Babylon 5 – Episode 1.17: „Legacies“

Neuigkeiten von B5-Schöpfer J. Michael Straczynski

Bevor ich zur Besprechung der Episode komme, will ich hier kurz alle Neuigkeiten zusammenfassen, die es über „Babylon 5“ und alle anderen Projekte von JMS gibt. Seit meinem letzten Blogpost ist da einiges zusammengekommen.

JMS war im Juli auf der San Diego Comic Con zu Gast, wo er seine Fans in einem einstündigen Panel auf den neuesten Stand brachte. Eine Zusammenfassung könnt ihr euch hier durchlesen, ich greife mal die wichtigsten Punkte heraus:

  • JMS nannte den Grund dafür, warum er über die letzten Jahre immer weniger Comics geschrieben hatte – aufgrund einer Augenkrankheit verschlechterte sich seine Sehkraft dramatisch. Inzwischen hat er sich einer Operation unterzogen und sieht besser als je zuvor, aus dem Comicgeschäft will er sich aber trotzdem ganz zurückziehen, weil er sich auf andere Dinge konzentrieren will (u.a. das Schreiben von Romanen). Das Ganze könnt ihr ausführlicher und in den Worten von JMS auch hier lesen.
  • Seine Comicreihe „Rising Stars“ wird verfilmt. JMS arbeitet zurzeit am Drehbuch; bei entsprechendem Erfolg soll der Film natürlich ein ganzes Filmfranchise begründen.
  • Sein Comic „Midnight Nation“ wiederum soll als Vorlage für eine Fernsehserie dienen. JMS hat vor, die ganze erste Staffel selbst zu schreiben.
  • „Sense8“ wird kurz vor Weihnachten mit einem Christmas Special fortgesetzt; Anfang 2017 soll dann die „richtige“ zweite Staffel auf Netflix veröffentlicht werden. (Inzwischen gibt es Gerüchte, dass Netflix die Serie abgesetzt haben soll. Die zweite Staffel wurde so weit ich weiß bereits komplett gefilmt und wird damit wohl auf jeden Fall noch veröffentlicht. Ich hoffe auf jeden Fall, dass an diesen Gerüchten nichts dran ist!)
  • In Bezug auf den „Babylon 5“-Kinofilm, den JMS vor zwei Jahren angekündigt hatte, gab es keine konkreten Neuigkeiten. Darauf angesprochen sagte er, dass er zunächst noch weitere TV-Serien produzieren und mindestens einen weiteren Film schreiben will. Davon erhofft er sich, dass potentielle Investoren ihm schließlich ihr Vertrauen schenken, sodass er 100 Millionen Dollar für einen B5-Film zusammenbekommt (Warner Bros. ist ja bekanntlich und unverständlicherweise überhaupt nicht mehr an „Babylon 5“ interessiert…).

Ein Video des Panels könnt ihr euch hier anschauen:

Für „House of Speak Easy“ hat JMS auf die für ihn typische, humorvolle Weise einen Fragebogen ausgefüllt. Das Ergebnis ist lesenwert. 🙂 Der Anlass dafür ist eine Veranstaltung am 20.9. in New York, bei der JMS anscheinend einen Vortrag halten wird. (Falls ihr da gerade in New York sein solltet: Tickets gibt’s hier – ich erwarte danach selbstverständlich einen Bericht von euch!)

Zum Schluss noch eine äußerst traurige Nachricht, die ihr sicherlich schon mitbekommen habt: Jerry Doyle, der in „Babylon 5“ Michael Garibaldi gespielt hat, ist am 27.7. verstorben, elf Tage nach seinem 60. Geburtstag. Erneut ist damit einer der Hauptdarsteller der Serie viel zu früh von uns gegangen. Inzwischen ist bekannt geworden, dass die Todesursache chronischer Alkoholismus war. Angesichts der Tatsache, dass Doyles Figur in „Babylon 5“ ebenfalls ein Alkoholproblem hatte, ist dies besonders tragisch (Michael Garibaldis Alkoholismus wurde in der Serie bereits mehrmals thematisiert, vor allem in „Survivors“). Einen Nachruf von JMS könnt ihr hier lesen.

 


Nun aber weiter zur Besprechung der Episode. Ich halte mich an die von JMS empfohlene Reihenfolge (die ihr ganz am Ende des Blogpost zu „Signs and Portents“ einsehen könnt). Dementsprechend ist jetzt Episode 1.17 an der Reihe, die so die vorletzte Folge der ersten Staffel bildet.

Episode 1.17 „Legacies“ („Krieger wider Willen“)

Drehbuch: D.C. Fontana, Regie: Bruce Seth Green
Erstausstrahlung: 20.07.1994 (USA), 26.11.1995 (Deutschland)

„Legacies“ wurde genau wie „The War Prayer“ von Dorothy Catherine Fontana geschrieben, deren bekannteste Arbeiten die Drehbücher sind, die sie zur klassischen „Star Trek“-Serie beigesteuert hat. Bei den beiden Konflikten, die das Gerüst der Episode bilden, steht für die beteiligten Parteien jeweils vor allem emotional viel auf dem Spiel.
Beginnen wir mal mit dem unwichtigeren und auch weniger spannenden Konflikt. Die Telepathin Talia Winters (Andrea Thompson) und Susan Ivanova (Claudia Christian) entdecken auf dem Zocalo ein 14-jähriges Mädchen, das Talia zufolge gerade eine „Bewusstseinsexplsion“ (englisch: „mind burst“) erlitten hat. Sie bringen das Mädchen, das auf den Namen Alisa Beldon hört und dessen Eltern verstorben sind, zu Dr. Franklin ins Medlab. Dort erläutert Talia, dass Alisa (Grace Una) offenbar eine starke Telepathin ist, deren Kräfte sich erst vor kurzem manifestiert haben müssen. Weil Alisa im Umgang mit ihren telepathischen Fähikeiten noch völlig untrainiert ist, kann sie die ständig auf sie einprasselnden Gedankenfetzen anderer Lebewesen noch nicht ablocken – daher ihr Zusammenbruch auf dem Zocalo. Nach Talias Ansicht gibt es für dieses Problem jedoch eine ganz einfache Lösung: Alisa soll dem PsiCorps beitreten, was ihr nicht nur eine kostenlose Ausbildung und Wohnung einbringen wird, sondern eben auch das Training ihrer telepathischen Fähigkeiten und einen lebenslangen, sicheren Arbeitsplatz.
Dass Ivanova sofort gegen Talias Vorhaben ist, überrascht nicht. Seit der ersten Folge wissen wir, dass Susan für das PsiCorps sowie seine Mitglieder und Methoden nur Hass und Verachtung übrig hat. Ihre Beziehung zu Talia war bislang eine äußerst kühle, da Susan allen Mitgliedern des PsiCorps grundsätzlich misstraut. Wir erinnern uns: Susans Mutter war eine Telepathin, weigerte sich jedoch, dem Corps beizutreten. Daraufhin wurde sie zur Einnahme von Medikamenten gezwungen, um ihre telepathischen Fähigkeiten zu unterdrücken. Sie begann, unter starken Nebenwirkungen und Depressionen zu leiden und brachte sich schließlich im Alter von 45 Jahren um, als Susan noch ein Kind war.
Als Susan Commander Sinclair um Unterstützung im Konflikt um Alisas Zukunft bittet, signalisiert er ihr, dass er ihrer Entscheidung vertraut und vollkommen hinter ihr steht. Er befasst sich jedoch nicht näher mit der Angelegenheit, wahrscheinlich weil er gerade in viel größeren Schwierigkeiten steckt (dazu unten mehr). Während also Talia Alisa die Vorteile einer Mitgliedschaft im PsiCorps darlegt, erzählt Ivanova ihr von ihrer Mutter und davon, dass die Absichten des Corps nicht immer so edel sind, wie das Corps es gern darstellt. Vor die Wahl gestellt, entweder dem Corps beizutreten oder ihre Fähigkeit mit Medikamenten zu unterdrücken, erkundigt sich Alisa nach weiteren Optionen. Also lässt Ivanova sie mit Vertretern der anderen Spezies sprechen. Als einzige Spezies ohne Telepathen sind die Narn stets besonders interessiert an entsprechendem Genmaterial (dies wurde im Pilotfilm in einer Szene zwischen G’Kar und der damaligen Stationstelepathin Lyta Alexander verdeutlicht – Stichwort „Erregungsschwelle“ 😉 ). G’Kars Assistentin Na’Toth (Julie Caitlin Brown) macht Alisa zwar ein verlockendes Angebot, doch als das Mädchen in Na’Toths Gedanken blickt, reagiert sie auf den Kontakt mit einem so fremden, außerirdischen Bewusstsein verstört.
Als nächstes statten Alisa und Ivanova Botschafterin Delenn einen Besuch ab. Auch deren Angebot hört sich gut an, gilt es doch bei den Minbari als höchste Ehre, der Gesellschaft zu dienen, indem man seine Talente zur Verfügung stellt. Das Treffen wird jedoch abrupt abgekürzt, als Talia unabsichtlich in Delenns Gedanken blickt und dort zwei Entdeckungen macht (auch dazu gleich mehr). Am Ende der Episode entscheidet sich das Mädchen dennoch dafür, nach Minbar zu gehen, sehr zur Erleichterung Ivanovas. Auf Delenns Wunsch hin soll Alisa dort zur Annäherung zwischen Minbari und Menschen und zum besseren gegenseitigen Verständnis beider Völker beizutragen. Das ist auch dringend nötig, da zwischen den beiden Völkern auch über zehn Jahre nach dem Ende des Krieges noch Hass und Vorurteile an der Tagesordnung sind. Zumindest zwischen Talia Winters und Susan Ivanova hat Alisa aber schon ein wenig den Abbau von Vorurteilen und die gegenseitige Annäherung bewirkt. Die beiden gestehen sich nämlich am Ende des Handlungsstrangs, dass sie sich unhöflich verhalten und stur auf den jeweils eigenen Standpunkt beharrt haben. Talia lädt Susan sogar auf einen Drink ein, womit wir ein gutes Beispiel dafür hätten, dass Figuren und Beziehungen in „Babylon 5“ niemals statisch sind (wie es im Fernsehen in den Neunzigern noch meistens der Fall war). Wer weiß also, wohin sich die Beziehung der beiden noch entwickeln wird?
Im Großen und Ganzen gefällt mir dieser Handlungsstrang. Er entwickelt die Beziehung zwischen Talia und Susan weiter und verdeutlicht die Rolle, die Telepathen sowohl bei den Menschen als auch in verschiedenen außerirdischen Kulturen spielen. All das gelingt gut. Ganz und gar unglaubwürdig ist allerdings das Schauspiel der jungen Darstellerin, die Alisa Beldon spielt. Hätte man eine passendere Schauspielerin gefunden, dann hätte das diese Storyline (und damit die Episode an sich) um einiges aufgewertet. Konseqzenzen für die Zukunft hat sie – abgesehen von der Beziehung Talia-Ivanova – allerdings sowieso nicht. Dabei hätte ich gerne gesehen, wie Alisa auf Minbar arbeitet und welche Probleme sie dort löst. Da sie von Grace Una hier aber so schlecht gespielt wurde, ist es vielleicht besser so, dass man sie nie in die Serie zurückgeholt hat.

Kommen wir also zum anderen Handlungsstrang, der nicht nur den besseren Gaststar aufzuweisen hat, sondern auch weit mehr Bedeutung für zukünftige Entwicklungen in der Serie. Der Minbari-Krieger Neroon (John Vickery) besucht die Station und hat eine Leiche im Gepäck. Dabei handelt es sich um den Körper von Branmer, der im Krieg gegen die Menschen den Angriff auf die Erde angeführt hat. Nach seinem Tod soll seine Leiche nun einem alten Brauch folgend noch einmal möglichst vielen Minbari präsentiert werden, weswegen Neroon damit quasi auf Tour durch alle Minbari-Kolonien geht und auch auf Babylon 5 Station macht. Commander Sinclair, der einer der ganz wenigen Überlebenden der Schlacht um die Erde ist, hat seine Schwierigkeiten damit. Weil er als Diplomat aber von der Notwendigkeit von Annäherung und gegenseitigem Verständnis überzeugt ist, will er der Zeremonie beiwohnen, bei der Branmers Leiche gezeigt werden soll.
Wie wir bald erfahren, sind sich allerdings die Minbari selbst untereinander alles andere als einig, was den Umgang mit Branmers Leiche und sein Vermächtnis betrifft. Delenn erklärt, dass eine derartige Präsentation des Leichnams äußerst ungewöhnlich ist. Zwar handelt es sich dabei um eine große Ehre, aber auch um einen Brauch der Kriegerkaste, mit der Delenn als Angehörige der religiösen Kaste immer wieder in Auseinandersetzungen gerät. Später erzählt sie weiterhin, dass Branmer ursprünglich ebenfalls ein Mitglied der religiösen Kaste war und erst im „heiligen Krieg“ der Minbari gegen die Erde unfreiwillig in die Rolle des Anführers und Kriegshelds geriet. Vor diesem Hintergrund wird klar, warum Delenn so sehr gegen die Verehrung Branmers als Krieger ist. Mit dieser Uneinigkeit haben wir ein weiteres Beispiel dafür, dass auch die Alienrassen in „Babylon 5“ nicht homogen sind. Sie bestehen jeweils aus unterschiedlichen Glaubensrichtungen, Kasten usw. und sind damit genauso vielfältig wie die Menschheit.
Als sich kurz nach Beginn der Zeremonie herausstellt, dass Branmers Leichnam verschwunden ist, droht Neroon den Menschen mit einem erneuten Krieg. Doch Delenn erinnert ihn daran, dass nicht ein Clan allein die Politik der Minbari bestimmen sollte. Wie wir aber später erfahren, macht sich Delenn genau dieser Tat schuldig; sie ist für das Verschwinden von Branmers Leichnam verantwortlich! Statt den Dialog mit der Kriegerkaste zu suchen, um zu einem Kompromiss zu kommen, setzt sie sich über einfach über Neroon hinweg und lässt Branmers Leiche verschwinden und einäschern. Das zeigt, dass das Verhältnis zwischen den beiden Kasten äußerst angespannt ist. Aber auch zwischen Menschen und Minbari sind alte Feindbilder und Hass noch tief verwurzelt. Sinclair tut sich wie gesagt schwer damit, Neroon auf Babylon 5 zu empfangen. Doch es gelingt ihm, seine persönlichen Gefühle außen vor zu lassen und ganz im Sinne der Ziele von Babylon 5 offen für einen Dialog zu sein. Neroon stellt seine Verachtung für die Menschen offen zur Schau und äußert seine Wut darüber, dass die Kriegerkaste kurz vor dem Sieg zur Kapitulation gezwungen wurde. John Vickery macht in dieser Gastrolle eine hervorragende Figur und man kann sich jetzt schon auf alle zukünftigen Episoden freuen, in denen Neroon auftauchen wird.
Als wäre es nicht schon empörend genug, dass Delenn einen Leichnam hat stehlen lassen und ihre persönlichen Wünsche über die einer ganzen Kaste gestellt hat, geht sie sogar noch weiter und lenkt den Verdacht auf ein vollkommen unbeteiligtes und unschuldiges Volk: die Pak’ma’ra. Als Aasfresser haben sie naturgemäß ein Interesse an totem Fleisch. Als vor einem Pak’ma’ra-Quartier ein Fetzen von Branmers Kleidung gefunden wird, wirkt das verdächtig. Dass aber Garibaldi anschließend die Mägen aller Pak’ma’ra auf der Station auspumpen lässt und damit die Mitglieder einer gesamten Spezies unter Generalverdacht stellt, sollte für den Botschafter der Pak’ma’ra ein Anlass zu einer ordentlichen Beschwerde bei Sinclair sein.
Aber auch Neroon verhält sich alles andere als vorbildlich. Er durchwühlt Sinclairs Quartier und greift den Commander an. In diesem Fall hat sich Garibaldi allerdings mal kompetent verhalten und das Quartier bereits zuvor durchsuchen lassen. Kurz danach werden er und Sinclair ohnehin von Alisa auf die richtige Spur gebracht und können Delenn dabei ertappen, wie sie eine Urne mit Branmers Asche nach Minbar schicken will. Die Gründe für ihr Handeln wurden oben schon angedeutet: Als eine von drei Minbari, die die religiöse Kaste im grauen Rat repräsentieren, ist Delenn dagegen, dass Branmer als Krieger verehrt wird. Sie war eng mit ihm befreundet und ist sich sicher, dass er dies nicht gewollt hätte. Dass Delenns Tat nun aufgeflogen ist, kann angesichts der ohnehin schon bestehenden Spannungen zwischen den Kasten nichts Gutes bedeuten. Widerwillig gesteht sie Neroon ihre Tat. Als Rechtfertigung wirft sie ihm vor, er hätte nur im eigenen Interesse und gegen Branmers Willen gehandelt, was angesichts ihrer mit niemandem außerhalb ihrer Kaste abgesprochenen Tat ziemlich scheinheilig wirkt. Noch dazu muss sich der stolze Krieger Neroon nun wieder einmal dem Befehl des grauen Rates (und dem Wunsch Delenns) beugen und sich öffentlich hinter die Aussage stellen, dass Branmers sterbliche Überreste „transformiert“ wurden. Das Verschwinden des Leichnams soll also als religiöses Wunder verkauft werden. Um die Kluft zwischen den beiden Kasten nicht noch weiter zu vergrößern, stimmt Neroon zu. Zusätzlich muss er sich bei Sinclair entschuldigen, was zu einer wirklich schönen Szene führt, in der sie sich gegenseitig ihres Respekts für den anderen versichern. Das lässt hoffen, dass sich die einst verfeindeten Völker tatsächlich auf einem stetigen Weg der gegenseitigen Annäherung befinden.

Nachdem alles geregelt ist, fliegen sowohl Neroon als auch Alisa wieder ab. Für beide geht es nach Minbar. Neroon ist immer noch voller Hass und Vorurteile für die Menschen, hat aber zumindest schon einmal Respekt für Sinclair gewonnen. Alisa ist noch jung und offen für neue Einflüsse und Erfahrungen. Womöglich werden es erst Angehörige ihrer Generation – die keine bzw. kaum Erinnerungen an den Krieg haben – sein, die den Hass hinter sich lassen und offen auf den früheren Feind zugehen können.
Je mehr ich so über diese Episode nachdenke und darüber schreibe, umso mehr gefällt sie mir. Die Beziehung zwischen Menschen und Minbari ist von zentraler Bedeutung für die Serie. Beim ersten Anschauen mag die Episode belanglos erscheinen, doch tatsächlich werden hier entscheidende Weichen für zukünftige Ereignisse gestellt und es findet auch etwas „foreshadowing“ statt. Nicht zuletzt hat Neroon hier seinen ersten Auftritt, der zu den interessantesten Nebenfiguren in „Babylon 5“ gehört. Hätte man nur eine bessere Schauspielerin für die junge Alisa gefunden, dann hätte aus dieser soliden Folge eine sehr gute werden können.

 

Highlight der Episode: Die letzte gemeinsame Szene von Sinclair und Neroon. Nicht nur, weil sie beispielhaft für die Annäherung zweier bislang verfeindeter Völker steht, sondern auch, weil sie ein wegweisendes, legendäres Zitat von Neroon enthält. Das jetzt schon genau zu erklären, käme allerdings einem riesigen Spoiler gleich!

Londo/G’Kar-Moment: Beide kommen in dieser Episode leider nicht vor.

Folgende (weitere) wichtige Informationen, die für den weiteren Verlauf der Serie wichtig sind, erhalten wir in dieser Episode:

  • In der Kultur der Minbari gilt es als ein Zeichen von Respekt, dem Gegner mit aktivierten Waffen (in diesem Fall „open gunports“) gegenüber zu treten. Das sollte man definitiv wissen, sonst kann das für so manches Missverständnis sorgen…
  • Talia und Ivanova sind sich etwas näher gekommen und haben festgestellt, dass sie trotz einiger Differenzen eigentlich ganz gut miteinander auskommen.
  • Die überraschende Kapitulation der Minbari kurz vor ihrem Sieg über die Streitkräfte der Erde wurde von der religiösen Kaste befohlen. Die Kriegerkaste hatte diesem Befehl zu gehorchen. Doch was war der Grund dafür?

Sonstige Fragen:

  • Wie heißt der Saal, in dem Branmers Leiche aufgebahrt werden und wo dann die Zeremonie stattfinden sollte? Sehen wir diesen Raum im Lauf der Serie noch einmal wieder? Ich kann mich gerade ehrlich nicht erinnern.
  • Als Delenn Sinclair in ihrem Quartier empfängt, setzt sie ihre Arbeit an einem scheinbar aus bunten Glasscheiben bestehenden Gebilde fort. Wir haben sie bereits mehrmals beim Bau dieses Gebildes beobachten können (z.B. in „Signs and Portents“). Worum handelt es sich dabei? Ist es nur ein Geschicklichkeitsspiel?
  • Woher weiß Talia, dass Alisa eine P-10 ist? Hat sie irgendwie Alisas telepathische Fähigkeiten getestet? (Die Skala geht übrigens bis P-12, Alisa ist also eine sehr starke Telepathin.)
  • Delenn erzählt Sinclair am Ende der Folge, sie habe in Alisa eine gewisse Unsicherheit gespürt, als diese kurzzeitig telepathischen Kontakt mit ihr aufnahm. Soweit wir wissen, verfügt Delenn selbst nicht über telepathische Fähigkeiten. Wie kam es also dazu, dass nicht nur Alisa in Delenns Gedanken blicken konnte, sondern auch Delenn in Alisas? Liegt der Grund dafür in Alisas Unerfahrenheit, ist sie also schlicht ungeübt darin, bei einem telepathischen Kontakt ihre eigenen Gedanken abzublocken? Oder liegt die Ursache in speziellen Fähigkeiten der Minbari begründet?
  • Die Fremdartikeit des Geistes der Narn schreckt Alisa ab (wozu man anmerken muss, dass sie genaugenommen ja nur mit Na’Toths Geist Kontakt hatte). Als sie Delenns Gedanken scannt, scheint Alisa jedoch kein Unwohlsein zu verspüren. Sind Narn-Gehirne/Gedanken für Menschen also wesentlich fremder als die der Minbari? Oder anders ausgedrückt: Sind Minbari und Menschen sich vielleicht ähnlicher als es den Anschein hat?
  • Wie ist Neroon eigentlich in Sinclairs Quartier gekommen?
  • Wo hat Delenn denn bitteschön Branmers Leichnam einäschern lassen? Gibt es irgendwo in Downbelow jemanden, der einen Verbrennungsofen vermietet und keine Fragen stellt!?
  • Neben der Lüge über Branmers Leiche entdeckt Alisa in Delenns Gedanken noch etwas – ein einziges Wort: „Chrysalis“. Wie das angesichts der Sprachbarriere möglich ist, darüber sollte man wohl nicht zuviel nachdenken (Delenn wird dieses Wort wohl kaum auf englisch gedacht haben). Wie Sinclair am Ende anmerkt, handelt es sich dabei jedenfalls um eine Insektenpuppe bzw. einen Kokon. Genau wie der Zuschauer fragt sich Sinclair, warum dieses Wort für Delenn so wichtig ist und warum sie den Gedanken sofort wieder versteckt hat. Wenn er doch nur wüsste, dass „Chrysalis“ der Titel der nächsten Folge ist… 😉

Weitere interessante Punkte:

  • Neroon trägt den Titel „Alit“; Branmer, der über ihm stand, trug den Titel „Shai Alit“. Beide gehör(t)en dem Clan der Star Riders an.
  • Garibaldi betreibt nicht nur bei den Narn und den Pak’ma’ra Nachforschungen, sondern auch bei den Llort. Dabei handelt es sich anscheinend um eine Spezies, deren Angehörige dafür bekannt sind, alles mögliche zu sammeln. Ich glaube nicht, dass sie später in der Serie noch einmal erwähnt werden.
  • Wenn ich mich richtig erinnere, sehen wir in dieser Folge zum einzigen Mal das Quartier eines Pak’ma’ra.
  • Wie auch schon im Pilotfilm sehen wir Sinclair und Delenn gemeinsam im Garten sitzen.

Interessante „Hinter den Kulissen“-Fakten (aus Jane Killicks Episodenführer zur ersten Staffel):

  • Als einzige von einem Freelancer geschriebene Episode der ersten Staffel beruhte diese Episode nicht auf einem dem Drehbuchautor von JMS zugeteilten Handlungskonzept. Die Idee für die Handlung kam also allein von D.C. Fontana, die durch ein Buch über Abraham Lincolns Beerdigung auf den Gedanken kam (sein Leichnam wurde auf Paraden in Philadelphia und New York präsentiert). Weil JMS die Idee so gut gefiel, wurde dafür sogar eine andere Handlungsidee aus der Staffel gestrichen.
  • Statt Na’Toth sollte eigentlich G’Kar in der Episode vorkommen. Weil Andreas Katsulas aber nicht zur Verfügung stand, bekam Na’Toth G’Kar’s Szenen und Dialogzeilen zugeteilt. Deren Darstellerin Julie Caitlin Brown war davon nicht begeistert, weil man ihrer Meinung nach merkte, dass die Zeilen nicht für Na’Toth geschrieben worden waren.

Zitate:

„It’s been my experience that discussions of old battles only interest historians.“ (Delenn zu Neroon und Sinclair)

„There’s nothing more annoying than Mr. Garibaldi when he’s right.“ (Ivanova)

„We will see… what we will see.“ (Delenn)

„You talk like a Minbari, Commander. Perhaps there was some small wisdom in letting your species survive.“ (Neroon zu Sinclair)

Die nächste Folge in meinem „Babylon 5“ Rewatch ist das Finale der ersten Staffel, Episode 1.22 („Chrysalis“).

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