Buffy the Vampire Slayer – Season 2

Dieser Text enthält Spoiler für die gesamte zweite Staffel – aber nicht darüber hinaus.

Langsam, aber sicher arbeite ich mich weiter durch Joss Whedons „Buffy the Vampire Slayer“. Wobei das Anschauen der Serie eigentlich alles andere als Arbeit ist, denn sie gefällt mir sehr gut (ich brauche nur so lange, weil auch noch so viele Filme angeschaut, einige Bücher gelesen werden und ein paar „Babylon 5“-Folgen gesehen werden wollen). „Buffy“ gucken fühlt sich also nicht wie Arbeit an (dann hätte ich auch schon längst damit aufgehört), ist aber auch alles andere als hirnlose Unterhaltung, die Dialoge sind voller Witz und all die Anspielungen auf das gesamte Spektrum an Popkultur versüßen einem das Vergnügen zusätzlich. So beginnt auch die zweite Staffel mit einer Szene, in der Xander (Nicholas Brendon) und Willow (Alyson Hannigan) zusammen „Filmzitate raten“ spielen. Gerade als die beiden sich fast küssen, platzt ein Vampir in die Szene – an dieser Stelle habe ich mich mal wieder gefragt, wann die beiden sich endlich kriegen.

Die erste Folge, „When She Was Bad“, setzt noch den Handlungsstrang um den „Master“ aus der ersten Staffel fort. Buffy (Sarah Michelle Gellar) war während der Sommerferien nicht in Sunnydale, kehrt aber gerade rechtzeitig wieder zurück, um Xander und Willow vor besagtem Vampir zu retten. Das „Slayen“ geht ihr noch genau so gut von der Hand wie vor den Ferien, doch ihren Freunden und Angel (David Boreanaz) gegenüber verhält sie sich etwas merkwürdig. Auch die Beziehung zu ihrer Mutter ist gestört. Es dauert eine Weile, bis Buffy wieder gelernt hat, dass sie auf die Hilfe ihrer Freunde und ihres Watchers Giles (Anthony Stewart Head) angewiesen ist und ihre Bestimmung als Vampire Slayer nicht alleine erfüllen kann. Bevor es so weit ist, will sie in der ersten Folge noch alleine sein und nicht auf ihre Freunde aufpassen müssen. Die Einsicht, dass sie sie braucht, kommt ihr erst nach einer Weile.

Als ihre Mutter (Kristine Sutherland) sie in der dritten Folge auf ihre schlechten schulischen Leistungen anspricht, sagt Buffy, sie stehe unter großem Druck. „Wait ‚til you have a job.“, antwortet ihre Mutter. „I have a job.“, sagt Buffy in das leere Zimmer hinein, als ihre Mutter wieder fort ist. Mit großer Macht kommt große Verantwortung, hieß es schon anderswo; und obwohl Buffy nicht über Superkräfte verfügt, lastet auf ihr als Slayer dennoch äußerst viel Verantwortung. Gleichzeitig steckt in diesem Dialog mit ihrer Mutter aber auch vieles, mit dem sich die Zuschauer – die ja alle mal Teenager waren oder es selbst noch sind – identifizieren können. Auch wer nicht neben der Schule noch die ganze Stadt frei von Dämonen halten musste, kennt solche Gespräche mit den Eltern. Das Leben als Teenager ist nicht leicht, auch nicht für Nicht-Slayer.

Nachdem Buffy erfolgreich die Wiederauferstehung des Meisters verhindert hat, kommt mit Spike (James Marsters) ein neuer Bösewicht in die Stadt, der den örtlichen Vampiren schnell klar macht, dass er nun das Sagen hat. Spike ist allerdings kein Fremder in Sunnydale, sondern hat früher bereits einmal dort gelebt, wie wir bei seinem ersten Auftritt in der dritten Folge („School Hard“) erfahrend. Dass Buffy immer noch am Leben ist und sich Sunnydales Vampire nicht schon längst ihrer entledigt haben, kann er gar nicht fassen. Eine seiner ersten Aktionen besteht demenstprechend darin, einen Angriff auf die parent-teacher-night der Sunnydale High School zu starten – nur um schmerzlich zu erfahren, dass Buffy ein ziemlich zäher Slayer ist. Interessant an der Szene, in der Spike und seine Gang die Schule überfallen, ist übrigens auch, dass alle dort versammelten Schüler, Eltern und Lehrer den Angriff und seine Abwehr durch Buffy und ihre Freunde (einschließlich Angel) mit erleben. Aber wie wurde es doch in der ersten Staffel erklärt: Die Leute erklären sich alle übernatürlichen Erlebnisse – wie den Anblick von Vampiren – im Nachhinein auf irgendeine rationale Weise. Buffys Mutter hat also auch nach diesem schrecklichen Erlebnis immer noch keinen blassen Schimmer von der Existenz von Vampiren oder davon, dass ihre Tochter den größten Teil ihrer Freizeit damit verbringt, diese zu jagen. Schon während der ersten Staffel habe ich mich immer wieder gefragt, wann Joyce endlich vom Doppelleben ihrer Tochter erfährt und im Verlauf der zweiten Staffel erschien es mir immer unglaubwürdiger, dass sie von Buffys nächtlichen Aktivitäten tatsächlich nichts mitbekommt. Immerhin wird am Ende von „School Hard“ klar, dass der Schuldirektor Snyder (Armin Shimerman) keineswegs so ahnungslos ist, wie man bis dahin dachte. Er weiß durchaus von den übernatürlichen Vorgängen in Sunnydale. Ist er vielleicht gerade deshalb immer so streng mit Buffy? Hat er Angst um sie und will sie eigentlich beschützen? Das Staffelfinale wirft in Bezug auf Snyders Rolle noch mehr Fragen auf, mal sehen ob dies in der dritten Staffel weiter verfolgt wird.

Mit der sechsten Episode bekommt „Buffy“ dann die unvermeidliche, in diesem Fall ja auch wirklich passende Halloween-Folge spendiert. Der Plot: Einige Einwohner Sunnydales verwandeln sich in genau die Figuren, als die sie sich verkleidet haben. Das Ergebnis erinnert ein wenig an die Spiegeluniversum-Episoden aus „Star Trek“, in denen die Schauspieler auch jeweils andere Versionen ihrer Figuren spielen durften. Willow, Xander und Buffy dürfen auf diese Weise in bester Karnevalstradition genau die Charakterzüge ausleben, die sie sich im Alltag selten zu zeigen trauen; allerdings haben sie sich dabei nicht unter Kontrolle. Als dem Spuk endlich ein Ende gemacht ist, verwandeln sich alle Betroffenen zwar wieder in ihr altes Selbst zurück. Doch bei mindestens einer Person haben die Erlebnisse bleibende Spuren hinterlassen: Willow ist am Ende von „Halloween“ als Charakter deutlich gewachsen. Sie ist selbstbewusster geworden und dem Rat gefolgt, den ihr Buffy zu Beginn der Episode gegeben hat: „You’re never gonna get noticed if you keep hiding. (…) Don’t underestimate yourself. You got it in you.“ Willow ist bislang eine meiner Lieblingsfiguren und ich mag ihren in dieser Staffel in Fahrt kommenden character arc sehr gerne. Generell kommt die Entwicklung der Figuren im Verlauf dieser Staffel, die ja auch deutlich länger als die erste ist, um ein gutes Stück voran. Buffys Hauptproblem in der ersten Staffelhälfte ist ihre Identitätssuche und die schwierige Auseinandersetzung damit, dass sie eben kein normaler Teenager ist, sondern gewisse darüber hinaus gehende Verpflichtungen hat. Für Dating und Liebesbeziehungen ist da kein Platz, so denkt Buffy jedenfalls selbst eine Weile.

Und wo ich gerade von Liebe spreche: Auch in dieser Hinsicht kommt in der zweiten Staffel ja so einiges ins Rollen. Xander und Willow? Fehlanzeige! Stattdessen finden Xander und Cordelia zusammen. Die Tatsache, dass man sich das in der ersten Staffel nie hätte vorstellen können, zeigt bereits, dass auch diese beiden nicht mehr dieselben sind wie zu Beginn der Serie. Vor allem Cordelia (Charisma Carpenter) hat eine deutliche Wandlung durchgemacht. Seit sie von Buffys Slayer-Identität weiß und mehr aus Versehen als aus eigenem Antrieb Mitglied der Scooby Gang um Buffy geworden ist, ist sie in deren Aktivtäten mit eingebunden und muss tatsächlich ab zu und Verantwortung übernehmen. Das bedeutet für sie, nicht nur an sich selbst zu denken, sondern sich einzugestehen, dass es Menschen gibt, die ihr wichtig sind, auch wenn sie sie – jedenfalls zu Beginn der zweiten Staffel – vielleicht immer noch nicht offen als ihre Freunde bezeichnen würde. Am Ende der Staffel, als Cordelia bereits seit einigen Monaten mit Xander zusammen ist, gibt es eine schöne Szene, in der sie irrtümlich glaubt, Xander habe sich gerade in ein hässliches Fischwesen verwandelt. „I still care about you, no matter what you look like.“, sagt sie da zu  dem vermeintlichen Xander und spätestens an dieser Stelle ist im Vergleich zur Cordelia der ersten Staffel klar, dass auch sie eine deutlich nachvollziehbare Entwicklung durchgemacht hat.

Bevor sie anfängt mit Xander zu knutschen und sich schließlich eingesteht, dass sie in ihn verliebt ist, hat Cordelia zu Beginn der Staffel jedoch noch ein Auge auf Angel geworfen. „When it comes to dating, I’m the Slayer.“, erklärt sie Buffy in „Halloween“ selbstbewusst. Xander dagegen hängt zu diesem Zeitpunkt immer noch der Traumvorstellung nach, mit Buffy zusammen zu kommen und hat noch nicht eingesehen, dass dies wohl nie passieren wird. Letztlich müssen sich also sowohl Cordelia als auch Xander von ihren Träumen verabschieden und in der Realität ankommen. Beziehungsweise erst einmal in der Abstellkammer der Schule, wo sie sich regelmäßig zum Knutschen verabschieden, weil Cordelia ihre Beziehung geheim halten will, was zu einigen herrlich komischen Szenen führt.

Auch Willow muss sich von ihrem Traum verabschieden und erkennen, dass sie Xander erst einmal nicht kriegen wird. Aber sie kriegt jemand besseren: Daniel Osbourne, genannt Oz (Seth Green). Der schüchterne Gitarrist und Computerfreak taucht in der vierten Folge der Staffel zum ersten Mal auf und bleibt ziemlich lange im Hintergrund; er ist immer wieder mal in einer Folge dabei, aber nie in einer prominenten, wirklich wichtigen Rolle – jedenfalls bis zur 15. Episode („Phases“), die sich ganz um die Liebesbeziehungen und -sehnsüchte der Figuren dreht. Willow ist besorgt, weil Oz sich nicht mehr traut als mit ihr Händchen zu halten; Xander merkt, dass er eifersüchtig auf Oz ist, obwohl er doch von Willow nichts wollte und inzwischen mit Cordelia zusammen ist; Buffys Beziehung zu Angel ist zerbrochen (dazu gleich mehr) und sie ist nun wieder alleine und auch entschlossen, es zu bleiben. In „Phases“ leiden die Bewohner Sunnydales unter den Angriffen eines Werwolfs („Das ist ein Klassiker!“, entfährt es dem enthusiastischen Giles). Die Episode führt den Zuschauer die meiste Zeit über auf eine falsche Fährte, indem sie zahlreiche Hinsweise dafür gibt, dass es sich bei dem Werwolf um Larry handelt, einen der Starathleten der Schule. Larrys Geheimnis ist allerdings „nur“ seine Homosexualität; bei dem Werwolf hingegen handelt es sich um Oz! Da sich daran nun mal nichts ändern lässt und Willow, wie sie selbst sagt, auch stets für ein paar Tage im Monat unausstehlich ist, bleiben die beiden ein Paar.

In der nächsten Folge (2.16, „Bewitched, Bothered and Bewildered“) geht es ein weiteres Mal fast nur um die komplizieren Verwicklungen, die sich aus den Liebesbeziehungen der Charaktere ergeben. Xander, der Buffy auf einem ihrer nächtlichen Ausflüge begleitet, gesteht ihr auf dem Friedhof seine Schwierigkeiten mit Cordelia, dem Dating und der Liebe allgemein. Mitten in das Gespräch platzt plötzlich ein Vampir hinein, mit dem Buffy kurzen Prozess macht – ein schönes Beispiel dafür, wie „Buffy“ immer wieder die Sorgen und Ängste ganz normaler Teenager mit dem Fantastischen und Übernatürlichen verbindet. Die Beziehung zwischen Cordelia und Xander ist inzwischen über den Rumpelkammer-Status hinaus gekommen und nicht mehr geheim, was Cordelia zum ersten Mal in ihrem Leben die Erfahrung machen lässt, wie es sich als Außenseiterin so lebt. Während sie bisher in ihrer Clique stets im Mittelpunkt stand und ihre Meinung Gewicht hatte, wollen ihre Freundinnen nun plötzlich nichts mehr mit ihr zu tun haben. Da für Cordelia die eigene Popularität über alles geht, gibt es für sie nur eine mögliche Schlussfolgerung: Sie muss mit Xander Schluss machen. (In meinen Notizen zur Folge finden sich an dieser Stelle die Worte „Die falsche Schlampe!!“) Xander fühlt sich davon natürlich tief getroffen und will Cordelia nun seinerseits verletzen, indem er sie zunächst mit einem Liebeszauber belegt, nur um sie dann ebenfalls fallen zu lassen. Sein Plan geht allerdings vollkommen nach hinten los, weil der Zauber nicht nur Cordelia, sondern alle Frauen in Sunnydale trifft, die am Ende der Episode wie eine Horde von Zombies hinter Xander her sind. Das Drehbuch ist großartig, die Darsteller haben sichtlich Spaß an der Sache und „Bewitched, Bothered and Bewildered“ ist bislang eine der lustigsten Episoden. Es handelt sich dabei zwar größtenteil um eine in sich abgeschlossene Episode, deren Handlung kaum etwas zum großen story arc beiträgt, aber genau wie bei „Babylon 5“ wird die übergreifende Handlung auch in solchen Folgen nicht ignoriert, sondern es existieren darin zumindest einige Elemente, die auf den story arc hinweisen (und nicht zuletzt lernt Cordelia in dieser Folge, dass es wichtiger ist, zu den Personen zu stehen, die man liebt als um jeden Preis beliebt sein zu wollen).

Wenn ich schon die ganze Zeit von Liebsbeziehungen in „Buffy“ schreibe, kann ich eine Beziehung natürlich nicht ignorieren: die zwischen Buffy und Angel. Ich muss allerdings zugeben, dass mich diese Beziehung gar nicht so sehr interessiert, weil ich Willow und Xander interessanter finde als Buffy. Damit will ich nicht sagen, dass es sich um interessantere oder besser geschreibene Figuren handelt; die Probleme von Willow und Xander kann ich ganz einfach besser nachvollziehen, weil sie sich mehr mit meinen eigenen Erfahrungen decken. Man muss ja zugeben, dass die Liebe zwischen Buffy und Angel von Anfang an unter keinem guten Stern stand: eine siebzehnjährige Vampirjägerin und ein um die 250 Jahre alter Vampir… Bereits in der siebten Folge der Staffel, „Lie to Me“, wird das Vertrauen zwischen Buffy und Angel erheblich gestört. Doch es ist natürlich Episode 2.14 („Innocence“), in der sich alles komplett ändert. Angel, der sich bislang ja dadurch ausgezeichnet hat, dass er im Gegensatz zu „normalen“ Vampiren seine menschliche Seele behalten hat, wird seine Seele wieder genommen. Von da an ist er ein Vampir wie alle anderen und kann sich an seine Liebe zu Buffy und die gemeinsam verbrachte Zeit nicht mehr erinnern. Gemeinsam mit Spike und dessen herrlich verspulter Gespielin Drusilla (Juliet Landau) schmiedet er für den Rest der Staffel Pläne für Buffys Tod. Und man hat wirklich den Eindruck, als würden die drei mehr Pläne schmieden als tatsächlich handeln. Aber Buffy darf natürlich nicht sterben, deswegen dürfen ihre Widersacher nicht allzu energisch zur Sache gehen, schon klar. (Übrigens: Was ist das denn für eine Botschaft, die „Innocence“ den weiblichen Teenagern unter den Zuschauern vermittelt: Schlaft nicht mit eurem Freund, sonst verwandelt er sich in einen seelenlosen Dämon?)

Spike, der zu diesem Zeitpunkt an einen Rollstuhl gefesselt und nicht im Besitz seiner vollen Kräfte zu sein scheint, regt sich in Episode 17 zu Recht darüber auf, dass Angel Buffy nicht einfach umbringt, sondern nur mit ihr spielt. Giles wiederum gibt Buffy in der gleichen Folge („Passion“) den Rat, sich nicht zur Sklavin ihrer Leidenschaften machen zu lassen und sich nicht auf Angels Spielchen einzulassen. Kurz darauf, als Angel Giles‘ Freundin Jenny (Robia LaMorte) umgebracht hat, kann Giles verständlicherweise selbst nicht mehr klar denken und macht sich von Rachegelüsten getrieben auf, um Angel zu vernichten. „Passion“ ist nicht nur einer der Höhepunkte der Staffel, sondern auch (endlich) eine Folge, in der eine wichtige Figur stirbt und in der die Entwicklung aller Charaktere einen entscheidenden Schritt macht. Während Buffy zu Beginn der Staffel zumindest immer wieder versucht hat, neben ihrem Slayer-Dasein ein halbwegs normales Teenagerleben zu führen, ist sie nun überzeugt, dass das nicht möglich ist und dass ihre Liebe zu Angel einer ihrer größten Schwachpunkte war. „I’m not seeing anyone. Ever. Again.“, antwortet sie in Episode 19 einem Mitschüler, der mit ihr auf einen Tanz gehen möchte.

Im Staffelfinale wird dann alles noch schlimmer: Buffy hat nicht nur der Liebe abgeschworen, sondern wird auch noch von ihrer Mutter aus dem Haus geworfen und verlässt Sunnydale. Wie schon erwähnt habe ich mich im Verlauf der Staffel immer wieder gewundert, warum Buffy ihre Slayer-Identität unbedingt vor ihrer Mutter geheim halten muss. In „Passion“ erinnert Giles sie zum Beispiel wieder einmal daran, dass sie ihrer Mutter auf keinen Fall sagen darf, dass sie nachts Vampire jagt. Warum das so ist, habe ich nie ganz verstanden und je länger die Serie ging, umso unglaubwürdiger wurde es auch. Kriegt Joyce tatsächlich nichts von den nächtlichen Aktivitäten ihrer Tochter mit? Findet sie es nicht verdächtig, dass Buffy so viel Zeit mit dem Schulbibliothekar verbringt? Zum Glück hat Joss Whedon in dieser Hinsicht im Staffelfinale („Becoming“) die Reißleine gezogen; endlich spricht Buffy ihrer Mutter gegenüber aus, was wir und ihre Freunde schon lange gewusst haben. Joyce reagiert darauf, als habe ihr ihre Tochter soeben eröffnet, dass sie lesbisch sei: „Honey, are you sure you’re a Vampire Slayer? I mean, have you tried not being a Slayer?“ Buffy hat sich die Staffel über immer wieder von Giles hat ermahnen lassen müssen, auch ja genug zu trainieren und ihre Pflichten als Slayer nicht zu vernachlässigen und in Episode 2.09 („What’s My Line, Part 1“) frustriert festgestellt hat, dass es für sie gar keinen Sinn macht, an einem Berufseignungstest teilzunehmen, weil das Schicksal ihr nun mal die Rolle als Vampire Slayer zugeteilt habe. Am Ende der Staffel hat sie die Aufgaben, Einschränkungen und Verpflichtungen, die das Slayer-Dasein mit sich bringt, endlich akzeptiert. Ihre Mutter hingegen kann die für sie noch neue Rolle ihrer Tochter überhaupt nicht akzeptieren, sie versteht sie noch nicht einmal. Immer wieder hat sie ihre Tochter im Verlauf der Staffel für ihre vermeintliche Verantwortungslosigkeit getadelt. In Episode 12 („Bad Eggs“) fragt sie Buffy beispielsweise, ob sie nichts anderen im Kopf habe als Jungs und Klamotten. „Saving the world from vampires.“, antwortet Buffy, was ihre Mutter natürlich nicht ernst und nur als ein weiteres Indiz für die Verantwortungslosigkeit ihrer Tochter nimmt. Dabei lastet auf Buffy eine größere Verantwortung als auf den meisten anderen Menschen. Staffel drei wird also hoffentlich unter anderem erzählen, wie auch Buffys Mutter das erkennt und ihre Tochter wieder in die Arme schließt. Wieder einmal verbindet die Serie hier Fantasy-Elemente mit ganz normalen, realistischen Teenager-Problemen. Denn der Prozess der Ablösung von der Mutter und der Wunsch ein selbstbestimmtes Leben zu führen sind ja Dinge, die alle 17-jährigen Mädchen beschäftigen.

Aber in der finalen Doppelfolge geht es längst nicht nur um Buffys Beziehung zu ihrer Mutter, sondern natürlich noch um viel mehr. Hier steht alles auf dem Spiel: Buffy wird nicht nur von Joyce aus dem Haus, sondern auch von Prinicpal Snyder von der Schule geschmissen. Alle Figuren befinden sich in großer Gefahr, ganz besonders Willow und Giles, um deren Leben wir bangen. Ach ja, und dann geht natürlich auch noch beinahe die Welt unter, was Buffy im letzten Moment verhindern kann. Weiterhin erhalten wir einige interessante Einblicke in Angels Vergangenheit und verstehen dadurch besser, wie er mit Buffy verbunden ist. Und dann dieses tragische Ende… Buffy und Angel liefern sich einen Schwertkampf auf Leben und Tod. Willow gelingt es unterdessen endlich, Angel seine Seele zurückzugeben, so dass er plötzlich mitten im Kampf gegen Buffy wieder ganz der Alte ist, ohne jegliche Erinnerung an die letzten Monate. Mir kam es ziemlich unglaubwürdig vor, dass die sonst so vorsichtige Buffy ihm so schnell wieder vertraut und ihm in die Arme sinkt. Aber gerade als ich akzeptiert hatte, dass sie ihm wieder vertraut, rammte sie ihm plötzlich das Schwert in den Bauch! Ja was denn nun? Anscheinend hatte ich da etwas falsch verstanden. Ich dachte, sie hätte Angel getötet, weil sie nicht noch einmal enttäuscht werden wollte, weil sie ihm eben doch nicht wieder ganz vertraute, weil es zu schön schien, um wahr zu sein, dass der „nette“ Angel auf einmal wieder da war. Lieber alleine bleiben, als ein weiteres Mal verletzt werden… Auf Facebook hat mich allerdings jemand darauf hingewiesen, dass Buffy ihn nur getötet hat, weil das zu diesem Zeitpunkt die einzige Möglichkeit war, den Weltuntergang noch zu verhindern. Dabei hätte Angel dafür doch bloß das Schwert wieder in diesen Stein-Dämon stoßen müssen – dachte ich jedenfalls. Wie auch immer, das Ende war ein hoch dramatisches und bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte für die dritte Staffel. Nicht zuletzt muss natürlich Angel zurück geholt werden, der ja nicht wirklich gestorben ist, sondern nur in eine andere Dimension gesaugt wurde oder so etwas.

Die zweite Staffel von „Buffy“ hat mir sehr gut gefallen und die Serie hat deutlich Fahrt aufgenommen. Zwar gibt es noch viele Episoden, die nach dem „monster of the week“-Schema verfahren, aber wie schon erwähnt wird die continuity auch in diesen Folgen nicht ignoriert und es gibt dennoch einen großen Handlungsbogen, der besonders in Folgen wie „Passion“, „Innocence“ oder dem Staffelfinale behandelt wird. Die erste Staffel hat die Charaktere vorgestellt, die zweite Staffel hat sie alle konsequent weiter entwickelt. Die dritte Staffel muss daher eigentlich noch besser werden; ich erwarte, dass es darin weniger in sich abgeschlossene Folgen gibt und die sich durch die Episoden ziehende Handlung noch besser sichtbar wird. Was mir sonst noch gut gefallen hat: Der Dialogwitz und die vielen popkulturellen Anspielungen. Die Tatsache, dass Willow immer wieder von den anderen dazu beauftragt wird, im Internet nach irgendetwas zu suchen – dass das Netz damals nur eine Angelegenheit für Spezialisten war, zeigt dann doch, wie alt die Serie schon ist, die sich ansonsten sehr gut gehalten hat. Herrlich fand ich die Szene im Finale, in der Spike zusammen mit Buffys Mutter im Wohnzimmer sitzt. Ein weitererHöhepunkt war die Szene, in der in „Passion“ tatsächlich zwei Schüler in die Schulbibliothek kommen, um Bücher auszuleihen. Man fragt sich ja die ganze Zeit über, warum Giles so viel Zeit für Buffy, Xander und Willow hat und warum sie in der Bibliothek stets vollkommen ungestört über Dämonen, Vampire und den Untergang der Welt sprechen können. Xander will die beiden Jungs sofort wieder heraus schmeißen, aber Giles merkt an (als würde es ihm selbst gerade erst wieder einfallen): „This IS a school library…“ 

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