Star Trek: Enterprise – Season 2

Nachdem ich letztes Jahr die erste Staffel von „Enterprise“ angeschaut und hier im Blog besprochen habe, ist nun Staffel zwei an der Reihe. Ich habe die ganze Serie bereits vor etwa zehn Jahren gesehen und wusste also, worauf ich mich einlasse. 😉 Wobei ich zugeben muss, dass mir die Serie – auch die viel gescholtenen ersten beiden Staffeln – beim ersten Mal ziemlich gut gefallen hat. Aber damals war ich nun mal jünger und unkritischer… Beim zweiten Durchgang habe ich nur wenig Positives an dieser Staffel entdecken können.

Die erste Staffel hatte den Zuschauer mit einem Cliffhanger zurückgelassen: Die Enterprise war für eine Katastrophe verantwortlich gemacht und Captain Archer (Scott Bakula) im 31. Jahrhundert zurückgelassen worden, scheinbar ohne Aussicht auf eine Rückkehr ins 22. Jahrhundert. „Shockwave, Part II“, der Auftakt von Staffel zwei, führt diesen Handlungsstrang fort und – welch Überraschung! – am Ende der Folge sind Archer und seine Crew nicht nur von sämtlichen Anschuldigungen befreit, sondern auch Archer wieder heil zurück in seiner Zeit und auf seinem Schiff. Der vulkanische Botschafter Soval (Gary Graham) will Archer zwar weiter daran hindern, mit der Enterprise den Weltraum zu erkunden, doch Archer ist fest davon überzeugt, dass die Menschheit reif für diese Aufgabe ist und versichert, aus seinen Fehlern zu lernen. Diese erste Episode ist zumindest ein ganz ordentlicher Auftakt. Der „temporale kalte Krieg“ und der geheimnisvolle Befehlsgeber aus der Zukunft, unter dessen Auftrag die Suliban handeln, spielen im Rest der Staffel kaum eine Rolle. Angesichts der Tatsache, das das Konzept dieses Krieges stets schwammig bleibt (mehr dazu in meinem Blogpost zur ersten Staffel), ist das aber nicht weiter tragisch. In „Future Tense“ (2.16) fasst Archer zwar den Entschluss, mehr über den temporalen kalten Krieg herauszufinden und eine aktivere Rolle darin zu übernehmen, doch auch diese Folge sorgt vor allem für neue Fragen, von denen – wenn ich mich richtig erinnere – ein Großteil nie in der Serie beantwortet wird.

Gleich die zweite Folge ist einer der Höhepunkte der Staffel: In „Carbon Creek“ erzählt die Vulkanierin T’Pol (Jolene Blalock) die (vielleicht) wahre Geschichte vom ersten Kontakt zwischen Menschen und Vulkaniern. Die Urgroßmutter T’Pols (ebenfalls gespielt von Blalock) stürzt während einer Forschungsmission mit zwei Kollegen auf der Erde ab. Fortan müssen sich die drei Vulkanier in den USA der 1950er Jahre zurechtfinden, ohne Aussicht auf Rettung oder die Möglichkeit, ihren Heimatplaneten zu kontaktieren. Dabei sind sich die drei uneins darüber, ob sie sich möglichst von den Menschen distanzieren sollen oder aber diese einmalige Chance nutzen, um im Zusammenleben mit den Menschen mehr über sie zu erfahren. Als studierter Soziologe finde ich solche Geschichten immer interessant; hier kommen drei Personen in eine ihnen völlig fremde Kultur, die sie durch ihre Distanz aus einem ganz eigenen Blickwinkel betrachten können (Georg Simmel würde sagen, ihre Fremdheit verleiht den Vulkaniern eine gewisse Objektivität). Im Lauf der Episode wirft T’Pols Urgroßmutter einem ihrer Kollegen vor, sich zu sehr mit den Menschen einzulassen und damit zu sehr in die menschliche Gesellschaft einzugreifen (quasi ein going native). Am Ende der Episode ist es jedoch ausgerechnet sie, die hier für den größten Eingriff in die Entwicklung der Menschheit verantwortlich ist. Und so bringt uns „Carbon Creek“ neben guter Unterhaltung, interessanten Figuren und guten Schauspielleistungen auch noch die Erkenntnis, dass das Klettband nicht von Menschen erfunden, sondern von Vulkaniern auf die Erde gebracht wurde. 🙂

Ich bleibe gleich mal bei den guten Folgen, es sind ja eh nicht viele. In „Singularity“ (2.09) gerät die Crew unter den Einfluss der Strahlung eines trinären Sternensystems. Dies äußert sich darin, dass alle Crewmitglieder – abgesehen von T’Pol, die als Vulkanierin immun zu sein scheint – Zwangsstörungen zu entwickeln beginnen und wie besessen jeweils an einem einzigen Problem arbeiten. Das ist spannend in Szene gesetzt und abermals toll gespielt. Nebenbei erfahren wir dabei auch, wie der aus den anderen „Star Trek“-Serien bekannte rote Alarm entwickelt wurde – und dass er ursprünglich nicht „Red Alert“, sondern nach seinem Erfinder „Reed Alert“ hieß.
In „Stigma“ (2.14) sagt bereits der Episodentitel, worum es geht. Hier steht mal wieder T’Pol im Mittelpunkt, die sich mit den Folgen einer vulkanischen Gedankenverschmelzung in der ersten Staffel auseinandersetzen muss. Dabei hat sie sich nämlich eine Krankheit zugezogen, über die die Vulkanier nicht gerne sprechen. Das ist ganz klar als eine HIV-Metapher gemeint und ein gutes Beispiel dafür, dass „Star Trek“ oft dann am besten ist, wenn es aktuelle gesellschaftliche Themen aufgreift, um sie im Science Fiction-Gewand zu erzählen. Die zweite Handlung der Episode finde ich wieder aus soziologischer Perspektive interessant. Hier muss sich Trip (Connor Trinneer) mit den aufdringlichen Annäherungsversuchen von einer von Dr. Phlox‘ Frauen auseinandersetzen und dabei lernen, dass Partnerwahl und Liebesleben bei Außerirdischen nicht denselben Regeln folgen wie bei Menschen: „You’re too concerned with human moralities“, rät Dr. Phlox (John Billingsley) dem verwirrten Trip.
Auch die folgende Episode „Cease Fire“ (2.15) weiß gut zu unterhalten, was daran liegt, dass es hier einmal mehr um die Andorianer geht. Denn das bedeutet, dass Jeffrey Combs als Shran wieder mit von der Partie ist, der es wie nur wenige andere Schauspieler versteht, seiner Figur auch durch das Alien-Makeup hindurch Ausdruck zu verleihen. (Combs erläutert übrigens im Bonusmaterial auf den Blurays, dass ihm dabei seine Schauspielausbildung eine große Hilfe war, bei der er viel mit Masken gearbeitet hat.) Die Episode ist spannend, hat Witz und bietet sowohl Action als auch tolle Dialoge. Durch seine erfolgreiche Vermittlung im Konflikt zwischen Andorianern und Vulkaniern steigt Captain Archer zudem ein wenig im Ansehen Sovals.

Bei „Cogenitor“ (2.22) haben wir es erneut mit einer Folge zu tun, die zeigt, dass bei außerirdischen Völkern manche Dinge etwas anders laufen als bei Menschen. Die Enterprise trifft hier auf eine Spezies, die aus drei biologischen Geschlechtern besteht. Trip findet das äußerst faszinierend, ist aber empört darüber, dass den Angehörigen des „dritten Geschlechts“ – die sogenannten „Cogenitors“ – über ihre Aufgabe als Reproduktionshilfen hinaus keinerlei gesellschaftliche Rechte zugestanden werden. Sie dürfen kaum am gesellschaftlichen Zusammenleben teilnehmen und bekommen nicht einmal eigene Namen. Als von den Rechten auf Freiheit und Selbstverwirklichung überzeugter Amerikaner greift Trip natürlich ein und bringt einem Cogenitor nicht nur das Lesen bei, sondern sondern überzeugt ihn auch davon, seine (ihre?) Rechte auf Bildung und freier Wahl des eigenen Lebensweges einzufordern. Im Gegensatz zu vielen anderen Fällen des utopischen „Star Trek“-Universums gibt es hier aber kein Happy End. Zuerst muss sich Trip von Archer aufgrund seines Eingreifens in eine fremde Kultur eine Standpauke anhören; kurz darauf muss er erfahren, dass sich der Cogenitor umgebracht hat. Das ist für „Star Trek“ ungewöhnlich pessimistisch und erinnert mich in seiner Radikalität an die „Babylon 5“-Folge „Believers“, die ein ähnliches Thema behandelt, ebenfalls mit düsterem Ende. (Und es gibt eine weitere Verbindung von „Cogenitor“ zu „Babylon 5“: G’Kar-Darsteller Andreas Katsulas spielt nämlich hier in einer Nebenhandlung mit.)
„Cogenitor“ ist keine herausragende, aber sicherlich sehr interessante Folge mit auch heute noch relevanter Thematik, schließlich lässt sich der für Spannungen und Unsicherheiten sorgende Umgang mit dem dritten Geschlecht als Metapher auf Transsexualität lesen. Von der nächstes Jahr startenden neuen „Star Trek“-Serie wünsche ich mir, dass derartige Thematiken vermehrt angesprochen werden.
Noch eine letzte wirklich gute Episode muss ich erwähnen. Es wirkt zunächst verzweifelt, wenn die „Enterprise“-Autoren auf der Suche nach guten Geschichten (und guten Einschaltquoten) plötzlich die Borg in der Serie auftauchen lassen. Schließlich haben die hier eigentlich noch gar nichts verloren. Aber „Regeneration“ (2.23) ist eine erstaunlich gute, wirklich spannende und unterhaltsame Folge. Das Auftauchen der Borg wird nicht nur vollkommen schlüssig erklärt, sondern die Folge stellt noch dazu gleichzeitig ein Sequel zu den im 21. Jahrhundert spielenden Ereignissen des achten „Star Trek“-Films „First Contact“ und ein Prequel „The Next Generation“ dar.

Das waren nun also die sechs meiner Meinung nach guten Folgen der Staffel (man könnte noch das Finale dazuzählen, dazu weiter unten mehr). Es bleiben noch 20 weitere, von denen viele Mittelmaß, einige aber auch wirklich einfach schlecht sind. Ich bin bereits in meinem Blogpost zur ersten Staffel darauf eingegangen, wie die ursprüngliche Idee zu „Enterprise“ durch den Einfluss des Networks verwässert wurde, sodass das Endergebnis eine „Star Trek“-Serie war, die einerseits Neuland betreten wollte, andererseits aber viel zu sehr auf sicheren Pfaden wandelte und dabei häufig nur wiederkäute, was man bereits mehrfach in den anderen Serien gesehen hatte. In der zweiten Staffel wird dieses Problem noch deutlicher als in der ersten. Viele Episoden sind hier das, was ich in meinen Notizen als „Austauschfolgen“ bezeichnet habe; damit meine ich Episoden, die auch in jeder anderen „Star Trek“-Serie spielen könnten und weder die Charaktere noch die Zeit, in der die Serie spielt, in besonderer Weise berücksichtigen. „Marauders“ (2.06) ist ein perfektes Beispiel. Die Crew der Enterprise trifft darin auf die Bewohner einer Minenkolonie, die von den Klingonen erpresst und ausgebeutet werden. Archer und seine Leute trainieren daraufhin die Kolonisten im Kampf gegen die Klingonen und helfen ihnen so, sich von der Ausbeutung durch sie zu befreien. Weil man ähnliche Folgen im „Trek“-Universum schon gefühlte hundertmal gesehen hat und weil die Folge wirklich vollkommen überraschungsfrei ist, ist das alles einfach nur zum Gähnen. Man könnte Archer, Trip, T’Pol usw. hier ohne Weiteres gegen Picard, Riker und Data oder auch gegen Janeway, Chakotay und Torres austauschen und die Geschichte könnte trotzdem haargenau gleich ablaufen. Ähnliches gilt für eine Reihe weiterer Folgen der zweiten Staffel, die ich hier nicht alle aufzählen möchte. Sie wirken meist wie nach Baukasten-Prinzip zusammengestellte Episoden, die die Charaktere einfach in irgendwelche Problemsituationen werfen.
Wie auch schon in den Interviews zur ersten Staffel nehmen die Macher der Serie auch im Bonusmaterial der Blurays zu Staffel zwei kein Blatt vor den Mund und geben zu, dass sie hier viel Mist gebaut haben. Phlox-Darsteller John Billingsley erzählt, dass von den beiden Showrunnern Rick Berman und Brannon Braga nach dem Ende von „Voyager“ erwartet wurde, sofort die nächste „Star Trek“-Serie abzuliefern. Dabei wurde ihnen zum einen nicht genug Zeit gegeben, um ein neues und interessantes Konzept entwickeln (oder ihre Ideen wurden abgelehnt; siehe mein Post zur ersten Staffel), zum anderen waren sie selbst nicht bereit, aus dem Schema auszubrechen, dass sich seit dem Start von „The Next Generation“ entwickelt und bewährt hatte. Dass zusätzlich ein Großteil der Autoren nach dem Ende der ersten Staffel gefeuert und durch neue Autoren ersetzt wurde, die zum Teil Neulinge im „Star Trek“-Universum waren, erschwerte die Sache zusätzlich. Das Ergebnis war zum Beispiel „Precious Cargo“ (2.11), eine von einem dieser Neulinge geschriebene Folge, die Braga als „eine der schlechtesten ‚Star Trek‘-Episoden überhaupt“ bezeichnet (wobei ich ihm zustimme). Braga hielt bereits damals das Konzept der in sich abgeschlossenen Folgen für problematisch und wollte zu einer moderneren Erzählweise mit einer sich durch die Episoden ziehenden Handlung übergehen (so wurde es ja bei „Deep Space Nine“ gemacht, an dem Braga nicht beteiligt war). Doch das Network bestand leider auf solchen für sich allein stehenden Episoden. Rick Berman erzählt weiterhin, dass er selbst damals zu sehr an Gene Roddenberrys ursprünglicher Vision für „Star Trek“ festhalten wollte (auch damit hatte „Deep Space Nine“ gebrochen). Das erwies sich als problematisch, weil diese Vision zu dem Zeitpunkt bereits fast vierzig Jahre alt war und die Utopie von einer Menschheit, die innerhalb weniger Generationen Probleme wie Kriege oder Hunger komplett gelöst hat, zwar in die optimistische Aufbruchsstimmung der Sechziger Jahre passte, aber zu Beginn des 21. Jahrhunderts überholt schien und noch dazu vom erzählerischen Standpunkt aus problematisch ist.

Die Macher von „Enterprise“ waren sich also durchaus bewusst, dass sie mit den ersten beiden Staffeln der Serie alles andere als „Star Trek“ vom Feinsten abgeliefert hatten. Umso erleichterter dürften sie gewesen sein, als sie gegen Ende der zweiten Staffel doch endlich die Erlaubnis bekamen, mit dem bewährten, aber längst todlangweiligen Schema zu brechen. Die letzte Folge „The Expanse“ (2.26) bereitet dementsprechend den sich durch die ganze dritte Staffel ziehenden „Xindi“-Handlungsbogen vor. Ich habe die dritte Staffel von „Enterprise“ als die beste in Erinnerung, was vor allem an dieser episodenübergreifenden Handlung lag. Das Konzept, die Enterprise quasi nach einem Terroranschlag auf die Erde vom Forschungs- zum Kriegsschiff werden zu lassen, war zwar sicher nicht im Sinne Roddenberrys, führte aber zu einer spannenden Staffel voller kreativer Episoden und war nicht zuletzt auch ein Produkt seiner Zeit. Schließlich lassen sich im Angriff auf die Erde und Archers folgender Mission im „Delphic Expanse“ deutliche Parallelen zum 11. September und den Kriegen in Afghanistan und im Irak sehen – aber dazu dann mehr in meinem Blogpost zur dritten Staffel.

Ein paar Punkte zu Staffel zwei möchte ich noch erwähnen. Ein Teil der Charaktere wurde sträflich vernachlässigt. Statt auf diese Crew zugeschnittene Geschichten zu erzählen, die eben nur mit diesen konkreten Figuren erzählt werden können, haben die Autoren wie erwähnt zu oft austauschbare Folgen geschrieben, in denen sich die Figuren nicht weiterentwickelt haben. Dementsprechend wirken Hoshi, Reed und Travis immer noch ziemlich blass, aber immerhin haben T’Pol und Phlox in mehreren Episoden Gelegenheit bekommen, mehr von sich zu zeigen. Dr. Phlox ist sowieso die bei weitem beste Figur der Serie. Das liegt nicht nur daran, dass er mehrere interessante Episoden bekommt, sondern natürlich auch an John Billingsleys großartigem Schauspiel. Am anderen Ende des Spektrums – sowohl schauspielerisch als auch dramaturgisch – muss mal wohl Travis Mayweather anordnen. „Seine“ Folge in dieser Staffel, „Horizon“ (2.20), ist einfach nur einschläfernd.
In „Vanishing Point“ (2.10) steht
zwar die ebenfalls sträflich vernachlässigte Hoshi (Linda Park) im Mittelpunkt, doch leider wird auch diese Gelegenheit nicht genutzt, ihre Figur sinnvoll weiter zu entwickeln. Stattdessen verharren die Autoren auch hier ein weiteres Mal in festgefahrenen Wegen und definieren einmal mehr eine weibliche Figur allein über ihre Unsicherheiten und ihr geringes Selbstbewusstsein. Auch T’Pol wird häufig als kalt und unnahbar charakterisiert, bekommt aber als eine der drei Hauptfiguren wenigstens mehrmals die Gelegenheit, auch andere Seiten von sich zu zeigen und vor allem ihre Beziehung zu Archer wird im Verlauf der Staffel plausibel weiterentwickelt.

In „Judgment“ (2.19) wird wieder einmal auf bereits Bekanntes zurückgegriffen und Archer vor einem klingonischen Gericht zu lebenslanger Arbeit in den Minen von Rura Penthe verurteilet (genau so ergeht es Kirk im sechsten Kinofilm). Die Folge leidet unter anderem darunter, dass in den letzten Minuten noch eine unglaubwürdige Rettung Archers erfolgt, damit er am Ende wieder zurück auf der Enterprise ist und die Dinge wieder ins Lot gebracht worden sind. Unterhaltsam ist sie allein aufgrund des Schauspiels zweier Gastdarsteller: J. G. Hertzler, den man als Martok aus „Deep Space Nine“ kennt, darf hier Archers klingonischen Anwalt spielen, während John Vickery dessen Gegner verkörpert. Vickery hat einige andere Rollen im „Star Trek“-Universum gespielt, mir ist er aber vor allem aus „Babylon 5“ bekannt, wo er den Minbari-Krieger Neroon verkörpert (und auch dort spielt er noch eine weitere Figur).

Den größten Kritikpunkt habe ich mir extra zum Schluss aufgehoben… 😉 In Enterprise sollte bekanntlich einiges anders sein. Da die Serie zeitlich vor all den anderen „Star Trek“-Serien spielt, ist das Beamen gerade erst erfunden worden, es gibt noch keine Holodecks und auch keine Replikatoren, die zum Beispiel in Sekundenschnelle jedes beliebige Gericht herbeizaubern können. Dementsprechend ist auf der Enterprise unter Captain Archer ein Koch an Bord, der Tag für Tag für die gesamte Crew kocht. Das wird immer wieder erwähnt und in einer Folge bekommt man sogar die Küche zu sehen. Vom Koch jedoch fehlt jede Spur… Ich habe mir sagen lassen, dass das als Running Gag gedacht war; alle reden über den Koch, aber man kriegt ihn nie zu sehen (außer in einer Folge, wo er zwar kurz auftaucht, aber man seinen Kopf nicht sieht!).
Vielleicht bin ich ja der Einzige, der so denkt, aber ich sehe darin eine riesige, verpasste Chance! Wie wir alle wissen, sind Küchen ein Ort sozialer Begegnungen. (Gibt es dazu eigentlich soziologische Forschung? Bestimmt! Das muss ich mal recherchieren.) Essen bringt Menschen (und Außerirdische) zusammen; Menschen interessieren sich dafür, was es zu essen gibt! Hätte ich die Serie geplant, dann hätte ich den Koch zu einer regelmäßig auftretenden Nebenfigur gemacht, der ähnlich einem Barkeeper mit allen Crewmitgliedern in Kontakt kommt und stets über alles bescheid weiß, das auf dem Schiff vor sich geht. Ich hätte vom Captain bis zum Fähnrich regelmäßig Figuren die Küche betreten lassen – nicht nur aus Neugier darauf, was es denn heute Abend zu essen gibt, sondern auch weil sie den neuesten Klatsch hören wollen oder weil sie sich vom Koch Ratschläge holen wollen. Zugegeben, der Schiffsarzt Dr. Phlox erfüllt in der Serie eine ähnliche soziale Funktion. Aber ich bleibe dabei: Ich will einen Schiffskoch in einer „Star Trek“-Serie sehen. Schließlich sollte man immer jemanden an Bord haben, der die Crew bekochen kann, falls die Replikatoren mal kaputtgehen!
Ganz ernst gemeint ist dieser Kritikpunkt natürlich nicht. „Enterprise“ hat gewiss größere Schwachstellen als das Fehlen eines Koches. Ich freue mich aber darauf, Staffel drei wieder einmal anzuschauen. Meinen Blogpost dazu gibt’s voraussichtlich irgendwann 2017. 🙂

Babylon 5 – Episode 1.13 „Signs and Portents“

Nach einigen Monaten Pause geht mein Rewatch von „Babylon 5“ nun endlich weiter. Ich hatte die lange Pause nicht geplant, sie hat sich einfach so ergeben. Aber es eilt ja nicht.
Einen organisatorischen Hinweis habe ich an dieser Stelle noch: Ich werde die Serie im Verlauf des Rewatch nicht in der auf den DVDs vorgegebenen Reihenfolge anschauen, sondern in der von J. Michael Straczynski (JMS) empfohlenen Reihenfolge. Diese entspricht im Großen und Ganzen der hier aufgelisteten Episodenabfolge, allerdings mit dem Unterschied, dass ich einige der „Babylon 5“-Fernsehfilme erst nach dem Ende der Serie anschauen und besprechen werde, auch wenn sie chronologisch zum Teil während der Serienhandlung einzuordnen sind. So macht des dramaturgisch und spannungstechnisch mehr Sinn – zumindest wenn man die Serie zum ersten Mal anschaut (und ich werde mich bemühen, die Blogposts weiterhin frei von größeren Spoilern zu halten). Ganz besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass ich natürlich nicht mit dem Film „In The Beginning“ begonnen habe, wie es die Liste vorschlägt. Zwar ist der Film ein Prequel, spielt also vor der Serienhandlung, doch spoilert er entscheidende Elemente der Serie und sollte frühestens in der Mitte der vierten Staffel angeschaut werden.

Die Reihenfolge der Serienepisoden auf den DVDs (und bei der Fernsehausstrahlung) entspricht in einigen Fällen nicht der von den Serienmachern beabsichtigten Reihenfolge. Die meisten Veränderungen in der Reihenfolge finden sich in der zweiten Hälfte der ersten Staffel. Im nächsten Blogpost werde ich deshalb nicht Episode 1.14 beprechen, sondern 1.15 („Grail“ / „Der Gral“). Ganz am Ende dieses Blogposts findet ihr die Reihenfolge, in der ich die erste Staffel anschauen werde. Alle Änderungen gegenüber den DVDs sind dort hervorgehoben.
Jetzt aber genug der langen Vorrede und weiter mit der aktuellen Episode:

Episode 1.13 „Signs and Portents“ („Visionen des Schreckens“)

Drehbuch: J. Michael Straczynski, Regie: Janet Greek
Erstausstrahlung: 18.05.1994 (USA), 29.10.1995 (Deutschland)

„Signs and Portents“ ist eine der wichtigsten Episoden und eine meiner Lieblingsfolgen aus der ersten Staffel. Die zentrale Bedeutung der Episode für die Serienhandlung lässt sich schon daran ablesen, dass ihr Titel zugleich auch der Titel der gesamten ersten Staffel ist. (Im Deutschen hat man der Staffel den Titel „Zeichen und Wunder“ gegeben, was näher am Original und auch auf jeden Fall passender ist als „Visionen des Schreckens“. Bei den kommenden Staffeln hat man da leider nicht mehr mitgedacht, so dass die Staffeln 3 und (ganz besonders) 4 leider Titel tragen, die nicht zu den episodenübergreifenden Inhalten und Themen der Staffeln passen.)
Mit dem charismatischen, aber unheimlichen Mr. Morden (Ed Wasser) betritt in dieser Folge erstmals eine wichtige Figur die Station, die wir im Verlauf der Serie noch öfter sehen werden. Von Anfang an umgibt ihn eine Aura des Mysteriösen und Bedrohlichen. Als er bei der Passkontrolle gefragt wird, ob er bei seiner mehrere Jahre dauernden Forschungsreise am äußeren Rand der Galaxis etwas Interessantes gefunden habe, antwortet er schlicht mit „Ja“. Nicht nur Mordens Hintergrund, sondern auch der Zweck seines Aufenthaltes auf Babylon 5 sind dem Zuschauer auch nach dem Ende der Episode noch ein Rätsel: Nacheinander sucht er die Botschafter der außerirdischen Regierungen auf, um ihnen eine einfache, aber absurd wirkende Frage zu stellen: „What do you want?“
Narn-Botschafter G’Kar (Andreas Katsulas) ist der Erste, den Morden aufsucht. Nachdem er von Mordens sinnlos wirkender Frage zunächst genervt ist und antwortet, er wolle ganz einfach von ihm in Ruhe gelassen werden, öffnet er ihm sich schließlich doch und gibt eine ausführlichere und ehrliche Antwort: Er will Rache an den Centauri für die Verwüstung seiner Heimatwelt, er will es ihnen gleichtun und auch ihren Planeten verwüsten und sie komplett auslöschen. „And then what?“, fragt Morden. „I don’t know“, antwortet G’Kar. „As long as my homeworld’s safety is guaranteed, I don’t know that it matters.“ Damit hat Morden genug gehört und lässt G’Kar wieder allein. Dessen Antwort sagt eine Menge über ihn aus: G’Kar ist getrieben vom Gedanken der Rache an den Centauri. Zwar bekleidet er eine diplomatische Position auf Babylon 5, doch sein Handeln wird vor allem von Hass getrieben – dem Hass auf die Centauri. Um sich an ihnen zu rächen, ist ihm jedes Mittel recht. Darüber hinaus scheint er aber zu diesem Zeitpunkt keine weiteren Ambitionen zu haben – und ohne zu viel zu verraten: genau das ist es wohl, was ihn für Morden letztlich nicht interessant macht.
Weitaus mysteriöser und rätselhafter für den Zuschauer gestaltet sich Mordens Termin bei der Minbari-Botschafterin Delenn (Mira Furlan). Während sie mit ihm spricht, arbeitet sie an einem seltsamen Gebilde, das aussieht, als sei es aus bunten Glasscheiben zusammengesteckt. Von Anfang an wirkt sie Morden gegenüber misstrauisch, wird dann plötzlich offen feindselig und wirft ihn energisch aus ihrem Quartier. Während auf einmal ein dunkler Schatten über Morden fällt, leuchtet auf Delenns Stirn ein dreieckiges Symbol auf, welches sie rasch mit ihrer Hand verdeckt. Nachdem Morden gegangen ist, murmelt sie entsetzt „They’re here.“ Doch wen meint sie damit und was bedeutet das alles?

Die Hauptperson der Episode ist zweifellos Londo Mollari (Peter Jurasik). Schon im Pilotfilm wurde etabliert, wie sehr der Centauri-Botschafter den glorreichen alten Zeiten der Republik nachtrauert. Nun ist es ihm gelungen, das „Auge“ in seinen Besitz zu bringen, einen lange verschollenen Kunstgegenstand, der sich bereits im Besitz des ersten Imperators befand. Das Auge soll dabei helfen, die Autorität des politisch geschwächten Imperators zu stärken und so der Centauri-Republik etwas von ihrer alten Stärke zurückzugeben.
Londo empfängt Lord Kiro (Gerrit Graham) und dessen Tante Lady Ladira (Fredi Olster) auf Babylon 5. Kiro soll das Auge zurück nach Centauri Prime bringen und dem Imperator übergeben. Gleich nach ihrer Ankunft auf der Station hat Lady Ladira, die über hellseherische Fähigkeiten verfügt, eine Vision von „Tod, Zerstörung und Feuer“. „Babylon will fall, this place will be destroyed“, teilt sie Londo und Kiro mit. Damit bezieht sie sich allerdings nicht auf den Angriff der Raiders auf die Station, der in dieser Folge stattfindet. Am Ende der Episode lässt sie Sinclair (Michael O’Hare) – und mit ihm den Zuschauer – durch eine telepathische Verbindung an ihrer Vision teilhaben: Wir sehen, wie Babylon 5 explodiert, während ein einzelnes Raumschiff die Station noch rechtzeitig verlässt. JMS wurde nach der Ausstrahlung der Episode gefragt, ob das hier gezeigte Ende der Raumstation nicht viel zu viel verrate. Doch JMS war der Ansicht, dass es eines der Hauptelemente jedes Dramas sei, dem Zuschauer (bzw. Leser) Informationen zu geben, über die die Figuren in der Geschichte noch nicht verfügen. Die Spannung ergebe sich dann daraus, dass man zwar wisse, was passieren wird, jedoch noch unklar sei, auf welche Weise dies geschehen würde (vgl. Asked & Answered Part 4, S. 1559). Ohne an dieser Stelle zu viel zu verraten (ich will ja nicht spoilern): Lady Ladiras Vision enthält tatsächlich viel Wahres. Gleichzeitig sollte man aber auch ihre Bemerkung, die Zunkunft verändere sich ständig, im Hinterkopf behalten. Denn dies lässt sich auch auf die Produktionsgeschichte von „Babylon 5“ beziehen. Verschiedene äußere Umstände zwangen JMS im Verlauf der Produktion nämlich dazu, die Handlung der Serie und damit auch ihr Ende mehrmals umzuschreiben und an die äußeren Umstände (z.B. den Ausstieg von Darstellern) anzupassen. Lady Ladiras Vision entsprach tatsächlich dem von JMS damals geplantem Ende für die Serie – ein einzelnes Shuttle, das die exlodierende Station verlässt. Die Spannung ergab sich daraus, dass man als Zuschauer natürlich nicht wusste, wodurch Babylon 5 zerstört wird und wer sich an Bord des Shuttles befindet. Das tatsächliche Ende der Serie entsprach 1998 dann nicht mehr ganz Lady Ladiras Vision… Aber mehr will ich hier nicht verraten.
Lord Kiro nimmt die Visionen seiner Tante jedenfalls nicht ernst, schließlich habe sie an seinem ersten Geburtstag vorhergesagt, er würde eines Tages von Schatten getötet werden. Genau wie Londo will er die Republik zu ihrer alten Größe zurückführen. Er verspricht Londo, das Auge sicher nach Centauri Prime zu bringen und der Versuchung zu widerstehen, es bloß zum eigenen Vorteil einzusetzen. Wie wir am Ende der Episode herausfinden, war das gelogen.
Als Londo sich auf den Weg macht, Lord Kiro das Auge zu übergeben und ihn zu verabschieden, wird er von Mr. Morden abgefangen. Dieser stellt ihm die gleiche Frage, die er auch schon G’Kar und Delenn gestellt hat: „What do you want?“ Zunächst ist auch Londo genervt von Mordens Fragerei, doch als dieser nicht locker lässt, gibt auch Londo ihm eine ehrliche und ziemlich ausführliche Antwort. Wie sich am Ende der Episode herausstellt, scheint es genau die Antowrt gewesen zu sein, nach der Morden gesucht hat, anders als die Reaktionen von G’Kar und Delenn. Der Grund dafür, liegt – ohne zuviel zu verraten – darin, dass Londos Antwort genau die richtige Mischung an „resentment, nostalgia, ambition, frustration and a sense of displaced destiny“ zum Ausdruck kommen lässt, wie JMS angemerkt hat (vgl. Asked & Answered Part 4, S. 1560).

Die B-Story der Episode dreht sich mal wieder um Angriffe der schon aus „Believers“ oder „Midnight on the Firing Line“ bekannten Raiders. Sinclair, Garibaldi und Ivanova sind ratlos, wie die Raiders immer wieder so schnell zuschlagen und sofort wieder verschwinden können, schließlich können ihre kleinen Schiffe keine eigenen Hyperraumsprungtore öffnen. Als erneut ein Transportschiff von den Raiders angegriffen wird und um Hilfe ruft, schickt Sinclair das Delta-Geschwader unter dem Kommando von Ivanova los. Er kommt jedoch darauf, dass dieser Angriff nur ein Ablenkungsmanöver ist und beordert Ivanova zurück zur Station. Auf Babylon 5 fängt Sinclair Londo, Lord Kira und Lady Ladira ab, die sich in der Gewalt der Raiders befinden. Lord Kiro wird jedoch als Geisel genommen und die Raiders können mit ihm – und dem Auge – an Bord von Kiros Schiffes von der Station fliehen.
Kurz darauf wird das Rätsel um die Raiders gelöst: Ein großes „Mutterschiff“ taucht vor der Station auf, das all die kleineren Jäger in sich aufnehmen und ein eigenes Sprungtor schaffen kann. Es kommt zum Feuergefecht zwischen Babylon 5 und den Raiders. Zwar werden die meisten Jäger der Raiders vernichtet, doch das Mutterschiff nimmt das gekaperte Centauri-Schiff auf und springt in den Hyperraum. Lord Kiro und das Auge befinden sich nun endgültig in den Händen der Raiders, so scheint es jedenfalls.
Wir erfahren in einer der nächsten Szenen jedoch, dass Lord Kiro von Anfang an mit den Raiders zusammen gearbeitet hat. Diese halten sich nun aber nicht mehr an die zuvor getroffene Abmachung und wollen von der Centauri-Regierung Lösegeld für Lord Kiro und das Auge erpressen. Plötzlich taucht neben dem Raiders-Mutterschiff ein großes, schwarzes Schiff (wenn es denn ein Schiff ist!) auf. Es zerschneidet das Raiders-Schiff geradezu mit einem hellen Strahl. Die Raiders, Lord Kiro und das Auge scheinen nun Geschichte zu sein.

Doch in einer weiteren Wendung der Geschichte taucht Mr. Morden plötzlich wieder bei Londo auf. Offenbar hat er sich zu einer „Zusammenarbeit“ mit Londo entschlossen, der sein Glück gar nicht fassen kann, als Morden ihm das verloren geglaubte Auge zurück bringt. Warum Morden ihm überhaupt diesen Gefallen tut und wie er das Auge in seinen Besitz bringen konnte, fragt sich Londo in seiner Euphorie erst einmal nicht. Beim Zuschauer bleibt allerdings der dringende Verdacht, dass Morden früher oder später eine Gegenleistung von Londo einfordern wird. Dementsprechend bedrohlich klingt auch das körperlose „We will find you, ambassador“, mit dem er sich von Londo verabschiedet.

In einem dritten Handlungsstrang wird Garibaldi von Sinclair beauftragt, mehr über die Lücke in Sinclairs Gedächtnis heraus zu finden. Diese 24 Stunden während der letzten Schlacht der Menschen im Krieg gegen die Minbari war zuletzt in „And the Sky Full of Stars“ ein wichtiges Thema. Sinclair ist sich zwar sicher, damals Delenns Gesicht vor sich gesehen zu haben, doch darüber hinaus kann er sich an nichts erinnern und vermutet, dass die Minbari die Erinnerung aus seinem Gedächtnis gelöscht haben. Aber die Erinnerung an was genau? Das erfahren wir hier auch nicht. Garibaldi findet immerhin heraus, dass Sinclair auf der Wunschliste der Kandidaten für den Kommandoposten von Babylon 5 ziemlich weit unten stand, den Posten bekanntlich aber trotzdem bekommen hat. Der Grund dafür: Die Minbari hatten alle anderen Kandidaten abgelehnt. Aber warum? Was haben sie mit Sinclair angestellt (oder über ihn herausgefunden), das der Grund dafür sein könnte?

„Signs and Portents“ ist eine Episode, die das „Babylon 5“-Universum ein ganzes Stück weit öffnet. Hier werden entscheidende Weichen für künftige Entwicklungen gestellt. Es liegt in der Natur einer solchen Folge, dass dabei mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet werden. Aber wir befinden uns ja auch erst in der Mitte der ersten Staffel. Schaut man die Episode zum ersten Mal an, bleiben ein paar große Fragen zurück (siehe unten) und man realisiert das Ausmaß der Entwicklungen, die hier ihren Anfang nehmen, noch gar nicht. Hat man jedoch bereits die ganze Serie gesehen, dann wird die Bedeutung dieser Episode sofort klar. Mr. Morden etwa wird noch eine wichtige Rolle spielen, um nur ein Beispiel zu nennen und nicht zuviel zu verraten. Seine Herkunft wird im weiteren Verlauf der Serie ebenso geklärt werden wie die des seltsamen, schwarzen Schiffs. Nach den meistens in sich abgeschlossenen Episoden, die die erste Staffel bisher zu bieten hatte, ist „Signs and Portents“ ein erstes Anzeichen des großen Handlungsbogens, der im Lauf der Serie immer deutlicher zutage tritt. Das Abenteuer hat gerade erst begonnen.

Highlight der Episode: Das Auftauchen des völlig unbekannten, spinnartigen, schwarzen Raumschiffs und all die Fragen, die dadurch aufgeworfen werden: Zu wem gehört dieses Schiff? Handelt es sich hier um eine noch nicht bekannte Spezies? Warum zerstören sie das Raiders-Schiff? Und in welcher Beziehung steht dieses schwarze Schiff zu Mr. Morden?

Londo/G’Kar-Moment: Die herrliche Szene, in der sich die beiden streiten, während sie auf den Lift warten. Die Spielfreuede der beiden Darsteller ist hier deutlich spürbar und die Szene stellt ein frühes Beispiel für die vielen großartigen Momente zwischen den beiden Figuren dar. Es hat übrigens symbolhaften Charakter, dass hier ein Mensch gewissermaßen zwischen dem Narn und dem Centauri eingekeilt ist. Genau wie bei dem Bild der explodierenden Raumstation haben wir es auch hier mit „Foreshadowing“ zu tun, wenn auch auf etwas subtilerem Weg.

Folgende (weitere) wichtige Informationen, die für den weiteren Verlauf der Serie wichtig sind, erhalten wir in dieser Episode:

  • Mr. Morden und seine Frage „What do you want?“ werden eingeführt. Lady Ladira erwähnt mehrmals, die „Schatten“ seien gekommen, um Lord Kiro zu holen („The shadows have come for Lord Kiro“). Bei seinem Treffen mit Delenn fällt plötzlich ein Schatten über Mr. Morden. Was das alles genau bedeutet und wie es zusammenhängt, darf ich freilich noch nicht verraten.

Sonstige Fragen:

  • Warum hat Morden keinem Vertreter der Menschen seine Frage gestellt? Wen repräsentiert er überhaupt?
  • Warum stellt er Kosh seine Frage nicht? Zunächst scheint er Kosh bewusst aus dem Weg zu gehen. Als er später doch auf ihn trifft, warnt Kosh ihn: „Leave this place. They are not for you. Go. Leave! Now.“ Was meint Kosh damit?
  • Wodurch wurde Koshs Schutzanzug beschädigt? (Garibaldi erwähnt das am Ende der Folge im Gespräch mit Sinclair.) Hat das etwas mit seiner Begegnung mit Mr. Morden zu tun?
  • Was baut Delenn da in ihrem Quartier zusammen? Handelt es sich dabei um ein Geschicklichkeitsspiel, eine Meditationstechnik oder etwas völlig anderes?
  • Was bedeutet das Symbol auf Delenns Stirn und warum erscheint es, als ihr Morden gegenübertritt?

Weitere interessante Punkte: 

  • „What do you want?“ ist eine der zwei zentralen Fragen, um die die Serie aufgebaut ist. Die zweite Frage – und das an sich ist kein großer Spoiler – lautet „Who are you?“. JMS zufolge können die Antworten auf diese Fragen einen positiven oder zerstörerischen Einfluss auf einen haben, je nachdem in welcher Reihenfolge man die Fragen für sich beantwortet. Weiß man, wer man ist, bevor man gefragt wird, was man will, wird die Antwort wahrscheinlich eine konstruktive sein. Wenn man sich aber noch nicht so weit mit sich selbst auseinander gesetzt hat, dass man die „Who are you?“-Frage für sich beantwortet hat und dann aber gefragt wird „What do you want?“, kann einen die Antwort auf einen zerstörerischen Pfad führen. (Nach Jane Killick: Babylon 5 – Season by Season. Signs and Portents. S. 115.)
  • Am Ende der Episode sehen wir Sinclair und Garibaldi tatsächlich auf der Toilette. Ein nettes Detail, das dazu beiträgt, Babylon 5 zu einer glaubhaften Umgebung zu machen.
  • Das „Babylon 5“-Thema während des Abspanns wird hier erstmals in einer Moll-Tonart gespielt.
  • In der Szene mit Morden und Kosh erlischt plötzlich eine der Lampen. Mir ist das ehrlich gesagt gar nicht selbst aufgefallen, aber ist schon beabsichtigt und führt natürlich zu der Frage, wer oder was dafür verantwortlich ist…
  • G’Kar beleidigt Londo mit dem Ausdruck „And you can kiss my pouch“. Ich weiß nicht, ob ich das im Blog schon einmal erwähnt habe, aber diese Redewendung kommt natürlich daher, dass Narn ihren Nachwuchs wie Kängurus in Beuteln austragen.

Interessante „Hinter den Kulissen“-Fakten:

  • Mordens Technik, einfach immer wieder so lange die gleiche Frage zu stellen, bis sein Gegenüber sich ihm öffnet und er eine befriedigende Antwort erhält, hat JMS sich von einer Praktik der Syanon-Selbsthilfeorganisation abgeschaut.
  • Folgende von JMS überlieferte Geschichte ist zu gut, um sie nicht auch hier wiederzugeben:
    Morden-Darsteller Ed Wasser wollte nach der ersten Ausstrahlung der Episode für einen kranken Freund Blumen kaufen. Im Geschäft fragte ihn der Florist „What do you want?“ und Wasser murmelte etwas von Blumen. Der Florist fragte erneut „What do you want?“ und Wasser, der die Anspielung immer noch nicht kapierte, antwortete er wolle einem kranken Freund ein nettes Geschenk machen. „Yes, but what do you want?“, fragte der Florist nochmals und Wasser verstand endlich, was vor sich ging. Er fühlte sich durch die Vorgehensweise des Floristen in die Enge getrieben – und genau das wollte JMS in „Babylon 5“ mit dieser Fragetechnik auch erreichen. (Der Florist fügte übrigens noch hinzu, dass er glaubte, die Szene in einer Folge von „Deep Space Nine“ gesehen zu haben…)

Zitate:

Ivaova (direkt nach dem Aufwachen zu sich selbst): „Why does my mouth always taste like old carpet in the morning?“
Computer: „Unknown. Checking medical logs.“

Londos Antwort auf Mordens Frage: „I want my people to reclaim their rightful place in the galaxy. I want to see the Centauri stretch forth their hand again and command the stars. I want a rebirth of glory, a renessaince of power. I want to stop running through my life like a man late for an appointment, afraid to look back or to look forward. I want us to be what we used to be. I want… I want it all back the way that it was.“

Lady Ladira: „The future is always changing. We create the future, with our words, our deeds, and with our beliefs. This is a possible future, Commander. And it is my hope that you may yet avoid it.“

 

Die nächste Folge in meinem „Babylon 5“ Rewatch:
1.15 „Grail“

 


Die Reihenfolge, in der ich die Episoden der ersten Staffel hier im Blog besprechen werde, entspricht wie oben erwähnt der von JMS empfohlenen Reihenfolge (Änderungen gegenüber der Reihenfolge auf den DVDs sind markiert; klickt die Titel an, um zum entsprechenden Blogpost zu gelangen):

1.01    Midnight on the Firing Line                                           
1.02    Soul Hunter
1.03    Born to the Purple
1.04    Infection
1.05    The Parliament of Dreams                                                 
1.06    Mind War
1.07    The War Prayer
1.08    And The Sky Full Of Stars
1.09    Deathwalker                                                                         
1.10    Believers
1.11    Survivors
1.12    By Any Means Necessary
1.13    Signs and Portents     
1.15    Grail
1.16    Eyes
1.18    A Voice in the Wilderness – Part 1
1.19    A Voice in the Wilderness – Part 2

1.20    Babylon Squared
1.21    The Quality of Mercy
1.14    TKO
1.17     Legacies                                                                              

1.22    Chrysalis                 

Babylon 5 – Episode 1.05 „The Parliament of Dreams“

Meine kommentierte Liste mit den mir bekannten B5-Podcasts habe ich aufgrund ihrer Länge in einen eigenen Blogpost ausgelagert, deswegen komme ich ohne weitere Einleitung gleich zur heutigen Episode:

Episode 1.05 “The Parliament of Dreams” (“Angriff auf G’Kar”)

Drehbuch: J. Michael Straczynski, Regie: Jim Johnston
Erstausstrahlung: 23.02.1994 (USA), 03.09.1995 (Deutschland)

„The Parliament of Dreams“ ist eine von vielen B5-Episoden, in denen der erklärte Atheist J. Michael Straczynski (JMS) sich dem Thema Religion widmet. Im Teaser der Episode erfahren wir über die Exposition, die er Garibaldi in den Mund gelegt hat, dass auf Babylon 5 ein einwöchiges Festival stattfindet, in dessem Rahmen jede auf der Station vertretene Spezies ihre dominante Glaubensrichtung demonstrieren soll. Dies soll dem interplanetaren Frieden und der besseren Verständigung der verschiedenen Völker dienen, steht also ganz im Zeichen der Aufgabe von Babylon 5.
Von den Veranstaltungen, die die zahlreichen fremden Völker anbieten, bekommen wir in der Episode zwei zu sehen: Eine ausschweifende Feier des Lebens bei den Centauri und eine bedächtige Wiedergeburtszeremonie der Minbari. Beide könnten unterschiedlicher nicht sein. Nicht nur die besonnene Delenn hat auf der ausgelassenen Centauri-Zeremonie Mühe, sich ganz dem Genuss hinzugeben, wie Londo es dort von seinen Gästen verlangt. Interessant an dieser Feier des Lebens ist vor allem, dass sie ihren Ursprung in der Ausrottung einer ganzen Spezies hat. Die Xon haben sich einst parallel zu den Centauri auf deren Heimatwelt entwickelt, wurden jedoch von den Centauri komplett vernichtet, was diese seitdem zum Anlass für eine alljährliche Feier des (Über-)Lebens nehmen. Der Ablauf der Zeremonie erinnert dabei ebenso an antike römische Gelage wie das große Pantheon der Centauri-Götter, von denen Londo einige vorstellt (man beachte die tentakelartigen „Attribute“ von Li, der Göttin der Leidenschaft). In Bezug auf die früheren, harten Zeiten, in denen die Centauri und die Xon um die Vorherrschaft auf dem Planeten kämpfen, sagt er: „In a world, where every day is a struggle for survival, you need all the gods you can get.“ Peter Jurasik ist großartig in dieser Szene!
Ganz anders geht es auf der Zeremonie der Minbari zu. Hier wird nicht gegessen, getrunken und ausgelassen gefeiert, sondern in bedächtiger Konzentration ein Ritual vollführt, welches die Wiedergeburt symbolisiert. Lediglich eine kleine, rote Frucht nehmen die Teilnehmer dabei zu sich und Delenn blickt Sinclair dabei auffällig tief und intensiv in die Augen. „Taste of it.“, fordert sie ihn und die anderen Anwesenden auf, während sie ihren Blick nicht von ihm lässt und sich selbst eine der Früchte in den Mund schiebt. Sie schließt mit den Worten „And so it begins“, die wir im weiteren Verlauf der Serienhandlung noch öfter hören werden. Als Sinclair am Ende der Folge darauf hingewiesen wird, dass die Wiedergeburtszeremonie auch als Hochzeit gedeutet werden kann, öffnet dies Spielraum für ganz neue Interpretationen. Wurden Delenn und Sinclair im Verlauf dieser Zeremonie miteinander verheiratet, ohne dass Sinclair es wusste?
Nachdem wir diesen beiden fremden Zeremonien beiwohnen durften, werden wir am Ende der Episode Zeuge der Glaubensdemonstration, die Sinclair sich repräsentativ für die Erde überlegt hat. Doch was ist die dominante Glaubensrichtung der Erde? Statt sich hier auf eine einzige Religion zu stützen, wählt er (und damit JMS) einen ganz anderen Ansatz: Er stellt die Vielfalt der auf der Erde vorhandenen Glaubenssysteme dar und zeigt damit, dass es dort keinen Glauben gibt, der wichtiger oder besser ist als alle anderen, sondern dass gerade diese Vielfalt und unsere Toleranz gegenüber Andersgläubigen die Stärken der Menschheit sind. Ein kleinen Schocker konnte sich JMS dann allerdings doch nicht verkneifen und platzierte den Atheisten an erster Stelle in der Reihe. Erst nachdem Sinclair ihn vorgestellt hat, zoomt die Kamera heraus und wir sehen die lange Schlange mit Angehörigen verschiedener Religionen.

Die eigentliche Haupthandlung der Episode dreht sich um einen Attentatsversuch auf G’Kar, der zu Beginn eine Drohung seines alten Feindes Du’Rog erhält. Er habe einen Attentäter auf ihn angesetzt, teilt dieser G’Kar mit. Innerhalb von 48 Stunden werde G’Kar tot sein, ohne vorher zu erfahren, wer es ist, der ihn umbringen soll. Als kurz darauf G’Kars neue Assistentin Na’Toth (Julie Caitlin Brown) eintrifft, ist G’Kar verständlicherweise misstrauisch. Schließlich war seine vorherige Assistentin Ko’Dath („Born To The Purple“) überraschend durch einen „Luftschleusenunfall“ ums Leben gekommen (mehr dazu bei den „Hinter den Kulissen“-Fakten).
Zwar soll bei den Zuschauern wohl der Eindruck erweckt werden, Na’Toth sei tatsächlich die Attentäterin, doch der Handlungsstrang verläuft leider ziemlich vorhersehbar und wirklich misstrauisch gegenüber Na’Toth wird man zu keinem Zeitpunkt. Es ist aber auf jeden Fall schön, G’Kar als Hauptcharakter einer Episode zu sehen und so mehr über ihn zu erfahren – zum Beispiel, dass er auf menschliche Frauen steht oder gerne kocht und singt.

In einem dritten Handlungsstrang lernen wir Catherine Sakai (Julia Nickson) kennen, eine Exfreundin Sinclairs. Die beiden laufen sich alle paar Jahre wieder über den Weg, nur um ihre Liebesbeziehung jedes Mal wieder zu reaktivieren und es dann zu bereuen. Sinclair erfährt von seinem Freund Michael Garibaldi, dass sich Catherine auf Babylon 5 befindet und möchte ihr zunächst aus dem Weg gehen, sucht sie dann aber doch auf. Catherine, die mit ihrem Raumschiff unbekannte Planeten nach Rohstoffen absucht, ist geschäftlich auf der Station und wusste vor ihrem Eintreffen gar nicht, dass Sinclair deren Commander ist. Im Gespräch fragt sie ihn nach Carolyn (Sinclairs Freundin im Pilotfilm) und Sinclair erzählt, er sei seit etwa einem Jahr nicht mehr mit ihr zusammen (das widerspricht allerdings den zeitlichen Angaben, die ich im Post zur letzten Episode gemacht habe – aber nehmen wir es mal nicht so genau).
Sinclair lädt Catherine zum Essen ein, was zu einer Szene mit teilweise sehr kitschigen, sich teilweise aber auch sehr echt anfühlenden Dialogen führt. Catherine und Sinclair sind sich der Tatsache bewusst, dass sie nicht dauerhaft zusammen passen und dass sie wohl auch dieses Mal nach ein paar Tagen wieder getrennte Wege gehen werden. Doch später ändert Catherine ihre Meinung: „Don’t send me away. Don’t make me feel like a fool.“, bittet sie Sinclair. Sie hat erkannt, dass sie einfach nicht länger allein bleiben will, sondern Sinclair gerne an ihrer Seite haben würde. So abgestanden und klischeehaft die Dialoge in diesen Szenen auf dem Papier auch wirken mögen, finde ich jedoch, dass Julia Nickson wirklich etwas aus ihnen macht und echte, glaubhafte Gefühle vermittelt. Ich mag ihr Schauspiel jedenfalls. (Wobei die Zeile „Don’t touch me unless you mean it“ dann vielleicht doch etwas zu weit geht…) Am Ende der Episode muss Catherine schließlich weiterreisen. Doch sie verspricht, zurück zu kommen; sie und Sinclair haben beschlossen, doch noch einmal zu versuchen, eine richtige Beziehung zu führen, auch wenn sie dieses Mal natürlich immer noch nicht wissen, ob es funktionieren wird.

Nicht unerwähnt lassen will ich, dass nach Londo und G’Kar in dieser Episode auch Delenn einen eigenen Assistenten zur Seite gestellt bekommt. Lennier (Bill Mumy, der bereits als Kind eine Hauptrolle in der Science Fiction Serie „Lost In Space“ hatte) hat eine lange religiöse Ausbildung auf Minbar hinter sich und muss nun für seine neue Aufgabe erstmals für längere Zeit seine Heimat verlassen. Voller Ehrfurcht steht er Delenn gegenüber und traut sich nicht einmal, den Blick zu heben und ihr in die Augen zu schauen. Da die Assistenten der Botschafter nur zur zweiten Reihe an Charakteren gehören und in der ersten Staffel noch nicht besonders oft vorkommen, dauert es etwas länger, bis man mit ihnen vertraut ist. Doch Lennier und ganz besonders Vir werden im Verlauf der Serie als Figuren noch weiter ausgebaut werden.

„The Parliament of Dreams“ ist eine der besseren Episoden der ersten Staffel. Wie erwähnt finde ich die Handlung um das Attentat auf G’Kar zwar nicht besonders spannend, dafür wird die Charakterentwicklung mehrerer Figuren (G’Kar, Sinclair) hier aber vorangetrieben, es werden neue (Neben-)Figuren eingeführt (Lennier, Na’Toth, Catherine Sakai), wir erfahren mehr über die Kulturen und Religionen der Centauri, Narn und Minbari und ich finde, dass die oben beschriebene Botschaft/Moral der Episode eine wirklich wichtige und optimistische ist.

Highlight der Episode: Londo während der Centauri-Zeremonie. Nur Londo-Darsteller Peter Jurasik, Regisseur Jim Johnston und der Kameramann wussten vor dem Dreh der Szene darüber bescheid, dass Jurasik auf den Tisch steigen und auf diesem vor den anderen Darstellern entlang kriechen würde. Dementsprechend sind die Reaktionen von Mira Furlan und den anderen Schauspielern wohl auch nur teilweise gespielt. (Mehr unter „Zitate“)

Londo/G’Kar-Moment: Eine gemeinsame Szene, in der die beiden zusammen großartig sind, gibt es in dieser Episode zwar nicht, dafür aber das schon erwähnte Londo-Highlight und die Szene am Beginn der Episode, in der wir G’Kar kochend und singend in seinem Quartier sehen („So many fishes, left in the sea / So many fishes, but no one for me“). Das Lied wurde extra von Serien-Komponist Christopher Franke auf JMS‘ Wunsch für diese Szene geschrieben.

Folgende (weitere) wichtige Informationen, die für den weiteren Verlauf der Serie wichtig sind, erhalten wir in dieser Episode: Die meisten Punkte habe ich schon erwähnt: Es werden neue Figuren eingefüht, wir hören erstmals den Satz „And so it begins“ und erfahren mehr über die verschiedenen Völker. Weiterhin ist die Tatsache interessant, dass Delenn anscheinend ihre Mitgliedschaft im „Grauen Rat“ geheimhalten will. Sie verbietet Lennier, sie mit ihrem Titel „Satai“ anzusprechen oder auch nur in Anwesenheit anderer Personen zu erwähnen, dass sie Mitglied des Rates ist, der das oberste Regierungsorgan der Minbari darstellt. Bereits in „Soul Hunter“ hat der Seelenjäger Delenn als Satai erkannt und sich gefragt, warum ein so hochrangiges Mitglied der Minbari-Gesellschaft sich dazu herablässt, auf Babylon 5 die Botschafterin zu spielen…
Der folgende Absatz ist voller Spoiler und sollte nur von Personen gelesen werden, die „Babylon 5“ schon in seiner Gänze gesehen haben: Die Wiedergeburtszeremonie, die Delenn durchführt, hat zwar keine direkten Auswirkungen auf die weitere Handlung. Man kann sie aber als in Verbindung mit Delenns späterer Transformation stehend sehen. Vielleicht dient sie als Vorbereitung auf ihre Verwandlung. Auch die Tatsache, dass Delenn sich im Verlauf der Zeremonie quasi mit Sinclair verheiratet, ist interessant. Hätte JMS nämlich seinen ursprünglichen Plan umsetzen können, dann wären wir Sheridan nie begegnet, sondern Sinclair wäre die ganzen fünf Jahre über die Hauptfigur geblieben und hätte dementsprechend Delenn später wirklich geheiratet. Insofern handelt es sich bei der leicht erotisch aufgeladenen Szene, in der Delenn sich die rote Frucht in den Mund steckt, während sie Sinclair intensiv in die Augen blickt, um eine Andeutung dessen, was später hätte kommen sollen, aber dann aufgrund des Herausschreibens von Sinclair aus der Handlung doch nicht umgesetzt werden konnte.

Sonstige Fragen:

  • Wie ist es Sinclair eigentlich gelungen, all die Vertreter unterschiedlicher Erdreligionen so schnell aufzutreiben?

Weitere interessante Punkte: 

  • Garibaldi findet eine Unterhose in G’Kars Quartier und fragt G’Kar, ob sie ihm gehöre… 😀
  • G’Kar erwähnt, dass die Botschafterquartiere auf Babylon 5 als fremdes Territorium betrachtet werden (so steht es in den Verträgen, die die Station mit den Botschaftern bzw. deren Regierungen geschlossen hat) und dass er deswegen unter diplomatischer Immunität steht.
  • Sinclair hat eine Vorliebe für die Werke des britischen Dichters Alfred Tennyson.
  • Mein Lieblingsdetail in dieser Folge: Nachdem die Teilnehmer der Minbari-Zeremonie alle ihre roten Früchte erhalten haben, ist in einer Einstellung im Hintergrund zu sehen, wie G’Kar seine Frucht mit der von Ivanova neben ihm vertauscht! Er hat anscheinend Angst, der Attentäter könne ihn vergiften wollen, doch dass stattdessen Ivanova sterben könnte, scheint ihn nicht zu kümmern.

Interessante “Hinter den Kulissen”-Fakten: 

  • Nachdem Mary Woronov, die in „Born To The Purple“ als G’Kars Assistentin Ko’Dath eingeführt wurde, bereits nach einer Folge wieder aus der Serie ausstieg, weil sie mit der Maske und den Kontaktlinsen nicht zurecht kam, stellte JMS G’Kar mit Na’Toth eine neue Assistentin zur Seite und ließ Ko’Dath sterben. Hoffentlich wird Na’Toth uns etwas länger erhalten bleiben… Während übrigens auf den DVDs Na’Toth bereits seit der ersten Folge in den Credits aufgeführt ist, scheint dies bei der Erstausstrahlung der Serie noch nicht so gewesen zu sein. Damals muss in den ersten Episoden noch Ko’Dath aufgeführt gewesen zu sein und wurde wohl erst in dieser Folge durch Na’Toth ersetzt.
  • In der Szene, in der G’Kar die schwarze Rose neben sich im Bett findet, sehen wir das eigens an Andreas Katsulas angepasse Narn-Brustteil, das für die (seltenen) Szenen angefertigt wurde, in denen seine Figur mit offenem Hemd zu sehen sein würde.
  • Über die Wahl des ungewöhnlichen Episdoentitels „The Parliament of Dreams“ schreibt JMS: „A parliament is a gathering of officials, of representatives, which matches the story in terms of representatives of different places, and beliefs. The dreams are the belief systems.“ (zitiert aus „Asked & Answered Part 4“, S. 1518)

Zitate:
Tu’Pari: „Are you ambassador G’Kar?“
G’Kar:
„This is ambassador G’Kar’s quarters, this is ambassador G’Kar’s table, this is ambassador G’Kar’s dinner. Which part of this progression escapes you?“

Londo: „Do you know what the last of the Xon said, just before he died? ‚AAAHHHHH!!'“

Garibaldi zu G’Kar, nachdem er in dessen Quartier eine Uterhose gefunden hat: „Just let me say, from the bottom of my heart, hot pink is definetely your colour.“

Delenn während der Minbari-Wiedergeburtszeremonie: „From birth, through death and renewal. You must put aside old things, old fears, old lives. This is your death. The death of flesh, the death of pain. The death of yesterday.“

Londo während der Centauri-Zeremonie auf dem Tisch zu Delenn: „Have I ever told you that you are very cute for a Minbari? [zu Garibaldi] Oh, and you are cute, too, in an annoying sort of way. Everybody’s cute. Everybody’s cute. Even me. But in purple, I’m stunning.“
Er bricht auf dem Tisch zusammen, daraufhin Vir: „Ah, he has become one with his inner self!“
Garibaldi: „He’s passed out.“
Vir: „That too.“

 

Die nächste Folge in meinem „Babylon 5“ Rewatch:
1.06 „Mind War“