Maleficent

Es ist schon wieder Zeit für eine Kurzkritik gleich nach dem Filmende. Gerade eben habe ich nämlich „Maleficent“ angeschaut, die Disney-Realverfilmung von „Dornröschen“, die ein bisschen auf dem Märchen basiert und ein bisschen auf dem Zeichentrickklassiker. Was für ein grauenhaft schlechter Film! „Maleficent“ ist so schlecht, dass er stellenweise schon wieder lustig ist und bietet kaum überzeugende Qualitäten, außer dass er sich vielleicht für Trinkspiele eignet. (Zum Beispiel könnte man immer ein Stamperl leeren, wenn Angelina Jolies Wangenknochen prominent ins Bild gerückt werden.)

Falls jetzt jemand denkt, dass ich einfach keine Märchenfilme mag oder mit Disney-Magie nichts anfangen kann – das stimmt nicht. Ich bin nicht nur mit Disneytrickfilmen groß geworden (auch wenn „Dornröschen“ etwas vor meiner Zeit war), sondern fand zum Beispiel gerade die Realverfilmung von „Cinderella“ im letzten Jahr äußerst gelungen. (Meine Kritik dazu könnt ihr hier nachlesen.) Aber „Cinderella“ hatte auch das, was bei „Maleficent“ eindeutig fehlt: einen fähigen Regisseur (Kenneth Branagh), der im Umgang mit Schauspielern erfahren ist. Robert Stromberg hat dagegen bei „Maleficent“ zum ersten Mal Regie geführt. Zuvor hat er zwar schon zwei Oscars für die Ausstattung von „Alice im Wunderland“ und „Avatar“ gewonnen und im Effektebereich gearbeitet, aber all das merkt man „Maleficent“ leider an. Der Film sieht technisch perfekt aus (wenn das auch alles meist reichlich künstlich wirkt), aber die Darsteller scheinen alle in ihren jeweils eigenen Filmen zu spielen. Eine führende Hand, die die Schauspieler lenkt, fehlt hier klar.

Einmal stand mir sogar regelrecht der Mund offen: als der König (Sharlto Copley) Maleficent anfleht, seine Tochter zu verschonen, ist davon nämlich überhaupt nichts zu erkennen. Witzigerweise sagt er sogar, dass er sie anfleht; zu spüren ist das aber nicht, sondern es wirkt vielmehr vollkommen gleichgültig, emotionslos und unüberzeugend. So ein schlechtes Schauspiel habe ich schon lange nicht mehr gesehen! Selbst Elle Fanning, an der ich stets die Natürlichkeit bewundert habe, die sie in all ihre anderen Rollen legt, wirkt in „Maleficent“ meistens künstlich oder übertrieben. Und Angelina Jolie scheint wohl irgendetwas davon abgehalten zu haben, die böse Fee auch tatsächlich wie einen klassischen Disney-Bösewicht zu spielen. Wirklich böse oder bedrohlich wirkte sie zu keinem Zeitpunkt und auch die emotionale Tiefe, um die der Film sich so angestrengt bemüht hat, war bei ihr so gut wie nicht vorhanden. Tiefe habe ich höchstens in Jolies Gesicht entdeckt, bei dem die schon erwähnten Wangenknochen hier durch Makeup (und CGI?) besonders hervorgehoben wurden und die in der 3D-Fassung des Films bestimmt besonders bestechen. 😉 

Die Geschichte des Films wirkt ziemlich konstruiert und damit genauso künstlich wie die CGI-Optik. Drehbuchautorin Linda Woolverton (die u.a. auch die beiden „Alice“-Filme geschrieben und an „Der König der Löwen“ mitgewirkt hat) bemüht sich, die bekannte Dornröschen-Geschichte quasi von der anderen Seite zu zeigen und die böse Fee zur Sympathieträgerin zu machen. Das gelingt zumindest ansatzweise, wird aber durch die verloren durch den Film stapfenden Schauspieler und zum Ende hin auch noch durch einen seltsam überhasteten Spannungsbogen zunichte gemacht. Spätestens da wird dann auch klar, dass man sich die Geschichte lieber noch einmal genau durch den Kopf hätte gehen lassen sollen; irgendwie ergibt das zum Schluss nämlich dramaturgisch kaum mehr Sinn und das Ausgangsmaterial wird so sehr verändert, dass man auch gleich eine komplett neue Geschichte um die Maleficent-Figur hätte erfinden können.

Alles in allem bin ich also wirklich schockiert darüber, wie schlecht „Maleficent“ ist. Leider ist der Film zum erfolgreichsten in Angelina Jolies Karriere geworden und es wird natürlich schon an einer Fortsetzung gearbeitet. Mit „Die Schöne und das Biest“ erwartet uns 2017 aber zunächst die Realverfilmung eines anderen Disney-Klassikers. Da dort mit Bill Condon ein erfahrener Regisseur hinter der Kamera steht, der zudem mit zwei „Twilight“-Filmen bereits Fantasy-Erfahrung gesammelt hat, darf man hoffentlich auf ein weit besseres Ergebnis hoffen als bei „Maleficent“.

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