Filmfest München: „Puppet Syndrome“, „Niemand kennt die Persian Cats“ & „El Olivo“

Das Filmfest München neigt sich dem Ende zu und wie jedes Jahr habe ich zwar viele, viele Filme gesehen, aber auch viele andere links liegen lassen, obwohl ich sie gerne gesehen hätte. Mehr als drei oder vier Filme am Tag anzuschauen, ist wirklich nicht empfehlenswert und man muss ja auch noch irgendwann schlafen und über die Filme schreiben… Meine ausführliche Besprechung des fantastischen Eröffnungsfilms „Toni Erdmann“, der am 14.7. regulär in den Kinos startet, könnt ihr hier lesen.

PuppetSyndrome-Szenenfoto5_700In der Reihe „Spotlight“ lief dieses Jahr u.a. die russische Literaturverfilmung „Puppet Syndrome“ („Sindrom Petrushki“) nach dem Roman von Dina Rubina. Sie erzählt die Geschichte des seit seiner Kindheit vom Puppentheater faszinierten Petya (Evgeniy Mironov) und seiner Liebe zu Lisa (Chulpan Khamatova). Petya erschafft eine lebensecht wirkence Puppe nach Lisas Abbild, was natürlich für Probleme sorgt. Ehrlich gesagt habe ich keine Lust, den Inhalt ausführlicher zusammenzufassen, weil mir der Film nicht besonders gefallen hat. Die Geschichte war zwar äußerst schön gefilmt und mit der einer Literaturverfilmung gebührenden rührenden, orchestralen Musik versehen, lief aber größtenteils überraschungsfrei ab. Noch dazu war mir der Hauptdarsteller leider nicht besonders sympathisch und ironischerweise war es gerade sein Gesicht, das hier besonders maskenhaft wirkte. Zudem konnte ich nicht nachvollziehen, warum Lisa im Lauf des Films in ein psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen wurde, obwohl  doch Petya hier eindeutig der „Verrücktere“ von beiden war. Aber vielleicht wirkt das auch nur von außen betrachtet so. Der Film war jedenfalls ganz nett, wird mir aber nicht besonders in Erinnerung bleiben.

NiemandKenntDiePersianCats-Still01_700Einen positiveren Eindruck hat „Niemand kennt die Persian Cats“ („Kasi az gorbehaye irani khabar nadareh“) bei mir hinterlassen. Nachdem mich „Schildkröten können fliegen“ sehr beeindruckt hatte, beschloss ich mir einen weiteren Film aus der dem iranischen Regisseur Bahman Ghobadi gewidmeten Retrospektive anzuschauen. Während er sich in „Schildkröten können fliegen“ den Kindern eines Flüchtlingslagers gewidmet hatte, taucht Ghobadi hier ganz in die Underground-Musikszene von Teheran ein. Die Grenzen zwischen Dokumentar- und Spielfilm verschwimmen dabei, da die Darsteller dieser Szene tatsächlich angehören und von Ghobadi angwiesen wurden, für den Film einfach ihren Alltag nachzuspielen. Die Handlung dreht sich um ein Musikerpaar, das eine Band gründen und sich nach England absetzen will. Doch das ist angesichts der politischen Situation im Iran alles andere als leicht und so sind die beiden nicht nur auf der Suche nach weiteren Bandmitgliedern, sondern müssen sich auch falsche Pässe besorgen.
Nach „Mali Blues“ war dies mein zweiter Filmfest-Film, der die Situation von Künstlern in einem Land zeigt, in dem die Freiheit von Kunst und Musik unterdrückt wird. Das ist für uns im Deutschland von 2016 nahezu unvorstellbar, aber leider in zahlreichen Ländern Realität und kann auch als mahnendes Beispiel dienen, es nicht auch hierzulande wieder so weit kommen zu lassen. Ghobai erweist sich hier abermals als äußerst präziser Beobachter und lässt seine Zuschauer ganz in die im Film portraitierte Welt abtauchen. „Niemand kennt die Persian Cats“ zeigt eine Seite des Irans, die man als westlicher Medienkonsument nur sehr selten zu Gesicht bekommt. Genau wie „Schildkröten können fliegen“ und einige weitere Filme von Ghobdi ist der Film übrigens auf DVD erhältlich.

Olivo-09616-joseharo_700Zurück nach Europa ging es für mich schließlich mit „El Olivo – Der Olivenbaum“. In dieser spanisch-deutschen Produktion fährt die junge Alma (Anna Castillo) gemeinsam mit zwei Helfern von Spanien nach Düsseldorf, um dort einen 2000 Jahre alten Olivenbaum zurückzuholen, der einst im Olivenhain ihres Großvaters gestanden hat. Der Baum steht mittlerweile im Innenhof der Zentrale eines großen Energiekonzerns, doch Alma, die zahlreiche Kindheitserinnerungen mit dem Baum verbindet, möchte ihn für sich und ihren Großvater zurückholen. Im Festivalprogramm wird „El Olivo“ als „Feel-Good-Drama“ beschrieben, was es ziemlich gut trifft. Hier ist von Anfang an klar, wer die „Guten“ und die „Bösen“ sind; man fiebert mit Alma mit und entwickelt Verachtung für die Anzugträger in Düsseldorf, die den Baum natürlich nicht hergeben wollen. Mir persönlich war die Geschichte etwas zu leer und vorhersehbar, doch die Hauptdarstellerin war äußerst charmant und der Film hatte sowohl Herz als auch Witz. Dass die Geschichte zudem durchaus eine hohe Symbolkraft in sich trägt, wurde mir erst hinterher beim Nachdenken über den Film klar. In einer Zeit, in der Europa auseinanderzufallen droht, ist ein solcher europäischer Feel-Good-Movie vielleicht gar nicht so verkehrt. Allerdings kann man das Beharren der jungen Spanierin auf die Rückkehr „ihres“ Baumes in die Heimat auch als Abschotten gegenüber Eingriffen aus dem Ausland lesen. Auf jeden Fall ist „El Olivo“ ein Film, der zum Nachdenken über solche Dinge anregt, und das ist auf keinen Fall verkehrt.

Copyright Bilder: Filmfest München

Filmfest Müchen: „The Open“

Der letzte Film, der am Sonntag auf meinem Programm stand, war „The Open“ von Mark Lahore. Eines gleich vorweg: Mir hat der Film überhaupt nicht gefallen, es gab jedoch zahlreiche Kinobesucher, die ihn äußerst gelungen fanden und dem Regisseur im Anschluss an die Vorstellung interessiert Fragen stellten. „The Open“ spielt in einer Welt, die anscheinend in Kriegen untergegangen ist. Davon erfahren wir nur nebenbei aus den Gesprächen der Protagonisten, denn von der Eröffnungsszene abgesehen spielt der Film ausschließlich in den schottischen Highlands. Dort sollen der Soldat Ralph (James Northcote) und Stephanié (Maia Levasseur-Costil) unter der Anleitung des Trainers André (Pierre Benoist) gegeneinander Tennis spielen. Und zwar ein ganzes Turnier. Und das auch noch ohne Bälle.
TheOpen-15_700Das hört sich vollkommen absurd an, und das ist es auch. Dabei ist mir die dem Film zugrunde liegende Botschaft durchaus klar: Sport ist besser als Krieg. André ist von der Idee der Tennismatches so sehr besessen, weil sich die Schrecken, die er und seine beiden Schützlinge durchlebt haben müssen, nur überwinden und verarbeiten lassen, indem sie alle sich einer neuen Tätigkeit zuwenden. „The Open“ findet in einer dystopischen Welt statt, in der der Sport für die drei Protagonisten (die übrigens die einzigen Personen im Film sind) die einzige Möglichkeit darstellt, nicht den Verstand zu verlieren. Das Problem, das ich mit dem Film hatte, war vor allem seine Länge. Denn diese Handlungsidee hätte sicher einen sehr guten 30- bis 60-minütigen Kurzfilm abgegeben, einen 103 Minuten langen Spielfilm trägt sie aber nicht. Immer wieder sieht man die gleichen Bilder: Ralph und Stephanié beim Trainieren, Ralph und Stephanié beim Tennisspielen und André, wie er sie antreibt. Wenn man nicht gerade ein großer Tennisfanatiker ist, wirkt das sehr schnell ermüdend. Den Darstellern ist dabei aber überhaupt kein Vorwurf zu machen, denn alle drei spielen ihre Rollen mit äußerster Hingabe und zum Teil körperlicher Verausgabung. Die immer wieder eingeblendeten Ortsnamen, die einen darüber informieren, dass die Strände und Wiesen, auf denen sich das alles abspielt, nach berühmten Tennisspielern benannt sind, wirken dabei wie ein überflüssiges Gimmick und tragen nichts zur Geschichte bei. Natürlich ist die schottische Landschaft wunderschön, doch auch daran hat man sich recht schnell satt gesehen und bekommt halt keinerlei visuelle Ablenkung geboten. Der Film wurde mit einem äußerst geringen Budget von 120.000 Euro (!) und einer Minimalcrew gedreht. Insofern ist es schon eine beachtliche Leistung, was Lahore und sein Team da auf die Beine gestellt haben. Dennoch konnte ich beim Verlassen des Kinosaals nur den Kopf schütteln. Da halfen auch all die schönen Erklärungen hinterher nichts, dass zwischen Tennis und Kino doch so einige Gemeinsamkeiten bestehen, weil das Gegenüberstehen der Gegner beim Tennis doch viel von den Duellen im Western habe oder weil sowohl Kino als auch Tennis Action innerhalb eines klar abgegrenzten Rechtecks bieten. Nein, gut fand ich „The Open“ wirklich nicht, wenn auch die Idee interessant ist und die Leidenschaft der Beteiligten bewundernswert.
Die beiden Vorstellungen des Films auf dem Filmfest sind bereits vorbei.

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Filmfest München: „Slash“ & „You Carry Me“

Filmfest München, Tag 3:Stills+for+press+5_700 Mein erster Film am Sonntag war „Slash“ von Clay Liford. Das größte Hobby des 15-jährigen Neil (Michael Johnston) ist das Schreiben von Slash Fiction, also von fiktiven erotischen (meist homosexuellen) Geschichten mit bestehenden Charakteren aus der Popkultur. Gandalf mit Dumbledore, Kirk mit Spock, Yoda mit Dobby – der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Als Neils Schulkameraden von seinem Hobby erfahren, machen sie sich über ihn lustig. Nur die ein Jahr ältere Julia (Hannah Marks) hat vollstes Verständnis, schließlich ist sie selbst eine erfahrende Schreiberin von Slash Fiction. In einem Internetforum lernt Neil den über 20 Jahre älteren Denis (Michael Ian Black) kennen, der ihn auf eine Convention einlädt, wo Neil aus seinen Werken vorlesen soll. Dumm nur, dass dort ein Mindestalter von 18 Jahren Voraussetzung ist. Nichtsdestotrotz machen sich Neil und Julia gemeinsam auf den Weg.
Regisseur und Drehbuchautor Clay Liford ist zwar selbst kein Autor von Slash Fiction, hat aber viele langjährige Verbindungen zur Fankultur und weiß also, wovon er hier erzählt. Dementsprechend nähert er sich dem Thema stets mit Respekt und ohne den Inhalt oder die Autoren von Slash Fiction ins Lächerliche ziehen zu wollen. Wie auch „Closet Monster“ ist „Slash“ ein weiterer Coming of Age-Film, der unter anderem das Klarkommen mit der eigenen Sexualität behandelt. Zwar ist „Slash“ längst nicht so handwerklich kunstvoll, verspielt und kreativ gemacht wie „Closet Monster“, doch die Charaktere sind gut geschrieben, die Dialoge teils wirklich witzig und allgemein merkt man dem Film an, dass der Regisseur hier mit Leidenschaft bei der Sache war. Ich kann also eine klare Empfehlung für den Film abgeben – auch an diejenigen, die mit Slash Fiction nichts am Hut haben (so wie ich). „Slash“ wird noch einmal auf dem Filmfest gezeigt (am 30.06. um 17:30 Uhr im Rio 2).

Als nächstes stand der kroatische Film „You Carry Me“ („Ti Mene Nosis“) auf meinem Programm. Über 165 Minuten hinweg erzählt darin die Regisseurin Ivona Juka drei verschiedene, aber thematisch ähnliche Geschichten. Verbunden sind die drei Teile dieses filmischen Triptychons durch eine Soap Opera, an deren Entstehung Protagonisten aus allen drei Handlungssträngen mitwirken. In allen drei Strängen stehen Frauen bzw. Mädchen im Mittelpunkt, was mir allerdings tatsächlich erst nach der Vorstellung klar wurde, als die Regisseurin ein wenig über ihren Film sprach. Ich hatte die etwa 12-jährige Dora nämlich den ganzen Film über für einen Jungen gehalten! Wahrscheinlich kann man es als eine Stärke der Geschichte auslegen, wenn eine seiner Rollen sowohl mit einem männlichen wie weiblichen Protagonisten funktioniert.
YouCarryMe-Ives+and+Ivan+breakfast_700„You Carry Me“ ist schauspielerisch extrem stark, war mir persönlich aber eindeutig zu lang. Klar, drei ist eine schöne Zahl, aber diese drei Geschichten in einem einzigen Film unterzubringen war dennoch etwas zuviel des Guten. Meiner Meinung nach wäre weniger hier mehr gewesen. Das gilt auch für die kurzen Traumsequenzen, die ein paar Mal vorkommen und auf einem Traum basieren, den die Regisseurin tatsächlich hatte. Diese Sequenzen bringen keinerlei Mehrwert, wirken in ihrer Metapher viel zu platt und stellen einen Stilbruch zum Rest des Films dar. Insgesamt hat „You Carry Me“ bei mir also einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen. Die beiden Vorstellungen des Films sind bereits vorbei.

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Filmfest München: „Schildkröten können fliegen“ & „Mali Blues“

Nachdem ich an meinem zweiten Filmfest-Tag „Bamberski“ und „Oleg Y Las Raras Artes“ angeschaut hatte, stand abends ein Film aus der dem iranischen Regisseur Bahman Ghobadi gewidmeten Retrospektive auf meinem Programm (zwischendurch war ich noch beim Publikumsgespräch mit Stephen Dunn, dem Regisseur von „Closet Monster“ und habe deswegen „Volt“ verpasst, den ich eigentlich anschauen wollte). Das Kino war fast ausverkauft und die Zuschauer – unter ihnen auch Oscargewinnerin Ellen Burstyn – wurden von Ghobadi persönlich begrüßt. Der Film, „Schildkröten können fliegen“ (2004), spielt in einem Flüchtlingslager an der irakisch-türkischen Grenze kurz vor Beginn des Krieges 2003. Im Mittelpunkt des Films stehen die Kinder im Lager und die Geschichte wird ganz aus ihrer Perspektive erzählt. Ihr Anführer heißt „Satellite“, weil er sich als einziger im Lager mit TV-Antennen, Satellitenschüsseln und dergleichen auskennt. Die sind wichtig, um Nachrichten über die bevorstehende US-Inavsion zu erhalten.
SchildkroetenKoennenFliegen-szn02_700„Schildkröten können fliegen“ ist ein wunderbarer Film mit bemerkenswerten Schauspielleistungen seiner jungen Darsteller. So sehr ich natürlich auch das Hollywoodkino liebe ist es dennoch immer wieder erfrischend und in diesem Fall geradzu augenöffnend, Filme aus Regionen der Erde zu sehen, über die man im Mainstream-Kino und in den Medien allgemein wenig erfährt. Denn den Irak kennt man als Europäer aus dieser Perspektive in der Regel wirklich noch nicht. Außerdem war es nach „Oleg Y Las Raras Artes“ gleich der zweite Film, der mir verdeutlicht hat, wie wichtig es ist, die Welt um sich herum immer wieder aus den Augen eines Kindes zu sehen. Die Bedeutung der Kinder für die Zukunft unseres Planeten betonte Ghobadi abermals, als er nach der Vorstellung Fragen des Publikums beantwortete. Er fügte zudem hinzu, dass er weiter Filme in seiner Heimatregion drehen werde, weil er Land und Leute dort eben am besten kenne und viel darüber zu sagen habe. Eine richtige Entscheidung!

02_MALI+BLUES+-%c2%ae+Konrad+Waldmann_700Nach dem Irak ging es für mich als nächstes weiter nach Mali. Der deutsche Regisseur Lutz Gregor hat dort mit „Mali Blues“ eine Dokumentation über die Musikszene des Landes gedreht. Musiker wie die Sängerin Fatoumata Diawara leisten dort mit der Kraft ihrer Musik auf friedliche Weise Widerstand gegen die Besetzung eines Teils des Landes durch radikale Islamisten. Obwohl Musik zum Teil verboten ist, versuchen Diawara und ihre Mitstreiter, durch die politischen Texte ihrer Lieder die Bevölkerung für geselleschaftlich und politisch relevante Themen zu interessieren – meistens mit Erfolg. Filmisch hat mich diese Dokumentation zwar nicht ganz überzeugt, aber der Einblick in ein für mich fremdes Land und die Probleme, mit denen die Künstler dort zu kämpfen haben, war hochinteressant. Diawara, die zusammen mit Lutz Gregor im Kino anwesend war, ist eine beeindruckende Persönlichkeit, deren Talent und Mut ich sehr bewundere. Weiterhin  für mich spätestens mit diesem Film ein roter Faden erkennbar, der sich durch viele der Filme in meinem persönlichen Filmfest-Programm zieht: Der Einsatz von Kunst (Film, Musik,…) im Kampf für das Gute – sei es für Frieden und Freiheit von Unterdrückung oder für die Akzeptanz der eigenen Sexualität.
„Mali Blues“ wird noch einmal auf dem Filmfest gezeigt: am 2.7. um 19:30 im City 3. Der Film bekommt dieses Jahr aber auch noch einen deutschlandweiten Kinostart und wird danach auch auf DVD veröffentlicht (vielleicht sogar mit beiliegender Soundtrack-CD, wie einer der Produzenten verriet). Im Anschluss an die Premiere des Films spielte Fatoumata Diawara übrigens im Kinosaal noch ein Lied (bei dieser Vorstellung war ich leider nicht anwesend):

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Filmfest München: „Oleg Y Las Raras Artes“

Nach „Bamberski“ ging es vorgestern an meinem zweiten Tag auf dem Filmfest München mit einem sehr eigenwilligen Film weiter: „Oleg Y Las Raras Artes“ („Oleg and the Rare Arts“) des venezolanischen Regisseurs Andrés Duque. Dieser portraitiert darin den russischen Klaviervirtuosen Oleg Nikolaevitch Karavaychuk. Natürlich filmt er ihn am Klavier, mindestens genauso eindrucksvoll sind jedoch die Szenen, in denen der 88-jährige Karavaychuk in langen Einstellungen über das Leben, die Kunst, Poesie und vieles mehr philosophiert. Diese Einstellungen sind zum Teil fünf Minuten lang (oder auch deutlich länger) und waren nicht Teil des ursprünglichen Plans von Duque. Für seine Filmportraits nimmt er sich jedes Mal bis zu zwei Jahre lang Zeit, um die entsprechende Person gut kennen zu lernen und dann anschließend über einen Zeitraum von nur etwa acht Tagen zu filmen. Im Fall von Karavaychuk hat sich dabei herausgestellt, dass ein „herkömmlich“ geschnittener Film dem Pianisten nicht gerecht werden würde. Die Erzählungen des gebrechlichen, aber geistig und am Klavier äußerst lebendigen Russen wären ihrer vollen Kraft beraubt worden, wenn sie durch Schnitte unterbrochen worden wären.
Oleg+y+Las+Raras+Artes+17_700Der Film ist also – genau wie Karavaychuk – äußerst eigenwillig und in gewisser Weise kompromisslos geworden. Das hat auch zur Folge, dass man abseits der poetischen und philosophischen Ausschweifungen Karavaychuks nichts über ihn erfährt. Wer also erwartet, eine normale Dokumentation zu sehen zu bekommen, in der unter anderem biographische Daten herunter gebetet werden, der wird enttäuscht werden. Der Film übermittelt wenig Fakten, kommt dafür aber dem Menschen und Künstler Karavaychuk umso näher, was angesichts der Tatsache überraschend ist, dass dieser eigentlich keine Menschen mag, wie der Regisseur nach der Vorstellung berichtet. Den Respekt und das Vertrauen des Künstlers habe er sich unter anderem dadurch erworben, dass er sich in dessen Gegenwart kindlicher zu verhalten begann. Karavaychuk ist im Film immer wieder anzumerken, dass er an die Kunst ebenfalls mit einer kindlichen Begeisterung und Naivität herangeht und dass Technik seiner Ansicht nach längst nicht alles ist. (Er erklärt unter anderem: „Am Konservatorium bringen sie einem nur bei, schnell zu spielen.“) Er war von Duques Verhalten und dessen Offenheit ihm gegenüber beeindruckt und ließ sich schließlich davon überzeugen, dieses äußerst persönliche Filmportrait von sich anfertigen zu lassen. Leider ist er am 13. Juni 2016 verstorben, doch den Film konnte er noch sehen und hat ihn Duque zufolge sehr gemocht. (Die beiden Vorstellungen des Films auf dem Filmfest sind leider schon vorbei.)

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Filmfest München: „Bamberski – Der Fall Kalinka“

Mein zweiter Tag auf dem Filmfest München begann gestern damit, dass ich mit einer Freundin in die Pressevorführung von „Bamberski – Der Fall Kalinka“ („Au Nom De Ma Fille“, Regie: Vincent Garenq) ging. Eigentlich wollte ich einen anderen Film anschauen, doch das hätte wegen eines anschließenden Terminkonflikts nicht geklappt. Also habe ich mir diese in der „Spotlight“-Reihe gezeigte Verfilmung eines wahren Falles angeschaut, in der ein Vater (Daniel Auteuil) fast 30 Jahre lang mit der deutschen und französischen Justiz zu kämpfen hat, weil er den Vergewaltiger und Mörder seiner 14-jährigen Tochter zur Rechenschaft ziehen will. Dieser wird von Sebastion Koch gespielt, der ebenso wie Auteuil hier erwartungsgemäß eine sehr gute Schauspielleistug abliefert. Bamberski-0743_700Der Film ist dicht und spannend erzählt, bietet aber für so „filmisch abgestumpfte“ Personen wie mich absolut nichts Neues oder Aufregendes und bleibt so zumindest strukturell langweilig. Denn er kommt in Aufbau und Handlung äußerst vorhersehbar daher und gelegentlich wirkt die ständige Wiederholung der gefühlt alle zehn Minuten erscheinenden Einblendungen „X Jahre später“ etwas ermüdend. Natürlich erlegt einem die Verfilmung einer wahren Geschichte gewisse Grenzen auf, wenn man sich an die Fakten halten wollen. Insofern waren die Filmemacher hier in ein Korsett gezwängt, das vielleicht verhindert hat, dass aus „Bamberski“ ein nicht nur solide gemachter und spannender Film, sondern eben wirklich großes Kino geworden ist.
Der Film wird zweimal auf dem Filmfest gezeigt: Am 30.06. um 20 Uhr und am 1.7. um 22:30 (jeweils im Carl-Orff-Saal im Gasteig).

Mehr zu den Filmen, die ich gestern gesehen habe, gibt es dann im nächsten Blogpost. Jetzt muss ich schon wieder ins Kino…

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Filmfest München: „Le Convoi“, „The Shell Collector“ & „Closet Monster“

CONVOI_BOB4_360604_700Nachdem ich vorgestern zunächst „Die Habenichtse“ angeschaut und mich dann zu Filmtonart begeben habe, um mir erklären zu lassen, wie der Krieg der Sterne klingt, ging es anschließend wieder ins Kino. „Le Convoi“ stand auf dem Programm, ein französischer Actionthriller von Frédéric Schoendoerffer. Der Film folgt einer Gruppe von Kriminellen, deren Aufgabe es ist, 1400 Kilogramm Cannabis von Spanien nach Paris zu transportieren. Die meisten Szenen finden dementsprechend auf der Autobahn statt, was den Film zu einem „Road Movie“ im wörtlichen Sinne werden lässt. Ständig ist hier etwas in Bewegung und die Protagonisten stehen pausenlos unter großer Anspannung. „Le Convoi“ ist äußerst spannend, schnell, gekonnt in Szene gesetzt (Schoendoerffer hat u.a. bei Luc Besson gelernt), gut gespielt und vor allem zum Ende hin richtig actionreich. Trotzdem war das ganz einfach nicht so meine Art Film. Wer aber auf rasende Autos und all die anderen genannten Merkmale steht, dem ist der Film uneingeschränkt zu empfehlen. Er wird noch zweimal auf dem Filmfest gezeigt: Am 28.6. um 15 Uhr und am 2.7. um 22:30 (jeweils im City 1).

Das Kontrastprogramm zu diesem ungewöhnlich adrenalinreichen und rasanten Festivalbeitrag bildete dann mein nächster Film: „The Shell Collector“ von Yoshifumi Tsubota. Ein blinder, alter Mann lebt einsam in einer Hütte direkt am Strand und verbringt seine Zeit vor allem mit dem Sammeln von Muscheln. Eines Tages entdeckt er eine Frau, die vom Meer angeschwemmt worden zu sein scheint. Als sie wenig später von einer seltenen, fleischfressenen Muschel gestochen und dadurch von ihren Lähmungserscheinungen geheilt wird, wird das Leben des Mannes noch weiter auf den Kopf gestellt. „The Shell Collector“ hat mich äußerst zwiespältig zurückgelassen. Einerseits mag ich es sehr, wenn Filme nicht alles erklären und die Details und Hintergründe der Welt, in der sie spielen, der Vorstellungskraft des Zuschauers überlassen. TheShellCollector_1DX_2892_700Das tut der Film sehr erfolgreich. Andererseits hat er mich sonst in keiner Weise überzeugt. Die anscheinend für viele andere Zuschauer betörend schönen Bilder haben mich nicht überwältigt und weil ich mich zu keinem Zeitpunkt so richtig in die Geschichte hineingezogen gefühlt habe, war mir der Film gelegentlich zu langatmig. Dabei sind die Hintergründe, die hier wie gesagt nur angedeutet werden, äußerst interessant: Basierend auf einer Kurzgeschichte des US-Autors Anthony Doerr erzählt der Film nämlich eine Science-Fiction-Geschichte, in der die Welt anscheinend von einer Seuche heimgesucht worden ist, die Lähmungen verursacht. Weil die Handlung aber zu keinem Zeitpunkt den Strand verlässt, muss man sich diese Details aus den wenigen Informationen erschließen, die einem der Film gibt. Die Umweltzerstörung wird als eine mögliche Ursache der Krankheit angesprochen und der Regisseur erzählt nach der Vorstellung, dass das Unglück von Fukushima ihn zum Film inspiriert habe. In Ansätzen ist „The Shell Collector“ also wirklich interessant, in der Umsetzung fand ich ihn jedoch weniger gelungen (die Traumsequenzen haben bei mir jedes Mal Kopfschmerzen ausgelöst). Der Film wird noch einmal gezeigt: am 2.7. um 9:30 Uhr (City2).

Wirklich richtig gut, um nicht zu sagen geradezu fantastisch wurde es dafür zum ersten Mal am Abend dieses ersten Tages. Der junge kanadische Regisseur Stephen Dunn, der vor einigen Jahren mit einem seiner Kurzfilme auf dem Münchner Film School Fest zu Gast war, ist nun mit seinem ersten langen Spielfilm wieder in München. „Closet Monster“ ist ein Film, den ich nur ungerne einer Kategorie bzw. einem Genre zuordne. Also zähle ich einfach mal alle Labels auf, die mir dazu einfallen: Der Film ist eine Coming of Age-Story, es geht um Sexualität, genauer gesagt um Homosexualität. Der Film ist ein Drama, aber mit sehr viel Humor und einigen surrealen Elementen. Ach ja, Horror-Elemente kommen auch vor, aber ein Horrorfilm ist „Closet Monster“ nun wirklich nicht! Eine der großen Stärken dieses Films liegt darin, dass sich Stephen Dunn wirklich gar nicht um Genregrenzen schert, sondern die zahlreichen verschiedenen Stilelemente nutzt, um das Innenleben seiner Hauptfigur sicht- und fühlbar zu machen. Bei dieser handelt es sich um Oscar (Connor Jessup), der als Teenager bei seinem Vater lebt, nachdem sich die Eltern schon vor Jahren haben scheiden lassen. Er jobbt in einem Baumarkt, wo er den etwa gleichaltrigen Wilder kennen lernt. Dies stürzt ihn in ein emotionales Chaos, denn die Gefühle, die er für Wilder entwickelt, sind weit mehr als nur freundschaftlicher Natur. Und so beginnt für Oscar eine äußerst turbulente und verwirrende Zeit, in der ihm unter anderem die imaginären Gespräche mit seinem Hamster (Stimme: Isabella Rossellini!) Halt geben.
closet_monster_3_700Das klingt in dieser Zusammenfassung jetzt vielleicht ein wenig sonderbar, aber was Stephen Dunn und seine Darsteller aus dieser Geschichte gemacht haben ist schlicht phänomenal. Das liegt sicher nicht zuletzt daran, dass die Geschichte für Dunn eine äußerst persönliche ist und zahlreiche Elemente aufweist, die auf eigenen Erlebnissen und Erinnerungen beruhen. Der Film strotzt nur so vor kreativen Einfällen und Storyideen und läuft erfrischenderweise mehrmals den Erwartungen der abgebrühten Festivalbesucher zuwider, sodass er immer wieder überraschen kann und sich erfolgreich zahlreichen Klischees widersetzt. An „Closet Monster“ stimmt einfach alles, angefangen beim grandiosen Schauspiel vor allem des Hauptdarstellers bis hin zum wirklich außergewöhnlichen Sounddesign des Films. Gäbe es ein Soundtrackalbum zum Film, ich hätte es nach dem Kinobesuch sofort gekauft; der Film verwendet eine Kombination aus bestehenden Songs mit einem effektiven Elektrosoundtrack, in den immer wieder metallische Klänge eingewoben sind (was einen ganz besonderen Bezug zur Handlung und zur wichtigsten Szene des Films hat). „Closet Monster“ ist ein zutiefst persönlicher und berührender Film über die Auseinandersetzung und
das Klarkommenmit mit der eigenen Sexualität. Stephen Dunn hat auf dem Filmfest bereits ein wenig von seinem nächsten Film erzählt und nach diesem beeindruckenden Debüt werde ich seine Karriere auf jeden Fall weiter verfolgen. Vielleicht läuft sein nächster Film in ein paar Jahren ja auch beim Filmfest München. Die beiden Vorstellungen von „Closet Monster“ sind leider schon vorbei, doch der Film wird voraussichtlich im Herbst deutschlandweit ins Kino kommen.

Copyright Bilder: Filmfest München

Filmfest München: „Die Habenichtse“

poster2016_jpg_dlGestern Abend ist das 34. Filmfest München feierlich eröffnet worden und passend dazu präsentiert sich das Wetter hier zumindest gestern und heute ebenfalls feierlich. Bei über 30 Grad und brennender Sonne flüchtet man sich doch gerne in den einen oder anderen kühlen Kinosaal. Das habe auch ich heute mehrmals getan und zwischendurch auch noch ein Panel beim Filmtonart-Event besucht. Ich muss gleich schon wieder ins Kino, will hier aber schnell meine Eindrücke vom Beginn des ersten Festivaltages schildern.

Mit dem Anblick von Baugerüsten und Holzverschlägen vor den City-Kinos, die als einer der zentralen Festspielorte dienen, ging der Tag wenig glamourös los. Im Kino angekommen hieß es dann wie jedes Jahr, mit anderen Akkreditierten Schlange zu stehen, um Tickets für den Sonntag zu ergattern. Weil es immer knapper und knapper wurde (der Beginn der Pressevorführung von „Die Habenichtse“ nahte), wurden die Anwesenden – mich eingeschlossen – immer nervöser. Ich hatte jedoch Glück und verpasste nur ein paar Minuten vom Anfang des Films. Rückblickend muss ich aber sagen, dass ich ihn auch ganz hätte verpassen können. Bei „Die Habenichtse“ (Regie: Florian Hoffmeister) handelt es sich um die Verfilmung eines Romans von Katharina Hacker, der eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des 11. September 2001 erzählt. Weil Jakobs alte Liebe Isabelle (Julia Jentsch) an diesem Tag in Berlin sein wird, bietet ihm sein Freund Hans an, ihn bei einem geschäftlichen Termin in New York zu vertreten. Als Hans dann bei den Anschlägen aufs World Trade Center ums Leben kommt, fühlt Jakob sich schuldig und auch die wieder aufflammende Beziehung mit Isabelle funktioniert nicht wirklich.
Gleiches kann man auch über den Film sagen. DieHabenichtse-05_700Die Schwarzweißoptik soll wohl den Ernst der Geschichte betonen, ist jedoch längst nicht die einzige fragwürdige Entscheidung, die bei der Entstehung von „Die Habenichtse“ gefällt wurde. Die Dialoge sind zum großen Teil furchtbar unglaubwürdig, das Schauspiel bisweilen lustlos oder zumindest nicht nachvollziehbar und die Handlung schlingert, nachdem die Ausgangssituation etabliert worden ist, einfach irgendwie dahin, ohne dass einen das Ganze besonders berührt. Möglicherweise wollten die Beteiligten hier davon erzählen, dass Menschen gerade in (Liebes-)Beziehungsdingen miteinander zu wenig über ihr emotionales Innenleben sprechen und sich daraus zahlreiche Probleme ergeben. Diesbezüglich ergeben sich auch immer wieder im Film interessante Stellen, was einen aber aufgrund der erwähnten Mängel schon bald nicht mehr interessiert. Durch die seltsame Kühle, die der Look des Films und das Schauspiel der Darsteller ausstrahlen, fühlt man sich als Zuschauer fortwährend auf seltsame Weise vom Geschehen distanziert. Vieles ist hier zu gestelzt und künstlich, um wirklich lebensecht wirken zu können.
Der Auftakt hat mich also enttäuscht, aber immerhin kann es von hier an hoffentlich nur noch besser werden (wurde es auch, aber noch nicht allzu viel – Stand: 24.06., 20:35). Falls sich trotzdem jemand für „Die Habenichtse“ interessiert, der Film wird morgen Abend in Anwesenheit der Darsteller seine Premiere feiern (Arri, 20:00) und danach noch zwei weitere Male gezeigt: am 26.6 um 22:00 (HFF Audimax) und am 2.7. um 14:30 (Arri).

Copyright Bilder: Filmfest München

Under The Skin – Der beste Film des Jahres

Spoilerwarnung! Dieser Blogpost enthält inhaltliche Details zu „Under The Skin“ und verrät u.a. das Ende des Films (das jedoch erst im letzten Abschnitt „Fremdheit als Methode“).

Nachdem ich mich in einem meiner letzten Blogposts auf die dunkle Seite der Macht begeben und mich äußerst emotional über den neuen, inhaltslosen „Die Tribute von Panem“-Fim aufgeregt habe, will ich nun ins andere Extrem ausschlagen und Jonathan Glazers „Under The Skin“ zum mit Abstand besten Film des Jahres erklären. In diesem Fall stehe ich mit meiner Meinung viel weniger alleine da, obwohl es durchaus Leute gibt, die mit dem Film überhaupt nichts anfangen können.

Der Film

„Under The Skin“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Michel Faber (auf deutsch erschienen als „Die Weltenwanderin“), wobei Jonathan Glazer und sein Co-Drehbuchautor Walter Campbell hier wirklich nur die Grundidee des Romans für den Film übernommen haben. Und die lautet: Ein als verführerische junge Frau getarntes Alien fährt mit dem Auto durch Schottland, um männliche Anhalter einzusammeln, die anschließend umgebracht und verspeist werden (wobei das mit dem Verspeisen im Film schon nicht mehr ganz eindeutig ist, aber dazu später mehr).

Ich habe „Under The Skin“ Anfang Juli auf dem Filmfest München zum ersten Mal gesehen – es war eines der beeindruckendsten Kinoerlebnisse meines Lebens. Ganz, ganz selten gibt es Filme von einer solch starken und eindrucksvollen bildlichen Erzählkraft, die dann auch noch ganz und gar im Dienst der Geschichte steht, so dass die Bilder nie zum Gimmick oder Selbstzweck verkommen. Mir fällt spontan nur ein einziger anderer Film ein, von dem man das ebenfalls behaupten kann (obwohl es sicher noch einige mehr gibt): „Blade Runner“. In beiden Fällen übernehmen die starken Bilder eine besonders wichtige Rolle bei der Vermittlung der Handlung und erzeugen eine einzigartige Atmosphäre, die einen geradezu in den Film hineinsaugt. Die ganz besondere, ausdrucksstarke Bildsprache von Jonathan Glazer und Ridley Scott (übrigens beide erfahrene Werbefilmer) ergänzt in beiden Fällen die Handlung des Films perfekt, so dass sich jeweils etwas Größeres, Einzigartiges ergibt. „Under The Skin“ ist ein Meisterwerk.

Dabei hätte der Film auch ganz anders aussehen können. Das Drehbuch hielt sich ursprünglich viel enger an den Roman, beinhaltete eine größere Zahl an Figuren und einige viel aufwändiger geplante Szenen (Glazer erzählt davon in den Dokumentationen auf der DVD/Blu-ray). Beispielsweise hätte der Beginn des Films, der die „Geburt“ von Scarlett Johanssons namenloser Figur zeigt, eigentlich wesentlich länger ausfallen sollen. Aus Geldmangel musste Glazer jedoch auf eine aufwändige Szene mit vielen Spezialeffekten verzichten, statt dessen wurde die Sequenz – und das gilt für den gesamten Film – auf ihr Wesentliches reduziert. Stellvertretend für die Formierung des Aliens in Menschengestalt sieht man in den ersten Minuten des Films zunächst nur schemenhaft erkennbare Formen. Dazu hört man Johanssons Stimme immer wieder sinnlose Silben und Laute wiederholen (sind das die Sprechübungen eines außerirdischen Wesens, das die englische Sprache erlernt?). Nach einigen Minuten wird aus den Schemen auf der Leinwand ein Auge. Eine Erklärung für all das wird nicht geliefert, man muss die Bilder und Töne selbst deuten. Genau das macht den Film so interessant und ergiebig. Er liefert eindrucksvolle, teils verstörende Bilder, bleibt deren Erklärung oder Interpretation aber schuldig. Diese Bilder bleiben manchmal vage und zeigen nie mehr als das, was nötig ist – eine sehr ökonomische, aber auch äußerst kraftvolle Art des Geschichtenerzählens, die eben aus der Not geboren wurde, dass hier nur begrenzte Mittel zur Verfügung standen.

Aber „Under The Skin“ kann nicht nur visuell begeistern, auch die Filmmusik von Mica Levi trägt einen entscheidenden Teil zur verstörenden, einzigartigen Atmosphäre des Films bei. Ebenso auf das Wesentliche reduziert wie die Bilder, wirkt auch sie gerade deshalb umso stärker. In den Verführungsszenen, in denen die Männer langsam in ihr Verderben laufen, erzeugt das eingesetzte Streichermotiv eine hypnotische, gleichzeitig warnende und doch sirenenhaft verlockende Wirkung. Ganz und gar nicht mehr verlockend, sondern nur noch furchteinflößend ist das Motiv lediglich am Ende des Films, als sich die Verhältnisse umkehren. Seit Hitchcocks „Psycho“ hatten Geigen in einem Film keine so verstörende Wirkung mehr wie in „Under The Skin“. (Hier kann man den brillanten Score von Mica Levi anhören.)

Um noch einmal auf das hier schon mehrmals benutzte Wort „verstörend“ zurück zu kommen: Mit diesem Wort lässt sich die Wirkung, die der Film auf mich hatte, am besten zusammen fassen. Die Reduktion der Geschichte auf ihre Kernelemente, der äußerst sparsame Einsatz von Dialogen in Verbindung mit einer meisterhaft komponierten Bildsprache und der Filmmusik, die klingt wie nicht von dieser Welt und nicht zuletzt auch Scarlett Johanssons Schauspiel, das über weite Strecken ohne Worte die erwachende Neugier eines fremden Wesens für das Menschsein glaubwürdig und nachvollziehbar darstellt – all das hat mich nach knapp zwei Stunden wie hypnotisiert im Kinosessel zurück gelassen. Ich konnte den Film lange nicht hinter mir lassen; er verfolgte mich auf dem Nachhauseweg bis in meine Träume und ließ mich wochenlang nicht mehr los. Das Gesamtkunstwerk, das alle Beteiligten hier erschaffen haben, rührt scheinbar an menschliche Urängste und bietet schon allein deshalb so guten Stoff für (Alp)Träume, weil die Erzählstruktur und die Bilder des Films selbst einem Traum ähneln. Tatsächlich war ich beim wiederholten Anschauen des Films erstaunt, einige Bilder darin zu sehen, von denen ich dachte, ich hätte sie lediglich geträumt. „Under The Skin“ scheint vom Unterbewusstsein seiner Schöpfer direkt auf die Leinwand geworfen worden zu sein und bahnt sich auch beim Zuschauer direkt den Weg zu im Unterbewusstsein lagernden Ängsten, Trieben und Sehnsüchten.

Das Science-Fiction-Genre wird häufig dazu genutzt, Aussagen über den aktuellen Zustand der Menschheit zu treffen, die so nur über den „Umweg“ über eine fremde, futuristische Welt möglich sind. Einerseits verfährt auch „Under The Skin“ nach diesem Schema, um elementare Fragen nach der Bedeutung des Menschseins zu stellen; andererseits reduziert Jonathan Glazer auch die Science Fiction-Elemente auf das gerade noch Nötige. Am Anfang des Films sind kurz die Lichter eines Raumschiffes zu sehen, das im wolkenverhangenen Himmel verschwindet. Viele Zuschauer werden es beim einmaligen Anschauen des Films gar nicht bewusst wahrnehmen. Und gerade weil die Fremdheit von Scarlett Johanssons Figur so allgemein gehalten wird, ist ihre Aussagekraft umso gößer. Das einzige außerirdische – oder besser, da allgemeingültiger: fremdartige – Element, das der Film zeigt, ist die Psychologie seiner Hauptfigur (vgl. diese Besprechung des Films). Natürlich gibt es die Szenen, in denen die von der Protagonistin angelockten, ahnungs- und scheinbar willenlosen Männer in ein schwarzes Nichts hineingleiten, das später nichts von ihnen zurück lässt als ihre Haut. Doch was genau dabei geschieht, lässt der Film offen, was den Vorgang nur noch, ja, verstörender macht. Sollen diese Bilder lediglich Metaphern sein? Oder sind sie wörtlich zu nehmen, geschieht hier also exakt das, was man sieht? Und wenn ja, was geschieht dann eigentlich? Wie soll das funktionieren, dass Menschen in einem schwarzen Nichts versinken, das sie in einem blitzartigem Sog ihrer Innereien entledigt? „Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic.“, lautet das dritte der von Arthur C. Clarke formulierten Gesetze, und dementsprechend finde ich, dass man über das Wie dieser Szenen nicht nachdenken braucht. Was dort aber gezeigt wird, das ist trotz der starken Bilder nicht ganz klar. Geht es den Auftraggebern von Johanssons Figur um die Innereien der gefangenen Männer? Oder haben sie es auf deren Haut abgesehen? (Schließlich könnte man das Abfließen des aus der Haut gesaugten Inhalts auch als davon fließenden Abfall interpretieren.)

Überhaupt wirft der Film viele Fragen auf. Da er zwar wie gesagt ausdrucksstarke Bilder bietet, sie aber nicht erklärt und ihre Interpretation vollkommen dem Zuschauer überlässt, sind hier zahlreiche verschiedene Auslegungen des Geschehens möglich. Warum beispielsweise ist die Hauptfigur des Films überhaupt auf der Erde? Ist sie ein eigenständig handelndes Individuum oder nur eine von vielen, die ähnliche Aufträge ausführen? In welchem Verhältnis steht sie zu dem Motorradfahrer, der immer wieder hinter ihr aufzuräumen scheint? Ist er ihr Kollege oder ihr Vorgesetzter? Er scheint sie jedenfalls zu überwachen, wie die vollkommen wortlose Szene nahelegt, in der er ihre Augen inspiziert. Und falls es zutrifft, dass Menschenfleisch für die Außerirdischen eine Nahrungsquelle darstellt (wie es der Roman nahelegt), warum haben sie dann diese scheinbar so umständliche Methode zu seiner Gewinnung gewählt? Warum fallen sie nicht ganz offen über die Erde her und sammeln uns Menschen ein?

Die Bilder von „Under The Skin“ sind jedenfalls von einer unbeschreiblichen Wucht. Sie stellen Kino in seiner reinsten Form dar und wollen, ja müssen auf der großen Leinwand erlebt werden, um ihre Wirkung voll entfalten zu können. Umso trauriger ist es, dass sich der zuständige Senator Filmverleih dazu entschieden hat, den Film in Deutschland nicht ins Kino zu bringen, angeblich weil hierzulande „kein Markt“ dafür vorhanden zu sein scheint. Das ist äußerst bedauernswert, allerdings hat die daraufhin ins Leben gerufene Kampagne, die sich für einen Kinostart von „Under The Skin“ einsetzt, durchaus Erfolge gezeigt. So haben in den letzten Monaten bundesweit mehr und mehr Kinos den Film in ihr Programm genommen, obwohl ihm offiziell gar kein Kinostart vergönnt war und er seit Mitte Oktober als DVD und Blu-ray zu haben ist. (Inzwischen ist er aus den meisten Kinos wieder verschwunden, aber vielleicht findet der eine oder andere Filminteressierte auf dieser Website doch noch ein Kino, in dem der Film noch läuft.)

Die Buchvorlage

Wie ich schon erwähnt habe, wurde die Handlung des Romans für die Verfilmung auf ihre grundlegenden Elemente reduziert. Während der Film sich vor allem darauf konzentriert, das menschliche Dasein aus einer verfremdeten Perspektive zu betrachten (dazu weiter unten mehr), geht Michel Faber in seinem Roman „Die Weltenwanderin“ viel ausführlicher auf den Prozess der Nahrungsgewinnung ein – denn zu keinem anderen Zweck sammelt die Hauptfigur Männer von der Straße ein. Im Buch trägt diese Hauptfigur den Namen Isserly und gehört einer Spezies von hundeartigen Außerirdischen an, die normalerweise über ein dichtes Fell und große Ohren verfügen und auf vier Beinen laufen. Da Isserly aber als menschliche Frau getarnt auf Männerfang geht, wurde sie operiert, um menschlich auszusehen. Unter anderem wurde ihre Wirbelsäule „begradigt“, sie bekam menschlich-weibliche Brüste verpasst und rasiert sich zudem regelmäßig, damit ihr kein Fell wächst. Zudem trägt sie eine Brille mit dicken Gläsern, die ihre fremdartigen Augen tarnen soll.

Neben Isserly lernen wir im Buch noch einige weitere Angehörige ihrer Spezies kennen. Zur Tarnung betreiben die Aliens einen Bauernhof. Isserlys Vorgesetzter Esswis, der als einiziger von ihnen ebenfalls zum Menschen umoperiert worden ist, tritt als dessen Besitzer auf, bemüht sich jedoch, den Kontakt zu den Menschen auf ein Minimum zu beschränken, um den wahren Zweck der Einrichtung geheim zu halten: Im Untergrund befindet sich dort nämlich so etwas wie ein „Massenmenschhaltungsbetrieb“, in dem die von Isserly herbei geschafften Männer gemästet und schließlich geschlachtet werden. Dort arbeiten zahlreiche weitere Außerirdische, deren äußeres Erscheinungsbild allerdings nicht verändert wurde. (Es ist anzunehmen, dass es sich bei Esswis um die Rolle handelt, die in einer frühen Drehbuchfassung des Films von Brad Pitt hätte gespielt werden sollen.)

Wie im Film fährt Isserly mit dem Auto durch die Gegend, auf der Suche nach männlichen Anhaltern, die sie dann mitnimmt und im Auto ausfragt. Wenn sich herausstellt, dass ihr Mitfahrer keine Familie hat und bei seinem Verschwinden die Spur nicht zu ihr zurück verfolgt werden kann, betätigt Isserly einen am Lenkrad angebrachten Schalter, der aus dem Beifahrersitz zwei Nadeln fahren lässt, die ihrem Opfer ein lähmendes Gift injezieren. Die so überwältigten Männer bringt Isserly anschließend in die unterirdischen Etagen des Bauernhofs, wo man ihnen die Zunge abschneidet und sie kastriert, sie aber vorerst am Leben lässt und mästet. Nach einigen Monaten werden die fett gewordenen Männer schließlich getötet und ihr Fleisch palettenweise auf den Heimatplaneten der Außerirdischen geflogen, wo es offenbar als Delikatesse gilt.

Buch und Film haben gemeinsam, dass nur nach und nach enthüllt wird, was genau vor sich geht. So ist zu Beginn des Romans beispielsweise noch nicht klar, dass es sich bei Isserly nicht um einen Mensch handelt. Auch die verschiedenen Kellergeschosse der Fleischfabrik und die dortigen Geschehnisse werden über den Roman verteilt eines nach dem anderen geschildert. Zudem bietet das Buch – genau wie der Film – ein paar schockierende Bilder, bei denen man das eine oder andere Mal schlucken muss – zum Beispiel bei Fabers Schilderung des Daseins der stummen und hilflosen Männer, kurz bevor sie zu wohlschmeckenden Filets verarbeitet werden.

Interessanterweise bezeichnen sich die Außerirdischen im Roman selbst als „human beings“ und sehen uns Menschen als primitive, nicht zu komplexer sprachlicher Kommunikation fähige Wesen, was ihnen als Rechtfertigung dient, uns  einzufangen und zu essen. (Man muss nicht viel Interpretationsarbeit betreiben, um zu sehen, dass Faber hier eine Metapher auf den Fleischkonsum und die Massentierhaltung der menschlichen Gesellschaft geschrieben hat.) Isserly, die durch ihre Arbeit regelmäßig Kontakt zu Menschen hat, weiß es besser, behält diese Informationen aber aus Angst vor ihren Vorgesetzten für sich. Es ist dieser Aspekt des Kennenlernens einer fremden (nämlich unserer menschlichen) Kultur und die damit einhergehende Vermenschlichung der Hauptfigur, auf den sich Jonathan Glazer in seiner Verfilmung konzentriert hat.

Erwähnenswert ist noch die recht interessante Episode im Roman, als Amlis, der Sohn des Firmenchefs, dem Bauernhof einen Besuch abstattet, um den Betrieb zu inspizieren. Pikanterweise ist Amlis Vegetarier und hält es für falsch „vodsels“, wie die Außerirdischen uns Menschen nennen, als niedere Wesen zu betrachten, die ohne Rücksicht auf ihre Gefühle gemästet und gegessen werden.

Wie durch diese Beschreibung des Romans deutlich wurde, haben sich Walter Campbell und Jonathan Glazer in ihrem Drehbuch wirklich nur auf die Grundidee des Romans gestützt. Zwar enthielten frühere Drehbuchfassungen noch eine größere Anzahl an Figuren und mehr Übereinstimmungen mit dem Buch, doch sowohl finanzielle Notwendigkeiten als auch der Wunsch, sich ganz auf die außerirdische Hauptfigur zu konzentrieren, die unser menschliches Dasein erkundet, führten schließlich zu dem in seiner Handlung sehr reduzierten, aber nichtsdestotrotz äußerst komplexen Film.

Fremdheit als Methode

Da ich Soziologie studiert habe und mich für meine Abschlussprüfungen mehrere Monate lang unter anderem mit dem Phänomen der Fremdheit bzw. des Fremden beschäftigt habe, sind mir in „Under The Skin“ einige Dinge aufgefallen, die ich so oder ähnlich im Studium kennen gelernt habe. Scarlett Johansson spielt ja im Grunde nichts anderes, als eine völlig Fremde. Eine Außerirdische allein unter Menschen, das ist geradzu das Paradebeispiel für Fremdheit. Die Menschen, denen sie begegnet, erkennen sie allerdings nicht als Fremde, da sie wie ein Mensch aussieht und auch wie einer spricht. (Johansson spricht im Film zwar mit einem Londoner Akzent, insofern hat sie für die Schotten, mit denen sie interagiert, durchaus etwas Fremdes an sich – viele dieser Begegnungen wurden übrigens mit versteckten Kameras gefilmt und entstanden mit „echten“ Passanten, die erst im Nachhinein über den Filmdreh aufgeklärt wurden. Aber in der Welt des Films wissen die Menschen um sie herum natürlich nicht, dass sie kein Mensch ist.) Für Isserly – ich benutze jetzt mal den Namen aus dem Buch, obwohl sie im Film namenlos bleibt – sind die Welt und die Lebewesen um sie herum vollkommen fremd. Sie selbst unterscheidet sich deutlich von den Menschen, diese Differenz ist jedoch verborgen und wird deshalb für die Menschen um Isserly nicht relevant. Damit haben wir hier einen Sonderfall von Fremdheit vor uns. Normalerweise wird eine solche Differenz nämlich dann relevant, wenn ein Fremder in eine Gruppe kommt. In diesem Fall aber wird die Differenz, das Außerirdische, bewusst getarnt.
Als eines der wesentlichen Merkmale des Fremden beschreibt der Soziologe Georg Simmel dessen Objektivität. Da der Fremde über die Gruppe, in der er sich nun befindet, kaum etwas weiß und ihm die Gebräuche und Denkweisen der Menschen dort fremd sind, verfügt er über eine gewisse Freiheit, die die „festen“ Gruppenmitglieder nicht besitzen und die es ihm gestattet, das Leben um sich herum aus einer sich von der ihren unterscheidenden Perspektive wahrzunehmen. Aufgrund seiner Herkunft und damit völlig anderen Lebensweise bringt er eine andere Sichtweise der Dinge mit, als sie den Gruppenmitgliedern gegeben ist. Interessanterweise hat Scarlett Johansson schon einmal ein solches Wesen gespielt, in „Lost In Translation“, wo es ja auch u.a. um das Thema Fremdheit ging.

Natürlich kann jeder Fremde mit der Zeit zum (fast) vollwertigen Gruppenmitglied werden, das sich immer weniger von den übrigen Mitgliedern unterscheidet und in diesem Sinne immer weniger fremd wird. Solange diese Annäherung aber noch nicht ausreichend stattgefunden hat, verfügt der Fremde – wie es Alfred Schütz beschreibt – über einen anderen Wissenstypus als die festen Gruppenmitglieder. Er sieht die Welt nicht so, wie die Menschen um ihn herum, was immer dann relevant wird, wenn er mit diesen interagiert und dabei deutlich wird, dass ihm die Möglichkeit zur Bezugnahme auf eine gemeinsam geteilte Welt fehlt. Sein „Denken-wie-üblich“ erweist sich dann als nicht mehr wirksam, bestehende Rezepte zur Auslegung der Welt funktionieren nicht mehr. Der Fremde gerät in eine „Krisis“. (Dazu haben wir damals in einem Seminar einen Filmausschnitt aus „Lost In Translation“ angeschaut, in dem – soweit ich mich erinnere – Scarlett Johansson einer Freundin am Telefon schildert, wie unwohl sie sich im für sie fremden Japan fühlt und schließlich in Tränen ausbricht.)

Die beschriebene Objektivität des Fremden und seine Nichtzugehörigkekt führen auch dazu, dass der Fremde als der „Unentscheibare“ gilt, wie Zygmunt Bauman es formuliert. Das kann positive und negative Auswirkungen für ihn haben. Einerseits liegt gerade in dieser Unbestimmtheit ein großer Spielraum an Möglichkeiten, aber es liegt eben auch noch viel Integrationsarbeit vor dem Fremden, wie das „Lost In Translation“-Beispiel zeigt. Auch Isserly in „Under The Skin“ macht dieses Unentscheidbare zu schaffen. Sie ist den Menschen um sich herum zwar räumlich nah, doch sozial ist sie ihnen fern und enspricht damit ziemlich genau der von Simmel gegebenen Definition des Fremden. Zu dieser gehört auch, dass der Fremde derjenige ist, „der heute kommt und morgen bleibt“, der also nicht nur ein vorrübergehender Besucher ist. Genau das ist auch bei Isserly der Fall, wobei hier allerdings noch dazu kommt, dass sie ihre Tarnung aufrecht erhalten muss und sich den Menschen in ihrer Umgebung gar nicht besonders weit annähern darf. Sie kann also gar nicht zu einem festen Gruppenmitglied werde (in diesem Fall zu einem Menschen, genauer: einem Schotten), sondern muss dauerhaft fremd bleiben.

Eine ähnliche Sichtweise wie die des Fremden, der aus einer anderen Perspektive auf die Menschen blickt, versuchen auch Soziologen häufig einzunehmen. Sie streben danach, eine andere Perspektive einzunehemen, um die soziale Welt um sie herum „von außen“ zu beschreiben und so alle Vorgänge in ihr zu hinterfragen. Jonathan Glazer verfährt in „Under The Skin“ ganz ähnlich; er macht gewissermaßen seine Hauptfigur zur Soziologin (oder Ethnologin) und mit ihr auch die Zuschauer. Wir sehen durch Isserlys Augen unsere eigene Welt ganz neu, denn es ist natürlich keine fremde Welt, die wir hier erforschen, sondern unsere eigene. Sie wird allerdings dadurch fremd gemacht, dass wir sie im Film aus der Perspektive eines Außerirdischen sehen. Soziologisch gesprochen findet dabei ein „Othering“ bzw. eine „VerAnderung“ statt, das heißt es wird ein kulturelles Feld methodisch als fremd behandelt und kann auf diese Weise mit ähnlich Mitteln erforscht werden wie eine tatsächlich fremde Kultur. Unsere eigene, menschliche und vertraute Welt erscheint uns aus der Sichtweise eines Aliens plötzlich als fremd. „Under The Skin“ lässt so den Zuschauer die Welt durch die „soziologische Brille“ sehen.

Eines der stärksten Bilder des Films ist diebezüglich das allein am Strand zurück gelassene Baby. Ein zufällig vorbei kommender Mensch würde sich sofort um das Baby kümmern, nach seinen Eltern suchen und es nach erfolgloser Suche schließlich mitnehmen, auf keinen Fall aber allein am Strand sitzen lassen. Isserly jedoch ist kein Mensch; in ihrem Relevanzschema nimmt das Baby keine besondere Bedeutung ein (schließlich ist sie nur auf der Suche nach gesunden, jungen Männern). Sie nimmt es zwar kurz wahr, betrachtet es jedoch vollkommen objektiv und als etwas ihr Fremdes und lässt es schließlich trotz seiner Schreie zurück. Schließlich zeigt der Film eine letzte Einstellung des einsam am Ufer sitzenden und schreienden Babys, das erfolglos versucht, aufzustehen. Mit einem Mal wird einem die völlige Hilflosigkeit des Menschen in diesem sehr jungen Alter bewusst.

Kurze Zeit später im Film begegnet Isserly einem weiteren Baby, das in einem an der Ampel neben ihr haltenden Auto sitzt – und ungefähr zu diesem Zeitpunkt scheint eine Veränderung in ihr in Gang zu kommen. Nach und nach sieht sie die Menschen nicht mehr völlig objektiv und als bloße Mittel zum Zweck. Sie beginnt sich für sie zu interessieren, und zwar nicht nur im Sinne eines „Verstehens von außen“; sie will nun die menschliche Kultur von innen heraus kennen lernen, sich selbst darin ausprobieren und damit auch ihr eigenes Menschsein erforschen (so paradox das bei einem Außerirdischen auch klingen mag). Fremdheit zu erleben, heißt auch, die Fragwürdigkeit des Eigenen zu spüren und erstmals bewusst die eigene Identität in Frage zu stellen. Obwohl ihr Job es verlangt, dass sie rational und objektiv mit den Menschen umgeht und sie buchstäblich als Ware behandelt, kann Isserly diese Einstellung nicht durchgehend aufrecht erhalten. Die Szene, in der der Motorradfahrer sie von allen Seiten prüfend ansieht und dabei ihren Augen besondere Aufmerksamkeit schenkt, zeigt, dass Isserlys Vorgesetzte offenbar erste Zweifel daran gekommen sind, ob sie ihre Arbeit noch wie vorgesehen ausführen kann. Dies zeigt sich auch ganz klar daran, dass sie eines ihrer Opfer wieder freilässt – aus Mitgefühl?

Zu Beginn des Films sehen wir, dass Isserly nicht die erste Arbeiterin ist, die für die Außerirdischen auf Männerjagd geht. Ihre Vorgängerin, die in die gleiche menschliche Haut gekleidet ist wie sie selbst und damit ebenfalls aussieht wie Scarlett Johansson, liegt scheinbar tot vor ihr. Isserly zieht die Kleidung der Toten an, auf deren Gesicht eine Träne zu sehen ist – ein Zeichen dafür, dass auch sie schon mehr als nur eine bloße Beobachterin sein wollte? Hat auch sie bereits versucht, Teil der menschlichen Gesellschaft zu werden und begonnen, menschliche Gefühle zu entwickeln? Für Isserly selbst wird dieser Versuch – genau wie für ihre Vorgängerin – nicht gut ausgehen. (Übrigens fällt mir gerade auf, wie viele inhaltliche Parallelen sich hier zu „Blade Runner“ finden lassen, aber das würde dann doch zu weit führen.)

Isserly ist also – genau wie ein beobachtender und forschender Soziologe oder Ethnologe – dazu gezwungen, objektiv zu bleiben und sich das Feld, in dem sie sich bewegt, rational und mit einem gewissen emotionalen Abstand anzuschauen. Dies gelingt ihr jedoch nicht; sie möchte schließlich das Menschsein selbst erleben und „von innen heraus“ verstehen, statt es nur „von außen“ zu betrachten. Man könnte also behaupten, dass sie der Gefahr des „going native“ erliegt. Sie verliert durch ihr zu starkes Interesse an der menschlichen Natur und ihre Bemühungen, selbst menschlich zu werden, ihre Objektivität. Letztendlich führt genau das zu ihrem Ende, so wie es vermutlich auch bei ihrer Vorgängerin der Fall war. (Interessante Nebenfrage: Die wievielte „Version“ einer solchen Arbeiterin ist Isserly eigentlich? Führt u.a. vielleicht gerade das Bewusstsein, nur eine von vielen austauschbaren Arbeiterinnen zu sein zu dem Streben nach [menschlicher] Identität? Und wird bei all diesen Arbeiterinnen stets der Wunsch nach einer eigenen Identität und der daraus folgenden versuchten Annäherung an das Menschsein früher oder später zum Problem? Dass Isserly durch den Motorradfahrer genau geprüft wird, scheint zumindest darauf hin zu deuten, dass die Außerirdischen bereits Erfahrungen mit dieser Problematik gemacht haben.)

Das Ende des Films ist ein tragisches. Isserlys Streben nach Identität, nach dem Menschsein und nach einem Kennenlernen der menschlichen Spezies führt zu ihrem Untergang. Sie will die Menschheit besser kennen lernen und muss leider feststellen, dass dieser auch das Schlechte und Böse innewohnt. Diese Erfahrung macht sie gewissermaßen gleich zweimal: Zuerst, als ein Mann sie – als sie noch die Gestalt einer schönen Frau hat – im Wald zu vergewaltigen versucht und anschließend noch einmal, als dieser Mann sie – nachdem er einen Blick auf ihre wahre Gestalt erhascht hat – mit Benzin übergießt und anzündet. In diesem Moment ist sie ganz klar als Fremde zu erkennen. Sie wirkt auf den Mann so fremd, so anders, dass er in seiner Angst vor diesem Anderen, Unerklärbaren zu drastischen Mitteln greift und sie vernichtet.

Fazit

Ich hoffe, es ist deutlich geworden, wie komplex „Under The Skin“ ist. Der Film ist nicht nur handwerklich ein Meisterwerk, sondern auch von einer solch umfangreichen inhaltlichen Aussagekraft, dass man wohl noch wesentlich mehr analysieren und interpretieren könnte. Meine kurze Interpretation aus soziologischer Sicht ist nur ein möglicher Ansatz. Zum Schluss möchte ich noch ein paar interessante Links posten: Hier gibt es ein Interview mit Jonathan Glazer, in dem er auch auf die Tatsache angesprochen wird, dass der deutsche Verleih „Under The Skin“ hierzulande nicht ins Kino gebracht hat. Hier gibt es ein interessantes, langes Interview mit Adam Pearson, dem Darsteller des deformierten Mannes, den Isserly gefangen nimmt und später wieder frei lässt. Und hier geht es zu einer YouTube-Playlist mit Musikvideos von Glazer – sehr zu empfehlen!

Vorfreude auf das Filmfest München 2014

Ab dem kommenden Samstag ist es wieder einmal soweit: Das Filmfest München beginnt und für ganze acht Tage werde ích die Sonne nur sehen, während ich von zuhause zur U-/S-Bahn und dann von dort in einen kühlen Kinosaal hetze. Als akkreditierter Journalist darf ich fast alle Vorstellungen des Festivals gratis besuchen (lediglich der größte Teil der Abendvorführungen zwischen 19 Uhr und 21:30 Uhr bleibt mir verwehrt – aber man kann auch nicht rund um die Uhr im Kino sitzen). Außerdem gibt es zahreiche, bereits ab 9:30 Uhr stattfindende Pressevorführungen, für die ich jedenfalls noch an den ersten Festivaltagen ausgeschlafen genug sein sollte. Erfahrungsgemäß nimmt einen so eine Filmfest-Woche, bei der man zum Teil bis spät in die Nach drei bis sechs Filme am Tag sieht, aber ganz schön mit, so dass es Tag für Tag schwerer wird, sich früh genug aus dem Bett zu quälen.

Zwar habe ich mir vorgenommen, mein perönliches Filmprogramm in diesem Jahr nicht ganz so voll zu stopfen, weil ich eben aus jahrelanger Erfahrung weiß, dass es gar nicht machbar ist, jeden Tag eine Spätvorstellung zu besuchen und am nächsten Morgen wieder topfit zu sein; trotzdem ist mein Programm wieder erstaunlich dicht gepackt – durchschnittlich 4,25 Filme am Tag habe ich mir vorgenommen und zusätzlich noch den Besuch dreier „Filmmakers Live“-Veranstaltungen mit Publikumsgesprächen mit einigen der Ehrengäste des Festivals sowie einen Besuch des TV-Serien-Panels am 30.06. eingeplant. Dass ich diesen Plan nicht werde durchhalten können, versteht sich von selbst; irgendwann im Verlauf der Woche macht man einfach schlapp, braucht eine Pause, muss ausschlafen. Oder man hat einfach irgendwann gar keine Lust mehr, nur wenige Minuten nach dem Verlassen eines Kinos schon in den nächsten Film zu rennen, sondern setzt sich sich stattdessen lieber in die Sonne, gönnt sich einen Kaffee und fachsimpelt mit anderen Festivalbesuchern über schon oder noch nicht gesehene Filme.

Früh aufstehen muss man als Journalist nicht nur, wenn man möglichst viele Pressevorführungen besuchen will, sondern auch, wenn man Tickets für die regulären Vorführungen ergattern will. Die kriegen wir Akkreditierten nämlich erst zwei Tage im Vorraus, was besonders bei begehrten Filmen wie Jonathan Glazers „Under The Skin“ mit Scarlett Johansson, dem der Senator Filmveleih in Deutschland einen regulären Kinostart verwehrt, dazu führt, dass man zwei Tage vor der gewünschten Vorstellung möglichst gleich morgens um 9 Uhr am Ticketschalter stehen sollte, um eine Chance auf die gewünschte Eintrittskarte zu haben. Klappt das mal nicht, weil man verschlafen hat oder andere einfach früher dran waren und das Kontingent an Karten ausgeschöpft ist, muss man sein geplantes Programm über den Haufen werfen und auf einen anderen, weniger begehrten Film ausweichen. Was manchmal gar nicht schlecht sein muss, schließlich entdeckt man auf diese Weise möglicherweise Filmperlen, die man sich sonst nie angeschaut hätte. Und „Under The Skin“ wird man zumindest auf Blu-ray und DVD auch hierzulande noch sehen können (trotzdem habe ich den Film in mein Festival-Programm eingeplant, während ich manche andere Filme, die garantiert regulär ins Kino kommen und/oder auf DVD erscheinen werden, bewusst ignoriert habe, obwohl ich sie definitiv sehen will).

Bei der Auswahl meiner Filme bin ich wie jedes Jahr nach meinen ganz persönlichen Interessen vorgegangen. Meine Programmplanung stellt eine Mischung aus großen Festivalhighlights, einigen obskuren, schwer im Vorfeld einschätzbaren Filmen sowie zwei oder drei pflichtschuldig eingestreuten deutschen Filmen dar (die ich meistens ignoriere, weil sie mich immer noch kaum interessieren; aber zwei deutsche Kino- und sogar einen Fernsehfilm habe ich zumindest eingeplant), Wie in jedem Jahr weiß ich auch jetzt schon, dass es mehrere Filme gibt, die ich sehr gerne sehen würde, aber einfach nicht mehr unterbringen konnte; das macht aber nichts, schließlich wird man manche davon auch noch später im Kino oder auf DVD sehen können und außerdem ist die Qualität vieler Werke im Vorfeld sowieso schwer eizuschätzen. So mancher Film mit großen Namen kann enttäuschen, während ein völlig unbekannter Streifen vom anderen Ende der Welt, auf den man eigentlich gar nicht so richtig Lust hatte, zum persönlichen Festival-Liebling werden kann. Genau diese Unvorhersehbarkeit ist ja das Spannende.

158 Filme aus 51 Ländern zeigt das Filmfest München in diesem Jahr. Den größten Teil meines persönlichen Programms machen Filme der „Spotlight“-Reihe aus, in der sich Werke von weltweit bekannten Regisseuren und Darstellern finden lassen. „Amélie“-Regisseur Jean-Pierre Jeunet steuert hier dieses Jahr mit „The Young and Prodigious T.S. Spivet“ („Die Karte meiner Träume“) den Eröffnugsfilm bei, welcher ebenso auf meinem Plan steht wie „Days and Nights“ mit Katie Holmes und William Hurt oder der dreistündige Science-Fiction-Film „Hard To Be A God“ von Aleksey German. Gerade in der Spotlight-Reihe, wo sich wie gesagt viele bekannte Namen finden lassen, gibt es einige Werke, die mir durch die Lappen gehen werden; aber gerade diese Filme sind es ja meist auch, die man später noch anderswo wird sehen können.

Den zweitgrößten Anteil meines Programms nehmen Filme aus der „Cinemasters“-Reihe ein, in der in diesem Jahr 13 Filme um den mit 50.000 Euro datierten Arri/Osram-Award konkurrieren. Darunter befindet sich unter anderem Jean-Luc Godards in Cannes uraufgeführter „Adieu Au Langage“, den ich leider nicht werde sehen können. Dafür stehe aber sieben andere der 13 Filme auf meinem Programm, unter anderem der schon erwähnte „Under The Skin“, „Leviathan“, „I’m Not Him“ oder „Joe“ mit Nicolas Cage.

Die „International Independents“-Reihe ist dieses Jahr mit nur fünf Filmen bei mir vertreten, obwohl sich ja gerade dort viele Werke finden, die man nur auf Festivals zu sehen bekommt. Das hat sich irgendwie so ergeben. Weitere vier Filme stammen aus der „Cinevision“-Reihe, in der Werke von Nachwuchsregisseuren prämiert werden („Run“, „Beneath The Harvest Sky“ oder „Young Ones“ mit dem immer phänomenal spielenden Michael Shannon). Dazu gesellen sich wie erwähnt voraussichtlich drei deutsche Filme sowie die erste Folge von Damon Lindelofs neuer TV-Serie „The Leftovers“, die im Rahmen des Serien-Specials gezeigt wird.

Die Star-/Ehrengäste finde ich in diesem Jahr leider nicht besonders spannend. Udo Kier, Arthur Cohn, Klaus Lemke, Willy Bogner – sie alle sprechen mich nicht besonders an, wenn auch Kier sicher eine interessante Persönlichkeit ist und in zahlreichen, extrem unterschiedlichen Filmen mitgespielt hat. Das Publikumsgespräch mit ihm werde ich mir jedenfalls nicht entgehen lassen, einfach um mal einen Blick auf ihn zu werfen und ihn ein bisschen kennen zu lernen. Auch zu Walter Hill werde ich gehen, obwohl ich über ihn bislang eigentlich nichts wusste, als dass er einer der Drehbuchautoren von „Alien“ sowie Produzent aller weiteren Filme der Reihe ist. Seine anderen Werke kenne ich jedenfalls bislang fast alle nicht und werde sie mir auch auf dem Filmfest nicht anschauen, schließlich kann man das auch auf DVD tun. In den vergangenen Jahren waren unter anderem Charlotte Rampling, John Malkovich oder Richard Linklater auf dem Filmfest zu Gast, auf die ich mich wesentlich mehr gefreut habe als auf die diesjährigen Gäste. Auch Kim Ki-Duk oder Abbas Kiarostami, mit deren Filmen ich zuvor kaum vertraut gewesen war, habe ich auf dem Filmfest erlebt und beide haben mich mit ihren Filmen tief beeindruckt, so dass ich mir auch nach den jeweiligen Festivals noch mehrere ihrer Werke zuhause angeschaut habe. Wer weiß, vielleicht kommt es ja auch in diesem Jahr zu solchen neuen, inspirierenden Begegnungen. Immer wieder sind bei einzelnen Vorstellungen ja die entsprechenden Regisseure, Produzenten oder Darsteller anwesend, um nach dem Film Publikumsfragen zu beantworten.

Wie jedes Jahr gilt: All meine Angaben zu meinen geplanten Filmbesuchen sind ohne Gewähr! 😉 Es ist gut möglich, dass ich mir in der Mitte der Woche eine Auszeit nehme und mal einen ganzen Tag pausiere, um mich zu erholen. Eine Menge Filme werde ich in diesen acht Tagen aber auf jeden Fall sehen. 🙂
Mein ausführlicher Bericht über das Filmfest wird übrigens ein paar Tage nach Festivalende auf Filmszene.de zu lesen sein. Vielleicht – wenn es mein Terminplan zulässt – werde ich sogar während des Filmfests hier schon ein paar Eindrücke posten. (Ich glaube aber nicht, dass ich wirklich dazu komme. 😉 )

…und noch ein kleiner Nachtrag: schon gibt es den ersten Terminkonflikt in meinem persönlichen Programm. Ich habe nämlich gerade gesehen, dass nun auch ein Publikumsgespräch mit Jean-Pierre Jeunet angekündigt ist, zu dem ich schon allein deswegen gerne gehen würde, um zu hören, was der Regisseur rückblickend über seinen völlig verkorksten „Alien: Resurrection“ zu sagen hat. Leider überschneidet sich der Termin aber mit einem meiner geplanten Filmbesuche…da werde ich diesen dreistündigen Science-Fiction-Film wohl sausen lassen und stattdessen zu Jeunet sowie dem unmittelbar davor stattfindenden Gespräch mit Wim Wenders gehen…