Meine kommentierte Liste mit den mir bekannten B5-Podcasts habe ich aufgrund ihrer Länge in einen eigenen Blogpost ausgelagert, deswegen komme ich ohne weitere Einleitung gleich zur heutigen Episode:
Episode 1.05 “The Parliament of Dreams” (“Angriff auf G’Kar”)
Drehbuch: J. Michael Straczynski, Regie: Jim Johnston Erstausstrahlung: 23.02.1994 (USA), 03.09.1995 (Deutschland)
„The Parliament of Dreams“ ist eine von vielen B5-Episoden, in denen der erklärte Atheist J. Michael Straczynski (JMS) sich dem Thema Religion widmet. Im Teaser der Episode erfahren wir über die Exposition, die er Garibaldi in den Mund gelegt hat, dass auf Babylon 5 ein einwöchiges Festival stattfindet, in dessem Rahmen jede auf der Station vertretene Spezies ihre dominante Glaubensrichtung demonstrieren soll. Dies soll dem interplanetaren Frieden und der besseren Verständigung der verschiedenen Völker dienen, steht also ganz im Zeichen der Aufgabe von Babylon 5. Von den Veranstaltungen, die die zahlreichen fremden Völker anbieten, bekommen wir in der Episode zwei zu sehen: Eine ausschweifende Feier des Lebens bei den Centauri und eine bedächtige Wiedergeburtszeremonie der Minbari. Beide könnten unterschiedlicher nicht sein. Nicht nur die besonnene Delenn hat auf der ausgelassenen Centauri-Zeremonie Mühe, sich ganz dem Genuss hinzugeben, wie Londo es dort von seinen Gästen verlangt. Interessant an dieser Feier des Lebens ist vor allem, dass sie ihren Ursprung in der Ausrottung einer ganzen Spezies hat. Die Xon haben sich einst parallel zu den Centauri auf deren Heimatwelt entwickelt, wurden jedoch von den Centauri komplett vernichtet, was diese seitdem zum Anlass für eine alljährliche Feier des (Über-)Lebens nehmen. Der Ablauf der Zeremonie erinnert dabei ebenso an antike römische Gelage wie das große Pantheon der Centauri-Götter, von denen Londo einige vorstellt (man beachte die tentakelartigen „Attribute“ von Li, der Göttin der Leidenschaft). In Bezug auf die früheren, harten Zeiten, in denen die Centauri und die Xon um die Vorherrschaft auf dem Planeten kämpfen, sagt er: „In a world, where every day is a struggle for survival, you need all the gods you can get.“ Peter Jurasik ist großartig in dieser Szene! Ganz anders geht es auf der Zeremonie der Minbari zu. Hier wird nicht gegessen, getrunken und ausgelassen gefeiert, sondern in bedächtiger Konzentration ein Ritual vollführt, welches die Wiedergeburt symbolisiert. Lediglich eine kleine, rote Frucht nehmen die Teilnehmer dabei zu sich und Delenn blickt Sinclair dabei auffällig tief und intensiv in die Augen. „Taste of it.“, fordert sie ihn und die anderen Anwesenden auf, während sie ihren Blick nicht von ihm lässt und sich selbst eine der Früchte in den Mund schiebt. Sie schließt mit den Worten „And so it begins“, die wir im weiteren Verlauf der Serienhandlung noch öfter hören werden. Als Sinclair am Ende der Folge darauf hingewiesen wird, dass die Wiedergeburtszeremonie auch als Hochzeit gedeutet werden kann, öffnet dies Spielraum für ganz neue Interpretationen. Wurden Delenn und Sinclair im Verlauf dieser Zeremonie miteinander verheiratet, ohne dass Sinclair es wusste? Nachdem wir diesen beiden fremden Zeremonien beiwohnen durften, werden wir am Ende der Episode Zeuge der Glaubensdemonstration, die Sinclair sich repräsentativ für die Erde überlegt hat. Doch was ist die dominante Glaubensrichtung der Erde? Statt sich hier auf eine einzige Religion zu stützen, wählt er (und damit JMS) einen ganz anderen Ansatz: Er stellt die Vielfalt der auf der Erde vorhandenen Glaubenssysteme dar und zeigt damit, dass es dort keinen Glauben gibt, der wichtiger oder besser ist als alle anderen, sondern dass gerade diese Vielfalt und unsere Toleranz gegenüber Andersgläubigen die Stärken der Menschheit sind. Ein kleinen Schocker konnte sich JMS dann allerdings doch nicht verkneifen und platzierte den Atheisten an erster Stelle in der Reihe. Erst nachdem Sinclair ihn vorgestellt hat, zoomt die Kamera heraus und wir sehen die lange Schlange mit Angehörigen verschiedener Religionen.
Die eigentliche Haupthandlung der Episode dreht sich um einen Attentatsversuch auf G’Kar, der zu Beginn eine Drohung seines alten Feindes Du’Rog erhält. Er habe einen Attentäter auf ihn angesetzt, teilt dieser G’Kar mit. Innerhalb von 48 Stunden werde G’Kar tot sein, ohne vorher zu erfahren, wer es ist, der ihn umbringen soll. Als kurz darauf G’Kars neue Assistentin Na’Toth (Julie Caitlin Brown) eintrifft, ist G’Kar verständlicherweise misstrauisch. Schließlich war seine vorherige Assistentin Ko’Dath („Born To The Purple“) überraschend durch einen „Luftschleusenunfall“ ums Leben gekommen (mehr dazu bei den „Hinter den Kulissen“-Fakten).
Zwar soll bei den Zuschauern wohl der Eindruck erweckt werden, Na’Toth sei tatsächlich die Attentäterin, doch der Handlungsstrang verläuft leider ziemlich vorhersehbar und wirklich misstrauisch gegenüber Na’Toth wird man zu keinem Zeitpunkt. Es ist aber auf jeden Fall schön, G’Kar als Hauptcharakter einer Episode zu sehen und so mehr über ihn zu erfahren – zum Beispiel, dass er auf menschliche Frauen steht oder gerne kocht und singt.
In einem dritten Handlungsstrang lernen wir Catherine Sakai (Julia Nickson) kennen, eine Exfreundin Sinclairs. Die beiden laufen sich alle paar Jahre wieder über den Weg, nur um ihre Liebesbeziehung jedes Mal wieder zu reaktivieren und es dann zu bereuen. Sinclair erfährt von seinem Freund Michael Garibaldi, dass sich Catherine auf Babylon 5 befindet und möchte ihr zunächst aus dem Weg gehen, sucht sie dann aber doch auf. Catherine, die mit ihrem Raumschiff unbekannte Planeten nach Rohstoffen absucht, ist geschäftlich auf der Station und wusste vor ihrem Eintreffen gar nicht, dass Sinclair deren Commander ist. Im Gespräch fragt sie ihn nach Carolyn (Sinclairs Freundin im Pilotfilm) und Sinclair erzählt, er sei seit etwa einem Jahr nicht mehr mit ihr zusammen (das widerspricht allerdings den zeitlichen Angaben, die ich im Post zur letzten Episode gemacht habe – aber nehmen wir es mal nicht so genau).
Sinclair lädt Catherine zum Essen ein, was zu einer Szene mit teilweise sehr kitschigen, sich teilweise aber auch sehr echt anfühlenden Dialogen führt. Catherine und Sinclair sind sich der Tatsache bewusst, dass sie nicht dauerhaft zusammen passen und dass sie wohl auch dieses Mal nach ein paar Tagen wieder getrennte Wege gehen werden. Doch später ändert Catherine ihre Meinung: „Don’t send me away. Don’t make me feel like a fool.“, bittet sie Sinclair. Sie hat erkannt, dass sie einfach nicht länger allein bleiben will, sondern Sinclair gerne an ihrer Seite haben würde. So abgestanden und klischeehaft die Dialoge in diesen Szenen auf dem Papier auch wirken mögen, finde ich jedoch, dass Julia Nickson wirklich etwas aus ihnen macht und echte, glaubhafte Gefühle vermittelt. Ich mag ihr Schauspiel jedenfalls. (Wobei die Zeile „Don’t touch me unless you mean it“ dann vielleicht doch etwas zu weit geht…) Am Ende der Episode muss Catherine schließlich weiterreisen. Doch sie verspricht, zurück zu kommen; sie und Sinclair haben beschlossen, doch noch einmal zu versuchen, eine richtige Beziehung zu führen, auch wenn sie dieses Mal natürlich immer noch nicht wissen, ob es funktionieren wird.
Nicht unerwähnt lassen will ich, dass nach Londo und G’Kar in dieser Episode auch Delenn einen eigenen Assistenten zur Seite gestellt bekommt. Lennier (Bill Mumy, der bereits als Kind eine Hauptrolle in der Science Fiction Serie „Lost In Space“ hatte) hat eine lange religiöse Ausbildung auf Minbar hinter sich und muss nun für seine neue Aufgabe erstmals für längere Zeit seine Heimat verlassen. Voller Ehrfurcht steht er Delenn gegenüber und traut sich nicht einmal, den Blick zu heben und ihr in die Augen zu schauen. Da die Assistenten der Botschafter nur zur zweiten Reihe an Charakteren gehören und in der ersten Staffel noch nicht besonders oft vorkommen, dauert es etwas länger, bis man mit ihnen vertraut ist. Doch Lennier und ganz besonders Vir werden im Verlauf der Serie als Figuren noch weiter ausgebaut werden.
„The Parliament of Dreams“ ist eine der besseren Episoden der ersten Staffel. Wie erwähnt finde ich die Handlung um das Attentat auf G’Kar zwar nicht besonders spannend, dafür wird die Charakterentwicklung mehrerer Figuren (G’Kar, Sinclair) hier aber vorangetrieben, es werden neue (Neben-)Figuren eingeführt (Lennier, Na’Toth, Catherine Sakai), wir erfahren mehr über die Kulturen und Religionen der Centauri, Narn und Minbari und ich finde, dass die oben beschriebene Botschaft/Moral der Episode eine wirklich wichtige und optimistische ist.
Highlight der Episode: Londo während der Centauri-Zeremonie. Nur Londo-Darsteller Peter Jurasik, Regisseur Jim Johnston und der Kameramann wussten vor dem Dreh der Szene darüber bescheid, dass Jurasik auf den Tisch steigen und auf diesem vor den anderen Darstellern entlang kriechen würde. Dementsprechend sind die Reaktionen von Mira Furlan und den anderen Schauspielern wohl auch nur teilweise gespielt. (Mehr unter „Zitate“)
Londo/G’Kar-Moment: Eine gemeinsame Szene, in der die beiden zusammen großartig sind, gibt es in dieser Episode zwar nicht, dafür aber das schon erwähnte Londo-Highlight und die Szene am Beginn der Episode, in der wir G’Kar kochend und singend in seinem Quartier sehen („So many fishes, left in the sea / So many fishes, but no one for me“). Das Lied wurde extra von Serien-Komponist Christopher Franke auf JMS‘ Wunsch für diese Szene geschrieben.
Folgende (weitere) wichtige Informationen, die für den weiteren Verlauf der Serie wichtig sind, erhalten wir in dieser Episode: Die meisten Punkte habe ich schon erwähnt: Es werden neue Figuren eingefüht, wir hören erstmals den Satz „And so it begins“ und erfahren mehr über die verschiedenen Völker. Weiterhin ist die Tatsache interessant, dass Delenn anscheinend ihre Mitgliedschaft im „Grauen Rat“ geheimhalten will. Sie verbietet Lennier, sie mit ihrem Titel „Satai“ anzusprechen oder auch nur in Anwesenheit anderer Personen zu erwähnen, dass sie Mitglied des Rates ist, der das oberste Regierungsorgan der Minbari darstellt. Bereits in„Soul Hunter“hat der Seelenjäger Delenn als Satai erkannt und sich gefragt, warum ein so hochrangiges Mitglied der Minbari-Gesellschaft sich dazu herablässt, auf Babylon 5 die Botschafterin zu spielen… Der folgende Absatz ist voller Spoiler und sollte nur von Personen gelesen werden, die „Babylon 5“ schon in seiner Gänze gesehen haben:Die Wiedergeburtszeremonie, die Delenn durchführt, hat zwar keine direkten Auswirkungen auf die weitere Handlung. Man kann sie aber als in Verbindung mit Delenns späterer Transformation stehend sehen. Vielleicht dient sie als Vorbereitung auf ihre Verwandlung. Auch die Tatsache, dass Delenn sich im Verlauf der Zeremonie quasi mit Sinclair verheiratet, ist interessant. Hätte JMS nämlich seinen ursprünglichen Plan umsetzen können, dann wären wir Sheridan nie begegnet, sondern Sinclair wäre die ganzen fünf Jahre über die Hauptfigur geblieben und hätte dementsprechend Delenn später wirklich geheiratet. Insofern handelt es sich bei der leicht erotisch aufgeladenen Szene, in der Delenn sich die rote Frucht in den Mund steckt, während sie Sinclair intensiv in die Augen blickt, um eine Andeutung dessen, was später hätte kommen sollen, aber dann aufgrund des Herausschreibens von Sinclair aus der Handlung doch nicht umgesetzt werden konnte.
Sonstige Fragen:
Wie ist es Sinclair eigentlich gelungen, all die Vertreter unterschiedlicher Erdreligionen so schnell aufzutreiben?
Weitere interessante Punkte:
Garibaldi findet eine Unterhose in G’Kars Quartier und fragt G’Kar, ob sie ihm gehöre… 😀
G’Kar erwähnt, dass die Botschafterquartiere auf Babylon 5 als fremdes Territorium betrachtet werden (so steht es in den Verträgen, die die Station mit den Botschaftern bzw. deren Regierungen geschlossen hat) und dass er deswegen unter diplomatischer Immunität steht.
Sinclair hat eine Vorliebe für die Werke des britischen DichtersAlfred Tennyson.
Mein Lieblingsdetail in dieser Folge: Nachdem die Teilnehmer der Minbari-Zeremonie alle ihre roten Früchte erhalten haben, ist in einer Einstellung im Hintergrund zu sehen, wie G’Kar seine Frucht mit der von Ivanova neben ihm vertauscht! Er hat anscheinend Angst, der Attentäter könne ihn vergiften wollen, doch dass stattdessen Ivanova sterben könnte, scheint ihn nicht zu kümmern.
Interessante “Hinter den Kulissen”-Fakten:
Nachdem Mary Woronov, die in „Born To The Purple“ als G’Kars Assistentin Ko’Dath eingeführt wurde, bereits nach einer Folge wieder aus der Serie ausstieg, weil sie mit der Maske und den Kontaktlinsen nicht zurecht kam, stellte JMS G’Kar mit Na’Toth eine neue Assistentin zur Seite und ließ Ko’Dath sterben. Hoffentlich wird Na’Toth uns etwas länger erhalten bleiben… Während übrigens auf den DVDs Na’Toth bereits seit der ersten Folge in den Credits aufgeführt ist, scheint dies bei der Erstausstrahlung der Serie noch nicht so gewesen zu sein. Damals muss in den ersten Episoden noch Ko’Dath aufgeführt gewesen zu sein und wurde wohl erst in dieser Folge durch Na’Toth ersetzt.
In der Szene, in der G’Kar die schwarze Rose neben sich im Bett findet, sehen wir das eigens an Andreas Katsulas angepasse Narn-Brustteil, das für die (seltenen) Szenen angefertigt wurde, in denen seine Figur mit offenem Hemd zu sehen sein würde.
Über die Wahl des ungewöhnlichen Episdoentitels „The Parliament of Dreams“ schreibt JMS: „A parliament is a gathering of officials, of representatives, which matches the story in terms of representatives of different places, and beliefs. The dreams are the belief systems.“ (zitiert aus„Asked & Answered Part 4“, S. 1518)
Zitate: Tu’Pari: „Are you ambassador G’Kar?“
G’Kar: „This is ambassador G’Kar’s quarters, this is ambassador G’Kar’s table, this is ambassador G’Kar’s dinner. Which part of this progression escapes you?“
Londo: „Do you know what the last of the Xon said, just before he died? ‚AAAHHHHH!!'“
Garibaldi zu G’Kar, nachdem er in dessen Quartier eine Uterhose gefunden hat: „Just let me say, from the bottom of my heart, hot pink is definetely your colour.“
Delenn während der Minbari-Wiedergeburtszeremonie: „From birth, through death and renewal. You must put aside old things, old fears, old lives. This is your death. The death of flesh, the death of pain. The death of yesterday.“
Londo während der Centauri-Zeremonie auf dem Tisch zu Delenn: „Have I ever told you that you are very cute for a Minbari? [zu Garibaldi] Oh, and you are cute, too, in an annoying sort of way. Everybody’s cute. Everybody’s cute. Even me. But in purple, I’m stunning.“ Er bricht auf dem Tisch zusammen, daraufhin Vir: „Ah, he has become one with his inner self!“ Garibaldi: „He’s passed out.“ Vir: „That too.“
Die nächste Folge in meinem „Babylon 5“ Rewatch:
1.06 „Mind War“
Hier ist er also, mein zweiter Blogpost zu „Babylon 5“. Ich habe für die Serie extra eine Unterkategorie (unter „TV-Serien“) im Blog eingerichtet, da ich ja vorhabe, mich längerfristig hier mit ihr zu beschäftigen. Nachdem ichbeim letzten Maleiniges über die Hintergründe und die Entstehung der Serie geschrieben habe, soll es dieses Mal um den Pilotfilm gehen.
Zunächst aber noch ein paar Worte zu den aktuellen Entwicklungen aus dem B5-Fandom: Die„Free Babylon 5“-Kampagne, die ich im letzten Post erwähnt hatte, hat ihren ersten großen Erfolg errungen und „Babylon 5“ wieder ins Fernsehen gebracht! Der britsche Sender WATCH strahlt die Serie seit dem 4. Novemeber wieder aus. In einem auf der Homepage des Senders veröffentlichtem Statement wird „Free Babylon 5“ sogar erwähnt, es gibt also keine Zweifel daran, dass es tatsächlich das Verdienst all der leidenschaftlichen B5-Fans ist, die sich im Internet für die Serie stark gemacht haben, dass „Babylon 5“ nun ins Fernsehen zurück gekehrt ist (einen weiteren kurzen Artikel dazu gibt es hier). Auch einen sehr schönen (und komplett spoilerfreien) Trailer hat der Sender aus diesem Anlass erstellt:
Leider nicht gelungen ist das Vorhaben, „Babylon 5“ bei den diesjährigen People’s Choice Awards in der Kategorie „Favorite TV Series We Miss The Most“ auf die Nominierungsliste zu setzen. Die Chance war allerdings auch nicht besonders groß, schließlich standen einige zum Teil eigentlich noch aktuelle Serien, deren Finale erst vor kurzem gesendet worden ist (z.B. „Dexter“) zur Auswahl und wer für „Babylon 5“ stimmen wollte, musste den Namen der Serie extra im „Sonstige“-Feld eintragen. Trotzdem habe ich teilweise mehrmals täglich fleißig mit abgestimmt.
Beim letzten Mal habe ich auf das „Babble On Project“ hingewiesen, einen hervorragenden englischen B5-Podcast. Im Gegenzug haben Gillian und Matt vom Babble On Project in ihrer letzten Episode mein Blog empfohlen (weil die beiden kein deutsch sprechen, mussten die Armen eine vom Google Translator übersetzte Fassung meines Blogposts lesen). Dieses Mal möchte ich die „Katie watches Babylon 5“-Videos vorstellen. Katie, offensichtlich Science-Fiction- und Fantasy-Fan, gibt darin ihre Eindrücke von „Babylon 5“ wieder, und zwar jeweils unmittelbar nachdem sie die jeweilige Folge zum ersten Mal gesehen hat (sie lässt allerdings den Pilotfilm aus und beginnt mit der ersten regulären Serienfolge). Als langjährigen Fan freut es mich immer wieder, wenn ich die Gelegenheit bekomme, die Serie durch die Augen von Neulingen in einem ganz anderen Licht zu sehen und mit zu erleben, wie jemand „Babylon 5“ nach und nach entdeckt. Ich selbst bin auf Katies Videos vor einigen Monaten aufmerksam geworden, inzwischen hat aber sogar B5-Schöpfer J. Michael Straczynski (JMS) auf Twitter und Facebook kundgetan, dass er sich die Videos alle angesehen hat! Insofern ist das natürlich kein „Geheimtipp“ mehr, sehenswert sind die Videos aber allemal. Natürlich sollte man nur die Videos zu den B5-Episoden anschauen, die man selbst schon kennt.
Nun also zum Pilotfilm von „Babylon 5“, der den Namen „The Gathering“ (im Deutschen korrekt mit „Die Zusammenkunft“ übersetzt) trägt. Der 90minütige Film wurde 1993 im amerikanischen und 1995 im deutschen Fernsehen erstmals ausgestrahlt. Während es in Deutschland bereits wenige Tage später auf Pro Sieben mit der ersten Staffel der Serie weiterging, mussten die Amerikaner damals fast ein ganzes Jahr lang warten, bis die Serie nach dem Pilotfilm auch tatsächlich in Serie ging, denn leider dauerte es eine Weile, bis JMS und sein Team grünes Licht für die Produktion der ersten Staffel erhielten. JMS hat später erklärt, er hätte das Drehbuch des Pilotfilm ganz anders geschrieben, wenn er gewusst hätte, dass die erste reguläre Episode erst ein knappes Jahr nach der Ausstrahlung des Pilotfilms gezeigt werden würde. Unter der Annahme, dass auf den Pilotfilm schnell die Serie folgen würde, stopfte er das Drehbuch des Films nämlich mit haufenweise Hintergrundinfos voll, was auf Kosten der Charakterisierung seiner Figuren ging. Das wäre nicht schlimm gewesen, wenn es gleich eine Woche nach dem Pilotfilm mit der Ausstrahlung der Serie weitergegangen wäre. In den weiteren Episoden hätte man dann mit der feineren Figurenzeichnung beginnen können.
Das Resultat ist nun aber ein sehr expositionslastiger Pilotfilm, in dem die Charakterzeichnung hier und da etwas zu kurz kommt und der nicht – wie etwa die Pilotfilme zu „Star Trek: The Next Generation“ oder „Deep Space Nine“ – den Vorteil hat, auf ein bereits etabliertes und den meisten Zuschauern schon bekanntes Universum aufbauen zu können. Zu Beginn der „Babylon 5“-Saga muss alles erklärt werden – der Name „Babylon 5“, die Funktion der Station, die Beziehungen der verschiedenen Völker sowie der Personen auf der Station, ein Großteil der Technik, und und und. Im Unterschied zu den Pilotepisoden vieler anderer Serien ist „The Gathering“ aber ein wichtiger Teil der Serie. Der Film unterscheidet sich zwar optisch ein wenig vom Rest der Serie (das Makeup einiger Aliens sieht hier z.B. noch anders aus) und auch einige der Figuren wurden für die Serie ausgetauscht, doch der große Erzählbogen, den JMS mit „Babylon 5“ aufspannt, nimmt hier bereits seinen Anfang. „The Gathering“ legt tatsächlich den Grundstein für viele Storyelemente, die im Lauf der ersten Staffel, zum Teil aber auch erst viel später relevant werden. Dazu gehören zum Beispiel die fehlenden 24 Stunden in Sinclairs Gedächtnis oder die Tatsache, dass Babylon 4 unter mysteriösen Umständen verschwunden ist. Weiterhin wären der Erd-Minbari-Krieg und die plötzliche, unerklärliche Kapitulation der Minbari zu nennen, die einstige Größe des Centauri-Imperiums und Londos Sehnsucht nach dieser guten, alten Zeit,[Spoiler! Nur weiterlesen, wer bereits mindestens die ersten drei Staffeln gesehen hat!]sowie beispielsweise auch Kyles Gebrauch von Aufputschmitteln (Stims), der später auf Dr. Franklin übertragen wurde.[Spoiler Ende]
Eine Inhaltsangabe zu „The Gathering“ werde ich hier nicht liefern, da ich davon ausgehe, dass die Leser dieses Posts den Pilotfilm schon gesehen haben (falls nicht, dann hört jetzt auf zu lesen, schaut euch den Film an und lest danach weiter!). Außerdem habe ich keine Lust darauf, hier bei im Lauf meines B5-Rewatch jede Folge von „Babylon 5“ zusammen zu fassen. Stattdessen möchte jedes Mal einfach auf all die Dinge eingehen, die ich interessant, besonders gut oder schlecht oder sonst irgendwie erwähnenswert finde. Die interessanteste Tatsache in Bezug auf den Pilotfilm ist die, dass es davon zwei verschiedene Fassungen gibt: die Originalfassung von 1993 und eine Special Edition von 1998. Mit der ursprünglichen Fassung war JMS nie besonders zufrieden, so dass er für die Möglichkeit dankbar war, eine neu geschnittene und mit neuer Musik versehene Fassung herzustellen. Beide Fassungen haben eine Länge von etwa 90 Minuten, doch die Special Edition enthält 14 Minuten an neuem Material. Trotzdem sind für die Special Edition nur wenige Szenen der ersten Fassung ganz herausgeschnitten worden; der Platz für die neuen Szenen wurde vor allem dadurch geschafft, dass die bestehenden Szenen gestrafft wurden (was sich keineswegs negativ bemerkbar macht, da die Originalfassung sehr langsam geschnitten war). Die Special Edition wirkt dadurch deutlich flotter als die Originalfassung. Des Weiteren bekam der Film 1998 eine vollkommen neue Filmmusik spendiert. Für die Originalversion hatte noch Stewart Copeland (Schlagzeuger von The Police) die Musik geschrieben, für die Special Edition schrieb der spätere B5-Stammkomponist Christopher Franke einen völlig neuen Score. Jeder, der „Babylon 5“ kennt, weiß wie immens wichtig Frankes Musik für die Serie ist und der Austausch von Coplelands zwar nicht schlechtem, aber rückblickend ungewohnt rockigem und E-Gitarren-lastigem Score gegen Frankes epische, von den Berliner Symphonikern eingespielte Musik ist ein großer Gewinn für den Film.
Eine weitere erwähnenswerte Änderung: Tamlyn Tomita, die Darstellerin von Lt. Commander Laurel Takashima, hatte ihre Performance für die Originalversion komplett nachsynchronisiert, weil die Verantwortlichen bei Warner Bros. ihre Figur als „zu stark“ und unsympathisch empfanden. Für die Special Edition verwendete man dann wieder den bei den Dreharbeiten aufgenommenen Voice Track von Tomita. Mir ist der Unterschied ehrlich gesagt gar nicht aufgefallen, aber JMS zufolge wirkt ihr Schauspiel in der Special Edition viel natürlicher.
Wie und wo kann man nun die beiden verschiedenen Fassungen von „The Gathering“ bekommen? In Deutschland ist nur die Originalfassung erhältlich, da die Special Edition nie synchronisiert wurde. Das heißt, sowohl alle hierzulande erhältlichenB5-Komplettboxenals auch die Einzel-DVD(deren Cover leider ein vollkommen falsches Motiv schmückt, das einem großen Spoiler gleichkommt….) sowie die „Movie-Box“, welche neben dem Pilotfilm noch die fünf anderen B5-Fernsehfilme enthält, enthalten die Originalfassung. Die Special Edition lässt sich aber leicht als UK-Import bestellen (und ist damit auch problemlos auf allen deutschen Playern abspielbar). Auch wenn es nicht explizit angegeben ist, bei dieser DVDhandelt es sich um die Special Editon. Übrigens ist lediglich der Pilotfilm noch im alten 4:3-Format gefilmt worden, alle übrigen Episoden und Filme sind in 16:9 und füllen damit moderne Bildschirme voll aus (wenn auch die Bildqualität natürlich oft zu wünschen übrig lässt, aber das ist ein anderes Thema).
Als ich den Pilotfilm 1995 zum ersten Mal gesehen habe, war ich unter anderem von seiner Optik beeindruck. Dazu gehörten die vollständig am Computer generierten Spezialeffkte, die zwar heute veraltet wirken mögen, damals aber „state of the art“ waren und sogar mit einem Emmy ausgezeichnet wurden. Auch das Design der Station und der Raumschiffe – ganz besonders die riesigen, organisch wirkenden Vorlonenschiffe – beeindruckten mich damals. Das gleiche gilt für das Aussehen der Aliens: die reptilienartigen Narn oder die Minbari mit ihrem Knochenkamm am Hinterkopf sahen so ganz anders aus als alles, was ich vom Science-Fiction-Fernsehen gewohnt war (und das bedeutet: was ich aus „Star Trek“ kannte). Und dann erst Kosh, der Botschafter der Vorlonen, in seinem Schutzanzug. Bereits bei seinem ersten Auftauchen begann man zu rätseln, was für ein Wesen sich wohl darunter verbarg, und dieses Rätseln ging noch eine ganze Weile weiter. Fasziniert war ich weiterhin vom „Aliensektor“ der Station, einem Bereich, der den vielfältigen außerirdischen Lebensformen jeweils unterschiedliche Lebensbedingungen zur Verfügung stellt. Für die Special Edition wurde Sinclairs und Lytas Gang durch den Aliensektor übrigens fast komplett heraus geschnitten, da die Aliens dort doch arg nach dem aussehen, was sie letztendlich sind: Puppen. Auch in der späteren Serie spielter dieser Sektor nur noch ganz selten eine Rolle und non-humanoide Aliens kamen auch so gut wie gar nicht mehr vor. Das war aber nicht weiter schlimm, da sich sehr schnell herausstellte, dass „Babylon 5“ keineswegs nur auf optische Schauwerte setzte, sondern vor allem auf der Ebene der Handlung und der Charaktere punkten konnnte.
Beim Anschauen der beiden Fassungen des Films habe ich eine lange Liste an Unterschieden zwischen der Special Edition und der Originalfassung angelegt, von denen ich die Wichtigsten unten am Ende des Beitrags gepostet habe. Wie ich schon angesprochen habe, gibt es aber auch eine Reihe von Unterschieden zwischen dem Film und der nachfolgenden Serie, von denen ich hier einige nennen möchte. Den Wechsel einiger Darsteller habe ich schon kurz angesprochen. Tamlyn Tomita, die Commander Sinclairs Stellvertreterin Laurel Takashima spielt, und Johnny Sekka, Darsteller des Stationsarztes Dr. Benjamin Kyle, wurden nach dem Pilotfilm durch neue Darsteller ersetzt und ihre Figuren aus der Handlung heraus geschrieben. Eine gute und nachvollziehbare Entscheidung, wie ich finde, ganz besonders Hinblick darauf, wie fantastisch ihre jeweiligen Nachfolger waren. Als ich „The Gathering“ für den Rewatch angeschaut habe, habe ich mir gleich bei der Szene zwischen Takashima (Tomita) und G’Kar am Anfang gewünscht, Takshimas Nachfolgerin Susan Ivanova wäre schon an Bord gewesen. Deren Darstellerin Claudia Christian hätte die Dialogzeilen viel natürlicher, energiegeladener, charismatischer und humorvoller rübergebracht. Aus Tomitas Mund commend erzielt der Satz „I can send them a fruit basket, If you like.“ überhaupt keine emotionale Wirkung, während Christian in eine solche Äußerung einiges an Sarkasmus gelegt hätte. Johnny Sekka als Stationsarzt Dr. Benjamin Kyle wiederum spielt zwar nicht schlecht, aber irgendwie wirkt seine Figur unnahbar und weniger sympathisch als der nachfolgende Dr. Franklin. In Bezug auf Takashima ist noch interessant, dass in ihr schon vieles angelegt war, was später auf Ivanova übertragen wurde. So erzählt sie zum Beispiel Dr. Kyle, dass sie echten Kaffee auf der Station anpflanzen lässt; auch ihre Beziehung zu Sinclair, der für sie eine Art Mentor darstellt, wurde später auf Susan Ivanova übertragen.
Einen weiteren Dastellerwechsel gab es nach dem Pilotfilm bei der Rolle der auf B5 stationierten Telepathin. Weil Patricia Tallman als Lyta Alexander leider für die Serie nicht mehr zur Verfügung stand, schrieb man ihre Figur heraus. Stattdessen kam Andrea Thompson als Talia Winters an Bord. Die Abwesenheit von Lyta und Dr. Kyle wird später dadurch erklärt, dass beide auf die Erde zurückgerufen worden sind, nachdem bekannt geworden war, dass sie einen Blick auf Koshs wahre Gestalt geworfen hatten. Durchaus plausibel, wie ich finde.
Offensichtliche Unterschiede zwischen „The Gathering“ und der späteren Serie liegen wie schon erwähnt auch in der Gestaltung einiger Masken. G’Kars Gesicht sieht im Pilotfilm noch kantiger aus und die Maskenbildner wussten offensichtlich auch noch nicht so recht, wie sie mit Londos Haaren umgehen sollten. Am deutlichsten ist der Unterschied bei Delenn, [Spoiler! Bitte nur lesen und auch das Video nur anschauen, wer die Serie bis mindestens Episode 2.02 gesehen hat!!]der man einen gewollt androgynen Look verpasste. JMS‘ ursprünglicher Plan sah nämlich nicht nur vor, dass Delenn zu Beginn der zweiten Staffel halb menschlich werden sollte. Zusätzlich sollte sie auch noch das Geschlecht wechseln! Zwar sollte Delenn von Anfang an von der Schauspielerin Mira Furlan gespielt werden, im Pilotfilm und der ersten Staffel sollte die Figur jedoch männlich sein. Daher kommt das rückblickend seltsame Aussehen Delenns im Pilotfilm. Zusätzlich war geplant, Furlans Stimme elektronisch zu verzerren um sie tiefer und damit männlich wirken zu lassen. Dieses Vorhaben verwarf man allerdings wieder, da der Effekt nicht so wirkte, wie JMS sich das vorgestellt hatte (wobei es auch Gerüchte gibt, Mira Furlan habe etwas dagegen gehabt). In diesem vor der Ausstrahlung von „The Gathering“ im US-TV gesendeten Promovideo – das auch ein paar interessante Aussagen von JMS‘ über den realistischen Ansatz, den er mit seiner Zukunftsversion verfolgte, enthält – kann man bei 1:15 ganz kurz einen Eindruck davon gewinnen, wie Delenns „männliche“ Stimme vielleicht geklungen hätte:
[Spoiler Ende]
Im Folgenden möchte ich noch einige Details aufzählen, die mir beim erneuten Anschauen des Pilotfilms aufgefallen sind oder die ich erwähnenswert finde (nicht unbedingt in der Reihenfolge, in der sie im Film vorkommen):
Lyta fragt Sinclair danach, warum die Station „Babylon 5“ heißt, dabei müsste sie das eigentlich wissen. Dass die ersten drei Stationen durch Sabotageakte zerstört worden sind und Babylon 4 auf unerklärliche Weise verschwunden ist, sollte doch ein breites Medienecho gefunden haben und es ist ziemlich unglaubwürdig, dass Lyta von alldem nichts mitbekommen hat. Ihre Frage und Sinclairs Antwort sind ganz klar nur dazu da, dies auch dem Zuschauer zu erklären.
In der Szene im Steingarten bekommt man die erste von vielen Weisheiten zu hören, wie sie Delenn im Verlauf der Serie von sich gibt (Nicht wortwörtlich übersetzt sagt sie so etwas wie „Keines der tausend Bücher auf meinem Planeten bringt so klar zum Ausdruck, dass eine einzelne Person das Universum verändern kann, wie dieser Steingarten.“)
Die alten Röhrenbildschirme gehören zu den Dingen, die einem sofort auffallen, wenn man „Babylon 5“ im Jahr 2013 anschaut. Sie weisen die Serie ganz klar als Serie der 1990er Jahre aus. Auch die Vorstellung, dass auch kleine Datenmengen auf sogenannten Datenkristallen weitergegeben werden, statt sie einfach per Email oder sonstwie zu verschicken, wirkt bereits jetzt veraltet und erinnert mich an eine Zeit, an der man Dateien noch auf Disketten gespeichert und weitergegeben hat. In der Szene, wo Sinclair sich mit Takashima, Garibaldi und Kyle über Koshs bevorstehende Ankunft bespricht, hat Takashima außerdem einen extrem klobigen Laptop vor sich stehen, ganz genauso wie einer der beiden Geschäftsmänner, deren Gespräch Lyta überwacht. Auch hier ist die Technik von „Babylon 5“ längst von der Realität überholt worden. Auf Dr. Kyles Schreibtisch sieht man allerdings einen Touchscreen – so etwas Modernes kommt in der Serie später nie wieder vor! 😉
Was hat Londo denn eigentlich bei G’Kars Ankunft auf der Station abgezogen? Kam er zu spät? Oder gar nicht? Hat er gegen die Anwesenheit eines Narn-Botschafters demonstriert? Sinclair spricht nämlich davon, dass sich was immer Londo damals getan hat bei Koshs Ankunft nicht wiederholen soll. (Die Szene, um die es hier geht, ist glaube ich nur in der Originalversion des Films enthalten.)
Das Set, an dem Lyta das Gespräch zweier Geschätsleute überwacht, sieht man glaube ich nie wieder. Später im Film hat sie dort das berüchtigte Gespräch mit G’Kar (Stichwort „Erregungsschwelle“). Es handelt sich um einen runden Raum, durch dessen Fenster Pflanzen zu sehen sind und der wohl eine Art öffentliches Café darstellen soll.
Bei den Narn scheint es üblich zu sein, ganz direkt und unverblümt über Sex zu reden. So deute ich jedenfalls G’Kars unzweideutiges Angebot an Lyta, bei dem er sofort zur Sache kommt. Interessant ist auch, dass man dort erfährt, dass G’Kar eine feste Partnerin hat. Er erwähnt nämlich, dass diese nichts gegen seine Paarung mit Lyta hätte. Von dieser Partnerin ist später allerdings nie wieder die Rede.
Auch über Michael Garibaldis Hintergrund erfährt man schon ein paar Dinge, z.B. dass er einen ganz und gar nicht geradlinigen Lebenslauf vorzuweisen hat und Sinclair ihm mit dem Angebot der Stelle als Sicherheitschef so etwas wie eine zweite Chance gegeben hat.
[Spoiler! Nur lesen, wer die Serie schon mindestens bis Folge 1.13 gesehen hat!]Ed Wasser, der später Mr. Morden spielen wird, spielt hier ein Crewmitglied auf Babylon 5 und hat sogar eine Sprechrolle. Es handelt sich aber definitiv um eine andere Figur als um Mr. Morden…[Spoiler Ende]
Dass Kosh eine Hand ausstreckt, um Sinclair zu begrüßen, finde ich absolut widersprüchlich. Im Hinblick auf spätere Enthüllungen sowieso, aber auch hier wird ja schon klar gemacht, dass Kosh kein humanoides Wesen ist. Dass der Attentäter ihm also Gift über ein Hautpflaster verabreichen kann, ist ziemlich weit hergeholt.
Als G’Kar in Delenns Quartier zu Besuch ist, holt Delenn einen ihrer „magic rings of doom“ (wie sie im Podcast „The Babble On Project“ genannt werden) hervor, der ihr anscheinend Darth Vader-artige Kräfte verleiht. Diese Ringe werden hier zum ersten und letzten Mal erwähnt – und das ist auch gut so, schließlich passen derartig gewalttätige Mittel überhaupt nicht zu der friedfertigen Delenn.
Dass Sinclair auf die Heimatwelt der Vorlonen geschickt werden soll, scheint zunächst im Widerspruch zum Rest der Serie zu stehen. Schließlich wird immer wieder deutlich gemacht, dass niemand einfach so den Vorlonen einen Besuch abstattet. Andererseits wurde hier einer der ihren vergiftet und liegt im Sterben. Für eine Spezies, deren Mitglieder nahezu ewig leben ist ein solch außergewöhnliches Ereignis wohl Grund genug, einem Menschen auf ihrer Heimatwelt den Prozess zu machen. Zudem war ja nie die Rede davon, ob Sinclair auch wieder von dort zurückkehren würde…
Das „Changeling Net“, mit dem sich der Attentäter tarnt, ist eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen Holo-Technologie in „Babylon 5“ vorkommt. Solche Technologie existiert also im 23. Jahrhundert, doch wie Sinclair sagt, ist sie aufgrund ihrer negativen Auswirkungen auf den menschlichen Körper verboten.
Nachdem der Attentäter aufgespürt wurde, sagt Sinclair „I’m taking care of this personally.“ und zieht nur mit Garibaldi, aber ohne weitere Verstärkung los. JMS rechtfertigt das damit, dass der Attentäter mithilfe des Changeling Nets jede beliebige Gestalt annehmen kann, was für einige Verwirrung sorgen könnte, falls Sinclair mit einer größere Gruppe an Sicherheitskräften auftaucht. Dann wäre es für den Attentäter viel leichter, unter diesen zu verschwinden.
Als sich zum Schluss herausstellt, dass es sich bei dem Attentäter um einen Minbari handelt, erkennt Delenn an den Markierungen in seinem Gesicht, dass er einer radikalen Splittergruppe der Kriegerkaste angehört. Derartige Markierungen kommen im weiteren Verlauf der Serie nie wieder vor. Den Satz „There is a hole in your mind.“ tut Delenn auf Sinclairs Nachfragen hin einfach als „an old Minbari insult“ ab. Doch bereits jetzt ist klar, dass mehr dahinter steckt und Delenn viel mehr weiß als sie zugibt.
Zwischen Delenn und Garibaldi findet offenbar ein reger kultureller Austausch statt. Hier zitiert sie Sinclair gegenüber ein Gedicht, das sie von Garibaldi gelernt hat („There once was a man from Nantucket.“),[Spoiler für Season 1]in einer der Folgen der ersten Staffel lädt Garibaldi sie dann in sein Quartier ein, um gemeinsam Caroons anzuschauen.[Spoiler Ende]
Interessant: Während des Abspanns der Originalversion des Films sieht man ein paar Konzeptzeichnugen.
G’Kars Gruß „Good eating to you, Lieutenant Commander.“, kommt auch nie wieder in der Serie vor.
Londo war tatsächlich im Krieg und aktiv an Kampfhandlungen beteiligt. In „The Gathering“ beginnt er, von der Eroberung des Beta-Systems zu erzählen.
Als der Minbari-Attentäter an Bord kommt (man sieht ihn nur verhüllt und von hinten) und seine Hand auf den Scanner legt, erscheint auf dem Bildschirm der Name „Laurel Takashima„. Da Takashima nach dem Pilotfilm aus der Serie herausgeschrieben wurde, ist es kein Spoiler, zu verraten, dass sie ein Verräter ist. Sie hat dem Attentäter Zugang zur Station verschafft und auch den Lift sabotiert, in dem Sinclair feststeckt.[Spoiler! Nur lesen, wer die Serie bis mindestens Episode 2.19 angeschaut hat!!] Allerdings weiß Takashima selber nicht, dass sie eine Verräterin ist, da das PsiCorps in ihr eine zweite Persönlichkeit „installiert“ hat, die ohne Takashimas Wissen quasi im Hintergrund beobachtet und nur gelegentlich in ihr Handeln eingreift. Wäre Takashima Teil der Serie geblieben, dann wäre dies irgendwann später relevant geworden und ihre Figur wohl in der zweiten oder dritten Staffel enttarnt worden. Als die Darstellerin der Telepathin Talia Winters, Andrea Thompson, am Ende der zweiten Staffel die Serie verlassen wollte, hat JMS stattdessen ihre Figur zu dieser Verräterin gemacht, um sie so aus der Serie heraus schreiben zu können. Laurel Takashim sieht man den ganzen Pilotfilm über übrigens nie in Gegenwart des Attentäters. Eine solche Begegnung hätte sonst Rückschlusse auf eine Zusammenarbeit der beiden ermöglicht.[Spoiler Ende]
Als im MedLab Koshs Anzug geöffnet wird, sind außer Dr. Kyle noch zwei weitere Ärzte zugegen. Wurden die eigentlichen auch auf die Erde zurück beordert?[Spoiler! Nur weiterlesen, wer die Serie bis mindestens Episode 2.22 gesehen hat!]Und dass die Vorlonen unsere Atmosphäre nicht vertragen, wie es in „The Gathering“ heißt, stimmt offensichtlich nicht. Als Kosh sich am Ende der zweiten Staffel zu erkennen gibt, überlebt er die Atmosphäre auf Babylon 5 ja auch ohne seinen Schutzanzug.[Spoiler Ende]
Sinclair nennt Garibaldi im Lauf des Films mehrere Male „Mike“. Macht er das eigentlich später auch noch? Mir kam das so ungewohnt vor.
Bei diesen Punkten will ich es mal belassen. Tut mir leid, dass dieser Beitrag zum Ende hin etwas unstrukturiert geworden ist. Beim nächsten Mal wird es hoffentlich etwas besser; wenn ich meinen Rewatch fortführe, entwickle ich vielleicht mit der Zeit ein System, nach dem ich diese Beiträge aufbaue. Ich hatte mir noch viele weitere Stichpunkte gemacht (z.B. dass man an einer Stelle des Films durch Delenns Knochenkranz hindurchsehen kann, ich weiß aber leider nicht mehr, wo das war!), aber der Post ist ja auch so schon lang genug. Was die Spoiler betrifft, werde ich zukünftige Posts vielleicht ganz einfach in zwei Teile unterteilen – einen spoilerfreien für Leser, die „Babylon 5“ nur bis zur jeweiligen Folge angeschaut haben und einen spoilerhaltigen, in dem ich auf die Relevanz der jeweiligen Folgen innerhalb des ganzen fünfjährigen Handlungsbogens eingehe. Das ist allerdings leichter gesagt, als getan, deswegen bin ich noch nicht sicher, ob ich das hinkriege. Nächstes Mal geht es dann jedenfalls mit Episode 1.01 „Midnight on the Firing Line“ (auf deutsch „Ragesh 3“) weiter.
Für alle, die es noch interessiert hier also noch eine Liste mit den wichtigsten Unterschieden zwischen der Originalfassung von „The Gathering“ (1993) und der Special Edition (1998):
Die Originalfassung enthält während der Eröffnungssequenz mehrere Einstellungen, in denen Aliens zu sehen sind, die sehr puppenhaft wirkten (ich nenne sie „muppet aliens“); in der Special Edition sind sie fast alle verschwunden, dafür sieht man unter anderem ein Minbari-Schiff in einer der Andockbuchten.
Während die erste Filmfassung für die Credits-Einblendungen am Anfang noch eine schlichte weiße Schriftart verwendet, hat man bei der Special Edition auf die aus der Serie gewohnten blauen Buchstaben in der typischen „Babyon 5“-Schriftart zurückgegriffen.
Auch die CGI-Effekte sind runderneuert worden; so sieht die Station in der Special Edition nicht nur etwas besser aus, sondern um sie herum wuselt es auch nur so von Raumschiffen.
Neben der neuen Musik, die gleich zu Beginn positiv auffällt, ist auch das einleitende, von Londo Mollari (Peter Jurasik) gesprochene Voice Over leicht abgeändert worden.[Spoiler! Bitte nur lesen, wer die Serie schon mindestens bis Episode 5.01 gesehen hat!]Dort ist nun nicht mehr die Rede vom „final commander“ der Raumstation, denn wie wir wissen, ist Jeffrey Sinclair keineswegs der letzte Commander von „Babylon 5“ (genaugenommen ja vielleicht schon, da Sheridan und Lochley den Rang eines Captain haben). Zwar wird dieser „final commander“ in der ursprünglichen Fassung nicht namentlich genannt, aber missverständlich war es schon. Also hat JMS es in der Special Edition entfernt. [Spoiler Ende]
Sinclair beschäftigt sich in der Special Edition in seiner allerersten Szene als interkultureller und lebensrettender Botschafter. Im Casino klärt er nämlich ein „tourist problem“, wie Takashima es nennt. Er weist einen (menschlichen) Mann darauf hin, dass die (außerirdische) Frau, die dieser gerade abschleppt, zu einer Spezies gehört, bei der das Weibchen nach dem Sex das Männchen auffrisst. „You know the rules. Stick to the list!“, warnt er anschließend die Frau. 😀
Ebenfalls neu ist die Szene mit dem Dust-Dealer, der mitten in das erste Gespräch zwischen Lyta Alexander und Sinclair platzt. Natürlich muss es Sinclair gleich wieder selbst übernehmen, die Sache zu klären – nicht zum letzten Mal in der Serie wagt er sich mitten ins Gefecht, obwohl er als Commander auch andere schicken könnte. Durch das Einfügen dieser Szene wird der doch ziemlich langatmige und mit allerlei Informationen vollgestopfte Beginn des Films etwas aufgelockert, und zusätzlich stellt sie die erste Erwähnung der Droge Dust dar.
Leider ist von Lytas und Sinclairs Gang durch den Aliensektor in der Special Edition kaum noch etwas übrig geblieben. Eigentlich hätte man die Szene auch ganz heraus schneiden können, denn außer dem Betreten und Verlassen des Sektors ist kaum noch etwas zu sehen. Klar, die dort lebenden Aliens wirkten eher wie in einem Zoo ausgestellte Kreaturen und zudem sehr puppenhaft, aber schade finde ich die Entscheidung trotzdem.
Der „privacy mode“, den G’Kar einschaltet, als er sein Gespräch mit Lyta führt, kommt nun nicht mehr vor. JMS hatte sich den Effekt ganz anders vorgestellt und war mit seiner Umsetzung durch den Regisseur nicht zufrieden. Auch wurde die Szene umgeschnitten; wenn ich mich richtig erinnere spricht in der Special Edition nur noch G’Kar und Lyta sagt (fast?) gar nichts, während sie in der Originalfassung ein paar Dialogzeilen hat. In Anbetracht der Tatsache, dass sie sich von G’Kars (in ihren Augen) unmoralischem Angebot ziemlich überrumpelt fühlt, ist das nachvollziehbar.
Die Szene mit Takashima und Kyle in Takashimas Quartier wurde verändert; sie hat in der Special Edition einen längeren Beginn. Zuerst sieht man Takashima Flöte spielen, dann bietet sie Kyle echten Kaffee an und erwähnt, dass sie dafür extra Kaffeepflanzen auf Babylon 5 anbauen lässt. Kyle wiederum erwähnt, dass er sich mithilfe von Stims (Aufputschmitteln) wach hält.
[Spoiler! Nur weiterlesen, wer die Serie bis mindestens Episode 3.17 gesehen hat!] In der Special Edition begrüßt Kosh Sinclair bzw. die Person, die er fälschlicherweise für Sinclair hält als „Entil’Zha Valen„. Zwar finde ich es seltsam, dass Kosh nicht erkennt, dass vor ihm gar nicht Sinclair steht, sondern nur jemand, der sich als Sinclair tarnt, aber es ist schon sehr cool, dass Kosh über Sinclairs Schicksal Bescheid weiß. Ist er eigentlich einer der Vorlonen, die neben Sinclair/Valen zu sehen sind, als dieser am Schluss von „War without end, part 2“ Babylon 4 den Minbari übergibt? Oder soll das ein ganz anderer Vorlone sein und man hat nur Koshs Anzug für die Szene verwendet? Die Hand, die Kosh „Sinclair“ entgegenstreckt, wurde für die Special Edition übrigens auch überarbeitet und sieht nun immerhin etwas „vorloniger“ aus (nicht mehr nach menschlicher Haut, sondern bläulich schimmernd). Seltsam finde ich diese Geste trotzdem. [Spoiler Ende]
Eine schöne neue Szene für alle Fans, die wissen, wie die Serie weitergeht ist das Gespräch zwischen Sinclairs Freundin Carolyn und Delenn in der Special Edition. Delenn sagt nämlich „I have my orders. On the matters of Commander Sinclair, I’m here strictly to observe“, woraufhin Carolyn fragt „Observe what?“. Delenn bleibt ihr natürlich eine Antwort schuldig.
Ein besonderer Gewinn ist die Verlängerung der Szene in Sinclairs Quartier, wo Sinclair Carolyn von seinen Erfahrungen aus dem Krieg gegen die Minbari berichtet. In der Special Edition beginnt die Szene bereits, bevor Carolyn hereinkommt. Sinclair blickt gedankenversunken auf die Medaille, dazu ertönt Christopher Frankes Gänsehaut erzeugende Musik. Schließlich schleudert Sinclair die Medaille wütend an die Wand neben der Tür, genau in dem Moment, in dem Carolyn hereinkommt. Er erzählt ihr von seinen Selbstzweifeln – ist er wirklich der richtige für den Commander-Posten? Eigentlich ist er es gewohnt, Schwierigkeiten selbst und direkt zu bekämpfen, aber in dem Dilemma, in dem er nun steckt, funktioniert das nicht, da er als Repräsentant der Erde agiert. Als Carolyn die Medaille aufhebt, wird ihr bei deren Anblick klar, dass Sinclair im Krieg „on the line“ – also an forderster Front im Kampf um die Erde – gekämpft hat (die ursprüngliche Szene beginnt erst in diesem Moment). Sinclairs folgende Erzählung von seinen Erlebnissen im Krieg erhält durch die neue Musik und durch die aus einer späteren Episode eingeblendeten Dialogfetzen eine richtig epische Breite (ich bin mir leider gerade nicht sicher, aus welcher Folge die verwendeten Zitate stammen, aber es ist die Episode aus der ersten Staffel, in der man Rückblenden zu Sinclairs Erlebnissem an der Front zu sehen bekommt).
Von Delenns Hilfe für Sinclair und Garabaldi während ihres Kampfes gegen den Attentäter ist in der Special Edition mehr zu sehen. Während sie in der Originalfassung einfach am Ende der Szene plötzlich da war, sieht man nun, wie sie schon früher am Ort des Kampfes eintrifft und bei der Rettung des verletzten Garibaldi hilft (sie wirft ihn sich einfach über die Schulter und trägt ihn fort 😀 )