„Outlander“ – SciFi-Trash für zwischendurch

Ich gehöre ja zu den altmodischen Leuten, die Filme tatsächlich noch anschauen, indem sie einen physischen Datenträger in Scheibenform in einen DVD/Blu-ray-Player schieben, anstatt sich Filme und Fernsehserien über den internetfähigen Fernseher, das Tablet oder wenigstens den Laptop zu streamen. Schon seit mehreren Jahren leihe ich mir über eine dieser Online-Videotheken auf dem Postweg DVDs aus. Als ich neulich wieder einmal einen Umschlag mit einer DVD in meinem Briefkasten vorfand, war ich doch sehr überrascht, dass ich nach dem Öffnen desselbigen eine DVD des Scienc-Fiction-Action-Trashfilms „Outlander“ (2008) in den Händen hielt. Ich konnte mich nicht erinnern, den jemals auf die Ausleihliste gesetzt zu haben; allerdings umfasst diese Liste mittlerweile auch fast 850 Filme (die ich wohl niemals alle sehen werde) – da kann ich mich natürlich nicht an jeden Film erinnern, den ich vielleicht vor Jahren nach dem Durchblättern irgendeines in einem Elektronikmarkt mitgenommenen Filmwerbeblättchens begeistert auf die Leihliste gesetzt habe…

Na gut, denke ich mir also, es hilft ja nix. Nun ist die DVD nun mal da und ich muss den Film anschauen, schließlich bezahle ich ja dafür. Ich schiebe die Disc also in den Player und werde erst einmal von Trailern für drei verschiedene, trashig wirkende Filme berieselt, von denen ich nie zuvor gehört habe (bei zweien davon sind mir sogar sämtliche Darsteller unbekannt). Kein gutes Zeichen für den folgenden Film, denke ich mir, über den ich übrigens zu diesem Zeitpunkt ebenfalls noch so gut wie gar nichts weiß. „Outlander“ beginnt damit, dass im Jahr 709 n. Chr. ein Raumschiff über dem heutigen Norwegen abstürzt. Darin befinden sich zwei offenbar menschliche Insassen, von denen nur einer den Absturz überlebt. Den Darsteller kenne ich nicht, aber er sieht ein wenig aus wie Logan Marshall-Green, der in „Prometheus“ Noomi Rapace mit Alien-Genen schwängern durfte. Nachdem sich also dieser Outlander schnell aus seinem Bordcomputer die Sprache und das kulturelle Wissen der die Region bewohnenden Wikinger in sein Gehirn herunter geladen hat, aktiviert er ein Notsignal und beginnt anschließend, die Umgebung zu erforschen. Ziemlich bald wird er von Wikingern gefangen genommen und in ihr Dorf geschleppt, das aus der Luft betrachtet ein wenig wie das Asterix-Dorf aussieht. Bis dahin sind neun Minuten des Films vergangen, aber wirklich viel gesprochen wurde noch nicht. Ich erkenne an mir bereits erste Ermüdungserscheinungen.

Doch in der nächsten Szene wird Hrothgar, der Anführer des Wikingerstammes, vorgestellt (wie ich bald erfahre, ist er sogar ihr König). Und siehe da, er wird von keinem Geringeren gespielt als von John Hurt („Alien“, „Der Elefantenmensch“), der meiner Meinung nach ein großartiger Schauspieler ist, aber in seiner langen Karriere auch an ziemlich viel Filmschrott beteiligt gewesen ist. Hier ist Hurts Gesicht hinter noch längeren und zotteligeren Kopf- und Barthaaren versteckt, als bei seiner undankbaren Rolle im vierten „Indiana Jones“-Film, aber wenigstens wird er hier nicht komplett verschwendet und darf vollständige Sätze sagen. König Hrothgar möchte seine Tochter mit dem Sohn des ehemaligen Königs verheiraten, um die Zukunft des Stammes zu sichern, der sich im Krieg mit feindlichen Wikingerstämmen befindet. (Habe ich das wirklich richtig verstanden? Wieso ist der Sohn des toten Königs denn nicht König geworden? Naja, auf Naboo werden Königinnen ja auch vom Volk gewählt…)

Die wahre Bedrohnung sind hier aber nicht die anderen Stämme oder der Outlander (er stellt sich nun übrigens als Kainan vor), dem die Wikinger am Anfang natürlich extrem misstrauisch gegenüberstehen. Nein, irgendetwas anderes ist dort draußen in den Wäldern um das Dorf, ein Monster, das sich in einem ersten Angriff gleich ein paar tapfere Wikinger schnappt, bis auf ein paar Tentakel aber selbst noch im Verborgenen bleibt. Dabei gibt es ein ziemliches Gemetzel und die Wikinger dürfen Sätze brüllen wie „Give me my blade, woman!!“. Man ahnt es natürlich, dass das Monster, das man zum Schluss dann als schwarzen Schatten vor dem Nachthimmel „sieht“, von Kainan auf die Erde gebracht worden ist. Letztlich verfährt „Outlander“ also nach der bewährten „Alien“-Formel: Ein unbekanntes, extrem gefährliches Wesen bedroht eine Gruppe von Menschen, die einen Weg finden muss, sich zur Wehr zu setzen und die Bedrohung zu beseitigen. Und John Hurt spielt auch mit (mal schauen, wie lange noch…). Nun sind 30 Minuten des Films vergangen und ich bin immerhin noch wach.

Der nächste Schritt ist damit vorgegeben: Die Dorfbewohner starten einen ersten Jagdversuch, natürlich noch ohne Kainans Ratschläge heranzuziehen, denn der Outlander mit den raspelkurzen Haaren und der seltsamen Kleidung kommt ihnen immer noch verdächtig vor. Als die Gruppe durch den Wald reitet, lernt man einen der Wikinger als Boromir kennen (mal schauen, wie lange DER überlebt, hehe). Kurz darauf machen sie genau den Fehler, der in solchen Filmen an dieser Stelle häufig gemacht wird: Sie teilen sich in mehrere kleine Gruppen auf – da wird das Monster leichtes Spiel mit ihnen haben. Bei dem Monster handelt es sich Kainan zufolge übrigens um ein „Moorwen“. Das ganz große Gemetzel bleibt dann aber doch vorerst aus, denn die Wikinger treffen auf einen riesiegen Bären, der von Kainan erlegt wird. Dieser erwirbt sich mit dieser Tat das Vertrauen und die Achtung des Königs. Weil die Wikinger nun glauben, das Ungeheuer erledigt zu haben, veranstalten sie ein großes Festgelage, das mich ein wenig an Robert Zemeckis‘ „Beowulf“-Film erinnert (überhaupt handelt es sich hier anscheinend um eine Abwandlung der Beowulf-Sage). Ach ja, und selbstverständlich funkt es auch noch gewaltig zwischen Kainan und der Königstochter (die ja einem anderen Wikinger versprochen ist).

Wer weitgehend spoilerfrei bleiben möchte, weil er sich den Film tatsächlich noch selbst ansehen möchte, der sollte nun besser nicht weiter lesen, denn nun ist die Handlung des Films schon weit fortgeschritten (wie die Geschichte genau ausgeht, werde ich aber nicht verraten). Das Gelage wird jäh unterbrochen, als ein feindlicher Wikingerstamm das Dorf angreift. Zu diesem Zeitpunkt bin ich von dem Film ziemlich gelangweilt und überlege, ob ich den Fernseher ausmachen soll; hier wird bestimmt nichts mehr besser. Ich bleibe aber doch dran, da spritzt gerade so schön viel Blut. 😉  Trotz all des Wikinger-Gegröles im Kampf und im Gelage habe ich übrigens den ganzen Film über noch keinen glaubwürdigen Ausdruck echter menschlicher Emotionen entdeckt, der der platten Geschichte und den Figuren etwas mehr Tiefe hätte geben können. Noch während des Kampfes denke ich mir, dass die beiden Stämme sich zum Ende des Films hin bestimmt im Kampf gegen das Monster zusammen schließen werden; kaum habe ich das gedacht, da passiert es auch schon – viel schneller als gedacht: das Monster taucht auf und stellt nun also den gemeinsamen Feind dar, der zumindest vorübergehend ein Grund für die beiden Stämme ist, Seite an Seite zu kämpfen. Der Anführer des anderen Wikingerstammes wird übrigens von jemandem gespielt, der mich ein wenig an Ron Perlman („Hellboy“) erinnert. Weil sein Gesicht aber hinter einem Bart verborgen ist und der Kampf im Dunkeln stattfindet, erfahre ich erst später aus dem Abspann, dass es sich tatsächlich um Ron Perlman handelt.

Der letzte Akt des Films spielt sich dann auch relativ überraschungsfrei ab: Unter Anleitung Kainans wird dem Moorwen eine Falle gestellt. Immerhin erfährt man noch ein wenig mehr über die Hintergrundgeschichte Kainans und der Moorwens und wie es dazu kam, dass der Outlander das Moorwen zu den Wikingern gebracht hat. Da kommt dann ein wenig Tragik sowie ein Hauch von „Avatar“-artiger Zivilisationskritik in die Geschichte (und man fühlt sogar ein wenig mit dem Monster!). Allerdings gibt es auch noch mehr Special Effects zu sehen, die so aussehen, als stammten sie aus einem X-Box-Spiel. Natürlich ist das Moorwen dann gar nicht so leicht zu besiegen, wie man sich das gedacht hatte und es gibt erneut ein großes Gemetzel mit toten Haupt- und Nebenfiguren, ein paar abgeschlagenen Köpfen und einem Priester, der über dem eben noch von ihm hoch gehaltenen Kreuz in einer großen Blutfontäne explodieren darf. Dann vollführt das Moorwen auch noch eine ganz und gar erwartbare, vollkommen in die Mythologie der Geschichte passende Handlung, die Kainan und diesen anderen Wikinger, dem die Königstochter versprochen ist und der irgendwie so ähnlich heißt wie Frolic, keine andere Wahl lassen, als in die Höhle des Löwen vorzudringen…

Am Ende war der Film dann zwar weniger schlimm, als ich befürchtet hatte, aber trotzdem hätte ich die 110 Minuten in eine sinnvollere Tätigkeit investieren oder einen unterhaltsameren Film anschauen können. Immerhin hab ich aus dem Abspann noch gelernt, dass es sich bei dem Hauptdarsteller um Jim Caviezel handelt, den ich bisher glaube ich nur aus Mel Gibsons Jesus-Film kannte. Vom Regisseur des Films, Howard McCain, habe ich nie zuvor gehört, aber mit „Outlander“ hat er zumindest einen passablen Kino-Einstand gegeben, der sicherlich sein Publikum unter den Fantasy-/Action-/SciFi-Fans gefunden haben wird. Ich für meinen Teil hoffe allerdings, dass der nächste Film in meinem Briefkasten wieder einer sein wird, den ich wirklich sehen will oder der meinen Horizont und mein Filmwissen um mehr erweitert als nur um ein paar Bilder von ausdrucksarmen Gesichtern, schlecht animierten Monstern und abgeschlagegen Gliedmaßen.

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