Die Terminator-Saga

Am 19.11. erscheint „Terminator: Genisys“ als DVD und Bluray. Freundlicherweise hat man mir ein Rezensionsexemplar der Bluray zur Verfügung gestellt. Bevor ich mir den Film anschauen konnte, musste ich jedoch noch einiges an „Vorarbeit“ leisten: Ich hatte zwar vor vielen Jahren die Teile 2 und 3 der „Terminator“-Reihe gesehen, doch es klaffte noch eine Bildungslücke in Form von Teil 1 in meinem „Terminator“-Grundwissen. Zur Vorbereitung auf „Genisys“ habe ich mir also erstmals  „The Terminator“ und auch „Terminator 2: Judgment Day“ nochmals angeschaut. Weil ich danach gerade so viel Spaß am „Terminator“-Universum hatte, habe ich direkt mit „Terminator 3: Rise of the Machines“ weitergemacht, obwohl das als Grundlage für „Genisys“ nicht wirklich notwendig gewesen wäre, schließlich versucht der neueste Film vor allem an die zu Recht so hoch geschätzten ersten beiden Teile der Franchise anzuschließen. („Terminator: Salvation“ habe ich links liegen gelassen. Den hatte ich ebenfalls vor ein paar Jahren mal gesehen, habe ihn aber in so schlechter Erinnerung, dass ich ihn nicht noch einmal anschauen will.)

Terminator Genisys - Bluray

Terminator 1 & 2

Am ersten „Terminator“ hatte ich eine ganze Menge Spaß, viel mehr als ich erwartet hatte. Zwar ist der Film ganz deutlich ein Produkt der 80er Jahre, doch das macht sich zu keiner Sekunde negativ bemerkbar. Mit Arnold Schwarzenegger als emotionsloser Killermaschine hat James Cameron seine Titelfigur perfekt besetzt. Wohl niemand anderes hätte den Terminator so überzeugend spielen können wie Schwarzenegger. Auch Linda Hamilton als Sarah Connor und Michael Biehn als Kyle Reese sind vollkommen glaubwürdig, so dass der Film trotz aller Action letztlich von seinen überzeugenden Charakteren lebt.
„Terminator 2“ erzählt im Grunde noch einmal die gleiche Geschichte wie der erste Film, allerdings mit deutlich nach oben geschraubtem Action-Faktor und für damalige Verhältnisse wirklich revolutionären visuellen Effekten. Heutige Kinogänger mögen etwa für die Morphingeffekte des T-1000 nur ein müdes Schulterzucken übrig haben, doch damals hatte man so etwas schlicht noch nie zuvor in einem Film gesehen (im selben Jahr verwendete Michael Jackson einen ähnlichen Effekt in seinem Kurzfilm zu „Black or White“).

The Terminator!

Szene aus „Terminator: Genisys“

1991 wusste man bei einem Kinobesuch im Vorfeld wahrscheinlich viel weniger über die Handlung eines Films, als dies meist heute der Fall ist. Ich weiß nicht, wie viel die Trailer zu „Terminator 2“ von der Handlung verraten haben, aber für diejenigen Zuschauer, die Teil 1 kannten, aber noch nichts über Teil 2 wussten, muss der Film ein paar ziemlich heftige Überraschungen bereit gehalten haben. Er beginnt genau wie der erste Film damit, dass ein Terminator (Schwarzenegger) und eine weitere Person (Robert Patrick) in der Zeit zurück geschickt werden. Bis zur ersten Begegnung der beiden mit dem 13-jährigen John Connor (Edward Furlong) geht man als ungespoilerter Zuschauer davon aus, dass Arnie erneut der Böse ist, der den Helden des Films an den Kragen will, während Patricks Figur als guter Beschützer unterwegs ist. Als sich dann herausstellt, dass der Terminator dieses Mal kein „böser“ ist und Patrick keinen Menschen, sondern den tödlichen T-1000 spielt, stellt das sämtliche Erwartungen der Zuschauer auf den Kopf.
„Terminator 2“ wäre allerdings nicht eines der Vorzeigebeispiele für Sequels, die den Originalfilm noch übertreffen, wenn er „nur“ fantastische Action und ein paar überraschende Storywendungen zu bieten hätte. Neben erneut vollkommen überzeugenden Schauspielleistungen aller Darsteller ist der Film auch wahnsinnig gut geschrieben. Die Charaktere und ihre Beziehungen werden sinnvoll ausgearbeitet und keine einzige Szene des Films ist überflüssig. Ein gutes Beispiel ist die Szene, in der John zu Beginn mit einem Kumpel einen Geldautomaten hackt. Sie dient nicht nur der Charakterisierung der Figur, sondern auch als Vorbereitung für die Szene gegen Ende des Films, als John die zu Beginn demonstrierten Fähigkeiten einsetzt, um den Code einer Tür zu knacken. Und wenn ich schon beim Drehbuch und der hervorragenden Figurenzeichnung des Films bin – wer hätte denn bitteschön nach Teil 1 ernsthaft gedacht, dass die Fortsetzung es schaffen würde, einem mit dem Tod des Terminators Tränen in die Augen zu treiben? Die sich über den Film entwickelnde Vater-Sohn-Beziehung zwischen dem Terminator und John Connor ist einer der Hauptgründe, warum man mit diesen Figuren mitfühlt. (Interessant ist übrigens, dass James Cameron in „Aliens“ ganz ähnlich verfahren ist. Auch dort wird die in Teil 1 etablierte Hauptfigur ausgebaut, indem ihr quasi ein Kind zur Seite gestellt wird. In beiden Filmen verfolgen wir gewissermaßen die Geschichte einer Patchworkfamilie, bestehend aus dem Terminator, John und Sarah Connor bzw. aus Ripley, Newt und Hicks.)

Terminator 3

„Terminator 3“ erzählt schon wieder dieselbe Geschichte, fügt der Franchise aber im Gegensatz zum zweiten Teil nichts wirklich Neues oder in irgendeiner Weise Bahnbrechendes hinzu. Wieder wird ein Terminator in die Vergangenheit geschickt und wieder muss er gegen ein ihm überlegenes Modell kämpfen, um John Connor zu beschützen. John wird nun von Nick Stahl gespielt, dessen schauspielerische Fähigkeiten offenbar begrenzt sind. Man muss fairerweise aber hinzufügen, dass die Schauspieler hier mit einem Drehbuch arbeiten müssen, dass dem des Vorgängers weit unterlegen ist. Nach der durchaus beeindruckenden und spaßigen Autoverfolgungsjagd, bei der eine halbe Stadt in Schutt und Asche gelegt wird, geht dem Film die Puste aus, als es vorrübergehend etwas ruhiger wird und es eigentlich an der Zeit wäre, die Beziehungen zwischen den Figuren zu entwickeln. Doch das geschieht leider kaum. Mehrere Möglichkeiten bleiben dabei ungenutzt, unter anderem wird das Potential der in Teil 2 etablierten Vater-Sohn-Beziehung zwischen John und dem Terminator verschenkt.

The Terminator again!

Szene aus „Terminator: Genisys“

Der von Kristanna Loken gespielte T-X verfügt über die Fähigkeit, andere Maschinen zu kontrollieren und ihnen gewissermaßen seinen Willen aufzuzwingen. Das hätte man geschickt dazu nutzen können, Schwarzeneggers Figur schon früh im Film wieder zum Bösewicht zu machen und so an den Ursprungsfilm anzuknüpfen. Davor scheuten die Macher aber anscheinend zurück und lassen Arnie lediglich für eine Szene am Schluss auf die Helden des Films losgehen. Die Handlung ist wie gesagt der des Vorgängerfilms recht ähnlich, nur dass sie nun eben nicht mehr in den 1990er Jahren spielt, sondern 2004. Die Machtübernahme Skynets wurde in Teil 2 anscheinend nur aufgeschoben und auch John Connor bleibt als zukünftiger Anführer des menschlichen Widerstands bestehen, obwohl er inzwischen mehr als zehn Jahre älter ist und das doch eigentlich längst sein müsste. Auch „Terminator 2“ wies mit seinem Zeitreise-Plot bereits einige Logiklöcher auf, doch aufgrund der revolutionären Action und der überzeugend ausgearbeiteten Charaktere war man bereit, diese zu übersehen. „Terminator 3“ und alle folgenden Filme können jedoch nicht mehr darüber hinweg täuschen, dass jeweils Teile der Handlung eigentlich gar keinen Sinn machen.

Terminator: Genisys

Nachdem künstlerisch gefloppten „Terminator: Salvation“, der auch finanziell hinter den Erwartungen zurückblieb (und bis auf weniger Bilder auch auf den damals vom Terminator zum „Gouvernator“ gewechselten Schwarzenegger verzichten musste), erschien dieses Jahr mit „Terminator: Genisys“ also ein „Terminator“-Film, der auch wirklich wieder den echten Terminator zu bieten hat. „Genisys“ verlässt sich weitgehend darauf, dass seine Zuschauer die ersten beiden Filme gesehen haben. Vor allem Teil 1 sollte man im Gedächtnis haben, denn die erste halbe Stunde von „Genisys“ erzählt den Beginn des ersten Films gewissermaßen noch einmal. Dabei werden zum einen im Jahr 2029 spielende Szenen hinzugefügt, die zeigen, wie es dazu kam, dass der Widerstand Kyle Reese ins Jahr 1984 schickte (einen wirklichen erzählerischen Wert haben diese Szenen freilich nicht, schließlich kennt man die Gründe ja schon); zum anderen stellt der Film mehrere Szenen aus Teil 1 nach, versieht sie aber mit dem Twist, dass die Realität des Jahres 1984 verändert worden ist.

Die nachgestellten Szenen des ersten Films halten den in der „TermWow, it's the Terminator!inator“-Historie bewanderten Zuschauer eine Weile bei Laune und es ist wirklich lustig anzusehen, wie hier noch einmal die Ankunft von Reese und dem Terminator im Jahr 1984 und die unmittelbar darauf folgenden Ereignisse abgespult werden, vor allem als dann schnell klar wird, dass sich die Dinge eben etwas anders zutragen, als man es erwartet. Die Idee, den neuen Film für eine Weile in einem der früheren Filme spielen zu lassen, erinnert an „Back to the Future 2“, allerdings mit dem Unterschied, dass bei „Terminator: Genisys“ bis auf den Terminator alle Figuren von anderen Darstellern gespielt werden. (Nebenbei macht einem dieser Kniff auch deutlich, wie weit „Back to the Future 2“ mit dieser Idee seiner Zeit vorraus war.) Theoretisch hätte man natürlich auch den Terminator neu besetzen können, dann hätte man aber das größte Verkaufsargument dieses Films verloren: Arnie is back! So spaßig diese erste halbe Stunde auch ist, in der der „alte“ (also junge, aus Teil 1 bekannte) Terminator, der „neue“ (also gealterte) Terminator, ein neuer T-1000 (Lee Byung-hun), Kyle Reese (Jay Courtney) und eine bereits kampferfahrene und längst mit Terminatoren und all dem Kram vertraute Sarah Connor (Emilia Clarke) gegen- bzw. miteinander kämpfen – als der Film danach kurz zur Ruhe kommt und eigentlich alles überzeugend erklären müsste, stellt sich schnell heraus, dass die Drehbuchautoren nicht so recht wussten, wie sie ihre Ideen zu einer schlüssigen Geschichte zusammen fügen sollten. So wird beispielsweise nie erklärt, wer denn eigentlich den Terminator, der in dieser neuen Zeitlinie Sarah Connor bereits seit ihrem neunten Lebensjahr beschützt, in der Zeit zurück geschickt hat.

Dass es nach „Terminator 2“ und „Terminator 3“ nun schon zum dritten Mal darum geht, den „Judgment Day“ zu verhindern, der mit jedem neuen Film anscheinend weiter in die Zukunft verlegt wird, wirkt ziemlich lächerlich. Neben ein paar netten Ideen, aus denen man richtig etwas hätte machen können, hat der Film nach seiner ersten halben Stunde leider nicht mehr viel zu bieten. Die Action ist nett, mehr aber auch nicht. J.K. Simmons spielt eine Nebenfigur, die anscheinend schon in Teil 1 dabei war, aus der aber absolut nichts heraus geholt wird. Die neuen Darsteller von Kyle Reese, John Connor und Sarah Connor bleiben allesamt blass. Und so macht Arnold Schwarzenegger hier trotz seines Alters noch die beste Figur, weil der eben ganz einfach das macht, was er in der Reihe schon immer gemacht hat: ohne großen schauspielerischen Anspruch, aber trotzdem vollkommen Not-Linda & the real Arnieüberzeugend die emotionslose Killermaschine geben. Zugegeben ist es nett, dass zumindest versucht wird, erneut eine Art Familienbeziehung zwischen dem Terminator und Sarah Connor zu zeigen. Aber es eben nicht mehr als nett und die emotionale Tiefe des zweiten Films wird zu keinem Zeitpunkt erreicht. Der größte Plottwist des Films wurde bereits im Trailer verraten, was darauf schließen lässt, dass die verantwortliche Marketingabteilung ziemlich verzweifelt gewesen sein muss. John Connor ist dieses Mal selbst ein Terminator; er wurde gewissermaßen mit Roboter-DNS infiziert und arbeitet nun im Jahr 2017 zusammen mit CyberDyne an der Einführung des Genisys-Betriebssystems, das dank seiner Installation auf über einer Milliarde Smartphones, Tablets und Computern den Maschinen die Machtübernahme sichern soll. Alles schön und gut, aber wie gesagt absolut nichts wirklich Neues oder Überraschendes. „Terminator: Genisys“ ist kein schlechter Film, allerdings ein ziemlich uninspirierter, der mit einer unnötig komplizierten Handlung Komplexität vortäuschen will und sich am Ende selber verrennt. Schade.

Copyright Bilder: Paramount Home Entertainment Germany

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