Geschichte sein, die euch eingefallen ist? Also wirklich…

Jeremy Renner, der dank seinen Auftritten im vierten „Mission: Impossible“-Film und bei den „Avengers“ durchaus schon actionerprobt ist, kann man am wenigsten die Schuld dafür geben, dass dieser Film schlicht und einfach langweilig ist. Hier wurde nämlich eine sehr dünne Storyidee auf 135 Minuten gestreckt, was für einen Actionfilm dieser Länge schlicht und einfach nicht ausreichend ist. Gilroy hat sich zwar sehr bemüht, die Verbindungen zu den anderen Filmen und zur Figur des Jason Bourne herzustellen, viel interessanter wird das „Vermächtnis“ dadurch aber leider auch nicht. Teile des Films spielen gleichzeitig mit dem dritten Teil, die von Joan Allen, David Straithairn und Albert Finney gespielten Figuren tauchen kurz auf und Matt Damons Foto ist immer wieder auf irgendwelchen Displays zu sehen, aber die eigentliche Handlung des Films ist ganz einfach viel zu dünn und wie gesagt sehr actionarm, was ich immer noch nicht fassen kann. (Stammt Straithairns Szene hier eigentlich aus dem dritten Teil? Es würde jedenfalls keinen Unterschied machen.)

Fazit: Zunächt braucht „Das Bourne-Vermächtnis“ quälend lange, bis der Film endlich mal in Fahrt kommt, anschließend stellt sich aber heraus, dass die hier erzählte Geschichte nicht wirklich neu oder auch nur besonders interessant ist. Noch dazu kommt dieser Action-Thriller über weite Strecken ohne Action aus und wirkt damit zumindest während seiner ersten Hälfte eher wie ein Fernsehfilm mit knappem Budget. Sorry, lieber Jeremy, aber dieser Film ist nicht gerade der Renner!

Star Trek Into Darkness

Nachdem ich „Star Trek Into Darkness“ inzwischen schon zweimal im Kino gesehen und habe und den Film einfach fantastisch finde, muss ich einfach ein paar Zeilen über ihn verlieren. Mein Herz schlägt seit 18 Jahren für „Star Wars„, aber ich habe auch „Star Trek“ immer geliebt, alle Kinofilme mehrmals gesehen, einen Großteil der Episoden aller Serien angeschaut und war von der Idee der Autoren des 2009er Reboots, eine alternative Zeitlinie einzuschlagen, wirklich begeistert. Ich glaube ja, dass die Tatsache, dass Regisseur J.J. Abrams „Star Trek“ zwar kannte, bevor er damals die Regie des Films übernahm, aber nie wirklich ein Fan davon war, dem Film sehr zugute gekommen ist; nur jemand, der das Phänomen „Star Trek“ ein wenig von außen betrachten konnte und nicht aus dem Blick eines Fans, konnte wohl den Mut und die Entschlossenheit haben, einen so radikalen Schritt wie die Zerstörung von Vulkan und die Verlagerung der gesamten Erzählung in ein Paralleluniversum in Betracht zu ziehen und durchzusetzen. (Das bringt mich jetzt wieder zu der Sorge darüber, was der erklärte „Star Wars“-Fan Abrams in „Episode VII mit „Star Wars“ anrichten wird, aber das ist ein anderes Thema.)

Mehrmals habe ich in den letzten Tagen in verschiedenen Kritiken zum nun erschienenen Sequel „Star Trek Into Darkness“ gelesen, es sei schade, dass auch dieser zweite Film den Zuschauer zwar auf eine extrem unterhaltsame Action-Achterbahnfahrt schickt, es aber nicht schafft, essentielle Fragen des „Star Trek“-Universums ausreichend zu thematisieren (die Bedeutung der obersten Direktive wird beispielsweise nur kurz angerissen). Dazu will ich Folgendes sagen: In den Kinofilmen der Reihe lag der Actionanteil stets höher als in den Serien. Die Filme waren darauf angewiesen, ein großes Publikum zu erreichen, das nur zu einem relativ kleinen Teil aus Fans bestand. Ausführliche Diskussionen philosophischer oder ethischer Fragen waren da natürlich fehl am Platz – und wenn man es mal versucht hat, ging das eher nach hinten los (siehe die Filme Nr. 5 & 9). In einer Fernsehserie, bei der nicht in jeder Folge alle Charaktere bedient werden wollen und nicht auch noch jedes Mal eine ordentliche Portion Spannung und Action enthalten sein muss, kann man es sich natürlich leisten, mal zum Beispiel eine ganze Episode lang über die Todesstrafe zu diskutieren. Ein zweistündiger Kinofilm muss aber all das auf einmal unter einen Hut bringen und zudem noch möglichst viele Zuschauer ansprechen, die sich im „Star Trek“-Universum bislang noch kaum oder gar nicht auskennen. Am besten gelungen ist dieser schwierige Spagat zwischen Tiefgang und Unterhaltung bislang im besten der alten „Star Trek“-Filme, dem zweiten („Der Zorn des Khan“). Bei „Star Trek Into Darkness“ hat man sich für etwas weniger Tiefgang entschieden als das vielleicht möglich gewesen wäre, dafür hält der Film genau wie Teil eins sein Tempo konstant hoch und reiht eine beeindruckende Actionsequenz an die nächste. Mich persönlich stört das überhaupt nicht, denn Kino ist nun mal nicht Fernsehen (und platt ist die in „Into Darkness“ erzählte Geschichte deswegen noch lange nicht).

Für mich ist „Star Trek Into Darkness“ ein nahezu perfekter SciFi-Actionfilm, der mich mehrmals überraschen konnte. Und damit bin ich bei der zweiten mutigen Entscheidung von J.J. Abrams: seiner Geheimniskrämerei. Selbst ein Fan – wenn auch nicht von „Star Trek“ – weiß der Mann ganz einfach, wie schön es sein kann, ins Kino zu gehen und nicht schon bis ins Detail zu wissen, was einen erwartet. Die Trailer der meisten großen Filme nehmen inzwischen viel zu viel von deren Handlung vorweg und im Internet kann man oft schon Monate vor dem Kinostart die kleinsten Storydetails (manchmal sogar das komplette Drehbuch!) vieler Filme finden. Deswegen finde ich es höchst bewundernswert, dass J.J. Abrams sich dazu entschieden hat, bei jedem seiner Projekte gerade so viel nach außen dringen zu lassen, dass man neugierig wird – mehr aber nicht. Mir ist natürlich bewusst, dass es auch eine brillante Marketingstrategie darstellt, die Internetfangemeinde monatelang über die Identität des von Benedict Cumberbatch gespielten Antagonisten rätseln zu lassen. Aber ich nehme es Abrams ehrlich ab, dass er diese Geheimniskrämerei nicht nur aus Marketingzwecken betreibt, sondern weil er wirklich daran glaubt, dass man im Kino am besten unterhalten wird, wenn man vorher möglichst wenig über den Ablauf des Films weiß. Und gerade weil mir Abrams‘ Absichten so glaubwürdig und ehrenhaft erscheinen, bin ich auch bereit, meinen Teil zu dieser Strategie beizutragen und habe deshalb in den Monaten und Wochen vor dem Kinostart des neuen „Star Trek“-Films alle Spoilerfallen bewusst gemieden. Ich habe fast keine Kritiken gelesen, ich habe mich nicht in Fan-Foren umgesehen, den letzten Trailer zum Film habe ich im Internet gar nicht mehr angeschaut.

Dass ich „Star Trek Into Darkness“ so fantastisch fand, dass der Film eine so überwältigende Wirkung auf mich hatte wie sie wirklich nur selten ein Film hat, hat zu einem großen Teil damit zu tun, dass ich eben dieses Mal vorher schlicht und einfach fast nichts über die Handlung wusste. Aber auch damit, dass es sich einfach um einen sehr, sehr guten Film handelt. Das geht schon beim Drehbuch los: Zwar ist die Handlung insgesamt nicht besonders komplex, doch die Dialoge und die Ausarbeitung und Weiterentwicklung der meisten Figuren so gut gelungen, dass das Zuschauen und -hören eine große Freude ist. Die Darsteller müssen einen Riesenspaß dabei gehabt haben, sich die Textzeilen wie Tischtennisbälle zuzuspielen. Die Humordichte ist dabei zum Teil sehr hoch, aber das Schöne ist, dass die Lacher hier nie um ihrer selbst willen in den Film geschrieben worden sind, sondern stets der Charakterisierung der Figuren dienen (gut, ein paar wenige Ausnahmen gibt es, aber die haben micht überhaupt nicht gestört). Das beste Beispiel ist die Szene, in der Spock und Uhura in einem Shuttel ihre Beziehungsprobleme diskutieren, sehr zum Unwohlsein ihres Captains, der das Ganze nicht nur mit anhören muss, sondern auch noch mit hinein gezogen wird. Des Weiteren gibt es eine ganze Reihe von Anspielungen, die dem „Star Trek“-Kenner ein Grinsen ins Gesicht zaubern und die eines der Mittel sind, die diesen Film, der doch sowohl optisch als auch inhaltlich Lichtjahre vom alten „Star Trek“ entfernt zu sein scheint, mit der „Classic“-Serie verbinden und helfen, ihm das entscheidende „Star Trek“-Feeling zu verpassen.

Dieses Feeling ist aber nicht nur den Dialogen und den nur für Fans gemachten Anspielungen zu verdanken, sondern in erster Linie den Darstellern. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber nach diesen beiden Filmen von J.J. Abrams akzeptiere ich Chris Pine, Zachary Quinto und auch alle anderen Darsteller der Crewmitglieder ebenso in den Rolle von Kirk, Spock usw. wie die Originaldarsteller aus der klassichen Serie. Irgendwie haben Abrams, seine Drehbuchautoren und seine Schauspieler das schier unmögliche Kunststück hinbekommen, die ikonenhaften Originalfiguren nicht zu kopieren, beim Zuschauer aber dennoch das Gefühl zu wecken, als kenne er diese Charaktere schon jahrzehntelang. Das hat sicherlich viel damit zu tun, dass wir im ersten Film das Zusammenkommen und gegenseitige Kennenlernen dieser Crew miterleben durften und auch damit, dass die beiden Filme in einer alternativen Realität (quasi einem Spiegeluniversum) spielen, so dass sich die Autoren und Schauspieler zwar an entscheidende Grundkomponenten halten können und müssen (Vulkanier haben spitze Ohren, Kirk und Spock werden enge Freunde), aber eben in einigen entscheidenden Punkten davon abweichen, um „Star Trek“ aufzufrischen und zu erneuern (Spock darf zum Beispiel etwas emotionaler sein als früher).

Dieses Spielen mit Details findet sich im Film auf allen Ebenen. Immer wieder entdeckt man bekannte Elemente, die durch Neues verändert und modernisiert worden sind (oder umgekehrt). Die „Wollkragen“ einiger hochrangiger Sternenflottenoffiziere (sind das Admiralsuniformen? Da kenne ich mich zu wenig aus…) haben mich beispielsweise sehr an die Filme mit William Shatner und Co. erinnert und dazu beigetragen, dass ich den Film wie von selbst als „Star Trek“ akzeptiert habe, obwohl doch vieles – zum Beispiel die grauen Uniformen, die die Figuren in einigen Szenen tragen – vollkommen anders aussieht, als man es vom alten „Star Trek“ gewohnt war. Das gleiche gilt für das Design der Enterprise, die aus manchen Blickwinkeln fast so aussieht wie das Modell aus den 1960er Jahren, aus anderen dagegen überhaupt nicht.

In einem „Star Trek“-Fanforum habe ich vor ein paar Tagen heftige Diskussionen darüber mitgelesen, ob es ein kreatives Armutszeugnis sei, dass sich die Filmemacher für die Handlung von „Star Trek Into Darkness“ auf bereits etablierte Figuren stützen, statt etwas vollkommen Neues zu erfinden (schließlich muss man sich dank der eröffneten alternativen Zeitlinie ja theoretisch an keinen Kanon halten). Ich bin überhaupt nicht dieser Ansicht, denn auch hier ist es geglückt, bekannte Figuren und Handlungsbögen mit einem Twist zu versehen und genau darin lag für mich das Vergnügen beim Anschauen. Irritiert hat mich allein, dass ich bei einer hochemotionalen Szene am Ende des Films nicht aufhören konnte zu grinsen, obwohl das Geschehen eigentlich zum Weinen war. Aber so ist das nun mal, wenn eine der bekanntesten Szenen der Kinogeschichte noch einmal aufgegriffen, dabei aber gespiegelt wird, ohne zur Parodie zu verkommen. „Star Trek“ thematisiert sich selbst – willkommen im Meta-Universum!

Dass ich die Schauspieler in ihren Rollen alle großartig finde, habe ich schon geschrieben und das war nach dem ersten Teil auch nicht mehr überraschend. Im zweiten Teil kommen nun ein paar Neuzugänge hinzu. Peter Weller spielt Admiral Marcus, den Oberkommandierenden der Sternenflotte. Ohne zuviel zu verraten kann ich nur sagen, dass ich den Darsteller in der Rolle zunächst äußerst unpassend fand, später wurde mir aber klar, warum man ihn gecastet hat. Alice Eve spielt Carol Marcus, die Tochter des Admirals, die als weitere Wissenschaftsoffizierin an Bord der Enterprise kommt. Ihre Rolle ist die wohl undankbarste im ganzen Film, was aber überhaupt nicht negativ gemeint ist, sondern im Gegenteil ein weiteres Kompliment an die Filmemacher darstellt: Abrams und seine Autoren haben ganz klar langfristig gedacht und Carol Marcus hier als Figur etabliert, ohne sie auf Kosten der Geschichte unnötig in den Vordergrund zu rücken. Ich bin mir sicher, dass sie im nächsten Film eine wichtigere und interessantere Rolle einnehmen wird und dafür dann auf ihre Darstellung in diesem Film aufgebaut werden kann. Dann ist da natürlich noch Benedict Cumberbatch als Terrorist John Harrison (ich hätte ihn ja Ringo McCartney genannt…). Dieser Schauspieler und sein unglaublicher Erfolg in den letzten Jahren sind ja ein Phänomen für sich. Natürlich bin auch ich ein großer „Sherlock“-Fan (interessant übrigens, dass darin mit den Sherlock Holmes-Geschichten ähnlich verfahren wird wie im neuen „Star Trek“ mit dem „Star Trek“-Mythos) und dementsprechend auch ein großer Cumberbatch-Fan. Das ist also vielleicht der einzige Aspekt des Films, von dem ich nicht überrascht war: dass Benedict Cumberbatch als John Harrison einfach wahnisinnig charasmatisch ist und sämtliche Facetten dieser Figur mit Genuss ausspielt. „Star Trek Into Darkness“ zieht eine ähnlich Masche durch wie zuletzt schon „Skyfall“ und „The Avengers“: Der Oberbösewicht lässt sich gefangen nehmen und scheint damit zunächst unter Kontrolle zu sein, bis dann klar wird, dass alles genau nach seinem Plan verläuft. Aber viel mehr als in den beiden anderen genannten Filmen habe ich hier vorübergehend tatsächlich geglaubt, dass dieser Bösewicht es wirklich meint, wenn er sagt, er stehe auf der Seite der Helden. Es ist zum Großteil Cumberbatchs Schauspielkunst – nicht zuletzt seiner tiefen, hypnotischen Stimme – zu verdanken, dass man sich von seiner Figur einlullen lässt. Umso größer ist der Schock dann später, als er… aber mehr sollte ich jetzt wirklich nicht verraten, auch wenn das hier eh fast niemand liest. 😉

Ich könnte noch auf einige weitere, ebenfalls großartig gelungene Aspekte des Films eingehen, will aber doch allmählich zum Ende kommen. Nur noch Folgendes: Ich bin sehr gespannt, was J.J. Abrams mit „Star Wars“ anfangen wird. Den Weg des Reboots kann er dort ja nicht wählen, schließlich soll die Geschichte in Episode VII sinnvoll weiter erzählt werden. Aber obwohl ich großer „Star Wars“-Fan bin, wäre es mir eigentlich noch lieber, Abrams würde „Star Wars“ links liegen lassen und sich stattdessen voll auf den nächsten „Star Trek“-Film konzentrieren. Denn hinter dem möchte ich das gleiche Kreativteam am Werk sehen, dem wir die letzten beiden Filme zu verdanken haben. Abrams hat zwar wirklich einen Schlag, was seinen Lens Flare-Fetisch betrifft, davon abgesehen finde ich seine „Star Trek“-Filme aber fast perfekt und kann mir nicht vorstellen, dass der dritte Teil dieses Niveau halten kann, wenn Abrams nicht mehr so stark involviert ist. Zwar besteht theoretisch die Möglichkeit, dass Abrams „Star Wars“ dreht, der im Sommer 2015 erscheinen soll und danach sofort die Dreharbeiten zum „Star Trek“-Threequel startet, das 2016 zum 50-jährigen Trek-Jubiläum in die Kinos kommen soll. Doch unter einem derart gehetzten Vorgehen würden womöglich beide Filme leiden.

Nun hat er uns aber erst einmal „Star Trek Into Darkness“ geschenkt, den für mich bis jetzt besten Film des Jahres. Popcorn-Kino, bei dem man vor Spannung und vor Lachen vergisst, dass man einen Popcorneimer auf dem Schoß stehen hat, perfekte Unterhaltung längst nicht nur für Trekkies (aber für die ganz besonders, wenn sie sich auf das „Star Trek“ von J.J. Abrams einlassen können). Ich kann mir fast nicht vorstellen, dass Abrams einen noch besseren Film hinkriegt (ein paar Ideen und meine eigene Meinung dazu hätte ich natürlich…), aber er soll es bitte, bitte mit allen Kräften versuchen. Wie sagte doch Captain Pike zu James T. Kirk im ersten Film? „I dare you to do better!“

„Outlander“ – SciFi-Trash für zwischendurch

Ich gehöre ja zu den altmodischen Leuten, die Filme tatsächlich noch anschauen, indem sie einen physischen Datenträger in Scheibenform in einen DVD/Blu-ray-Player schieben, anstatt sich Filme und Fernsehserien über den internetfähigen Fernseher, das Tablet oder wenigstens den Laptop zu streamen. Schon seit mehreren Jahren leihe ich mir über eine dieser Online-Videotheken auf dem Postweg DVDs aus. Als ich neulich wieder einmal einen Umschlag mit einer DVD in meinem Briefkasten vorfand, war ich doch sehr überrascht, dass ich nach dem Öffnen desselbigen eine DVD des Scienc-Fiction-Action-Trashfilms „Outlander“ (2008) in den Händen hielt. Ich konnte mich nicht erinnern, den jemals auf die Ausleihliste gesetzt zu haben; allerdings umfasst diese Liste mittlerweile auch fast 850 Filme (die ich wohl niemals alle sehen werde) – da kann ich mich natürlich nicht an jeden Film erinnern, den ich vielleicht vor Jahren nach dem Durchblättern irgendeines in einem Elektronikmarkt mitgenommenen Filmwerbeblättchens begeistert auf die Leihliste gesetzt habe…

Na gut, denke ich mir also, es hilft ja nix. Nun ist die DVD nun mal da und ich muss den Film anschauen, schließlich bezahle ich ja dafür. Ich schiebe die Disc also in den Player und werde erst einmal von Trailern für drei verschiedene, trashig wirkende Filme berieselt, von denen ich nie zuvor gehört habe (bei zweien davon sind mir sogar sämtliche Darsteller unbekannt). Kein gutes Zeichen für den folgenden Film, denke ich mir, über den ich übrigens zu diesem Zeitpunkt ebenfalls noch so gut wie gar nichts weiß. „Outlander“ beginnt damit, dass im Jahr 709 n. Chr. ein Raumschiff über dem heutigen Norwegen abstürzt. Darin befinden sich zwei offenbar menschliche Insassen, von denen nur einer den Absturz überlebt. Den Darsteller kenne ich nicht, aber er sieht ein wenig aus wie Logan Marshall-Green, der in „Prometheus“ Noomi Rapace mit Alien-Genen schwängern durfte. Nachdem sich also dieser Outlander schnell aus seinem Bordcomputer die Sprache und das kulturelle Wissen der die Region bewohnenden Wikinger in sein Gehirn herunter geladen hat, aktiviert er ein Notsignal und beginnt anschließend, die Umgebung zu erforschen. Ziemlich bald wird er von Wikingern gefangen genommen und in ihr Dorf geschleppt, das aus der Luft betrachtet ein wenig wie das Asterix-Dorf aussieht. Bis dahin sind neun Minuten des Films vergangen, aber wirklich viel gesprochen wurde noch nicht. Ich erkenne an mir bereits erste Ermüdungserscheinungen.

Doch in der nächsten Szene wird Hrothgar, der Anführer des Wikingerstammes, vorgestellt (wie ich bald erfahre, ist er sogar ihr König). Und siehe da, er wird von keinem Geringeren gespielt als von John Hurt („Alien“, „Der Elefantenmensch“), der meiner Meinung nach ein großartiger Schauspieler ist, aber in seiner langen Karriere auch an ziemlich viel Filmschrott beteiligt gewesen ist. Hier ist Hurts Gesicht hinter noch längeren und zotteligeren Kopf- und Barthaaren versteckt, als bei seiner undankbaren Rolle im vierten „Indiana Jones“-Film, aber wenigstens wird er hier nicht komplett verschwendet und darf vollständige Sätze sagen. König Hrothgar möchte seine Tochter mit dem Sohn des ehemaligen Königs verheiraten, um die Zukunft des Stammes zu sichern, der sich im Krieg mit feindlichen Wikingerstämmen befindet. (Habe ich das wirklich richtig verstanden? Wieso ist der Sohn des toten Königs denn nicht König geworden? Naja, auf Naboo werden Königinnen ja auch vom Volk gewählt…)

Die wahre Bedrohnung sind hier aber nicht die anderen Stämme oder der Outlander (er stellt sich nun übrigens als Kainan vor), dem die Wikinger am Anfang natürlich extrem misstrauisch gegenüberstehen. Nein, irgendetwas anderes ist dort draußen in den Wäldern um das Dorf, ein Monster, das sich in einem ersten Angriff gleich ein paar tapfere Wikinger schnappt, bis auf ein paar Tentakel aber selbst noch im Verborgenen bleibt. Dabei gibt es ein ziemliches Gemetzel und die Wikinger dürfen Sätze brüllen wie „Give me my blade, woman!!“. Man ahnt es natürlich, dass das Monster, das man zum Schluss dann als schwarzen Schatten vor dem Nachthimmel „sieht“, von Kainan auf die Erde gebracht worden ist. Letztlich verfährt „Outlander“ also nach der bewährten „Alien“-Formel: Ein unbekanntes, extrem gefährliches Wesen bedroht eine Gruppe von Menschen, die einen Weg finden muss, sich zur Wehr zu setzen und die Bedrohung zu beseitigen. Und John Hurt spielt auch mit (mal schauen, wie lange noch…). Nun sind 30 Minuten des Films vergangen und ich bin immerhin noch wach.

Der nächste Schritt ist damit vorgegeben: Die Dorfbewohner starten einen ersten Jagdversuch, natürlich noch ohne Kainans Ratschläge heranzuziehen, denn der Outlander mit den raspelkurzen Haaren und der seltsamen Kleidung kommt ihnen immer noch verdächtig vor. Als die Gruppe durch den Wald reitet, lernt man einen der Wikinger als Boromir kennen (mal schauen, wie lange DER überlebt, hehe). Kurz darauf machen sie genau den Fehler, der in solchen Filmen an dieser Stelle häufig gemacht wird: Sie teilen sich in mehrere kleine Gruppen auf – da wird das Monster leichtes Spiel mit ihnen haben. Bei dem Monster handelt es sich Kainan zufolge übrigens um ein „Moorwen“. Das ganz große Gemetzel bleibt dann aber doch vorerst aus, denn die Wikinger treffen auf einen riesiegen Bären, der von Kainan erlegt wird. Dieser erwirbt sich mit dieser Tat das Vertrauen und die Achtung des Königs. Weil die Wikinger nun glauben, das Ungeheuer erledigt zu haben, veranstalten sie ein großes Festgelage, das mich ein wenig an Robert Zemeckis‘ „Beowulf“-Film erinnert (überhaupt handelt es sich hier anscheinend um eine Abwandlung der Beowulf-Sage). Ach ja, und selbstverständlich funkt es auch noch gewaltig zwischen Kainan und der Königstochter (die ja einem anderen Wikinger versprochen ist).

Wer weitgehend spoilerfrei bleiben möchte, weil er sich den Film tatsächlich noch selbst ansehen möchte, der sollte nun besser nicht weiter lesen, denn nun ist die Handlung des Films schon weit fortgeschritten (wie die Geschichte genau ausgeht, werde ich aber nicht verraten). Das Gelage wird jäh unterbrochen, als ein feindlicher Wikingerstamm das Dorf angreift. Zu diesem Zeitpunkt bin ich von dem Film ziemlich gelangweilt und überlege, ob ich den Fernseher ausmachen soll; hier wird bestimmt nichts mehr besser. Ich bleibe aber doch dran, da spritzt gerade so schön viel Blut. 😉  Trotz all des Wikinger-Gegröles im Kampf und im Gelage habe ich übrigens den ganzen Film über noch keinen glaubwürdigen Ausdruck echter menschlicher Emotionen entdeckt, der der platten Geschichte und den Figuren etwas mehr Tiefe hätte geben können. Noch während des Kampfes denke ich mir, dass die beiden Stämme sich zum Ende des Films hin bestimmt im Kampf gegen das Monster zusammen schließen werden; kaum habe ich das gedacht, da passiert es auch schon – viel schneller als gedacht: das Monster taucht auf und stellt nun also den gemeinsamen Feind dar, der zumindest vorübergehend ein Grund für die beiden Stämme ist, Seite an Seite zu kämpfen. Der Anführer des anderen Wikingerstammes wird übrigens von jemandem gespielt, der mich ein wenig an Ron Perlman („Hellboy“) erinnert. Weil sein Gesicht aber hinter einem Bart verborgen ist und der Kampf im Dunkeln stattfindet, erfahre ich erst später aus dem Abspann, dass es sich tatsächlich um Ron Perlman handelt.

Der letzte Akt des Films spielt sich dann auch relativ überraschungsfrei ab: Unter Anleitung Kainans wird dem Moorwen eine Falle gestellt. Immerhin erfährt man noch ein wenig mehr über die Hintergrundgeschichte Kainans und der Moorwens und wie es dazu kam, dass der Outlander das Moorwen zu den Wikingern gebracht hat. Da kommt dann ein wenig Tragik sowie ein Hauch von „Avatar“-artiger Zivilisationskritik in die Geschichte (und man fühlt sogar ein wenig mit dem Monster!). Allerdings gibt es auch noch mehr Special Effects zu sehen, die so aussehen, als stammten sie aus einem X-Box-Spiel. Natürlich ist das Moorwen dann gar nicht so leicht zu besiegen, wie man sich das gedacht hatte und es gibt erneut ein großes Gemetzel mit toten Haupt- und Nebenfiguren, ein paar abgeschlagenen Köpfen und einem Priester, der über dem eben noch von ihm hoch gehaltenen Kreuz in einer großen Blutfontäne explodieren darf. Dann vollführt das Moorwen auch noch eine ganz und gar erwartbare, vollkommen in die Mythologie der Geschichte passende Handlung, die Kainan und diesen anderen Wikinger, dem die Königstochter versprochen ist und der irgendwie so ähnlich heißt wie Frolic, keine andere Wahl lassen, als in die Höhle des Löwen vorzudringen…

Am Ende war der Film dann zwar weniger schlimm, als ich befürchtet hatte, aber trotzdem hätte ich die 110 Minuten in eine sinnvollere Tätigkeit investieren oder einen unterhaltsameren Film anschauen können. Immerhin hab ich aus dem Abspann noch gelernt, dass es sich bei dem Hauptdarsteller um Jim Caviezel handelt, den ich bisher glaube ich nur aus Mel Gibsons Jesus-Film kannte. Vom Regisseur des Films, Howard McCain, habe ich nie zuvor gehört, aber mit „Outlander“ hat er zumindest einen passablen Kino-Einstand gegeben, der sicherlich sein Publikum unter den Fantasy-/Action-/SciFi-Fans gefunden haben wird. Ich für meinen Teil hoffe allerdings, dass der nächste Film in meinem Briefkasten wieder einer sein wird, den ich wirklich sehen will oder der meinen Horizont und mein Filmwissen um mehr erweitert als nur um ein paar Bilder von ausdrucksarmen Gesichtern, schlecht animierten Monstern und abgeschlagegen Gliedmaßen.

Stirb Langsam: Ein guter Tag zum Sterben, aber ein verdammt schlechter Film!

Meinen letzten Beitrag hatte ich mit der Feststellung begonnen, dass es für Filmfans immer eine Menge Filme gibt, die sie einfach noch nicht gesehen haben und irgendwann nachholen müssen – seien es die Kinostarts der vergangenen Monate, die man dann nach ihrem DVD-Start anschaut oder den einen oder anderen Klassiker, den man sich schon lange mal vornehmen wollte, aber einfach noch nicht dazu gekommen ist. Da ich nun etwas über den fünften „Stirb Langsam“-Film schreiben will, komme ich nicht darum herum, zuzugeben, dass ich das Original noch nie gesehen habe. Ja, ich kenne „Stirb Langsam“ nicht! Auch den zweiten Teil nicht, nur Nummer 3, 4 und 5 habe ich gesehen. Und obwohl ich also keine Ahnung habe, wie fantastisch das Original ist und keinen Vergleich dazu ziehen kann, finde ich den neuesten Aufguss trotzdem unglaublich schlecht!

Eine genaue Zusammenfassung der Handlung spare ich mir hier mal; nur so viel: John McClane verschlägt es in „Stirb Langsam: Ein guter Tag zum Sterben“ nach Moskau, wo sein Sohn scheinbar in einen Mordfall verwickelt ist, aber eigentlich undercover ermittelt. Ein russischer Terrorist hat angeblich eine wichtige Liste mit den Namen von Verrätern aus der Regierung – oder irgend so was ähnliches, ist aber auch gar nicht wichtig, da diese Liste nur als „MacGuffin“ dient, hinter dem McClane und sein Sohn her sind, den sie aber schließlich vollkommen aus den Augen verlieren. Später geht es dann um Uran, Atomwaffen, Tschernobyl. Ja richtig, John McClane verschlägt es nach Tschernobyl, das man amerkanischen Action-Drehbuchautoren zufolge von Moskau aus anscheinend mit dem Auto in nur zwanzig Minuten erreichen kann (laut GoogleMaps dauert es mindestens 12 Stunden). Jedenfalls bekommt McClane sehr früh im Film erklärt, dass er in Russland fehl am Platz ist, weil die Leute dort die Dinge „auf ihre Art“ erledigen. Seine Antwort: „Ich auch.“

Der Film setzt sich dann aus einer ganzen Reihe routiniert abgespulter Actionsequenzen zusammen, ohne zwischendurch viel zur Ruhe zu kommen. Das wäre prinzipiell nicht schlecht, wenn das Ganze wenigstens originell anzuschauen wäre. Ist es aber nicht. Regisseur John Moore glaubt anscheinend, dass eine Autoverfolgungsjagd um so besser aussieht, je mehr dabei kaputt geht. Dass die immer gleich wirkenden Einstellungen von Trucks, die andere Trucks oder Autos rammen, über sie drüber fahren oder eben gleich mitten hindurch, sehr schnell langweilig werden, ist ihm wohl nicht aufgegangen. James Bonds wilde Panzerfahrt durch Sankt Petersburg in „Goldeneye“ war jedenfalls um ein vielfaches abwechslungsreicher als McClanes Chaos-Trip durch Moskau. Jedenfalls vergehen auf diese Weise etwa die ersten zwanzig Minuten und man hofft, dass sich nun erstens doch noch so etwas wie eine interessante und halbwegs plausible Geschichte entspinnt und zweitens die kommenden Actionszenen um einiges kreativer werden.

Doch alle Hoffnung ist vergebens! Die Handlung ist wie gesagt so absurd und voller riesiger Logiklöcher, dass sie nicht der Rede wert ist und die Actionsequenzen wirken beliebig und stümperhaft aneinandergeschnitten. Da ist auf Seiten der Filmemacher wirklich gar kein Wille erkennbar, auch nur einen Hauch von Originalität einzubringen, um dem Publikum etwas zu bieten, dass es so noch nicht gesehen hat. Anscheinend geht man davon aus, dass es genügt, den Fans der Reihe Bruce Willis hinter dem Steuer eines Trucks oder mit dem Maschinengewehr in der Hand zu zeigen, wie er reihenweise Gegner umnietet oder irgendetwas explodieren lässt. Eigentlich könnte man sich die Filmszenen auch in zufälliger Reihenfolge ansehen, das würde auch nicht viel weniger Sinn ergeben (das belanglose Geschwafel zwischendrin vergisst man eh sofort wieder).

Der vierte Teil beinhaltete wenigstens noch eine Portion Selbstironie und nahm zudem Bezug auf die in den zwölf Jahren seit Teil drei entstandenen neuen Trends des Actionkinos („Enough of this Kung Fu shit!“). Derartige ironische Anspielungen fehlen hier fast vollkommen und sämtliche Versuche, mit One-Linern ein paar Lacher zu erzeugen, schlagen katastrophal fehl. Das berühmte „Yipiyahe, Schweinebacke!“ leiert Willis ziemlich lustlos herunter. Wenn dieser Satz nicht im Film wäre und die Hauptfigur nicht John McClane hieße, würde man den Streifen übrigens nicht als Fortsetzung der „Stirb Langsam“-Reihe erkennen. Ich habe den Verdacht, dass da jemand ein bereits existierendes Drehbuch für einen Actionfilm genommen und mal schnell den Titel in „Die Hard 5“ sowie die Namen der Hauptfiguren geändert hat…

Als Beispiel für die krampfhaften, stets misslungenen Versuche, witzig zu sein, soll folgender Dialog zwischen McClane und seinem Antagonisten Komarov (Sebastian Koch) dienen: „Gebt mir eure Waffen!“ – „Komm und hol sie dir!“ – „Echt, ja?“ – „Ja, echt!“. Da dreht’s einem doch die Fußnägel hoch! (Ich habe leider die deutsche Fassung gesehen, bezweifle aber, dass das im Original deutlich witziger ist.) Noch „lustiger“ wird es schließlich, als die versammelte Truppe mitten im verseuchten Gebiet von Tschernobyl ankommt und die dort vorhandene Strahlung mal eben schnell mit Hilfe eines weißen Sprays „neutralisiert“. Hä!? (Wenn die doofen Terroristen im Film doch nur wüssten, dass sie mit dem Verkauf eines solchen Anti-Atom-Sprühzeugs viel mehr Kohle machen könnten, als mit dem Handel von Atomwaffen!)

Fazit: Der fünft „Stirb Langsam“ ist den Kauf einer Eintrittskarte absolut nicht wert. Einen gewissen Unterhaltungswert mag der Film höchstens dann entwickeln, wenn man ihn auf DVD mit ein paar anderen Filmfans in geselliger Runde und bei entsprechendem Alkoholkonsum anschaut, um sich darüber lustig zu machen. Ich brauche ihn jedenfalls bestimmt kein zweites Mal sehen, werde aber demnächst eine Bildungslücke schließen und mir endlich die ersten beiden Teile der Reihe anschauen.